Marktberichte

Minus an der Wall Street Steigender Euro beendet Dax-Rally

Für einen kleinen Ausreißer nach oben sorgt der ZEW-Index am Vormittag - am Ende bleibt es beim Minus.

Für einen kleinen Ausreißer nach oben sorgt der ZEW-Index am Vormittag - am Ende bleibt es beim Minus.

(Foto: REUTERS)

Auf der einen Seite zieht ein erstarkter Euro den von Exporten abhängigen Dax nach unten. Auf der anderen Seite stützen positive Konjunkturdaten und ein Höhenflug der Linde-Aktie. Am Ende überwiegen die negativen Faktoren, der Leitindex fällt.

Nach dem neuen Jahreshoch des Dax zum Wochenbeginn ging der Sommer-Rally am zweiten Handelstag der Woche etwas die Puste aus. Der Dax ging mit einem leichten Minus von 0,6 Prozent auf 10.677 Punkten aus dem Handel. Noch deutlicher wäre der Verlust ausgefallen, wenn nicht die Linde-Aktie einen sensationellen Kursgewinn von 11,1 Prozent hingelegt hätte.

Dax
DAX 18.137,65

Auch eine überraschend guter ZEW-Index hatte die Kursverluste eingegrenzt. "Der Optimismus unter den Finanzmarktexperten hat wieder zugenommen, nachdem es vor vier Wochen aufgrund der Brexit-Verunsicherung zu einer deutlichen Stimmungseintrübung gekommen war", sagte Ulrich Wortberg von der Helaba. Die ZEW-Umfrage sei ein positives Signal für den Ifo-Index am Donnerstag kommender Woche.

Gegenwind für europäische Aktien wehte vom Devisenmarkt, wo der Euro zum US-Dollar kräftig aufwertete. Im Tageshoch von 1,1323 Dollar handelte der Euro auf dem höchsten Stand seit dem Brexit-Votum. Vom damaligen Tief bei 1,0912 hat die Gemeinschaftswährung mehr als 4 US-Cent aufgeholt.

Es handelte sich jedoch in erster Linie um eine Schwäche des Dollar, denn der Greenback war auch zum Yen, Pfund Sterling und Schweizer Franken unter Druck geraten. Esther Maria Reichelt von der Commerzbank stellte fest, "dass Zinsdifferenzen und Unterschiede in der Inflation zumindest im G10-Universum langfristig gering bleiben". Damit gebe es keinen Grund für fundamentale Dollar-Stärke mehr.

In der Industriegase-Branche könnte sich die zweite große Fusion in diesem Jahr anbahnen, nachdem im Mai die französische Air Liquide für 10 Milliarden Dollar Airgas gekauft hat. Die Transaktion, die derzeit angeblich verhandelt wird, wäre aber noch um einiges größer: Der Gasekonzern Linde spricht informierten Kreisen zufolge mit dem US-Wettbewerber Praxair über einen Zusammenschluss. Ein Zusammengehen von Linde und Praxair wäre in diesem Jahr mit einem Wert von rund 60 Milliarden Dollar eine der größten Transaktionen überhaupt.

Frankfurt: Linde steigen wie eine Rakete

Der Dax schloss am Ende mit einem von 0,6 Prozent auf 10.677 Punkten. Für den MDax ging es 0,8 Prozent nach unten auf 21.678 Zähler. Ein Minus von 1,0 Prozent zeigte sich beim TecDax, der auf 1729 Punkte nachgab. Nach unten ging es auch für den Euro-Stoxx-50, der um 0,7 Prozent auf 3024 Punkte fiel.

Im Dax dominierte die Farbe rot, die für fallende Kurse steht. Gegen den Trend jedoch stiegen Linde um 11,1 Prozent nach oben und waren damit einsamer Spitzenreiter. Am Dax-Ende landeten Lufthansa, Eon und VW mit Verlusten von 2,9 bis 1,7 Prozent.

Im MDax sackten die Papiere von Leoni um 6,4 Prozent ab. Der Autozulieferer teilte mit, dass er Opfer krimineller Aktivitäten geworden sei. In deren Folge seien Gelder des Unternehmens auf Zielkonten im Ausland transferiert worden. Der Schaden belaufe sich auf einen Abfluss an liquiden Mitteln von insgesamt rund 40 Millionen Euro.

Am Vorabend hatte der Immobilienkonzern Deutsche Euroshop seine Zahlen vorgelegt. Das Geschäft des Betreibers von Einkaufszentren läuft wie erwartet gut, der Dividendenvorschlag in Höhe von 1,40 Euro je Aktie lag im erwarteten Rahmen. Nachdem viele andere Unternehmen aus der Branche allerdings den Ausblick hochgenommen hatten, wurde die MDax-Aktie verkauft und schloss 1,7 Prozent leichter.

USA: Wall Street nach Rekordjagd leichter

Auch die Wall Street notierte belastet von Zinsspekulationen tiefer. Der US-Währungshüter William Dudley denkt laut über eine Zinserhöhung im September nach. "Ich glaube, dass es möglich ist", sagte der Chef des US-Notenbankablegers in New York dem Fernsehsender Fox Business Network. "Wir nähern uns dem Zeitpunkt, zu dem es aus meiner Sicht angemessen ist, die Zinsen anzuheben", fügte er hinzu. An den Terminmärkten habe sich unter den Investoren eine zu große Gelassenheit mit Blick auf eine Straffung der Geldpolitik breitgemacht, warnte Dudley.

Der Dow-Jones-Index der Standardwerte gab 0,5 Prozent nach und schloss bei 18.552 Punkten. Der breiter gefasste S&P-500 sank 0,6 Prozent auf 2178 Zähler. Der Index der Technologiebörse Nasdaq verringerte sich um 0,7 Prozent auf 5227 Punkte. Höhere Ölpreise hatten den US-Börsen zum Wochenauftakt noch Rekorde beschert.

Gefragt waren die Anteilsscheine von Praxair. Der US-Industriegasekonzern und der deutsche Konkurrent Linde loten Insidern zufolge einen Zusammenschluss aus. Praxair-Papiere stiegen um 3,1 Prozent. 26 Prozent abwärts ging es dagegen für Hain Celestial. Der Hersteller von Lebensmitteln und Körperpflegeprodukten hatte zuvor mitgeteilt, die Vorlage seiner Quartalszahlen zu verschieben.

Asien: Kurse in Japan und China fallen

Nikkei
Nikkei 37.552,16

Trotz der zuletzt angezogenen Ölpreise haben die Börsen in Japan und China nachgegeben. In Tokio sanken vor allem Aktien, die stark von der Binnennachfrage abhängen. Zudem sei der Handel aufgrund der Ferienzeit insgesamt dünn, sagten Händler. In China schwächelten insbesondere Bankenwerte.

Allerdings überwog der Pessimismus nicht an allen asiatischen Börsen: Der MSCI-Index für asiatische Märkte unter Ausschluss Japans stieg um 0,2 Prozent und erreichte den höchsten Stand seit einem Jahr. So verzeichnete die Börse in Singapur ein Plus von 0,1 Prozent.

In Tokio ging der Nikkei um 1,6 Prozent tiefer mit 16.596 Punkten aus dem Handel. Kursverluste verbuchten etwa Immobilienfirmen und Nahrungsmittelhersteller. Marktteilnehmer sagten, wegen der jüngsten Yen-Aufwertung seien Anleger insgesamt vorsichtiger als in anderen Ländern.

Rohstoffe: Ölpreise drehen wieder ins Plus

Die Ölpreise legten am späten Abend zu. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im Oktober kostete 49,20 US-Dollar. Das waren 85 Cent mehr als am Montag. Der Preis für ein Fass der amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI) zur Lieferung im September stieg um 83 Cent auf 46,57 Dollar.

Seit vergangenen Donnerstag hatten die Ölpreise zeitweise um mehr als zehn Prozent zugelegt. Auslöser waren neuerliche Spekulationen auf Förderbegrenzungen seitens der Opec und anderer großer Rohölproduzenten. Ein solcher Versuch war bereits im Frühjahr gescheitert. Ein wesentlicher Grund waren seinerzeit grundsätzliche Differenzen zwischen den einflussreichen Opec-Staaten Saudi-Arabien und Iran, die im Wesentlichen fortbestehen.

Devisen: Euro legt ordentlich zu

Der Kurs des Euro hat von einer allgemeinen Schwäche des US-Dollars profitiert und deutlich zugelegt. Zeitweise kletterte die Gemeinschaftswährung über 1,13 Dollar und erreichte bei 1,1323 Dollar den höchsten Stand seit den schweren Verwerfungen an den Finanzmärkten unmittelbar nach dem Brexit-Votum in Großbritannien am 23. Juni. Im Nachmittagshandel fiel der Eurokurs aber wieder auf 1,1263 Dollar zurück. Zu US-Handelsschluss notierte der Euro bei 1,1278 Dollar. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,1295 (Montag: 1,1180) Dollar fest.

Der US-Dollar stand nicht nur zum Euro, sondern auch zu vielen anderen Währungen erheblich unter Druck. Besonders stark profitierte der japanische Yen, der erstmals seit dem Brexit-Votum die Marke von 100 Yen je Dollar durchbrach. Auch der Schweizer Franken legte zur US-Währung deutlich zu. Händler begründeten die Dollar-Schwäche mit rückläufigen Zinserwartungen an die amerikanische Notenbank Fed.

Quelle: ntv.de, kst/bdk/rts/dpa

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