Marktberichte

Wall Street im Plus Schwache US-Daten versauen Dax den Tag

Überraschend schwache Daten zur US-Konjunktur sorgen für Aufregung an der Frankfurter Börse.

Überraschend schwache Daten zur US-Konjunktur sorgen für Aufregung an der Frankfurter Börse.

(Foto: picture alliance / dpa)

Es sieht alles nach einem satten Aufschlag für den Dax aus - bis schlechte Signale aus der US-Wirtschaft den Anlegern die Courage rauben. Fast seinen gesamten Gewinn gibt der deutsche Leitindex zum Ende hin ab. Fresenius rettet ihn vor einem Minus.

Am Nachmittag sah noch alles nach einem stattlichen Gewinn für den Dax aus - nach schwachen Konjunkturdaten aus den USA rutschte der deutsche Leitindex jedoch wieder nach unten und gab einen Großteil seiner Gewinne ab. Am Ende blieb noch ein kleines Plus von 0,1 Prozent, welches den Dax auf 10.687 Punkte steigen ließ. Allein die starke Fresenius-Aktie verhinderte mit ihrem satten Plus von mehr als sechs Prozent einen negativen Handelsschluss.

Dax
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Die Stimmung im Dienstleistungssektor der USA war im August eingebrochen. Der Einkaufsmanagerindex ISM (Institute for Supply Management) fiel im Vergleich zum Vormonat von 55,5 Punkten auf 51,4 Zähler. Das ist der niedrigste Stand seit mehr als sechs Jahren. Volkswirte hatten lediglich mit einem Rückgang auf 54,9 Punkte gerechnet.

Dennoch bleibt eine tendenziell positive Stimmung an der Börse. "Die Börsianer hoffen immer noch auf ein neues Jahreshoch", kommentierte n-tv-Börsenexpertin Katja Dofel. Das jüngste stammt von Mitte August und liegt bei 10.802 Punkten. "Allerdings: Bei Lichte betrachtet, dürfte das erste gegen Ende der Woche kommen - wenn überhaupt. Denn vorher ist die Spannung zu groß, man wartet auf Kommentare von den Notenbanken."

Am Mittwoch gibt es das so genannte "Beige Book", den Konjunkturbericht der amerikanischen Notenbank Fed. "Der dürfte berücksichtigen, dass die Wirtschaft zwar robust ist, aber hier und da noch kleine Schwachstellen hat, was eben der Arbeitsmarktbericht von vergangenem Freitag gezeigt hat", so Dofel. Und deswegen hätten die Börsianer auch die Hoffnung, dass, wenn es eine Zinsanhebung in Amerika gibt, diese erst im Dezember kommt, nach der Präsidentschaftswahl. Man hoffe, "dass man hier also noch ein bisschen Schonfrist bekommt".

Am Donnerstag trifft sich die Europäische Zentralbank und einige Marktteilnehmer gehen davon aus, dass EZB-Chef Mario Draghi erneut liefern wird. So rechnet die BayernLB mit einer Verlängerung der Mindestlaufzeit des "QE-Programms" um sechs Monate bis September 2017. Zudem könnte die EZB die Koppelung der Anleihekäufe an den Einlagensatz aufheben oder flexibilisieren, um eine reibungslose Umsetzung des Kaufprogramms über einen längeren Zeitraum zu gewährleisten.

Mit der "Mergermania" standen unter anderem Bayer, Fresenius und SLM Solutions im Blick. Bayer hatte erneut den Übernahmepreis für den US-Saatgutkonzern Monsanto erhöht, um bei diesem zum Zuge zu kommen. Fresenius will für 5,8 Milliarden Euro den spanischen Klinikbetreiber Quironsalud kaufen und eine Tochter von General Electric will mit der deutschen SLM Solutions und der schwedischen Arcam gleich zwei Unternehmen auf einmal schlucken.

Frankfurt: Fresenius führen mit Allzeithoch die Gewinnerliste an

Fresenius SE
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Der Dax schloss am Ende 0,1 Prozent höher auf 10.687 Punkten. Nahezu unverändert ging der MDax auf 21.775 Zählern aus dem Handel. Deutliche Aufschläge hingegen beim TecDax, der 0,7 Prozent zulegte auf 1766 Punkte. Der Euro-Stoxx-50 fiel um 0,2 Prozent auf 3070 Punkte.

Mit satten Gewinnen landete die Fresenius-Aktie an der Spitze der Dax-Werte: 6,4 Prozent ging es nach oben auf 70,43 Euro, was gleichzeitig ein neues Allzeithoch bedeutete. Als "sehr gut und passend, aber teuer" werteten Händler die Übernahme von Quironsalud, den größten privaten Klinikbetreiber in Spanien. Mit einem Kaufpreis von rund 5,8 Milliarden Euro ist dies der teuerste Zukauf in der Firmengeschichte von Fresenius. Damit steige Fresenius in einen lukrativen Markt ein. Die Beteiligung soll auf Basis der Gewinnerwartungen und zusätzlicher Synergien gleich im ersten Jahr gewinnsteigernd wirken.

Bayer drehten am Nachmittag ins Plus und legten am Ende 1,8 Prozet zu. "Eine Underperformance gegen den Dax ist nicht gerechtfertigt", sagte ein Händler. Entweder öffne Monsanto nun die Bücher und das Angebot sei für alle Seiten in Ordnung, oder die Übernahme scheitere. Das sei auch der Grund, weshalb Monsanto immer noch mit einem großen Abschlag gehandelt werden. Bayer hatte eine leicht erhöhten Offerte für Monsanto gemacht.

Airbus
Airbus 40,40

Airbus-Aktien verteuerten sich um 0,9 Prozent. Der vietnamesische Billigflieger Vietjet Aviation kauft von Airbus für 2,4 Milliarden mehr als 20 Flugzeuge des Typs A321. Eine Hochstufung von "Neutral" auf "Kaufen" durch die Citigroup stützte den Kurs des Anlagenbauers Gea, er stieg um 0,3 Prozent.

Überraschend und daher kursstützend werteten Händler die Aufnahme der Leifheit-Aktie in den Nebenwerte-Index SDax. Leifheit gewannen 3,3 Prozent. Eigentlich waren Sixt Leasing als Nachfolger für Comdirect favorisiert worden. Sixt Leasing fielen um 3,3 Prozent. RTL Group schlossen 1,2 Prozent oder 0,96 Euro niedriger. Der Kursabschlag war auf die Dividendenzahlung von 1,00 Euro je Aktie zurückzuführen. In der dritten Reihe büßten die Aktien von Schaltbau 13 Prozent ein. Der Hersteller von Elektrokomponenten hatte das Gewinnziel drastisch gesenkt.

USA: Wall Street gibt nach ISM-Dämpfer Gewinne ab

Die US-Börsen haben sich nach dem langen Feiertagswochenende freundlich gezeigt. Der Dow Jones stieg um 0,3 Prozent auf 18.538 Punkte. Der S&P legte um 0,3 Prozent auf 2186 Stellen zu. Der Index der Technologiebörse Nasdaq  gewann 0,5 Prozent auf 5276 Zähler.

Auf Unternehmensseite stand General Electric (GE) mit der Übernahme von zwei 3D-Druckerherstellern in Europa für insgesamt 1,4 Milliarden Dollar im Fokus. In beiden Fällen, für die deutsche SLM Solutions und Arcam aus Schweden, hat GE satte Prämien angeboten, so dass die Übernahmen glatt über die Bühne gehen dürften. GE verloren 0,8 Prozent.

Navistar sprangen um 40,7 Prozent nach oben auf 19,79 Dollar. Hintergrund ist, dass der Volkswagen-Konzern einen Anteil von kanpp 17 Prozent an dem Lkw- und Bushersteller für 15,76 US-Dollar je Anteilsschein übernehmen will, wie beide Unternehmen bestätigten.

Monsanto fielen nach anfänglichen Gewinnen um 1,3 Prozent auf 106,07 Dollar, nachdem Bayer das Übernahmeangebot für das Saatgutunternehmen erneut leicht erhöht hat auf 127,50 Dollar von zuvor 125 Dollar. Paypal gewannen 0,3 Prozent, nachdem der Bezahldienstleister nach einer Vereinbarung mit Visa auch ein Abkommen mit Mastercard getroffen hat, um den Streit mit den großen Kreditkartenunternehmen zu entschärfen und selbst besser ins Geschäft zu kommen.

Auch in der Biotech-Branche steht eine Übernahme an. Danaher bietet 4 Milliarden bzw 53 Dollar je Aktie für den Diagnostikspezialisten Cepheid und damit eine Prämie von mehr als 50 Prozent. Danaher verloren 2,1 Prozent, während die Cepheid-Aktie sich mit einem Satz von 52,6 Prozent dem Angebotspreis annäherte.

Asien: Moderate Gewinne in Japan, Minus in Sydney

Nikkei
Nikkei 37.677,67

Die Aktienmärkte in Fernost haben mehrheitlich Gewinne verbucht. Sie hielten sich aber in Grenzen, weil die Vorgaben von der Wall Street fehlten, die am Montag wegen des Labor Days geschlossen geblieben war. In Tokio legte der Nikkei-Index um 0,3 Prozent auf 17.081 Punkte zu. Die Börse in Shanghai schloss 0,6 Prozent höher auf 3091 Punkten.

Gegen den Trend gab der Index in Australien vor einer Sitzung der dortigen Notenbank leicht nach. Sie ließ die Zinssätze wie erwartet unverändert. Dagegen hatte Japans Zentralbankchef am Tag zuvor signalisiert, im Kampf gegen die Konjunkturflaute die Geldschleusen notfalls noch weiter zu öffnen.

Der MSCI-Index für asiatische Aktien außerhalb Japans notierte 0,7 Prozent fester. In Seoul verteuerten sich die Aktien der in die Insolvenz geschlitterten Container-Reederei Hanjin um fast 30 Prozent und machten damit die Verluste vom Montag wieder wett. Hintergrund für das Kursplus ist, dass die südkoreanische Regierung offenbar der Reederei finanziell zumindest etwas unter die Arme greifen will.

In Tokio waren vor allem Finanzwerte gefragt. So ging es für die Anteilsscheine der Mizuho Financial Group knapp ein Prozent nach oben, für Papiere der Sumitomo Mitsui Financial Group 1,3 Prozent. Aktien des Versicherers Dai-ichi Insurance legten 2,5 Prozent zu.

Rohstoffe: Ölpreise uneinheitlich

Die Ölpreise zeigten sich nach der Berg- und Talfahrt am Vortag uneinheitlich. Zunächst hatten zu Wochenbeginn die Preise kräftig angezogen mit Meldungen über eine bevorstehende Zusammenarbeit zwischen Russland und Saudi-Arabien zur Stabilisierung der Preise. Danach ging ein Großteil der Gewinne wieder verloren als klar wurde, dass es dabei nur um Arbeitsgruppen gehen soll und nicht etwa um ein konkretes Einfrieren der Fördermengen.

"Die Tatsache, dass Saudi-Arabien über die Marktentwicklung spricht bedeutet schon eine Kehrtwende und könnte dazu führen, dass tatsächlich eine Begrenzung zur Stabilisierung der Preise vereinbart wird", sagte Ökonom Peter Cardillo von First Standard Financial. Das Barrel Öl der US-Sorte WTI notierte zum US-Settlement 0,9 Prozent höher als am Freitag bei 44,83 Dollar. Für Brent ging es dagegen um 0,8 Prozent auf 47,26 Dollar nach unten.

Devisen: Euro springt über 1,12 Dollar

Der Euro kletterte im Gegenzug deutlich über die Marke von 1,12 Dollar. Im späten US-Handel ging die Gemeinschaftswährung mit 1,1250 Dollar um. Nächster Impulsgeber dürfte die EZB-Sitzung am Donnerstag sein.

Die Zinserhöhungserwartungen an die US-Notenbank wurden so an den Finanzmärkten gedämpft. Der Dollarkurs gab daraufhin zu allen wichtigen Währungen nach. Der ISM-Index gilt als zuverlässiger Frühindikator für die wirtschaftliche Aktivität in den USA. Zuvor hatten enttäuschende Zahlen zu den Auftragseingängen in der deutschen Industrie kaum für Bewegung am Devisenmarkt gesorgt.

Quelle: ntv.de, kst/wne/DJ/rts/dpa

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