Marktberichte

"BABA" elektrisiert US-Anleger Wall Street schließt wenig begeistert

Ein Fingerzeig für den Fotografen: Stundenlang mussten Analysten und Händler nach Handelsstart auf den ersten offiziellen Nyse-Kurs der Alibaba-Aktie warten.

Ein Fingerzeig für den Fotografen: Stundenlang mussten Analysten und Händler nach Handelsstart auf den ersten offiziellen Nyse-Kurs der Alibaba-Aktie warten.

(Foto: REUTERS)

Der Wirbel um das Alibaba-Debüt kann nicht darüber hinwegtäuschen: Nach den Höhepunkten der vergangenen Tage verliert der Kursauftrieb an in New York deutlich an Schwung. Im Windschatten von Alibaba sorgen deutsche Einkaufspläne für Bewegung.

Die Euphorie rund um den größten Börsengang aller Zeiten reicht nicht bis zum Abend aus: Die US-Börsen haben am Tag der Börsenpremiere von Alibaba uneinheitlich geschlossen. Der Dow-Jones-Index der Standardwerte legte 0,08 Prozent auf 17.279,74 Punkte zu. Der breiter gefasste S&P-500 trat mit minus 0,05 Prozent auf 2010,40 Zählern in etwa auf der Stelle. Der Composite-Index der Technologiebörse Nasdaq gab dagegen 0,29 Prozent auf 4579,79 Punkte nach.

Im frühen Geschäft am Morgen konnten die US-Börsenbarometer unter dem Eindruck guter Nachrichten teilweise sogar noch neue Rekordstände erklimmen. Allerdings verpuffte die Anfangseuphorie hinsichtlich des Schottland-Referendums und des Verbleibs der Schotten bei Großbritannien schnell. Der Dow stand im Verlauf des frühen Handels bei 17.350,64 Punkten so hoch wie nie zuvor in seiner Geschichte. Von da an ging es allerdings - trotz des Wirbels um das Alibaba-Debüt - fast nur abwärts.

Unter den Einzelwerten ragte natürlich das mit Spannung erwartete Großereignis aus dem übrigen Marktgeschehen weit heraus: Mit einem Kursanstieg um 36 Prozent auf 92,70 Dollar legte der chinesische Internet-Händler Alibaba ein fulminantes Börsendebüt hin. Wenig später kostete das begehrte Papier sogar 99,70 Dollar, bevor der Kurs wieder auf rund 90 Dollar nachgab. Am Abend gingen die unter dem Kürzel "BABA" gehandelten Alibaba-Aktien bei 93,89 Dollar aus dem Handel. Das Kursplus am ersten Handelstag beträgt damit stolze 38 Prozent.

Die Nachfrage nach den Alibaba-Aktien war überwältigend: Es dauerte angesichts einer Flut von Kaufaufträgen fast zweieinhalb Stunden, ehe die New Yorker Börse überhaupt einen ersten Kurs nennen konnte. Viele Anleger, die bei der Zuteilung leer ausgegangen waren, wollten die Titel offenbar zu fast jedem Preis in ihren Depots haben. Die Aktien des Alibaba-Eigners Yahoo mussten dagegen Federn lassen. Sie verloren 2,7 Prozent. Der Internet-Pionier ist Alibaba-Großaktionär und trennte sich im Zuge des Börsengang von einem Packet an Alibaba-Aktien.

Insgesamt schienen Anleger nach dem Rekordhoch des Vortages Gewinne mitnehmen zu wollen. Zudem kam Oracle unter Druck, nachdem der Firmengründer Larry Ellison nach fast vier Jahrzehnten überraschend den Rückzug aus seiner Leitungsfunktion bei dem US-Softwaregiganten bekannt gab. Der Abschied Ellisons lenkte die Aufmerksamkeit der Anleger auf die Zukunft des SAP-Rivalen. Viele Analysten zweifelten an der Effektivität der nun vorgesehen Doppelspitze. Die ebenfalls am Vorabend vorgelegten Quartalszahlen waren zudem etwas schwächer als erwartet ausgefallen. Die Aktien von Oracle schlossen 4,2 Prozent im Minus.

Übernahmepläne aus Deutschland

Stark gefragt waren dagegen die Aktien von Concur Technologies, die sich bis zum Abend um 17,6 Prozent verteuerten. Der deutsche Softwarehersteller SAP will den Spezialisten für Spesen-Abrechnungssoftware für gut 8 Milliarden Euro komplett übernehmen.

Auf den Einkaufslisten der Börsianer standen daneben auch Dresser-Rand. Die Anteilsscheine des US-Spezialisten für Öl- und Gastechnik zogen um mehr als 9 Prozent an. Der deutsche Dax-Konzern Siemens erwägt Medienberichten zufolge ein Angebot von über 6 Milliarden Dollar für das Unternehmen.

Offenbar nahmen die US-Anleger jedoch insbesondere gegen Ende der zweiten Handelshälfte Gewinne mit, nachdem die Wall Street schon vortags vom bestätigten Niedrigzins-Versprechen der US-Notenbank Fed profitiert und ihren Aufwärtstrend mit Höchstständen gekrönt hatte. Der oft kursbewegende "große Verfall" - auch "Hexensabbat" genannt -, zu dem Terminkontrakte auf Aktien und Indizes an den Terminbörsen auslaufen, trat vor dem Wochenende ebenso in den Hintergrund wie verhalten ausgefallene Konjunkturdaten.

Mit dem Ergebnis der Abstimmung in Schottland seien nun alle Risiken aus dem Weg, wenngleich ein Sieg der Unabhängigkeits-Befürworter offenbar zu keiner Zeit wirklich wahrscheinlich gewesen sei, schrieb Marktanalyst Craig Erlam vom Broker Alpari. Daher falle die Reaktion der Börsen auch weniger stark aus als gedacht. Nach offiziellen Angaben sprachen sich 55,3 Prozent aller Stimmberechtigten für den Verbleib im Vereinigten Königreich aus.

An der New York Stock Exchange wechselten am letzten Handelstag der Woche rund 1,85 Milliarden Aktien den Besitzer. 1185 Werte legten zu, 1821 gaben nach und 171 blieben unverändert. An der Nasdaq schlossen bei Umsätzen von 3,03 Milliarden Aktien 951 im Plus, 1795 im Minus und 95 unverändert.

Die US-Kreditmärkte legten zu. Die zehnjährigen Staatsanleihen gewannen 12/32 auf 98-6/32. Die Rendite sank auf 2,585 Prozent. Der 30-jährige Bond rückte um 1-5/32 auf 96-24/32 vor und rentierte mit 3,297 Prozent. Händler erklärten die Aufschläge mit kursgünstigen Anschaffungen nach den jüngsten Verlusten. Der Euro sank auf 1,2832 Dollar.

Quelle: ntv.de, mmo/kst/DJ/dpa/rts

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