Marktberichte

China und USA treten auf die Bremse Schock für Asien-Börsen

Die Börse in Tokio schließt wegen der japanischen Leitzinsentscheidung sehr schwach. Die Stimmung an Asiens Börsen wird auch durch Nachrichten aus China getrübt.

Aus Bankenkreisen verlautete, die Geldhäuser der Volksrepublik seien angewiesen worden, ihre Kapitalreserven ab heute zu erhöhen.

Aus Bankenkreisen verlautete, die Geldhäuser der Volksrepublik seien angewiesen worden, ihre Kapitalreserven ab heute zu erhöhen.

(Foto: ASSOCIATED PRESS)

Strengere Kreditregeln in China und ein Ausgabenstopp der US-Regierung haben die asiatischen Börsen am Dienstag belastet. Viele Anleger sorgten sich, dass die Maßnahmen den Aufschwung der Weltwirtschaft verlangsamen könnten. In Australien blieben die Märkte feiertagsbedingt geschlossen.

"Das Einfrieren des Haushalts in den USA und die Schritte Chinas werden die Wirtschaft in Südkorea treffen, wenn nicht sogar die derzeitige Erholung abwürgen", sprach Park Sang Hyun von Hi Investment & Securities in Seoul die Befürchtung vieler Börsianer in Asien aus. Die Weltwirtschaft benötige weiterhin die Konjunkturmaßnahmen der Regierungen, so Park. Der Markt in Südkorea verlor rund zwei Prozent. In Tokio belastete der stärkere Yen vor allem Exportwerte.

Dort verlor der 225 Werte umfassende Nikkei-Index 1,8 Prozent auf 10.325 Punkte und sank damit auf den tiefsten Schlussstand seit fünf Wochen. Der breiter gefasste Topix-Index schloss rund zwei Prozent im Minus bei 916 Zählern. Auch die Aktienmärkte in Hongkong, Singapur und der chinesische Leitindex notierten schwächer. In Taiwan sackte der Börsenindex sogar um 3,5 Prozent ab.

Regierungsvertreter in Washington sagten, dass die USA zum Abbau ihrer Rekordschulden einen Großteil ihrer Ausgaben drei Jahre lang einfrieren wollen. Die Grundzüge seines Plans stelle Präsident Barack Obama in seiner ersten Rede an die Nation am Mittwoch vor, hieß es weiter. Der Haushaltsentwurf für 2011 wird am Montag kommender Woche erwartet. Der Schritt soll den Angaben zufolge in zehn Jahren 250 Mrd. US-Dollar einsparen. Obwohl die Finanzmärkte der Abbau des US-Defizit von 1,4 Bill. US-Dollar allein für das Haushaltsjahr 2009 generell begrüßten, fürchteten die Anleger in Asien, dass damit der allmähliche Aufwärtstrend in den USA gefährdet sei.

Hinzu kamen ein weiteres Mal die Sorgen vor einer strafferen Geldpolitik der chinesischen Regierung. Aus Bankenkreisen verlautete, die Geldhäuser der Volksrepublik seien angewiesen worden, ihre Kapitalreserven ab heute zu erhöhen. Die Maßnahmen waren bereits vergangene Woche bekanntgeworden. Damit solle die massive Kreditvergabe eingedämmt werden, um die Inflationsgefahr zu drosseln und eine Überhitzung der Wirtschaft zu verhindern. Die weltweite Erholung von der Finanzkrise kam auch durch ein kräftiges Wachstum in China zustande. Bei den Einzelwerten gerieten neben Bankentiteln in Hongkong die Aktien des PC-Herstellers Lenovo unter Druck, die um 6,9 Prozent in die Knie gingen. Anleger schätzten nach einer Gewinnwarnung von Foxconn International die Stimmung am Technologiemarkt schwächer ein.

Die japanische Notenbank beließ ihre Zinssätze nahe Null und bekräftigte ihre Politik des billigen Geldes. Wie erwartet kündigte sie aber keine neuen geldpolitischen Initiativen an, um die schleppende Erholung der zweitgrößten Volkswirtschaft zu befeuern. Die Entscheidung hatte aber kaum Einfluss auf den Handel. Vielmehr belastete der stärkere Yen Exportwerte. Die Aktien von Toyota gaben um 2,5 Prozent nach, die Papiere von Sony verloren sogar 4,8 Prozent.

Die Maßnahmen der chinesischen Regierung sorgten vor allem beim Yen für Aufschläge. Der Euro fiel gegenüber dem Yen zeitweise auf den tiefsten Stand seit neun Monaten und notierte bei 126,33 Yen. Auch zum US-Dollar legte die japanische Währung zu. Der Greenback gab zeitweise auf unter 89,71 Yen nach und notierte so tief wie seit einem Monat nicht mehr. Der Euro kostete 1,4083 US-Dollar nach 1,4150 im US-Handel.

Seoul auf Rekordtief

Die Börse in Seoul schloss nach deutlichen Verlusten auf dem tiefsten Stand seit sieben Wochen. Der Kospi sank um 2 Prozent auf 1637 Zähler und damit auf den niedrigsten Schlussstand seit dem 9. Dezember 2009. Die US-Regulierungspläne für den Bankensektor und die Straffung des Kreditvolumens in China hätten Anleger weiter verunsichert und das Sentiment belastet, hieß es zur Begründung.

"Die beschleunigte Talfahrt der vergangenen Tage ist auch das Ergebnis von Stop-Loss-Verkäufen", sagte ein Analyst. Der US-Bankenregulierung komme da symbolische Bedeutung zu, da sie für eine Abkehr der Konjunktur stützenden Politik stehe. Letztlich habe dies negative Auswirkungen auf den Liquiditätsfluss, so der Marktexperte weiter. In dieses Bild passe auch die Eingrenzung des Kreditumfangs in China.

Posco sanken um 4,6 Prozent, und Hyundai Steel um 4,4 Prozent. Dem Aktienkurs von Hyundai Steel half auch nicht die Meldung, wonach der Stahlkocher im Februar die Preise anheben will. Im Schiffsbausektor verloren Daewoo Shipbuilding & Marine Engineering 1,9 Prozent und Hyundai Heavy Industries 2,2 Prozent. Hynix Semiconductor brachen um 9,4 Prozent ein. Die Sorge, der Halbleiterkonzern könne bei der Suche nach Investoren scheitern, drückte den Kurs. Eine entsprechende Frist läuft am Freitag aus.

Verluste in China

Vor allem an der Börse in Shanghai sorgten die wachsenden Sorgen über die Kreditbeschränkungen in China für Gesprächsstoff, der Leitindex fiel auf den tiefsten Stand seit annähernd drei Monaten: Der Shanghai-Composite gab 2,4 Prozent auf 3019 Zähler ab. Der Shenzhen-Composite fiel um 3,1 Prozent auf 1112 Punkte. In Hongkong ging es für den HSI um 2,4 Prozent auf 20.109 Zähler talwärts – das ist der niedrigste Stand seit dem 3. September.

Analysten sehen den Leitindex in Shanghai bei 3000 Punkten unterstützt. Kurzfristig sei ein Test dieser Marke durchaus wahrscheinlich, da die chinesische Geldpolitik weiterhin auf eine Straffung abziele und weitere Schritte in dieser Hinsicht zu erwarten seien. "Die Sorgen über die Begrenzung des Kreditvolumens hat das Sentiment ganz klar belastet. Allerdings war der erneute Rücksetzer heute größer als befürchtet", erläuterte eine Analystin.

Auslöser der Talfahrt waren auch hier Berichte, wonach gleich drei Großbanken ihre Kreditvergabe bis auf Weiteres eingefroren haben. Die Regierung mache bei der Begrenzung des Kreditumfangs zur Verhinderung einer Überhitzung der chinesischen Konjunktur und zur Bekämpfung der Inflation ernst, hieß es dazu aus dem Handel.

Vor diesem Hintergrund verloren im Bankensektor China Merchants Bank 0,9 Prozent und China Construction Bank 1,2 Prozent, In Hongkong gehörten Finanztitel zu den größten Verlierern. Bank of China und ICBC verbilligten sich jeweils um 3,4 Prozent. China Construction Bank schlossen 2,9 Prozent tiefer und Bank of Communications fielen 3,4 Prozent. HSBC büßten 0,4 Prozent ein.

Auch im Immobiliensektor sorgte der Reduzierung des Liquiditätsflusses für Abschläge. China Vanke verbilligten sich um 3,2 Prozent und Poly Real Estate um 4,8 Prozent. Unter Abgabedruck standen zudem die Versicherungsaktien.

Quelle: ntv.de, rts/DJ

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen