Marktberichte

Trotz griechischen Problemfalls Dax vergisst Sorgen dank starker US-Börsen

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(Foto: picture alliance / dpa)

Lange Zeit sieht es für den Dax nach einem düsteren Börsentag aus - das Gerangel um Griechenlands Schulden verunsichert zunächst die Anleger. Rettung kommt in Form exzellent aufgelegter US-Börsen, die ihr deutsches Pendant mit nach oben ziehen.

Hoch und runter ging es heute am deutschen Aktienmarkt. Die Nachrichtenlage im Griechenland-Drama gab teilweise die Richtung vor. Nach einem verlustreichen Vormittag schob am Nachmittag ein positiver Impuls von der Wall Street den Dax schließlich ins Plus - das er bis zum Ende bis auf 1,1 Prozent ausbauen konnte. Ein Kursdesaster erlebte allerdings die Aktie des im MDax gelisteten Baudienstleisters Bilfinger.

Leicht gedämpft wurde die Stimmung nur vom festeren Euro, der in Folge der Fed-Sitzung über 1,14 Dollar stieg. Die US-Notenbank hatte am Vorabend die seit einiger Zeit immer wieder aufgeschobene Zinswende fester ins Auge gefasst. Jedoch könnte der Zinspfad etwas flacher ausfallen als bislang angenommen. Das belastet den Dollar auf breiter Front. In den vergangenen Wochen war der Euro immer wieder am Sprung über 1,14 Dollar gescheitert. Sollte der Ausbruch diesmal gelingen, liegt beim Hoch vom 15. Mai bei 1,1469 Dollar die nächste Zielmarke, sagte Ralf Umlauf von der Helaba.

Am Nachmittag fand das Treffen der Eurogruppe zum Thema griechische Schuldenmisere statt. Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte im Vorfeld nochmals auf der Erfüllung der vereinbarten Bedingungen durch Griechenland bestanden und vor den Beratungen beim Euro-Finanzministertreffen kein Entgegenkommen gegenüber Athen gezeigt. "Ich bin unverändert überzeugt: Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg", sagte Merkel.

An der Börse wurde mehrheitlich davon ausgegangen, dass es zu keiner Einigung zwischen Griechenland und den Geldgebern kommt. "Wenn Griechenland kein neues Angebot vorlegt, können die Gespräche auch sehr schnell beendet sein", erwartete ein Händler. Die Standpunkte seien hinlänglich bekannt und lägen weit auseinander. Für Griechenland laufe die Uhr derweil langsam ab. Griechenland muss dem IWF am 30. Juni 1,6 Milliarden Euro zurückzahlen, einen Zahlungsaufschub gebe es nicht.

An der Börse in Athen ging es mit den Aktienkursen zwischenzeitlich deutlich bergab: Der Leitindex fiel gegen Mittag um mehr als vier Prozent auf 652 Punkte. Das war der niedrigste Stand seit September 2012, als ebenfalls die Schuldenkrise die Anleger verunsichert hatte. Danach erholte sich der Leitindex aber wieder deutlich und schloss am Ende sogar 0,4 Prozent im Plus.

Deutschland: Bilfinger erleben erneut rabenschwarzen Tag

Der Dax konnte sich am Ende in der Gewinnzone behaupten und stieg um ordentliche 1,1 Prozent auf 11.100 Punkte. Der MDax schloss nahezu unverändert auf 19.523 Zählern, für den TecDax ging es 0,7 Prozent nach oben auf 1638 Punkte. Beim Euro-Stoxx-50 gab es ein Plus von 0,7 Prozent.

Bilfinger
Bilfinger 43,78

Nachdem es dem Dax über große Strecken des Handelstages an Gewinnern mangelte, machten diese am Ende doch die Mehrheit aus: An der Spitze standen Fresenius mit einem Plus von 2,7 Prozent. Bayer und Deutsche Börse folgten dahinter und legten 2,3 und 2,2 Prozent zu.

Die Liste der Verlierer schrumpfte stark zusammen: Weit unten landeten SAP mit einem Minus von 0,6 Prozent. Händler verwiesen auf den nachbörslichen Kurssturz des Konkurrenten Oracle, dem der starke Dollar zu schaffen machte. Auch Infineon verlieren 1,0 Prozent, Schlusslicht im Dax waren Deutsche Bank, die 1,8 Prozent abgaben.

Ein erneutes Kursdesaster erlebte die Aktie von Bilfinger. Eine Gewinnwarnung des Baudienstleisters ließ den Kurs um rund 14 Prozent einbrechen auf den tiefsten Stand seit fast sechs Jahren. Der Konzern hatte für das Segment Kraftwerke in diesem Jahr einen Verlust von 100 Millionen Euro angekündigt und will die Sparte verkaufen. Am 23. April waren die Bilfinger-Titel bereits um fast 18 Prozent eingebrochen, nachdem die Mannheimer nach einem schwachen ersten Quartal eine Gewinnwarnung abgeben mussten.

ProSiebenSat.1
ProSiebenSat.1 6,59

Stefan Raabs Abschied vom Fernsehen verunsicherte die Aktionäre von ProSiebenSat.1. Die im MDax notierten Aktien fielen um bis zu 2,3 Prozent auf 41,07 Euro, erholten sich danach aber wieder etwas und schlossen mit minus 0,3 Prozent. Der Star-Entertainer will Ende des Jahres seine letzte TV-Show für ProSiebenSat.1 moderieren, hatten der Sender und Raab mitgeteilt.

Nach dem vierprozentigen Anstieg der Südzucker-Aktie am Mittwoch gab der Kurs diesen Gewinn komplett wieder ab. Laut Händlern hatte Goldman Sachs die Aktie von "Neutral" auf "Verkaufen" gesenkt. Wacker Chemie verbilligten sich um 1,3 Prozent. Einem Händler zufolge lasten fallende Preise für Polysilizium auf dem Kurs des Unternehmens, das aus dem Material Vorprodukte für Halbleiter herstellt.

USA: Grüne Zahlen an der Wall Street

Nach bereits freundlichem Start legen die US-Aktienmärkte im Laufe des Handelstages ordentlich zu, nachdem veröffentlichte Konjunkturdaten überwiegend gut ausgefallen sind. Nach der jüngsten Zinssitzung der US-Notenbank sind die Anleger zwar nicht schlauer, was den Zeitpunkt der Zinswende angeht. Wie es aussieht, dürfte der Zinspfad aber etwas flacher verlaufen als bislang angenommen.

Der Dow-Jones-Index gewinnt satte 1,0 Prozent und schließt bei 18.115 Punkten. Für den S&P-500 geht es ebenfalls um 1,0 Prozent auf 2121 Zähler nach oben und für den Nasdaq-Composite um 1,3 Prozent auf 5132 Punkte.

Viel Zeit, sich über die Fed-Aussagen den Kopf zu zerbrechen, hatten die Anleger ohnehin nicht. Denn die Finanzminister der Eurozone erörterten in Luxemburg das Dauerthema Griechenland. Erwartungsgemäß konnten die Ressortchefs kein Ergebnis vorweisen, so dass die Staats- und Regierungschefs der Währungsunion am Montag in Brüssel ran müssen. Und nicht zuletzt galt es, eine Fülle heimischer Konjunkturdaten zu verarbeiten.

Bereits vor Handelsbeginn wurden Daten zu den Verbraucherpreisen, der Leistungsbilanz und den Realeinkommen sowie die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe veröffentlicht. Die Verbraucherpreise stiegen im Mai insgesamt um 0,4 Prozent. Es handelte sich um den stärksten monatlichen Preisauftrieb seit zwei Jahren. Das Leistungsbilanzdefizit schrumpfte im ersten Quartal überraschend auf 113,3 Milliarden Dollar von 113,45 Milliarden Dollar. Bei den Erstanträgen auf Arbeitslosenhilfe wurde eine unerwartet deutliche Abnahme um 12.000 Anträge verzeichnet. Die Realeinkommen verringerten sich im Mai auf Monatssicht um 0,1 Prozent. Nach Börsenstart dann präsentierten sich der Philadelphia-Fed-Index wie der Index der Frühindikatoren stärker als erwartet.

Devisen: Euro knackt die 1,14-Dollar-Marke

Euro / US-Dollar
Euro / US-Dollar 1,08

Am Vormittag kletterte der Euro erstmals seit knapp einem Monat wieder über die Marke von 1,14 Dollar. Grund für die Euro-Stärke ist die Dollar-Schwäche nach den unerwarteten Aussagen der US-Notenbank vom Vorabend, heißt es aus dem Handel. Aktuell notiert die Gemeinschaftswährung bei 1,1397 Dollar. Der Euro liegt trotz der jüngsten Stärke aber weiter in seiner Seitwärtsbewegung. Marktteilnehmer sprechen von Range-Trading zwischen 1,04 und 1,15 Dollar.

"Der generelle Bias hat sich aber nicht geändert", sagt ein Händler. In den USA bleibe der Blick bei den Leitzinsen nach oben gerichtet, auch wenn die Zinserhöhungen möglicherweise später und langsamer durchgeführt würden als bisher erwartet. In Japan und in der Eurozone bleibe die Geldpolitik dagegen locker, das spreche über die kurze Sicht hinaus für eine Rückkehr von Euro- und Yen-Schwäche. Auf dem Euro hänge zudem die Griechenland-Krise, als "Damokles-Schwert".

Rohstoffe: Öl, Gold und Kupfer werden teurer

Gold, Feinunze
Gold, Feinunze 2.196,30

Die Ölpreise haben sich nach zögerlichem Start in Richtung Norden in Bewegung gesetzt. Ein Barrel (159 Liter) Brent zur Lieferung im August kostet am späten Nachmittag 64,39 Dollar und damit 49 Cent mehr als am Mittwochabend. Der Preis für ein Fass West Texas Intermediate (WTI) zur Juli-Lieferung liegt mit 60,78 Dollar rund 45 Cent höher als am Vorabend.

Am Mittwoch waren die Ölpreise vor der Bekanntgabe der wöchentlichen Rohöl-Lagerbestände zwischenzeitlich gestiegen, gaben diese Gewinne aber nach der Veröffentlichung wieder ab. Im bisherigen Wochenverlauf haben sich die Ölpreise damit kaum bewegt. Die Lage am Ölmarkt hat sich in den vergangenen Wochen nach turbulenten Monaten zuvor sichtlich beruhigt.

Die Aussicht auf eine vorerst anhaltende ultralockere Geldpolitik in den USA hat den Goldpreis nach oben getrieben. Das Edelmetall, das gern zur Absicherung gegen Inflation genutzt wird, verteuerte sich um 1,6 Prozent auf 1204 Dollar je Feinunze. Auch das Industriemetall Kupfer war gefragt: Der Preis kletterte um 0,5 Prozent auf 5780 Dollar je Tonne.

Asien: Verluste in Japan, Gewinne in Korea

Sorgen um die US-Konjunktur haben die asiatischen Börsen belastet. Die Anleger verunsicherten Aussagen der amerikanischen Notenbank Federal Reserve. Diese schob ihre weltweit an den Finanzmärkten mit Spannung erwartete Zinswende am Vorabend auf, weil sie die wirtschaftlichen Bedingungen für eine Erhöhung noch für ungeeignet hält.

Zugleich senkte die Fed wegen des schwachen Starts ins Jahr die Wachstumsprognose für 2015 etwas. Angesichts dessen neigt Fed-Chefin Janet Yellen zur Vorsicht, auch wenn sie eine Zinserhöhung noch dieses Jahr für möglich hält. "Der Markt ist ziemlich besorgt über die Aussichten für die US-Wirtschaft", sagte Experte Masaru Hamasaki vom Finanzhaus Amundi Japan.

An der Tokioter Börse schloss der Leitindex Nikkei der 225 führenden Werte 1,1 Prozent tiefer bei 19.990 Punkten. Der breiter gefasste Topix verlor ein Prozent auf 1616 Zähler.

Händler begründeten die Abschläge auch mit einem Anstieg der Landeswährung Yen zum Dollar, was die Exporte verteuert. Dementsprechend gehörten Export-Werte wie Suzuki und Nissan mit Abschlägen von mehr als zwei Prozent zu den größten Verlierern.

Auch die chinesischen Börsen in Shanghai und Hongkong lagen im Minus, ebenso verzeichnete der Markt in Sydney Verluste. Die Börse in Seoul und der MSCI-Index für asiatische Aktien ohne Japan legte dagegen leicht zu.

Quelle: ntv.de, kst/mbo/dpa/DJ

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