Marktberichte

Wall Street hält sich im Plus Dax steigt wie befreit nach oben

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(Foto: picture alliance / dpa)

Eine ganze Reihe positiver Meldungen lassen den Dax erneut mit einem Plus aus dem Handel gehen. Die EZB lässt die Geldschleusen offen, der europäische Automarkt brummt und aus Griechenland gibt es fast nur gute Nachrichten. Sogar der Euro fängt sich wieder.

Seit Tagen kennt der deutsche Leitindex Dax nur einen Weg: nach oben. Heute schloss er erneut mit einem Gewinn und stieg um 1,5 Prozent auf 11.717 Punkte. Mächtig Schub bekam der Index am Nachmittag von der Europäischen Zentralbank (EZB) und stieg zwischenzeitlich um mehr als zwei Prozent bis knapp vor die 11.800er Marke. Allerdings bremste der schwächer als erwartet ausgefallene Konjunkturindex der Federal Reserve Bank of Philadelphia die Kurse später wieder etwas aus.

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Zuvor war es zu einer zweiten Kaufwelle gekommen. Grund waren laut Händlern die positiven Signale der EZB, das QE-Programm bei einer Konjunkturabschwächung voll auszuschöpfen. Dazu komme die Beruhigung der Lage um Griechenland. "Obwohl Draghi nichts Überraschendes gesagt hat, ist halt alles so gekommen, wie erhofft", sagte ein Händler. Auffallend sei allerdings die relative geringe Aufstockung der Ela-Kredite um nur 0,9 Milliarden Euro über eine Woche.

Nach der Abstimmung im griechischen Parlament hatte der Dax bereits am Vormittag munter zugelegt. Die europäischen Branchen-Indizes der Banken und Telekom-Werte notierten auf Jahreshochs, andere liegen nur noch knapp darunter. Der SDax-Index der Nebenwerte sprang sogar auf ein neues Allzeit-Hoch.

Das griechische Parlament hatte in der Nacht den Weg frei für ein drittes Hilfspaket gemacht. 229 der 300 Parlamentarier billigten nach einer hitzigen, stundenlangen Debatte den Reformkurs, der letztlich zur Auszahlung weiterer Hilfen von bis zu 86 Milliarden Euro führen soll. Allerdings erreichte die Links-Rechts-Koalition von Ministerpräsident Alexis Tsipras keine eigene Mehrheit, so dass sie auf die Unterstützung der Opposition angewiesen war.

Deutschland: Autowerte erholen sich ordentlich

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VW St. 140,70

Der Dax schloss am Ende mit einem Plus von 1,5 Prozent auf 11.717 Punkten. Beim Nebenwerte-Index MDax zeigte sich ein Plus von ebenfalls 1,5 Prozent auf 20.972 Zähler. Für den TecDax ging es 1,2 Prozent nach oben auf 1796 Punkte. Zulegen konnte auch der Eurozonen-Index Euro-Stoxx-50, der um 1,5 Prozent auf 3678 Punkte stieg.

Im Gegensatz zum Vortag zeigten sich die Autowerte heute stark: "Die guten Acea-Zahlen gleichen die Schwäche in China aus", sagte ein Marktteilnehmer. Der westeuropäische Automarkt ist im Juni zweistellig gewachsen, mit einem Plus bei den Neuzulassungen von 12,8 Prozent. In China war der Absatz dagegen das erste Mal seit zwei Jahren geschrumpft. Besonders profitierte der Zulieferer Continental, der mit einem Plus von 2,9 Prozent im Dax ganz oben stand. BMW legten 2,3 Prozent zu, Volkswagen 1,5 Prozent und Daimler stiegen um 2,1 Prozent.

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Drägerwerk 49,50

Im TecDax ging es allerdings um 8,8 Prozent abwärts mit Drägerwerk. Das Medizintechnikunternehmen hatte von einer schwächeren Nachfrage auf wichtigen Absatzmärkten in Asien-Pazifik und Amerika berichtet und seine Margenprognose gesenkt. "Wer zuletzt argumentiert hat, mit dem Kurseinbruch von 26 Prozent seit Ende April dürften die Belastungen eingepreist sein, sieht sich getäuscht", sagte ein Händler.

Die Ankündigung einer Kapitalerhöhung belastete den Kurs von Tele Columbus im SDax noch nicht. Im Gegenteil - die Aktie stieg um satte 7,0 Prozent. Tele Columbus kauft für 711 Millionen Euro den kleineren Wettbewerber PrimaCom und will dies zunächst mit freier Liquidität, Bankenkrediten und einer Brückenfinanzierung stemmen. Im Verlauf des zweiten Halbjahrs soll dies über eine Kapitalerhöhung abgelöst werden. "Strategisch ist die Übernahme sinnvoll", sagte ein Händler.

Die Aktien der Deutschen Pfandbriefbank (PPB) waren mit Kursgewinnen in ihren ersten Handelstag gestartet. Der erste Kurs an der Frankfurter Börse lag bei 11,45 Euro - am Schluss waren es 11,46 Euro. Die 107,6 Millionen Papiere waren am Vortag am unteren Ende der Preisspanne zu 10,75 Euro ausgegeben worden. Die PBB hatte auf einen Ausgabepreis von bis zu 12,75 Euro je Aktie gehofft. Die PBB - Nachfolgerin der in der Finanzkrise mit Milliarden vom Staat vor dem Aus geretteten Hypo Real Estate (HRE) - ist mit einem Emissionserlös von 1,16 Milliarden Euro der bislang größte Börsengang in Deutschland in diesem Jahr.

USA: Wall Street im Bann der Bilanzsaison

Die Wall Street verbucht auch im weiteren Verlauf des Handelstages leichte Gewinne. Stimmungsaufheller ist wie schon in Europa die Verabschiedung des Reformpakets im griechischen Parlament. Damit scheint die Krise fürs erste abgewendet. Der Dow-Jones-Index steigt um 0,4 Prozent auf 18.120 Punkte, der S&P-500 legt um 0,8 Prozent zu, der Nasdaq Composite steigt um 1,3 Prozent.

Im Übrigen machen aber vor allem die Quartalsberichte die Kurse, da die Saison nun auf Hochtouren läuft - bislang mit überwiegend freundlichen Ergebnissen. Nachbörslich am Mittwoch hatte Intel zwar von einer flauen PC-Nachfrage berichtet, bei Umsatz und Marge aber für eine positive Überraschung gesorgt. Für die Aktie geht es 0,6 Prozent nach oben. Vorbörslich haben bereits etliche Schwergewichte Zahlen präsentiert.

Die Aktie von UnitedHealth hat nach zunächst deutlichen Gewinnen nun 1,1 Prozent ins Minus gedreht, obwohl der Versicherungsgigant nach starken Wachstumsraten die Prognosen für das Gesamtjahr angehoben hat. Philipp Morris gewinnen 3,3 Prozent; hier hatten Experten vor allem wegen des starken Dollar schwächere Zahlen befürchtet. Die Ebay-Aktie läuft um 4,3 Prozent nach oben, nachdem der Gewinn höher als erwartet ausfiel und das Volumen für Aktienrückkäufe um eine Milliarde Dollar ausgeweitet wurde.

Im Bankensektor haben Goldman Sachs und Citigroup unterschiedliche Zahlenwerke präsentiert. Goldman Sachs lag zwar bei den Einnahmen etwas über den Prognosen, verfehlte aber mit einem Gewinn je Aktie von 1,98 Dollar klar die Analystenschätzung von 3,89 Dollar. Die Bank musste eine Milliardensumme für Rechtskosten und regulatorische Angelegenheiten beiseite legen. Die Aktie reagiert mit einem Minus von 1,2 Prozent. Dagegen legen Citigroup 3 Prozent zu. Der bereinigte Gewinn lag mit 1,45 Dollar je Aktie deutlich über den Analystenschätzungen von 1,34 Dollar.

Jenseits der Quartalsberichte hat Netflix am Vorabend mit einem überraschend hohen Kundenzuwachs die Anleger überzeugt. Die Aktie springt um gut 14 Prozent nach oben. Qualcomm gewinnen 1 Prozent, obwohl sich der Chiphersteller in Europa mit zwei Kartelluntersuchungen auseinandersetzen muss.

Devisen: Euro erobert die 1,09-Dollar-Marke zurück

Euro / US-Dollar
Euro / US-Dollar 1,07

Die Zeichen der Entspannung in der Griechenland-Krise haben dem Euro geholfen. Die Gemeinschaftswährung verringerte am Nachmittag ihre Verluste und kämpfte sich kurzzeitig über die Marke von 1,09 Dollar zurück. Zuvor hatten EZB und Europäische Union der Athener Regierung als Gegenleistung für die Zustimmung des griechischen Parlaments zu weiteren Sparmaßnahmen eine Atempause verschafft.

Insgesamt blieb der Euro wegen der anstehenden US-Zinswende unter Druck: In der Spitze gab er 0,8 Prozent auf 1,0854 Dollar ab, am Ende schloss er bei 1,0879 Dollar. US-Notenbankchefin Janet Yellen hatte am Vortag bekräftigt, noch in diesem Jahr die Zinsen anheben zu wollen. Der Dollar-Index kletterte auf ein Sieben-Wochen-Hoch. "Nur weil Griechenland aus dem Gröbsten raus ist, heißt das nicht, dass es eine Euro-Rally geben wird", betonte Analysten Kathleen Brooks vom Broker Forex.com.

Rohstoffe: Öl wieder etwas günstiger

Rohöl (Brent)
Rohöl (Brent) 88,41

Der Ölpreis erholt sich dagegen kurzzeitig von seinen Vortagesverlusten, gibt aktuell aber wieder nach. Am Mittwoch hatten die wöchentlichen US-Lagerdaten zwar einen stärkeren Rückgang als erwartet aufgezeigt, allerdings befinden sich die gelagerten Öl- und Benzinvorräte weiterhin auf einem Rekordniveau. Für ein Fass der Sorte WTI rutscht der Preis um 1,2 Prozent auf 51,52 Dollar ab. Am Vortag war es bereits um gut 3 Prozent nach unten gegangen. Die Nordsee-Sorte Brent verbilligt sich um 0,3 Prozent auf 57,23 US-Dollar.

In den USA hatten die Raffinerien in der vergangenen Woche ungewöhnlich viel Rohöl verarbeitet. Die Folge war ein Rückgang der Lagerbestände an Rohöl in der größten Volkswirtschaft der Welt um 4,3 Millionen auf 461,4 Millionen Barrel. Trotz des Rückgangs bleiben die US-Ölvorräte aber weiter auf einem vergleichsweise hohen Niveau. Nach Angaben der US-Energiebehörde liegen sie weiter um etwa 100 Millionen Barrel über dem Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre.

Asien: Shanghai leicht im Plus

Die Aktienmärkte in Fernost haben nach der Zustimmung des griechischen Parlaments zu einem Spar- und Reformprogramm Kursgewinne verzeichnet. Auch die Aussicht auf höhere Zinsen in den USA sorgte bei den Anlegern für gute Stimmung.

US-Notenbankchefin Janet Yellen hatte vor dem US-Kongress bekräftigt, dass die US-Notenbank Fed noch in diesem Jahr den Leitzins anheben dürfte, wenn die Konjunktur weiter in Schwung kommt. "Wenn die Zinsen in kleinen Schritten erhöht werden und zugleich die Fundamentaldaten sich verbessern, ist das gut für den Aktienmarkt", sagte Takuya Takahashi, Stratege bei Daiwa Securities in Tokio.

Der Tokioter Leitindex Nikkei mit seinen 225 führenden Werten schloss 0,67 Prozent fester bei 20.600 Punkten. Insbesondere Käufer aus dem Inland schlugen zu, sagten Händler: Japanische Investoren, allen voran die Notenbank, deckten sich immer dann mit Aktien ein, wenn Ausländer ihr Geld aus dem japanischen Markt abzögen. Vergangene Woche war der Nikkei-Index angesichts der Turbulenzen am chinesischen Markt unter Druck geraten.

An den chinesischen Börsen ging es einmal mehr sehr volatil zu. Nach einer zweitägigen Talfahrt mit Abschlägen von insgesamt vier Prozent und einem schwachen Start in den Donnerstag drehte die Börse in Shanghai ins Plus und gewann 0,5 Prozent auf 3824 Punkte. Auch die Börse in Hongkong erholte sich von anfänglichen Verlusten und schloss höher. In Hongkong legten China Eastern Airlines dank eines positiven Ausblicks und gestützt vom niedrigen Ölpreis um über 10 Prozent zu. Auch andere Fluglinienaktien profitierten vom Verfall der Ölpreise.

Quelle: ntv.de, wne/DJ/rts/dpa

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