Marktberichte

Dax holt sich nächsten Rekord IBM bremst Wall Street

Mehr als fünf Prozent legt der Dax in neun Handelstagen zu. In den Vereinigten Staaten beendet auch der Dow Jones den Handelstag mit einem Plus. Doch ohne die hohen Verluste von IBM hätte dieser noch viel besser aussehen können.

12.717: Bei diesem Punktestand hat der Dax am Freitag sein aktuelles Allzeithoch markiert. Dass es dazu gekommen ist, lag einzig an überraschend guten US-Arbeitsmarktdaten. Bis zu deren Veröffentlichung am Nachmittag lagen Dax und Co. in der Verlustzone, der Leitindex notierte im Tagestief bei 12.195 Zählern. Gewinnmitnahmen hieß es dazu von den n-tv-Börsenexperten Frank Meyer und Sabrina Marggraf. Letztere sah in den anstehenden Frankreich-Wahlen ein weiteres Tagesthema: "Der Dax setzt voll auf Macron."

Der Dax schloss 0,6 Prozent im Plus bei 12.717 Punkten. Am Dienstag, Mittwoch und Donnerstag war er jeweils fester aus dem Handel gegangen. Der MDax gewann 0,5 Prozent auf 25.163 Zähler. Der TecDax büßte dagegen 0,6 Prozent auf 2129 Stellen ein. Der Techwerte-Index hatte am Donnerstag bei 2142 Punkten einen Rekord aufgestellt.

Konjunktur: US-Jobs und Stichwahl

Die Marktteilnehmer hatten die zweite Runde der Präsidentschaftswahlen in Frankreich im Blick, sind aber gelassen, was den Ausgang angeht. Nach dem jüngsten TV-Duell zwischen der Rechtspopulistin Marine Le Pen und dem liberalen Emmanuel Macron sehen die Umfragen Macron deutlich vorn. Er gilt als Euro-Befürworter.

"Der neue Präsident Frankreichs heißt Macron - da sind sich die Investoren mittlerweile so gut wie sicher", schaute Daniel Saurenz von Feingold Research voraus. "Muss dies den Markt nach oben schieben? Nein. An der Börse werden Gerüchte zum Einstieg genutzt und wird bei Fakten oft verkauft", kündigte er an. "Sell on facts."

Die US-Arbeitslosigkeit lag im April auf einem Zehnjahrestief. Im April kamen den Angaben zufolge 21. 000 Jobs neu hinzu, im Jahresvergleich sogar 854.000. Die Arbeitslosenquote betrug im April  4,4 Prozent - so niedrig war sie zuletzt im Frühjahr 2007, kurz vor Beginn der Finanzkrise. Im März hatte die Arbeitslosenquote bei 4,5 Prozent gelegen. Vor einem Jahr lag sie noch 5,0 Prozent.

USA: IBM bremst

Die ermutigenden Daten vom US-Arbeitsmarkt stützten am Freitag zunächst auch die Kurse an der Wall Street. Sie stärkten die Annahme, dass die US-Notenbank im Juni die nächste Zinserhöhung angeht. Zumal die Federal Reserve bei ihrem Ziel einer Vollbeschäftigung praktisch am Ziel ist: Die Erwerbslosenquote sank um einen Tick auf 4,4 Prozent - der niedrigste Wert seit fast 10 Jahren. "Der Markt wird diese Zahlen lieben, denn es gab Sorgen, dass sich das Wirtschaftswachstum etwas verlangsamt", sagte Analyst Michael Arone vom Broker State Street Global Advisors.

Der Dow-Jones-Index der Standardwerte ging am Ende des Tages mit einem Plus von 0,3 Prozent auf 21.004 Punkten aus dem Handel. Der breiter gefasste S&P-500 erhöhte sich um 0,4 Prozent auf 2399 Zähler. Der Index der Technologiebörse Nasdaq rückte ebenfalls 0,4 Prozent vor und stand zum Schluss bei 6099 Punkten.

Allerdings bremste IBM die Wall Street. Denn die deutlichen Kursverluste des IT-Dienstleisters verhinderten zumindest im Dow-Jones-Index höhere Aufschläge. Die IBM-Aktie gab 2,5 Prozent nach. Berkshire Hathaway, das Investmentvehikel von Starinvestor Warren Buffett, hatte ihre Beteilung an IBM in diesem Jahr deutlich verringert. Etwa ein Drittel der IBM-Anteile seien verkauft worden, sagte Buffett dem Fernsehsender CNBC und schickte der Wert damit auf Talfahrt.

Dax: Aufs und Abs

Bei den Dax-Einzelwerten ragten lange die Titel der Lufthansa positiv hervor. Zunächst half dem Kurs der schwächere Ölpreis auf die Sprünge. Danach schoben Spekulationen, über ein stärkeres Interesse am Konkurrenten Air Berlin die Titel an. Zudem fand die Hauptversammlung statt. Lufthansa gewannen 0,4 Prozent.

Deutlichere Kursaufschläge verbuchten etwa Thyssenkrupp, BMW und Linde mit jeweils rund 1,8 Prozent. Die deutlichsten Abgaben wiesen Eon mit 1,5 Prozent auf.

MDax: Evonik "in line"

Keinen großen Kurstreiber sahen Händler in den Zahlen von Evonik, die Titel schlossen etwa 0,5 Prozent tiefer. Der Geschäftsausweis habe rund um die Erwartungen gelegen, nur das Nachsteuerergebnis sei deutlich schlechter ausgefallen, hieß es im Markt. Im Fokus stehe aber ohnehin mehr die Konsolidierung der zugekauften Air Products und nicht die Zahlen.

SDax: Heideldruck schwächer als erwartet

Heidelberger Druck rutschten mehr als 4 Prozent ab. "Das Schlussquartal war gut, vor allem beim Auftragseingang und beim Umsatz", sagte ein Händler. Auch der Cashflow liege über den Erwartungen. Allerdings sei die operative Gewinnmarge im vierten Quartal 2016/2017 hinter der Markterwartung zurückgeblieben, so dass das bereinigte Ebit schwächer als erwartet sei.

TecDax: Telefonica Deutschland abgestraft

Operativ habe Telefonica Deutschland im ersten Quartal schwächer abgeschnitten als erwartet, so ein Händler. Nach dem jüngsten Kursanstieg nehmen Anleger aber Gewinne mit. Negativ sei vor allem der operative Gewinn (OIBDA), der um knapp 6 Prozent unter der Konsensprognose liege. Telefonica Deutschland brachen mehr als 7 Prozent ein.

Europa: Hochfliegend

International Consolidated Air sprangen dagegen nach ihrem Quartalsbericht rund 6,5 Prozent an. Das Passagieraufkommen der Muttergesellschaft von British Airways und Iberia erholte sich schneller als erwartet. Zudem profitierte der Gewinn von den niedrigeren Ölpreisen. Im Windschatten zogen auch Air France deutlich an.

Devisen: Euro vor der 1,10

Der Euro präsentierte sich zunächst wenig verändert, drehte dann aber leicht ins Minus, um am Abend dann wieder leicht aufzuwerten. Die Gemeinschaftswährung kostete 1,0990 Dollar und damit 0,1 Prozent mehr als am Donnerstagabend. Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs auf 1,0961 Dollar fest nach 1,0927 Dollar am Donnerstag.

Der Euro zeigte sich damit weiterhin gefestigt. Im Wochenverlauf hatte er bereits an der 1,10er Marke gekratzt. Den Aufschwung erklärten Marktteilnehmer vor allem damit, dass sich bei den Präsidentschaftswahlen in Frankreich ein klarer Sieg des Euro-Befürworters Macron abzeichnet.

Rohstoffe: WTI zwischenzeitlich unter 45 Dollar

Nachdem der Preis für ein Fass der amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI) im frühen asiatischen Handel unter stark gestiegenen Volumina unter die 45-Dollar-Marke und damit auf den niedrigsten Stand seit April 2016 gefallen war, lag er am Abend wieder bei 46,62 Dollar. Das bedeutete letzten Endes einen Aufschlag von 2,4 Prozent zum Donnerstagabend.

Das gleiche Bild zeichnete auch die Nordseesorte Brent. Hier verbilligte sich der Preis für ein Barrel (159 Liter) in der Spitze um 2,7 Prozent auf 46,64 Dollar im frühen Geschäft. Am Abend wurde Brent dann bei 49,48 Dollar gehandelt und damit 2,1 Prozent fester.

Den zwischenzeitlichen Preisrutsch hatten Experten unter anderem mit den hohen Fördermengen in den Vereinigten Staaten begründet. In der daran anschließenden Erholung sahen sie eine Gegenbewegung. Ob es eine Trendwende sei, müsse sich erst noch zeigen, hieß es.

Asien: Mit Sorgen ins Wochenende

Befürchtungen zur Entwicklung der Weltkonjunktur belasteten die Aktienmärkte in Ostasien. Börsianer verwiesen auf sinkende Rohstoffpreise, die auf eine wirtschaftliche Abschwächung hindeuteten.  Der MSCI-Index für die asiatischen Aktienmärkte ohne Japan lag 0,9 Prozent schwächer.

In Australien gab der S&P/ASX200 0,7 Prozent nach. Unter Druck standen insbesondere die Aktien von Bergbaukonzernen. Rio Tinto büßten 2,1 Prozent ein, BHP Billiton 2,8 Prozent. In Tokio und Seoul wurde feiertagsbedingt nicht gehandelt.

Der Shanghai Composite verzeichnete das vierte Minus in Folge. In Hongkong betrug das Minus beim HSI über 1 Prozent.

Quelle: ntv.de, ghö/kpi/AFP/dpa/rts

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