Marktberichte

Wall Street mit leichten Abschlägen Schwacher Ifo-Index belastet Dax

Deutlich unter dem Schlusskurs vom Vortag notiert der Dax während des gesamten Handelstages.

Deutlich unter dem Schlusskurs vom Vortag notiert der Dax während des gesamten Handelstages.

(Foto: REUTERS)

Die überraschend maue Stimmung in den Chefetagen deutscher Unternehmen lastet auf dem Aktienmarkt. Auch halten sich Anleger zurück, da viele auf baldige Hinweise zur weiteren US-Zinspolitik hoffen. Der Dax gibt in der Folge spürbar nach.

Mit Verlusten ging der Dax am vorletzten Handelstag der Woche aus dem Handel. Nach einem bereits schwachen Start hatte ein enttäuschender Ifo-Index am Vormittag eine weitere Abwärtsbewegung in Gang gesetzt, der Dax sank sogar unter die 10.500-Punkte-Marke. Zum Handelsende konnte sich der Leitindex zwar etwas erholen, ging aber dennoch mit einem Minus von 0,9 Prozent auf 10.530 Punkten in den Feierabend.

Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft hatte sich im August entgegen den Erwartungen eingetrübt. Der Ifo-Geschäftsklimaindex sank auf 106,2 von 108,3 Punkten im Vormonat, wie das Münchner Ifo Institut nach seiner monatlichen Umfrage unter rund 7000 Managern mitteilte. Das war der niedrigste Stand seit Februar. "Die deutsche Konjunktur fällt in ein Sommerloch", kommentierte Ifo-Präsident Clemens Fuest die Daten. Der Ifo-Index ist das wichtigste deutsche Konjunkturbarometer und gilt als zuverlässiger Indikator für die Entwicklung der nächsten sechs Monate.

Für Zurückhaltung an der Börse sorgte aber auch der Auftakt des mit Spannung erwarteten internationalen Notenbanker-Treffens in Jackson Hole. "Insbesondere die Rede von US-Fed-Gouverneurin Janet Yellen wird ganz besonders viel beachtet", sagte n-tv-Börsenexpertin Katja Dofel. Denn sie könnte Signale geben, ob die Zinsen in Amerika in diesem Jahr noch mal steigen. "Das wäre natürlich ein kleiner Dämpfer für den Aktienmarkt und deswegen wird dort immer dann verkauft, wenn man über eine solche Zinserhöhung spekuliert."

In Europa löste der "Clinton-Tweet" kräftigen Druck auf die Pharmawerte aus. Die US-Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton kritisierte erneut die überzogenen Preise bei einigen Medikamenten. Clinton hatte die Preisexplosion beim viel genutzten Allergiemedikament EpiPen von Mylan angeprangert. In den vergangenen Jahren habe Mylan die Preise um über 400 Prozent erhöht.

Frankfurt: Pharma- und Medizinwerte büßen ein

Der Dax schloss am Ende mit einem Minus von 0,9 Prozent auf 10.530 Punkten. Auch der MDax ließ Federn und sank um 0,8 Prozent auf 21.480 Zähler. Für den TecDax ging es 0,7 Prozent nach unten auf 1718 Punkte. Auch der Euro-Stoxx-50 rutschte um 0,7 Prozent ab auf 2988 Punkte.

Im Dax dominierte die Farbe Rot, es gab fast nur Verlierer. Zulegen konnten lediglich Henkel, Eon und Beiersdorf und mit Aufschlägen von 0,4 bis 0,1 Prozent. Schlusslichte im Dax war das Papier von Lufthansa, das um 2,8 Prozent nachgab.

Weit unten im Dax landeten auch FMC, Merck und Fresenius mit einem Minus von 1,3 bis 1,8 Prozent. Bayer verloren 0,7 Prozent. Die Pharmawerte schlossen sich in Europa den Kursverlusten ihrer US-Pendants an, heißt es im Handel, nachdem Hillary Clinton erneut die überzogenen Preise bei Medikamenten kritisiert hatte. Im TecDax fielen Qiagen um 2,4 Prozent.

RTL Group
RTL Group 30,80

Medienkonzern RTL ist auf Kurs: Trotz eines schwächeren zweiten Quartals - unter anderem bedingt durch die entgangenen Werbeeinnahmen im Zuge der Fußball-Europameisterschaft - hat die Bertelsmann-Tochter dank eines starken Jahresauftakts für das erste Halbjahr solide Zahlen vorgelegt. Die Aktionäre können sich zudem wie vor einem Jahr über eine Zwischendividende von 1,00 Euro je Aktie freuen. Dennoch ging der Aktienkurs im MDax 0,7 Prozent zurück.

Im SDax gab es kräftige Kursgewinne bei GfK. Die Aktie stieg um 5,9 Prozent an. Kurstreiber war ein Bericht der "Wirtschaftswoche", der über einen kurz bevorstehenden Verkauf des Marktforschers berichtet. Zwar seien bereits im Frühjahr Pläne von Finanzinvestoren dazu genannt worden, sie seien aber am GfK Verein gescheitert, der knapp 55 Prozent am Unternehmen hält. "Neu ist jetzt, dass der Verein anscheinend zum Verkauf bzw. einer Reduzierung bereit ist", sagte ein Händler.

USA: Lethargie an der Wall Street

Die Wall Street schloss mit einem kleinen Minus. Vor der Rede von Fed-Chefin Janet Yellen am Freitag halten sich die Investoren zurück. Sie erhoffen sich von dem jährlichen Zentralbank-Treffen in Jackson Hole Aufschlüsse über den geldpolitischen Kurs. Die Chefin des Notenbankablegers von Kansas City, Esther George, sieht die Zeit für eine moderate Anhebung der Zinsen gekommen.

Zum Handelsende notierte der Dow-Jones-Index 0,2 Prozent niedriger bei 18.448 Punkten. Der S&P-500 und der Nasdaq-Composite sanken um je 0,1 Prozent.

Von der Konjunkturseite kommen positive Signale für die US-Wirtschaft. In der vergangenen Woche beantragten nicht so viel US-Bürger erstmals Arbeitslosenhilfe wie von Analysten erwartet. Und die US-Industrie zog im Juli überraschend viele Aufträge an Land.

Die Aktien von HP geben 0,2 Prozent nach. Dem Computerkonzern macht die schwächelnde Druckernachfrage zu schaffen. Das Unternehmen rechnet daher mit einem geringeren Gewinn als im Sommer.

Beim Luxusjuwelier Tiffany bleiben zwar die Touristen aus, weshalb der Umsatz in den drei Monaten bis Ende Juli um sechs Prozent zurückging. Da der Gewinn aber gleichzeitig leicht zulegte, greifen Anleger zu und die Aktien verteuern sich um 6,6 Prozent.

Asien: Märkte stagnieren vor Yellen-Rede

Nikkei
Nikkei 37.068,35

Vor der mit Spannung erwarteten Rede von Fed-Chefin Janet Yellen haben sich die Anleger in Asien kaum aus der Deckung gewagt. In Japan und China haben die Kurse leicht nach, in vielen anderen Ländern legten sie leicht zu. Viele Marktteilnehmer erhoffen sich von der Rede Yellens bei einem Notenbanker-Treffen in Jackson Hole am Freitag Signale über das Tempo künftiger Zinserhöhungen.

Der 225 Werte umfassende Nikkei-Index ging 0,25 Prozent tiefer aus dem Handel bei 16.556 Punkten. Der breiter gefasste Topix gab 0,2 Prozent auf 1304 Zähler nach. Bergbaufirmen gerieten wegen des niedrigeren Ölpreises unter Druck. Aufwärts ging es dagegen mit den Papieren der Fluggesellschaften. Die Airlines profitieren von niedrigeren Treibstoffpreisen.

Die Börse in Shanghai lag 0,9 Prozent tiefer. Der Index der wichtigsten Unternehmen in Shanghai und Shenzen verlor ebenfalls 0,9 Prozent. Der MSCI-Index für asiatische Aktien außerhalb Japans notierte dagegen 0,25 Prozent fester.

Devisen: Euro trotzt Ifo

Der Euro bewegte sich mit rund 1,1280 Dollar unverändert in seiner jüngst ausgebildeten Spanne. Im frühen Handel hatte ein Euro zeitweise nur 1,1259 Dollar gekostet. Die Europäische Zentralbank (EZB) hat den Referenzkurs auf 1,1290 (Mittwoch: 1,1268) US-Dollar festgesetzt.

Der Euro zeigte sich trotz des überraschend und deutlich gesunkenen Ifo-Geschäftsklimas sehr robust. "Eine vernünftige Erklärung für die Kursgewinne des Euro gibt es nicht", sagte Stephan Rieke, Devisenexperte bei BHF-Bank. Eigentlich hätte der deutliche Rückgang den Kurs der Gemeinschaftswährung belasten müssen.

Rohstoffe: Ölpreise schwanken

Die Ölpreise schwankten im Tagesverlauf um die Schlusskurse vom Vortag. US-Leichtöl der Sorte WTI erholte sich zum Settlement um 1,2 Prozent auf 47,33 US-Dollar, Brent stieg um 1,3 Prozent auf 49,67 Dollar.

Am Mittwoch waren die Ölpreise unter Druck geraten, nachdem das amerikanische Energieministerium einen deutlichen Anstieg der Rohölbestände gemeldet hatte. Die bereits überdurchschnittlich hohen Vorräte sind damit weiter gestiegen. Dies verstärkt den Blick der Marktteilnehmer auf das weltweit hohe Angebot an Rohöl. Ende September will sich das Ölkartell Opec mit anderen Produzenten treffen, um über die Lage am Rohölmarkt zu beraten. Es geht vor allem um die Möglichkeit, mit Förderobergrenzen die Preise zu beeinflussen.

Der Goldpreis gab zum Settlement um 0,4 Prozent auf 1.324,60 Dollar je Feinunze nach.

Quelle: ntv.de, kst/ppo/DJ/rts/dpa

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