Marktberichte

Fed-Aussage belastet Wall Street Dax steigt nach müdem Handel

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(Foto: imago/CHROMORANGE)

Nur anfangs bringt die Berichtssaison den Dax in Wallung - es geht mal etwas hoch, mal etwas runter. Am Ende schlafft der Handel ab, es bleibt aber bei einem kleinen Gewinn. Stützend wirkt der gute Ausblick von Continental. BMW hingegen enttäuscht.

In sanften Auf- und Abwärtsbewegungen schlängelte sich der deutsche Leitindex durch den Handelstag. Am Ende blieb ein kleiner Gewinn, der Dax schloss 0,1 Prozent höher auf 11.456 Punkten. Von einem sehr ruhigen Geschäft sprach ein Händler. "Hektisch ist es am Morgen, wenn die Berichtssaison auf Hochtouren läuft." In den folgenden Stunden sei das Interesse der Investoren dann allerdings deutlich abgeflacht.

Starke Quartalszahlen von Continental gaben dem deutschen Leitindex Halt. Quartalszahlen standen sowieso im Fokus, neben denen von Continental vor allem die von BMW. Bei den Nebenwerten konnten bereits Evonik und Fuchs Petrolub mit erhöhten Ausblicken überzeugen.

Ansonsten war die Nachrichtenlage dünn. Auch an Konjunkturdaten stand wenig zur Veröffentlichung an. Am Vormittag wurden die Erzeugerpreise aus der Eurozone für den Monat Juni bekannt gegeben. Diese waren nach einem leichten Aufwärtstrend in den Vormonaten im Juni wieder gesunken, wodurch sich der Preisrückgang auf Jahressicht verstärkte.

Am Nachmittag folgten dann in den USA die Daten zu den Industrie-Auftragseingängen Juni. Diese hatten sich im Juni etwas stärker erholt als von Volkswirten prognostiziert, nachdem sie in den Vormonaten jeweils gesunken waren.

Autowerte standen mit Zahlen von BMW und Absatzdaten aus den USA im Blick. Letztere boten im Juli kein einheitliches Bild. Daimler und BMW hatten hier leichte Rückgänge zu verzeichnen. VW verbuchte ein leichtes Plus, kräftig aufwärts ging es bei Audi. Allerdings werde der US-Absatzmarkt nach wie vor vom deutlich wichtigeren chinesischen Markt überschattet, warnt Analyst Heino Ruland.

Europa: Athen stürzt weiter, Mailand und Madrid geben nach

Am Tag zwei nach der fünfwöchigen Zwangspause ging die Athener Börse erneut auf Talfahrt. Der griechische Leitindex brach zwischenzeitlich um bis zu fünf Prozent ein, am Ende stand ein Verlust von 3,6 Prozent. Der heimische Bankenindex stürze den zweiten Tag in Folge um 30 Prozent ab. Mit 324,03 Punkten notierte er im Laufe des Handels so niedrig wie nie zuvor. Damit sei die Talsohle erreicht, betont Takis Zamanis, Chef-Händler des Brokerhauses Beta Securities.

Wegen der drohenden Staatspleite hatte Griechenland die Börse Ende Juni geschlossen und strenge Vorschriften für den Geldverkehr erlassen. Dennoch stehen die heimischen Banken vor dem Ruin, weil die Griechen aus Angst vor dem "Grexit" – einem Ausscheiden ihres Landes aus der Eurozone - ihre Konten leerräumen. Derzeit verhandelt die Athener Regierung mit ihren Gläubigern über ein drittes Hilfspaket. Sie benötigt zusätzliches Geld, um anstehende milliardenschwere Kreditraten zahlen zu können.

Kräftig nach unten ging es auch in Mailand, dort verlor der Index 1,1 Prozent. Aber auch Madrid handelte mit einem Abschlag von 1,1 Prozent klar im Minus.

Deutschland: Conti sind der größte Dax-Gewinner

Continental
Continental 62,56

Der Dax schloss 0,1 Prozent verbessert auf 11.456 Punkten. Beim Nebenwerte-Index MDax zeigte sich ein Plus von 0,6 Prozent auf 21.254 Zähler. Um 0,2 Prozent nach unten ging es hingegen für den TecDax, der auf 1800 Punkte absackte. Ein Minus zeigte sich auch beim Euro-Stoxx-50, der 0,5 Prozent abgab.

An der Dax-Spitze standen auch am Ende die Aktien von Continental, die 5,7 Prozent zulegten. Der Automobilzulieferer sieht sich nach der starken Entwicklung in ersten sechs Monaten auf Kurs und hebt deshalb den Ausblick für das Gesamtjahr an.

Wie befürchtet konnte auch ein Rekordabsatz bei BMW den seit Wochen andauernden Kursrutsch nicht aufhalten. Kritisiert wurde an der Börse vor allem die deutliche Abschwächung der Gewinnmarge. Sie fiel im zweiten Quartal auf 8,4 Prozent zurück von 11,7 Prozent im Vorjahr. Damit gelang es BMW nicht, einen starken Umsatzsprung in noch höhere Gewinne umzuwandeln. Die Aktien fielen um 1,3 Prozent.

Bei Commerzbank reagierten Analysten auf die guten Zahlen vom Vortag, JP Morgan erhöht das Kursziel. Die Aktie ließ aber 1,0 Prozent nach. Lufthansa waren mit einem Abschlag von 3,5 Prozent größter Dax-Verlierer. Am Morgen hatten die Analysten der Bank of America-Merrill Lynch den Wert auf "Underperform" von "Buy" gleich um zwei Schritte abgestuft.

MDax: Evonik rutschen nach Zahlen ans Index-Ende

Evonik
Evonik 19,14

Die Quartalszahlen von Evonik waren nach Einschätzung von Händlern im Rahmen der Erwartung gut ausgefallen. Der erhöhte Ausblick wurde zwar positiv gewertet, die Anhebung komme aber nicht unerwartet. Allerdings rutschte die Aktie ab und schlossen mit einem Verlust von 0,6 Prozent.

Bei Hugo Boss kam das Umsatzwachstum gut an. Hier konnte selbst ohne Einrechnung der stützenden Einflüsse des schwachen Euro ein Plus von sieben Prozent im zweiten Quartal erreicht werden. Das Papier legte 3,3 Prozent zu.

Die höhere Ergebnisprognose von Fuchs Petrolub nannte ein Händler "keine Überraschung". Etliche Analysten hätten für das operative Ergebnis (Ebit) in diesem Jahr Steigerungen von mehr als zehn Prozent prognostiziert. "Natürlich kann der Markt nochmals mit Aktienkäufen auf die neue Prognose reagieren. Aber mich würden Gewinnmitnahmen überhaupt nicht wundern", sagte er. Petrolub verbesserten sich um 3,8 Prozent.

Angesichts der zuletzt zu verzeichnenden Gewinnentwicklung bei Axel Springer zeigten sich die Analysten der DZ Bank von den Zweitquartalsergebnissen positiv überrascht. Springer arbeite weiter mit Nachdruck am Übergang zu digitalen Geschäftsmodellen. Das wird von der Börse honoriert, die Aktie stieg im MDax um gut 6,4 Prozent.

USA: Wall Street schließt mit Verlusten

Ungewöhnlich deutliche Hinweise auf eine erste US-Leitzinsanhebung bereits im September belasteten die Wall Street und stützten zugleich den Dollar. "Meine Prämissen für das Treffen im September sind Stand heute, dass die Wirtschaft bereit und die Zeit angemessen ist, eine Veränderung durchzuführen", sagte Dennis Lockhart, Präsident der US-Notenbankfiliale in Atlanta, dem "Wall Street Journal". Nachdem sich die Wall Street über weite Strecken kaum verändert gezeigt hatte, drehte sie mit den Aussagen des Währungshüters etwas deutlicher ins Minus.

Die US-Börsen schlossen mit leichten Verlusten. Der Dow-Jones-Index ging 0,3 Prozent tiefer aus dem Handel mit rund 17.551 Punkten. Der S&P 500 verlor 0,2 Prozent auf 2093 Zähler. Der Index der Technologiebörse Nasdaq sank ebenfalls 0,2 Prozent auf knapp 5106 Stellen.

Daneben sorgt weiterhin die Berichtssaison für Impulse. AIG übertraf am Montag nachbörslich die Ergebnisschätzungen der Analysten und hat sowohl sein Aktienrückkaufvolumen als auch die Dividende erhöht. Für AIG geht es dennoch 2,8 Prozent nach unten. Die Allstate-Aktie bricht über zehn Prozent ein. Der ebenfalls im Versicherungsgeschäft tätige Konzern hat die Prognosen verfehlt.

Der Versicherer Aetna hat beim Gewinn je Aktie im zweiten Quartal die Konsenserwartungen übertroffen, auch wenn die Umsätze weniger stark nach oben geklettert sind als von den Analysten erwartet. Der Konzern hat zudem seine Ziele angehoben. Die Aktie gewinnt 1,2 Prozent an Wert.

Für die Twitter-Aktie geht es nach dem deutlichen Vortagesminus um 0,2 Prozent auf 29,62 Dollar nach oben. Zu Wochenbeginn waren die Titel auf den niedrigsten Schlussstand ihrer Geschichte gerutscht.

Der US-Telekomkonzern Sprint hat im zweiten Quartal erneut neue Kunden gewonnen und den Verlust geringer gehalten als von Analysten erwartet. Die Sprint-Aktie, die im Jahresverlauf bereits 19,5 Prozent einbüßen musste, legt um 4,5 Prozent zu. Nach der Schlussglocke wird mit Walt Disney noch ein Dow-Konzern einen Blick in die Bücher gewähren.

Zudem dreht sich in der Pharma-Branche das Übernahme-Karussell weiter. Die Shire plc teilte mit, dem Biopharma-Unternehmen Baxalta ein Übernahmeangebot im Volumen von rund 30,6 Milliarden US-Dollar unterbreitet zu haben. Aus einem Zusammenschluss entstünde ein Spezialist für die Behandlung seltener Krankheiten. Die Baxalta-Aktie legt um fast 11,9 Prozent zu.

Devisen: Euro kann 1,10 Dollar nicht knacken

Euro / US-Dollar
Euro / US-Dollar 1,07

Der Kurs des Euro fiel im späten US-Geschäft auf 1,0891 Dollar. Im europäischen Handel am Nachmittag war er noch mit 1,0952 US-Dollar gehandelt worden. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am frühen Nachmittag auf 1,0973 (Montag: 1,0951) Dollar festgesetzt.

Von den Konjunkturdaten erhielt der Devisenmarkt kaum Impulse. Zwar legten die Industrieaufträge in den USA im Juni um 1,8 Prozent zum Vormonat zu. Diese Gegenbewegung zu den Verlusten im Vormonat war von Volkswirten allerdings erwartet worden. Der Blick richtet sich schon jetzt auf den am Freitag anstehenden US-Arbeitsmarktbericht.

Auch die Verhandlungen der Geldgeber mit Griechenland und der Sinkflug der Aktienkurse nach der Wiedereröffnung der griechischen Börse seit Montag haben den Eurokurs nicht nennenswert bewegt. "Einmal mehr zeigte sich jedoch, dass das Ansteckungspotenzial an den Finanzmärkten gering ist", kommentierte Esther Reichelt Devisenexpertin der Commerzbank. "Den Dax ließen die Turbulenzen kalt. Damit spricht viel dafür, dass auch der Euro nicht unter Druck geraten dürfte, wenn die Verhandlungen über ein Hilfsprogramm in den nächsten Wochen wieder hektischer werden."

Rohstoffe: Brent meistert die 50-Dollar-Marke

Rohöl (Brent)
Rohöl (Brent) 89,33

Mit einer Erholung zeigen sich die Ölpreise nach dem Absturz am Vortag. Der Preis für ein Barrel der US-Leichtöl der Sorte WTI erholte sich um 1,3 Prozent auf 45,74 Dollar, europäisches Referenzöl der Sorte Brent verteuerte sich um 0,9 Prozent auf 49,99 Dollar.

Doch die Belastungsfaktoren bleiben. Die Schere zwischen Angebot und Nachfrage scheint sich immer weiter zu öffnen. Dazu kommen zuletzt schwache Konjunkturdaten aus China. Gleichzeitig ist ein Ende des Ölbooms in den USA nicht absehbar, wie die jüngst gestiegene Zahl der aktiven Bohrlöcher zeigt.

Auf der Ölnachfrage lastet die konjunkturelle Schwäche Chinas sowie weiterer Schwellenländer. Hinzu kommt der starke US-Dollar, der Erdöl für Abnehmer etwa aus Europa verteuert. Einige Rohstoffexperten wollen weiterhin fallende Ölpreise daher nicht ausschließen. "Die Kombination aus einer schwächelnden Nachfrage aus Fernost und der mehr als auskömmlichen Versorgungslage ist schon als explosive Mischung zu beurteilen", sagte Frederik Kunze von der NordLB.

Leicht aufwärts geht es nach den Vortagesabgaben für den Goldpreis. Für die Feinunze müssen 1091 Dollar bezahlt werden, vier Dollar mehr als zum Settlement am Montag. Übergeordnet belastet aber weiterhin die Aussicht auf eine baldige Erhöhung der US-Zinsen, was das traditionell keine Rendite abwerfende Edelmetall unattraktiver gegenüber anderen Anlagemöglichkeiten machen würde.

Asien: Shanghai-Börse macht wieder Boden gut

Der Fokus an den ostasiatischen Märkten hat sich auf Shanghai gerichtet. Dort ging es 3,7 Prozent nach oben, nachdem von offizieller Seite neue Schritte zur Eindämmung von Leerverkäufen vorgenommen wurden. Zugleich setzte sich an den Märkten die Schwäche bei Rohstoffen fort.

Die chinesischen Regulierer setzten ihren Kampf gegen den Absturz des Aktienmarkts fort, der die Indizes seit Mitte Juni um 30 Prozent nach unten gedrückt hat. Am späten Montag hatten die Börsen in Schanghai und Shenzhen angekündigt, dass sie neue Regeln für Leerverkäufe aufstellen wollen, mit deren Hilfe der Hochfrequenzhandel gezügelt werden soll.

In Tokio wollte keine rechte Kauflust aufkommen, gerade auch weil der schwache Ölpreis bereits die Wall Street gedrückt hatte. Zudem war der ISM-Index für das Produktionsgewerbe in Amerika schwach ausgefallen. Der Nikkei verlor 0,1 Prozent auf 20.520 Punkte.

Dazu enttäuschten auch einige Quartalsberichte. Das Papier des Handelskonzerns Mitsubishi fiel um 6,9 Prozent, nachdem der Gewinn um 32 Prozent rückläufig war. IHI sanken um 6,7 Prozent, da der Industrieausrüster die Gewinnprognose kräftig gekürzt hat. Auch Japan Tobacco enttäuschte mit Zahlen, was den Wert um 2,3 Prozent absacken ließ. Dagegen ging es mit der Aktie des Pharmakonzerns Shionogi & Co um 4,6 Prozent nach oben.

Quelle: ntv.de, kst/jwu/rts/DJ/dpa

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