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Wall Street baut Verluste ab Sorge vor Brexit kostet Dax weitere Punkte

Unterschätzen Anleger die Gefahr eines Brexit?

Unterschätzen Anleger die Gefahr eines Brexit?

(Foto: picture alliance / dpa)

Wieder auf dem Weg nach unten befindet sich der Dax. Die Sorge um einen EU-Austritt der Briten wächst. Anleger könnte ein Brexit auf dem falschen Fuß erwischen. Gute Wirtschaftsdaten aus Deutschland heben die Stimmung nur kurzzeitig.

Zur Wochenmitte hat der deutsche Aktienmarkt nach seinen gestrigen Verlusten weiter abgebaut. Auslöser für den Stimmungsumschwung waren jüngste Umfragen aus Großbritannien, die das Lager der Brexit-Befürworter vorne sehen. Der Dax verbuchte ein weiteres Minus von 0,6 Prozent und fiel auf 10.204 Punkte.

Dax
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Nach Einschätzung des Bankhauses Metzler wird das Risiko eines Brexit von den Anlegern systematisch unterschätzt. Aus den von Sentix durchgeführten Umfragen gehe hervor, dass im Mai nur 16 Prozent der Befragten einen Austritt erwarteten, verglichen mit 27 Prozent im April. Unter den institutionellen Investoren seien es sogar nur 9 Prozent. Laut dem britischen Buchmacher Ladbrokes ist die Wahrscheinlichkeit eines Brexit in den vergangenen 24 Stunden auf 27 Prozent von zuvor 21 Prozent gestiegen.

Zwischenzeitlich ging es am Morgen auch mal nach oben mit dem Dax. "Wir hatten gute Wirtschaftsdaten aus Deutschland. Der Einkaufsmanager-Index war ok", kommentierte n-tv-Börsenexpertin Sabrina Marggraf. Das habe offenbar die Investoren aufgerufen, die auf steigende Kurse setzen. Aber der Juni werde sicherlich ein schwieriger Börsenmonat: Die US-Notenbank wird über die Leitzinsen entscheiden und in Großbritannien findet die wichtige Abstimmung über den Verbleib in der EU statt. "Alles Termine, denen die Börse eher skeptisch gegenüber steht", so Marggraf.

Händler verweisen auf die leicht negativen Vorlagen von den Auslandsmärkten. Zudem hat sich der Caixin-Markit-Einkaufsmanager-Index für das chinesische verarbeitende Gewerbe im Mai weiter abgeschwächt auf 49,2 von 49,4 Punkten. Der staatlich ermittelte Index ist dagegen etwas besser ausgefallen als gedacht.

Für eine positive Überraschung an der Börse sorgte am Nachmittag jedoch der ISM-Index des Verarbeitenden Gewerbes aus den USA. Der Index stieg per Mai auf 51,3 Punkte, erwartet wurde ein Rückgang auf 50,3 von 50,8. Durchwachsene Konjunkturdaten aus der übrigen Eurozone hatten die Märkte kaum bewegt. In Frankreich hatte sich die Stimmung in den Industrieunternehmen zwar etwas aufgehellt. In Italien und Spanien waren die Stimmungsindikatoren dagegen gesunken.

Frankfurt: Nordex machen im TecDax kräftig Wind

Deutsche Bank
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Der Dax schloss am Ende mit einem Minus von 0,6 Prozent auf 10.204 Punkten. Für den MDax ging es 0,5 Prozent nach unten auf 20.668 Zähler. Aufschläge von 0,4 Prozent beim TecDax, der auf 1696 Punkte zulegte. Der Euro-Stoxx-50 erlitt einen Verlust von 0,9 Prozent und sank auf 3037 Punkte.

Im Dax dominierte die Farbe Rot. Die wenigsten Aktien verbuchten Gewinne. Eine davon war die von Deutsche Börse, die sich um 1,0 Prozent verbesserte, Merck konnten ebenfalls zulegen, stiegen um 1,2 Prozent und standen damit an der Dax-Spitze.

Ganz am Ende des Dax landeten die Papiere der Energiekonzerne Eon und RWE, die 3,1 und 2,9 Prozent abgaben. Laut Insidern will die Bundesregierung den Betreibern von Atomkraftwerken bei der Finanzierung der Atom-Altlasten kein Schlupfloch lassen.

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Einer der größten Verlierer waren die Papiere der Deutschen Bank, die 2,6 Prozent verloren. Vorstandschef John Cryan möchte die Postbank verkaufen, aber der Verkauf gestaltet sich sehr schwierig. "Die Börse glaubt nicht an eine schnelle Lösung", kommentierte n-tv-Börsenexpertin Sabrina Marggraf.

Im MDax standen Osram zunächst ganz oben, der Kurs kam aber zurück und verbesserte sich am Ende nur noch um 0,5 Prozent. Die Analysten der Citigroup hatten Osram auf die Kaufliste genommen. Der Renner im TecDax waren Nordex, die 8,5 Prozent zulegten und damit absoluter Spitzenreiter waren. Goldman nahm die Aktien auf eine Liste besonders aussichtsreicher Aktien. Allerdings könnte von den sich abzeichnenden politischen Bremsmanövern beim Ausbau der erneuerbaren Energien eher Gegenwind für die Branche kommen.

USA: Wall Street schließt kaum verändert

Vorsicht ließen die Teilnehmer an der Wall Street walten, nach anfangs höheren Verlusten erholten sich die Kurse jedoch spürbar. Der Dow-Jones-Index schloss nahezu unverändert bei 17.790 Punkten, der S&P-500 stieg um 0,1 Prozent auf 2098 Zähler, der Nasdaq-Composite legte um 0,1 Prozent auf 4952 Punkte zu.

Grund für die Zurückhaltung ist in erster Linie der US-Arbeitsmarktbericht, der am Freitag ansteht und der den US-Notenbankern der Fed einen wichtigen Indikator für ihre geldpolitischen Entscheidungen liefert. Außerdem warten die Anleger auf die Sitzungen von Opec und Europäischer Zentralbank am Donnerstag. Die US-Notenbank Fed meldete in ihrem "Beige Book" eine moderate Erholung der Wirtschaft in den meisten Regionen.

Unter den Einzelwerten sprangen Michael Kors um 6,7 Prozent nach oben. Der Modekonzern hat im vierten Geschäftsquartal die eigenen Prognosen übertroffen. Under Armour fielen um 3,9 Prozent, nachdem der Anbieter von Sportbekleidung seine diesjährige Umsatzprognose gekappt hat.

Alibaba verloren 6,0 Prozent. Die japanische Softbank will ihre Beteiligung an dem Konzern reduzieren und Aktien im Wert von mindestens 7,9 Milliarden Dollar verkaufen. Die Nike-Aktie sackte um 0,5 Prozent ab. Morgan Stanley hat den Wert auf Equalweight abgestuft.

Asien: Anleger in Japan nehmen Gewinne mit

Nikkei
Nikkei 37.676,38

Gewinnmitnahmen und wieder nachgebende Ölpreise haben die Aktienmärkte in Fernost ausgebremst. Zudem drückten negative Vorgaben aus den USA auf die Stimmung. Kräftig ins Minus rutschte in Tokio der Nikkei-Index, der 1,6 Prozent auf 16.955 Punkte nachgab. Der Markt habe die erwartete Verschiebung der Mehrwertsteuererhöhung bereits eingepreist, sagten Analysten. Ein stärkerer Yen habe Anleger nun veranlasst, Gewinne mitzunehmen. Der MSCI-Index für asiatische Aktien außerhalb Japans notierte kaum verändert.

Nach der Rally am Vortag reagierten die chinesischen Börsen kaum auf die neuen Konjunkturdaten. Chinas Industrie legte im Mai zwar den dritten Monat in Folge zu, wie aus dem offiziellen Einkaufsmanagerindex hervorgeht. Angesichts des niedrigen Niveaus schürten die Daten dennoch Zweifel an einer nachhaltigen Erholung der weltweit zweitgrößten Volkswirtschaft nach den USA.

"Die Wirtschaft ist immer noch schwach und die Fed wird wahrscheinlich bald die Zinsen erhöhen. Die beste Strategie ist jetzt, Gewinne mitzunehmen", sagte Analyst David Dai vom Vermögensverwalter Nanhai Fund Management.

Devisen: Euro steigt nach Eurozonen-PMI

Der Kurs des Euro hat zugelegt. Nach Verlusten im frühen Handel drehte die Gemeinschaftswährung im Vormittagshandel ins Plus. Am späten Abend stand der Kurs bei 1,1192 US-Dollar und damit 0,6 Prozent höher als am Vorabend. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs gegen Mittag auf 1,1174 (Dienstag: 1,1154) Dollar festgesetzt.

Deutlich aufwerten konnte dagegen der japanische Yen. Sein Kurs stieg um mehr als ein Prozent. Am Markt wurde dies mit der Ankündigung von Premierminister Shinzo Abe begründet, die für April 2017 geplante Erhöhung der Mehrwertsteuer um zweieinhalb Jahre bis ins Jahr 2019 zu verschieben. Darüber hinaus versprach Abe, das nach ihm benannte Konzept der "Abenomics" - eine Kombination aus extrem lockerer Geldpolitik und expansiver Fiskalpolitik - fortzuführen.

Rohstoffe: Ölpreise verlieren 50-Dollar-Marke

Die Ölpreise haben ihre Verluste vom Vortag ausgeweitet. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im Juli kostete am späten Abend 49,90 US-Dollar und damit etwas so viel wie am Dienstagabend. Der Preis für ein Fass der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) stieg um 0,2 Prozent auf 49,18 Dollar.

Am Dienstag hatten die Ölpreise zunächst zugelegt, am Abend waren sie aber unter Druck geraten. Händler nannten unter anderem den stärkeren Dollar als Grund. Die Erwartungen an das Treffen des Ölkartells Opec, das an diesem Donnerstag stattfindet, sind nach wie vor gering. Nicht nur, weil die Interessengegensätze innerhalb der Gruppe hoch sind, was eine gemeinsame Strategie erschwert. Zudem hat eine fallende Ölförderung in Kanada, Nigeria und Libyen das Rohölangebot gedrückt und die Preise stabilisiert.

Quelle: ntv.de, kst/ppo/dpa/rts/DJ

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