Marktberichte

Yellen wird sehnsüchtig erwartet RWE rockt, Dax nicht

RWE und VW liefern Zahlen, aber nur der Versorger landet einen Kurssprung. Dem Dax hilft der aber auch nicht auf die Sprünge. Die Anleger haben nur Fed-Chefin Yellen im Kopf - und ihre Aussagen zur künftigen Zinspolitik.

Große Sprünge hat der deutsche Aktienmarkt nach dem verhaltenen Wochenauftakt auch am Dienstag nicht gesetzt. Zu zurückhaltend waren die Anleger vor der Sitzung der US-Notenbank Federal Reserve (Fed) zur Wochenmitte. "Höhere Zinsen sind eingepreist", sagte n-tv-Börsenexperte Frank Meyer. "Überraschungen dürften daher ausbleiben." Aber die Anleger erhoffen sich vor allem aus den Äußerungen von Fed-Chefin Janet Yellen Aufschlüsse darüber, wie oft 2017 die Zinsen angehoben werden und in welcher Höhe. "Die Zurückhaltung ist nachvollziehbar", kommentierte n-tv-Börsenexpertin Katja Dofel.

Der Dax bewegte sich zwischen einem Tagestief von 11.930 Punkten und einem Tageshoch von 12.003 Zählern. Aus dem Handel verabschiedete er sich mit 11.989 Stellen und damit kaum verändert. Zum Wochenstart hatte der Leitindex einen Mini-Aufschlag generiert. Der MDax schloss unverändert bei 23.427 Zähler. Der TecDax zog 0,2 Prozent auf 1978 Stellen an.

Konjunktur: Die Fed und der Zins

Sowohl die Fed-Entscheidung als auch die Wahlen in den Niederlanden finden am Mittwoch statt, die Anleger hierzulande werden aber erst jeweils am Donnerstag auf die Ergebnisse reagieren können. Bei der Fed rechnen Börsianer fest mit einer Zinserhöhung. Fraglich ist aber, wie oft und wie schnell hintereinander die Notenbank noch an der Zinsschraube drehen wird. Bei den Wahlen in den Niederlanden fürchten viele einen Sieg des Rechtpopulisten Geert Wilders. Inwiefern der Konflikt mit der Türkei die Wahlen beeinflussen wird, gilt als offen. Ebenso wie bei einem Wahlsieg Wilders die Börsen reagieren werden.

Keinen wirklichen positiven Impuls sendete auch der ZEW-Konjunkturindex: Die Börsenprofis schauen zwar wieder mit etwas mehr Optimismus auf die deutsche Wirtschaft. Das Barometer für ihre Konjunkturerwartungen im kommenden halben Jahr stieg im März 2,4 auf 12,8 Punkte. Ökonomen hatten aber mit einem etwas höheren Wert von 13,0 Punkten gerechnet, nachdem das Barometer im Februar gefallen war. "Die geringe Aufwärtsbewegung zeigt die derzeitige Unsicherheit über die weitere Entwicklung der Konjunktur", sagte ZEW-Präsident Achim Wambach.

USA: Minuszeichen an der Wall Street

Die New Yorker Wall Street tendierte einen Tag vor der Fed-Zinsentscheidung schwächer. Auf die Stimmung drückten insbesondere die sinkenden Ölpreise. Auch hier rechnen die Anleger fest mit einer Zinsanhebung am Mittwoch.

Die große Frage an den Märkten ist, ob die Notenbanker auch eine aggressivere Geldpolitik in den kommenden Monaten signalisieren werden. "Es gibt die Erwartung, dass die Zentralbank ihre Prognose für dieses Jahr von drei auf vier Erhöhungen anheben könnte", sagte Portfoliomanager Michael Scanlon vom Vermögensverwalter Manulife Asset Management.

Der Dow-Jones-Index der Standardwerte gab um 0,2 Prozent nach und schloss bei 20.837 Punkten. Der breiter gefasste S&P-500 verlor 0,3 Prozent auf 2365 Zähler. Der Index der Technologiebörse Nasdaq sank ebenfalls 0,3 Prozent auf 5857 Stellen.

Im Blick waren auch Fluggesellschaften. Die Aktien wurden von dem heftigen Schneesturm im Nordosten der USA in Mitleidenschaft gezogen. Das Wetter führte zu zahlreichen Flugausfällen. Der Kurs von United Continental büßte 4,6 Prozent ein, der von American Airlines 2,7 Prozent.

Die Papiere von Valeant brachen um 10,9 Prozent ein. Der Hedgefonds Pershing Square Capital von Investor William Ackman zog sich komplett aus der Pharmafirma zurück. Dagegen schnellten Moneygram-Papiere 24,6 Prozent nach oben. Um den Zahlungsabwickler ist ein Bieterwettkampf entbrannt.

Dax: RWE-Ausblick überrascht

Bei den Einzelwerten im Dax standen ganz klar RWE im Vordergrund. Die Titel sprangen zeitweise etwa 9 Prozent an, schlossen dann noch fast 5 Prozent fester. Als "ganz ordentlich" bezeichnete ein Händler die endgültigen Zahlen des Versorgers. Vor allem der Ausblick auf den adjustierten Nettogewinn gefalle. Er soll zwischen 1,0 und 1,3 Milliarden Euro liegen und "gibt wenigstens Kalkulationssicherheit für die Dividende", so der Händler.

Keinen Glauben schenkten die meisten Marktteilnehmer dagegen Presseberichten, wonach die französische Engie an der RWE-Tochter Innogy interessiert sei. "Das ist ziemlich hanebüchen", sagte ein Händler: "Falls sie interessiert waren, hätten sie beim Spin-Off wesentlich günstiger und abwicklungstechnisch leichter da rankommen können." Es wäre eher "ein Zeichen schlechter Unternehmensführung und mangelnder Strategie", wenn sich Engie nun plötzlich für Innogy interessiere. Zudem habe RWE unterstrichen, die Mehrheit behalten zu wollen. Innogy verbesserten sich im MDax etwa 2,7 Prozent.

Neben RWE warteten Volkswagen mit Zahlen auf. Der Konzern bleibt demnach größter Autohersteller der Welt und fährt auch wieder Milliardengewinne ein. Allerdings gibt es weiterhin Probleme bei der Kernmarke VW, nicht zuletzt durch den Abgas-Skandal und dessen Folgen. VW verloren 1,7 Prozent.

MDax: Prognosen enttäuschen

Wacker Chemie büßten 0,7 Prozent ein. Die Gewinnprognose für 2017 habe hinter den Erwartungen der meisten Analysten zurückgelegen, sagte ein Händler. Das Unternehmen rechnet mit einem bereinigten Ebitda auf dem Niveau des Vorjahres. "Wir rechnen mit einem zehn Prozent höheren bereinigten Gewinn als 2016", so der Marktteilnehmer. Die Dividende von 2 Euro je Aktie entspreche der Konsensprognose.

Symrise verbilligten sich etwa 1 Prozent. Hier hieß es im Handel, dass die Margenprognose "zu vorsichtig" ausgefallen sei. Am Markt habe man mit einer Ebitda-Marge von über 20 Prozent gerechnet, das Unternehmen habe nun "rund 20 Prozent" in Aussicht gestellt, kommentierte ein Händler.

TecDax: KPN beschäftigt Telefonica-Deutschland-Kurs

Kursaufschläge von ebenfalls rund 1 Prozent gab es auch bei Telefonica Deutschland - trotz eines Aktien-Swaps des Großaktionärs KPN. Dieser hatte eigenen Angaben zufolge 178,5 Millionen Aktien von Telefonica Deutschland in 72 Millionen Aktien des Mutterkonzerns Telefonica getauscht. Damit sinkt der Anteil der Niederländer an Telefonica Deutschland von 15,5 auf 9,5 Prozent. An Telefonica hält KPN nun 1,4 Prozent. "Der Aktientausch ist clever und dürfte als solcher weitgehend marktneutral bleiben", sagte ein Händler. Allerdings sei mit dem Swap die Gefahr einer Platzierung weiterer Aktien gestiegen. Denn KPN habe klargemacht, dass Telefonica Deutschland für KPN nurmehr eine Finanzbeteiligung sei, so der Marktteilnehmer weiter.

Als "sehr ordentlich" wurden die Zahlen und vor allem der Ausblick von Siltronic im Handel hervorgehoben. Die Papiere schlossen 0,5 Prozent ins Minus. "Die Marge von 'mindestens 20 Prozent' liegt über der Markterwartung von genau 19 Prozent", sagte ein Händler: "Dazu kommt die Bestätigung der Markthoffnungen, dass die Wafer-Nachfrage die Kapazitäten weiter übersteigen wird, und das funktionierende Kostensenkungsprogramm."

Stratec Biomedical sprangen mehr als neun Prozent an. "Nach einem enttäuschenden dritten Quartal ist Stratec wieder zu prozentual zweistelligen Wachstumsraten zurückgekehrt", so ein Händler. Die Drittquartalszahlen hätten die Aktie um rund ein Viertel einbrechen lassen, dass erweise sich nun als übertrieben. Denn die Erholung vollziehe sich rascher als von einigen Marktakteuren erwartet, das ziehe Aktienkäufe nach sich.

Devisen: Euro schwächer

Der Euro gab zum US-Dollar nach. Die europäische Gemeinschaftswährung wurde zu US-Handelsschluss bei 1,0602 Dollar gehandelt und damit 0,5 Prozent weniger als noch am Montagabend. Im Tageshoch hatte der Euro noch bei 1,0667 Dollar gelegen. Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs am Nachmittag auf 1,0631 Dollar fest nach 1,0663 Dollar zu Wochenbeginn.

Enttäuschend ausgefallene Konjunkturdaten lasteten auf dem Euro. Die Industrieproduktion in der Eurozone ist im Januar schwächer gestiegen als erwartet.

Unter Druck geriet das britische Pfund. Zum Dollar fiel die Währung auf den tiefsten Stand seit Mitte Januar. Marktbeobachter erklärten den Kursverlust damit, dass der Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union (EU) mit der Zustimmung des britischen Parlaments näher rückt.

Rohstoffe: Deutliche Abschläge bei Öl

Der Ölpreis präsentierte sich am späten Abend deutlich schwächer, baute aber seine Verluste etwas ab. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent kostete 51,09 Dollar. Das waren 0,5 Prozent weniger als noch zum Wochenstart. Der Preis für ein Fass der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) fiel um 0,8 Prozent auf 48,54 Dollar.

Das Erdölkartell Opec sprach von steigenden Ölmengen trotz der von der Organisation initiierten Fördersenkungen. Hintergrund dürfte die steigende US-Ölproduktion sein, die in jüngster Zeit mit den gestiegenen Preisen deutlich geklettert war. Die Opec hatte zwar im Februar ihre Förderung weiter gedrosselt, wozu vor allem Saudi-Arabien beigetragen hatte. Zugleich nahm die Produktion von Schieferöl in den USA aber wieder zu. Für die Ölförderung außerhalb der Opec erhöhte das Kartell seine Wachstumsprognose für dieses Jahr.

Asien: Anleger halten Füße still

Die anstehende Fed-Sitzung wirkte sich auch auf den Handel an den Börsen in Fernost aus. Anleger warteten neben dem Zinsentscheid auch darauf, ob Fed-Chefin Yellen wegen der anziehenden Konjunktur eine aggressivere Geldpolitik signalisieren wird. Im Blick der Investoren bleibt zudem die Wahl in den Niederlanden. Selbst positive Industriedaten konnten die Anleger nicht aus der Reserve locken. In China legte die Industrieproduktion zum Jahresanfang etwas stärker zu als erwartet.

Der Shanghai Composite beendete den Handel mit 3239 Zählern kaum verändert. In Tokio gab der Nikkei-Index 0,1 Prozent auf 19.609 Punkte nach. In Hongkong schloss der HSI mit leichten Verlusten. Dagegen lag der MSCI-Index für asiatische Aktien außerhalb Japans 0,2 Prozent im Plus.

Bei den Einzelwerten stand der angeschlagene japanische Industriekonzern Toshiba im Fokus, der erneut eine Aufschiebung für die Vorlage der Quartalszahlen beantragte. Die Aktien brachen zunächst um mehr als 8 Prozent ein, erholten sich aber wieder im Handelsverlauf. Toshiba muss milliardenschwere Abschreibungen auf seine US-Atomsparte abfedern und prüft einen Verkauf der Mehrheit an der US-Problemsparte Westinghouse.

Quelle: ntv.de, bad/rts/DJ/dpa

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