Marktberichte

Nach Zentralbank-Ankündigung Kursfeuerwerk an Tokioter Börse

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(Foto: REUTERS)

Mehr Geld für Japans Wirtschaft - nach den überraschenden Ankündigungen der japanischen Zentralbank schießt der Nikkei wie eine Rakete in den Börsenhimmel. Ein neues Jahreshoch ist bereits markiert, der Yen allerdings leidet.

Ein Kursfeuerwerk hat die Bank of Japan am Freitag angefacht. Mit der Ankündigung eines unerwartet umfangreichen Pakets an Maßnahmen zur Stimulierung der Konjunktur hat Gouverneur Haruhiko Kuroda die Anleger zu Käufen in großem Umfang verlockt. Für den Nikkei ging es um knapp 5 Prozent auf 16.414 Punkte nach oben, der Yen geriet unter massiven Druck.

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Die japanische Notenbank erhöht ihre Asset-Käufe zum ersten Mal seit mehr als eineinhalb Jahren, nachdem ihr Inflationsziel von 2 Prozent zunehmend außer Reichweite geraten ist. Konkret teilte die Bank mit, ihre jährlichen Asset-Käufe - ihr wichtigstes Werkzeug, um die Inflation anzutreiben - auf 80 Billionen Yen aufzustocken. Die bisherige Bandbreite lag bei 60 bis 70 Billionen Yen. Die Bank of Japan will hauptsächlich mehr japanische Regierungsanleihen kaufen. Außerdem will sie bei Aktien- und Immobilienfonds zulegen.

"Dieser Schritt ist ohne Zweifel eine Überraschung", sagte Yutaka Miura von Mizuho Securities. Er vermutet, dass damit der Markt weiter nach oben laufen dürfte und der Nikkei bis zum Jahresende die Marke von 17.000 erreicht. Das wären vom aktuellen Stand gut vier Prozent. Auch Maiko Noguchi von Daiwa Securities spricht von einer "großen Überraschung", zumal sich Kuroda in jüngster Zeit zufrieden mit Konjunktur und Preisen gezeigt habe. Offenbar habe die Notenbank "erst in letzter Minute" ihre Meinung geändert. Überdies sei der Kurs von Kuroda wohl umstritten, sagt sie weiter und verweist auf das denkbar knappe Abstimmungsergebnis im Lenkungsrat der Notenbank von 5 zu 4.

Am Devisenmarkt werden für einen Dollar 111,27 Yen gezahlt. Vor Bekanntgabe der Maßnahmen kostete der Dollar rund 109,40 Yen. Ein Devisenhändler berichtete von einer wahren Orderflut, vor allem von Hedgefonds.

Der Aktienmarkt lag bereits vor Kurodas Aussagen kräftig im Plus. Zum einen will der japanische Pensionsfonds seinen Aktienanteil auf 25 von zuvor 12 Prozent erhöhen. Der Fonds ist 1,2 Billionen Dollar stark. Zum anderen hatten starke amerikanische Wachstumsdaten den Dollar getrieben. Am Donnerstag war ein US-BIP-Wachstum im dritten Quartal von 3,5 Prozent mitgeteilt worden, ein Stück höher als Experten erwartet hatten.

Schließlich stützten auch gute Quartalsberichte den japanischen Markt. So haben am Vortag nachbörslich Japan Tobacco, Nippon Steel & Sumitomo Metal und NTT Data überzeugende Quartalsberichte vorgelegt oder ihre Ausblicke angehoben. Die Aktien der Unternehmen gewannen zwischen 4,2 und 5,4 Prozent.

Trotz der rundum freundlichen Stimmung gab es einen Wermutstropfen: die Dauerkrise beim japanischen Elektronikhersteller Sony. Im zweiten Geschäftsquartal war es eine Mega-Abschreibung auf das schwächelnde Smartphone-Geschäft, die dem Konzern aus Tokio die Bilanz vermieste. Sony reduzierte den Wert der Sparte in den Büchern um 180 Milliarden Yen. Die Folge war ein Verlust von 136 Milliarden Yen, umgerechnet rund 1 Milliarde Euro im Zeitraum Juli bis September. Die Aktie gewann zwar 0,8 Prozent, sie blieb damit aber deutlich hinter dem Markt zurück.

Auch an den übrigen Börsenplätzen in Asien herrschte Kauffreude. So stützte in China ebenfalls die Hoffnung auf stimulierende Maßnahmen der Notenbank. Zudem haben Unternehmen positive Berichte vorgelegt. Die Bank of China und die Agricultural Bank of China haben den Nettogewinn klar gesteigert, was die Aktien um 2,4 bzw 3,7 Prozent steigen ließ.

In Australien sorgten weiter Gewinne bei Bankenwerten sowie eine Erholung der Minentitel für ein Plus im Leitindex von 0,9 Prozent. Die große Erholungsbewegung seit dem Tief Mitte Oktober um fast acht Prozent ist vor allem von den Bankenaktien angeführt worden, wie Teilnehmer hervorhoben. Am Freitag gewannen Aktien der Investmentbank Macquarie nach einem starken Quartalsbericht 2,2 Prozent. BHP Billiton und Rio Tinto stiegen ebenfalls deutlich, nachdem diese Werte in jüngster Zeit sehr wechselhaft tendiert hatten.

Der Goldpreis läuft mit dem festen Dollar um rund 2 Prozent nach unten. Die Feinunze kostet nur noch 1.176 Dollar. Im Tief fiel der Preis bis auf 1.167 Dollar und notierte damit nahe am Vierjahrestief.

Quelle: ntv.de, kst/DJ/mmo/rts

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