Marktberichte

Nasdaq zieht auf Allzeithoch Starker Euro zwingt Dax in die Knie

The same procedure? Wie zum Wochenstart bekommt der Dax auch am Dienstag im späten Handel seine zweite Luft. Das Resultat: ein neuer Höchststand. Allerdings kann er das Niveau nicht halten. Am Ende steht ein Abschlag.

Der Dax hat auch am Dienstag mit einem neuen Allzeithoch aufgewartet, sich am Ende aber schwächer aus dem Handel verabschiedet. Nachdem der deutsche Leitindex im frühen Handel bis auf 12.835 Punkte geklettert war, waren die Gewinne im Anschluss gebröckelt, der Dax drehte ins Minus und riss die 12.800er Marke. "Ein charttechnisch umkämpfter Bereich", kommentierte n-tv-Börsenexperte Frank Meyer. Erst am Nachmittag - und damit ähnlich der Situation zum Wochenauftakt - legten die Kurse erneut zu und schoben den Verlaufsrekord bis auf 12.842 Zähler. "Es ist spannend", sagte n-tv-Börsenexpertin Susanne Althoff: "Auf Dynamik haben wir aber vergeblich gewartet." Erneut bremste der Euro die Aufwärtsbewegung, so Althoff weiter. Zum Handelsende stand dann ein Abschlag.

Der Dax verlor 2 Punkte auf 12.805 Stellen. Am Montag war der Dax mit 12.807 Zählern aus dem Handel gegangen. Der MDax legte 0,2 Prozent auf 25.102 Stellen zu. Der TecDax verbesserte sich 0,2 Prozent auf 2231 Punkte ein.

Konjunktur: ZEW zieht nicht

Frische Daten des ZEW brachten kaum Bewegung in den Markt. Die Lagekomponente des ZEW habe das hohe Niveau ausgebaut, die Konjunkturaussichten für das zweite Quartal blieben damit freundlich, kommentierte Viola Julien von der Helaba. Der Erwartungssaldo sei ebenfalls gestiegen, wenn auch schwächer als prognostiziert. "Gleichwohl wird das Wachstumsszenario bestätigt", sagte sie weiter.

Für den Ifo-Index am kommenden Dienstag ergibt sich nach Einschätzung von Julien aus der ZEW-Umfrage gemeinsam mit der jüngsten Sentix-Umfrage eine positive Indikation. "Es bleibt nun abzuwarten, ob die realwirtschaftlichen Zahlen an die guten Stimmungsindikatoren anknüpfen können", so die Volkswirtin.

Rally dauert an

Marktexperten sind sich sicher, dass die weltweite Börsen-Rally sich noch fortsetzen könnte. Diese Prognose begründete Chris Weston von IG Markets mit den neuen Höchstständen des Londoner FTSE-100, des Dax, des S&P-500 und des Nasdaq100. "Auch ein neues Rekordhoch des MSCI World Index sollte in dieser Woche möglich sein", sagte der Stratege.

Positiv seien auch die großen Zuflüsse in die Emerging Markets, sowohl in Aktien, als auch in Bonds. Hierzu passten die hohen Kursgewinne von Peso, Zloty, Rubel und Won seit Jahresbeginn. 

Devisen: Euro nähert sich 1,11

Der Euro zeigte sich erneut stark. Die Gemeinschaftswährung ging im späten US-Geschäft mit 1,1089 Dollar nahe dem Tageshoch um, verglichen mit Wechselkursen klar unter der Marke von 1,10 am Vorabend. Damit war er so teuer wie seit November nicht mehr. Zuletzt eher mäßige US-Daten einerseits und überzeugende Daten aus der Eurozone andererseits wurden als weiterer Faktor für den gestiegenen Euro ins Feld geführt. Die EZB werde eher früher als später in den geldpolitischen Straffungszyklus eintreten, hieß es.

Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs am Nachmittag auf 1,1059 Dollar nach 1,0972 Dollar am Montag und 1,0876 Dollar am Freitag. Damit konnte die Gemeinschaftswährung binnen zwei Handelstagen rund 2 US-Cent zulegen.

Dax: Autowerte im Blick

Bei den Einzelwerten im Dax fuhren die Autowerte in den Vordergrund. Der Branchenverband Acea hatte frische Daten zum europäischen Automarkt veröffentlicht. Sie zeigen einen zum Teil deutlichen Rückgang der Neuzulassungen um rund 7 Prozent, in Deutschland sogar um 8 Prozent. Die Aktienkurse von BMW, Daimler und VW büßten deshalb ein: zwischen 0,7 Prozent und 0,2 Prozent.

Vonovia verbesserten sich indes etwa 0,7 Prozent. Der Immobilienkonzern hatte zur Hauptversammlung geladen.

MDax: Bietergefecht um Stada?

Positiv für Stada werteten Händler auch die widersprüchliche Nachrichtenlage um ein mögliches Gegengebot. "Das treibe die Aktie auf jeden Fall, egal, ob da was dran ist", sagte ein Händler. Die Papiere schlossen fast 1,5 Prozent fester. Das Gegengebot soll durch Advent und Shanghai Pharmaceutical zu 70 Euro erfolgen, berichtete Bloomberg mit Bezug auf einige Quellen im Unternehmen.

Europa: Easyjet rutscht tiefer in rote Zahlen

Der britische Billigflieger Easyjet hatte im ersten Halbjahr vor allem wegen der Schwäche des Pfund einen höheren Verlust als im Vorjahreszeitraum verzeichnet. Zusätzlich belastete die Fluggesellschaft ein Kalendereffekt. Easyjet kündigte zudem den Kauf von größeren Flugzeugen von Airbus an, um die Kosten zu senken. Easyjet-Aktien sackten mehr als 6,5 Prozent ab.

Vodafone hatte im abgelaufenen Geschäftsjahr 2016/17 die eigenen Erwartungen beim Gewinn auch dank eines guten Geschäfts in Deutschland erreicht. Für das neue Jahr stellte der britische Telekomkonzern noch stärkere Zuwächse in Aussicht. Der hohe Milliardenverlust für das vergangene Jahr, den der britische Konzern vor allem wegen Abschreibungen auf die indische Tochter verkündet hat, stört Anleger nicht: Vodafone-Titel verteuerten sich 2,5 Prozent.

Die vom Staatsfonds GIC aus Singapur am Montag in einem beschleunigten Bookbuilding-Verfahren verkauften 93 Millionen Aktien der schweizerischen Bank UBS wurden zu 16,10 Franken je Aktie bei Investoren platziert, wie ein Händler sagte. Damit belaufe sich der Bruttoerlös auf rund 1,5 Milliarden Franken. UBS gaben 2,5 Prozent nach.

USA: Erst Rekorde, dann Verluste

Nach dem freundlichen Wochenauftakt sorgt die Politaffäre um die mögliche Weitergabe von Geheiminformationen durch Präsident Donald Trump am US-Aktienmarkt für einen kleinen Stimmungsdämpfer. Sie ließ Zweifel wachsen, ob Trump angesichts der zunehmenden Kritik an ihm eine wachstumsfördernde Wirtschaftspolitik durchsetzen kann.

Gleichwohl ging davon kein Druck auf die Aktienkurse aus und S&P-500 und Nasdaq-Composite markierten im frühen Handel sogar neue Allzeithochs, wenn auch nur sehr knapp über den alten. Weiter für Unterstützung auf dem Rekordniveau sorgten die Ölpreise, die ihre kräftigen Vortagesgewinne weitgehend verteidigten.

Der Dow-Jones-Index gab am Ende minimal nach auf 20.980 Punkte, der S&P-500 gab um 0,1 Prozent nach und der Nasdaq-Composite legte um 0,3 Prozent zu.

Zudem warteten wichtige US-Indizes zum Handelsstart mit neuen Bestmarken auf. Gute Geschäftsbilanzen von Konzernen wie der Baumarktkette Home Depot ließen die Kurse steigen. Auch das unerwartet kräftige Plus bei der Industrieproduktion im April hob zunächst die Stimmung an der Wall Street. Vom Immobilienmarkt kamen enttäuschende Signale, denn die US-Baubeginne sanken im April zum dritten Mal in vier Monaten, während Experten einen Anstieg erwartet hatten.

Berkshire Hathaway-Titel verloren 0,2 Prozent. Die Beteiligungsgesellschaft hatte ihren Anteil an Apple im ersten Quartal deutlich ausgebaut und einen Teil ihrer IBM-Aktien verkauft, wie aus einer Börsenmitteilung hervorging. Der Starinvestor und Berkshire-Chairman Warren Buffett hatte diese Änderungen gegenüber einem Fernsehsender bereits bekanntgegeben.

Mit TJX wartete ein weitere Einzelhandelsunternehmen nach Macy's und Nordstrom in der Vorwoche mit schwachen Geschäftszahlen auf. TJX senkte zudem den Ausblick, was am Aktienmarkt mit einem Minus von 4,1 Prozent quittiert wurde. Home Depot übertraf dagegen die Erwartungen und hob die Gewinnprognose an. Die Aktien der Baumarktkette gewannen 0,6 Prozent. Dagegen gaben die Papiere von Ford ihre Anfangsgewinne wieder ab und notierten 0,1 Prozent schwächer. Der Autobauer will seine Stammbelegschaft in Nordamerika und Asien um zehn Prozent reduzieren. Der Internetkonzern Yahoo will eigene Aktien zurückkaufen, der Kurs stieg darauf um 2,2 Prozent.

Rohstoffe: Uneinheitliche Tendenz

Zulauf erhielt Gold angesichts der politischen Entwicklung, es profitierte aber auch vom leichteren Dollar, weil damit Goldkäufe billiger werden für viele Akteure. Die Feinunze Gold verteuerte sich um 0,6 Prozent auf 1.237 Dollar..

Der Ölpreis setzte seinen Aufwärtstrend vom Wochenbeginn nur zum Teil fort. Im Späthandel kamen die Preise nach vier Tagen in Folge mit Aufschlägen aber etwas zurück. US-Leichtöl der Sorte WTI kostete mit 48,60 Dollar ein halbes Prozent weniger als am Montag. Der Preis für ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent lag bei 51,60 Dollar.

Am Montag hatten die Ölminister der wichtigen Förderländer Saudi-Arabien und Russland ihre Bereitschaft bekundet, eine auf Juni begrenzte Kürzung der Fördermenge bis ins kommende Jahr hinein zu verlängern. Am 25. Mai treffen sich Vertreter der Organisation erdölexportierender Länder (Opec) in Wien, um über eine Verlängerung der Förderkürzung zur Stützung der Ölpreise zu beraten.

Asien: Verhaltene Kursbewegungen

Die weltweiten Rekordstände stützten die Kurse an den ostasiatischen Aktienmärkten überwiegend. Der Tokioter Nikkei-Index schloss 0,3 Prozent fester bei 19.920 Punkten. Die Anleger dürften nun die 20.000-Zähler-Marke testen, sagte Marktstratege Masahiro Ichikawa vom Vermögensverwalter Sumitomo Mitsui Asset Management. Der MSCI-Index für asiatische Aktien außerhalb Japans notierte dagegen kaum verändert.

Dagegen gab der Shanghai Composite seine Vortagesgewinne wieder ab. In Sydney wiederum stand beim S&P/ASX200 ein leichtes Plus auf der Kurstafel. Hier waren es vor allem Energiewerte, die sich erneut mit Aufschlägen zeigten - vor dem Hintergrund der eines weiter festen Ölpreises.

"Derzeit bekommen die Märkte ihre Inspiration vor allem von den steigenden Ölpreisen", sagte Stratege Chris Weston von IG Markets. Dies werde mit Blick auf die Auswirkungen für die Werte aus dem Energiesektor und den Einfluss auf eine weltweit anziehende Konjunktur betrachtet, so der Teilnehmer weiter.

Quelle: ntv.de, bad/DJ/dpa/rts

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