Marktberichte

Dax-Ausblick Spannende Börsenwoche erwartet

Der Dax hat in der vergangenen Woche kräftig verloren.

Der Dax hat in der vergangenen Woche kräftig verloren.

(Foto: REUTERS)

Traditionell ist der Handel an der Börse vor Ostern ziemlich ruhig. Doch diesmal wird es wohl alles andere als langweilig zugehen. Quartalszahlen, Konjunkturdaten und Hexensabbat sprechen für aufregende Tage.

Der Frankfurter Aktienmarkt könnte vor Ostern noch einmal unruhige Zeiten durchmachen. Am Freitag hatte der Dax mit dem größten Wochenverlust seit Juni vergangenen Jahres geschlossen. Zum Handelsende stand der Leitindex 1,4 Prozent tiefer bei 9315 Punkten, was auf Wochensicht ein Minus von knapp vier Prozent bedeutete. Zuvor hatte der Dax drei Wochen in Folge zugelegt.

Und in nächste Woche? Darüber sind sich Börsianer uneinig. "Nach der jüngsten Rekordjagd hat die Anleger wieder der Mut verlassen", heißt es in einer aktuellen Studie der Landesbank Baden-Württemberg. Sie prognostiziert dem Dax in der kommenden Woche eine Seitwärtsbewegung.

Doch Händlerin Sarah Brylewski vom Broker Ayondo Markets geht davon aus, dass das Börsengeschehen in der traditionell ruhigen Zeit vor den Feiertagen diesmal anders aussehen wird. Die Ukraine-Krise sei wieder in den Fokus gerückt, zudem bremsten Verluste bei den amerikanischen Technologiewerten. Hinzu kämen generelle Sorgen über zu hohe Bewertungen. Dem daraus folgenden Abwärtssog werde sich auch der wichtigste deutsche Aktienindex nicht entziehen können, prophezeit Brylewski. "Neue Rekorde sind erst einmal nicht in Sicht, Panik ist jedoch fehl am Platz, ergänzt die Händlerin.

Aktienstratege Matthias Thiel von MM Warburg zufolge dürfen Anleger zur Osterzeit auf steigende Kurse hoffen: "Fundamental spricht viel dafür, dass sich die Märkte in den kommenden Wochen positiv entwickeln werden", sagt er. In den USA ziehe das Wachstum nach den witterungsbedingten Beeinträchtigungen der vergangenen Monate wieder stärker an, und in Europa könne mit positiven Überraschungen bei den Konjunkturdaten gerechnet werden.

Andreas Hürkamp von der Commerzbank bleibt mit Blick in die USA aber skeptisch. Der deutsche Leitindex litt in der vergangenen Woche unter den Kursverlusten an der Wall Street, wo Investoren aus Furcht vor einer Überhitzung des Marktes Kasse machten. Diese Gefahr sei trotz der jüngsten Kursverluste noch nicht gebannt, warnt Hürkamp. Denn an den US-Börsen lägen die Aktienkäufe auf Kredit 30 Prozent über dem Niveau des Vorjahreszeitraums. Außerdem beurteilten Analysten die Geschäftsaussichten der Firmen immer pessimistischer, wodurch die aktuellen Aktienkurse immer schwerer zu rechtfertigen seien. "Für den S&P 500 sind die Gewinnerwartungen seit Jahresbeginn um 2,2 Prozent gefallen", sagt Hürkamp.

Prognose-Revisionen seien im Vorfeld einer Bilanzsaison aber durchaus üblich, gibt MM Warburg-Stratege Thiel zu bedenken. Für die Aktienhändlerin Anita Paluch von der Varengold Bank haben die Korrekturen auch einen positiven Aspekt: "Da die Erwartungen so niedrig sind, kann die Bilanzsaison durchaus einige positive Überraschungen bringen."

US-Konzerne öffnen ihre Bücher

In der Woche vor Ostern werden in den USA unter anderem die Geldhäuser Citigroup (Montag), Bank of America (Mittwoch), Goldman Sachs und Morgan Stanley (jeweils Donnerstag) Geschäftszahlen für das abgelaufene Quartal vorlegen. Hinzu kommen unter anderem American Express, Google, Yahoo, IBM, Intel, Coca-Cola, sowie der Mischkonzern General Electric.

Der US-Telekomkonzern AT&T will in der Woche nach Ostern (Dienstag) seine Bücher öffnen. Gleiches gilt für Apple, Facebook und den Konsumgüter-Riesen Procter & Gamble (jeweils Mittwoch).

Neben den Banken stehen vor allem die Tech-Titel im Blick, denn sie waren in der vergangenen Woche besonders unter Druck geraten. "Die Stimmung für den Technologiesektor ist vorsichtig geworden", sagt Ishaq Siddiqi vom Broker ETX Capital. Er führt die Verkäufe darauf zurück, dass die US-Notenbank den Geldhahn zudreht und vielleicht schon im nächsten Jahr die Zinsen erhöht. "Das hat 'Big Money' dazu bewogen, Geld aus dem Technologiesektor abzuziehen", sagt der Analyst. Die Branche stehe folglich in den kommenden Wochen unter verschärfter Beobachtung. "Schon bei den geringsten Anzeichen schlechter Nachrichten werden Investoren die Technologieaktien weiter abladen."

Die Berichtssaison der deutschen Unternehmen läuft in der neuen Woche nur langsam an: In Deutschland wird SAP am Gründonnerstag Zahlen präsentieren. Nach den Feiertagen folgen zunächst Unternehmen aus der zweiten und dritten Börsenreihe wie der Badkeramik-Spezialist Villeroy & Boch (Dienstag).

Konjunkturdaten im Blick

Börsianer erhoffen sich unter anderem von den US-Einzelhandelsumsätzen am Montag weitere Erkenntnisse über den Zustand der US-Wirtschaft. Analysten sagen für März im Schnitt ein Plus von 0,8 Prozent voraus nach 0,3 Prozent im Vormonat. In der Woche vor Ostern stehen außerdem noch die Konjunkturindizes der Federal Reserve von New York (Dienstag) und von Philadelphia (Donnerstag) auf der Agenda. In beiden Fällen erwarten Experten einen Anstieg.

In der Woche nach Ostern richten sich die Blicke der Investoren auf die Einkaufsmanager-Indizes aus China und der Euro-Zone (jeweils Mittwoch) sowie den Ifo-Index (Donnerstag). Die beiden letzteren werden ihr Niveau Analysten zufolge behaupten. Außerdem werden am Dienstag die ZEW-Konjunkturerwartungen veröffentlicht.

"Hexensabbat" am Gründonnerstag

Über die Osterzeit hinaus bleiben mögliche Wertpapierkäufe der Europäischen Zentralbank (EZB) Thema an den Finanzmärkten. "Der Druck auf die EZB ist groß", sagt MM Warburg-Analyst Thiel. Die Währungshüter wollen bei Bedarf zum sogenannten "Quantitative Easing" greifen, um eine Deflation - eine Spirale fallender Preise und rückläufiger Investitionen - zu verhindern. Die niedrige Inflation in der Euro-Zone hatte in den vergangenen Wochen entsprechende Spekulationen geschürt.

Am Gründonnerstag laufen zudem Index-Futures sowie Optionen auf Indizes und einzelne Aktien aus. Wegen des handelsfreien Karfreitag wird dieser "Hexensabbat" genannte Termin vorgezogen. Üblicherweise schwanken Aktienkurse in den Tagen zuvor stark, weil Anleger die Preise derjenigen Werte, auf die sie Derivate halten, in eine für sie günstige Richtung bewegen wollen.

Quelle: ntv.de, jga/rts/dpa/DJ

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