Marktberichte

Vorsicht vor Le Pen und Co. Politisches Umfeld bremst Dax aus

Die Präsidentschaftswahlen in Frankreich rücken näher, der Ausgang ist ungewiss und damit auch die Entscheidung rund um einen möglichen "Frexit". Der Dax kippt spät ab. In New York können die US-Börsen die Gewinne nicht halten.

Zur Wochenmitte hat sich der deutsche Aktienmarkt von seiner negativen Seite gezeigt. Lange lag der Leitindex Dax im Minus, konnte sein Tagestief bei 12.216 Punkten dann etwas hinter sich lassen, ehe es kurz vor Handelsschluss wieder deutlicher in den roten Bereich ging. Die Handelsspanne betrug allerdings nicht einmal 80 Zähler. "Investoren gehen auf Nummer sicher und steigen vereinzelt aus", kommentierte n-tv-Börsenexpertin Sabrina Marggraf die Lage. "Die Anleger zittern ein Stück weit vor der Präsidentschaftswahl in Frankreich." Allerdings war darüber hinaus auch das anstehende Gipfeltreffen USA-China bereits ein Thema.

Der Dax verabschiedete sich mit 12.218 Punkten aus dem Handel - und damit 0,5 Prozent tiefer. Am Dienstag war er leicht fester aus dem Handel gegangen. Der MDax legte 0,2 Prozent auf 24.010 Zähler zu. Der TecDax wiederum gab 0,2 Prozent auf 2042 Stellen ab.

Konjunktur: Trump, Notenbanken, Frankreich

Die Nachrichtenlage sei dünn gewesen, sagten Händler. Übergeordnet warte der Markt auf das Treffen der Präsidenten von China und den USA, das am Donnerstag beginnen sollte und in dem die Handelsbeziehungen beider Länder im Fokus stehen dürften. Davor stehen die Notenbanken im Fokus.

Unterstützung für den deutschen Aktienmarkt kam zur Wochenmitte von anderer Seite: vom französischen Wahlkampf. Im Kampf um die Präsidentschaft behauptete der parteiunabhängige Emmanuel Macron am Dienstagabend auch nach der zweiten Fernsehdebatte seine Favoritenrolle, wie aus Umfragen hervorging. Seine rechtspopulistische Hauptkonkurrentin Marine Le Pen hatte für ihren Wahlsieg eine Abstimmung über den "Frexit", den Ausstieg Frankreichs aus der Europäischen Union angekündigt.

USA: Wall Street dreht noch ins Minus

Die US-Börsen wurden zunächst durch unerwartet starke Arbeitsmarktzahlen angeschoben. Die US-Firmen schufen im März 263.000 neue Jobs, wie der Arbeitsvermittler ADP mitteilte. Fachleute hatten nur mit 187.000 gerechnet. Die Zahlen unterstreichen die gute Verfassung der US-Wirtschaft. Dadurch traten Sorgen von Investoren in den Hintergrund, ob US-Präsident Donald Trump seine ambitionierten Pläne zur Ankurbelung der Konjunktur durchsetzen kann. Allerdings ging es zum Handelsende hin mit den Kursen wieder bergab. Am Abend war das Protokoll der letzten Fed-Sitzung veröffentlicht worden. Die US-Währungshüter haben am 14. und 15. März über eine Verkleinerung der Fed-Bilanz gesprochen

Der Dow-Jones-Index der Standardwerte gab seine zunächst ordentlichen Gewinne ab und schloss 0,2 Prozent tiefer bei 20.648 Punkten. Der breiter gefasste S&P-500 verlor 0,3 Prozent auf 2353 Zähler zu. Der Index der Technologiebörse Nasdaq sackte um 0,6 Prozent auf 5864 Punkte ab.

Unter den Einzelwerten kletterten Aktien der Bäckereikette Panera Bread um 14,2 Prozent. Die Holding JAB der deutschen Unternehmer-Familie Reimann will Panera für 7,5 Milliarden Dollar kaufen. Walgreens-Aktien verbilligten sich um 1,8 Prozent. Die Drogeriekette hatte zuvor einen unerwarteten Umsatzrückgang bekanntgegeben.

Monsanto-Anteilsscheine legten um 0,5 Prozent zu. Der US-Saatgutriese erzielte vor der Übernahme durch Bayer einen Gewinnsprung im abgelaufenen Geschäftsquartal.

Dax: Banken im Blick

Bei den Einzelwerten im Dax schauten Marktteilnehmer vor allem auf die Bankenwerte: Deutsche Bank zogen 1,6 Prozent aufwärts. Nach der Abwicklung der Bezugsrechte aus der 8 Milliarden Euro schweren Kapitalerhöhung erholte sich die Aktie deutlich. Händler hoffen darauf, dass mit der erfolgreichen Kapitalerhöhung Ruhe in die Aktie einkehrt und damit das Fundament für einen erneuten Anstieg gelegt wird.

Für Commerzbank ging es mehr als 3 Prozent nach oben. Die Titel waren größter Dax-Gewinner. Die Bank und der Betriebsrat verhandeln einem Zeitungsbericht zufolge über den Abbau Tausender Stellen. Die Gespräche hätten begonnen, so das "Handelsblatt".

MDax: Abgabedruck bei Hella

Bei Hella setzten laut einem Händler einen Tag vor den Drittquartalszahlen des Unternehmens Gewinnmitnahmen ein, die Titel büßten etwa 2,5 Prozent ein. Seit Jahresbeginn war der Kurs des Automobilzulieferers um 15 Prozent gestiegen. "Und damit fünf Mal so stark wie der Autosektor", sagte der Händler. Lucile Leroux von Goldman Sachs machte in den Prognosen von Hella für die Pkw-Produktion ein Kursrisiko aus. Auch vom Preisumfeld gingen Risiken aus, ebenso von Untersuchungen der EU wegen Preisabsprachen unter Herstellern von Autobeleuchtung.

TecDax: Es läuft bei Evotec

Mehr als 3 Prozent gewannen Evotec. Das Unternehmen hatte in einer Kooperation mit Sanofi in der Behandlung von Diabetes einen sogenannten Meilenstein erreicht und verbuchte daraus 3 Millionen Euro Umsatz. "Der Umsatz ist vernachlässigenswert, aber die späteren Vermarktungschancen steigen damit", sagte der Händler. Der Umsatz belaufe sich lediglich auf rund 2 Prozent des Jahresumsatzes 2016.

Drägerwerk rutschen dagegen mehr als 4 Prozent ab und waren damit größter TecDax-Verlierer. Der Grund war eine Herabstufung durch die HSBC. Sie hatte Drägerwerk auf "Reduce" gesenkt, kurz nachdem bereits die DZ Bank die Aktien zu Wochenbeginn auf "Sell" herabgestuft hatte.

Medigene rückten fast 6 Prozent vor. Der Anstieg über die charttechnische Hürde von 12,50 Euro war nach Einschätzung eines Händlers positiv für die Titel. Es habe den Anschein, als ob Medigene die Korrektur abgeschlossen habe, sagte er. Fundamental hatte das Biotechunternehmen präklinische Daten eines so genannten T-Zell-Rezeptors veröffentlicht. Auch das habe für ein positives Echo gesorgt, hieß es.

Rohstoffe: Rohöllager im Fokus

Der Ölpreis legte nach einem Rückgang der US-Ölreserven teilweise stark zu, konnte die Gewinne aber nicht halten. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent kostete am späten Abend 54,15 Dollar. Das entsprach dem Stand vom Dienstagabend. Der Preis für ein Fass der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) verharrte bei 51,39 Dollar.

 Marktbeobachter erklärten den zwischenzeitlich deutlichen Anstieg der Ölpreise mit neuen Daten zu den Lagerbeständen an Rohöl in den USA. Das private American Petroleum Institute (API) hatte gemeldet, dass die amerikanischen Ölreserven in der vergangenen Woche um 1,83 Millionen Barrel gefallen seien. Laut frischen Regierungsdaten stiegen die Lagerbestände an Rohöl aber um 1,566 Millionen Barrel.

Devisen: Euro unter 1,07

Der Euro musste zur Wochenmitte zunächst leichte Abgaben hinnehmen. Am späten Abend kostete die Gemeinschaftswährung 1,0678 Dollar und notierte damit auf dem Stand des Vortages. Belastung kam von Seiten des Dollar, der zu vielen Währungen zulegte. Die EZB setzte den Referenzkurs auf 1,0678 Dollar fest nach 1,0651 Dollar am Dienstag.

Unter Druck geriet der Euro am Nachmittag durch amerikanische Konjunkturdaten. Die monatlichen Arbeitsmarktzahlen des privaten Dienstleisters ADP ergaben einen abermals deutlichen Beschäftigungsaufbau in der Privatwirtschaft der USA. Die Daten gelten als Indikator für den am Freitag anstehenden monatlichen Arbeitsmarktbericht der Regierung. Der Dollar legte nach den ADP-Zahlen zu.

Im Euroraum fielen Stimmungsdaten aus den Unternehmen zwar etwas schwächer aus als erwartet. Allerdings deuteten die Einkaufsmanagerindizes, die sich aus einer Unternehmensumfrage ergeben, auf ein anhaltend robustes Wirtschaftswachstum hin. In Großbritannien stieg der Einkaufsmanagerindex für die Dienstleister, was für Erleichterung sorgte. Vor wenigen Tagen hatte der Industrieindex zum wiederholten Male nachgegeben, was Konjunktursorgen hervorrief. Anleger reagierten am Mittwoch umso erleichterter auf den Anstieg der Kennzahl aus dem Servicesektor.

Asien: Zuwächse

In Asien tendierten die Börsen am Mittwoch behauptet: Der Nikkei-Index schloss 0,3 Prozent im Plus bei 18.861 Punkten. Der MSCI-Index für asiatische Aktien außerhalb Japans legte ebenfalls 0,3 Prozent zu. Der Shanghai Composite zog rund 1 Prozent an.

Anleger in Asien hielten sich vor allem wegen des anstehenden Treffens von US-Präsident Donald Trump mit seinem chinesischen Amtskollegen Xi Jinping zurück, wie es im Handel dennoch hieß. Die Gespräche über Handelsfragen und den Umgang mit Nordkorea, das am Mittwoch erneut mit einem Raketentest provozierte, könnten schwierig werden, befürchteten Börsianer.

An der chinesischen Leitbörse wurde nach viertägiger Pause der Beschluss vom Wochenende zur Schaffung einer neuen Sonderwirtschaftszone gefeiert. In Xiongan in der Provinz Hebei soll dazu eine gewaltige neue Stadt errichtet werden. Über 40 Aktien mit Bezug zum Xiongan-Projekt sprangen nur vom Tageslimit gebremst um 10 Prozent nach oben. Analysten sprachen von ehrgeizigen, aber auch sehr ambitionierten Plänen.

Quelle: ntv.de, bad/DJ/rts/dpa

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