Marktberichte

Dax bricht vom Hoch 330 Punkte ein Wall Street übernimmt rote Vorzeichen

Berg-und-Talfahrt in Frankfurt - Zinssorgen in New York: Die vielerorts verkürzte Handelswoche beginnt schwächer. Sorgen bereitet zudem einmal mehr Griechenland. Obendrein geben die Ölpreise wieder nach. Die Anleger sind verunsichert.

Rote Vorzeichen an den großen Börsen: Nach Tokio und Frankfurt schloss auch der US-Handel schwächer. In New York verbuchten alles drei großen ein Minus von einem Prozent. Der Dow-Jones-Index der Standardwerte gab auf 18.043 Punkte nach. Der breiter gefasste S&P-500 fiel auf 2104 Zähler und der Index der Technologiebörse Nasdaq auf 5032 Stellen. Am Montag hat wegen des "Memorial Day" kein Handel stattgefunden.

In Frankfurt hatte zuvor die wegen des Pfingst-Feiertags ebenfalls verkürzte Handelswoche mit einem Paukenschlag begonnen: Der Leitindex Dax brach von seinem Tageshoch rund 330 Punkte ein und schließt deutlich leichter. "Die Lage in Griechenland beunruhigt die Anleger", sagte n-tv-Börsenexpertin Katja Dofel schon am Vormittag. Der Dax markierte früh sein Tageshoch bei 11.920 Punkten. Das Tagestief erreichte er bei 11.586. Der Schlussstand des Leitindex waren 11.625 Zähler, ein Abschlag von 1,6 Prozent. Der MDax ging 1,0 Prozent tiefer bei 20713 Stellen aus dem Handel, der TecDax mit 1710 und einem Minus von 1,2 Prozent.

USA: Zinsangst ist da

An der Wall Street begründeten Börsianer die Abwärtsbewegung mit Äußerungen von Mitgliedern der US-Notenbank Fed zur Entwicklung der Leitzinsen. Die Kommentare hätten die Wetten auf eine US-Zinserhöhung noch im laufenden Jahr gestützt, sagte ein Händler. Die am Dienstag veröffentlichten Konjunktur- und Immobiliendaten sprachen überwiegend zumindest nicht gegen diese Einschätzung.

Für zumindest etwas gute Laune sorgte eine Megafusion: So hat Charter Communications die Übernahme des US-Kabelnetzbetreibers Time Warner Cable (TWC) bestätigt. Inklusive Schulden hat die Transaktion ein Volumen von 78,7 Milliarden Dollar. Zusammen mit dem Unternehmen Bright House, das Charter ebenfalls schluckt, dürfte die Transaktion Charter mit dann rund 16,6 Millionen Abonnenten zur neuen Nummer drei unter den US-Bezahlfernsehanbietern machen. Die Charter-Aktie schloss mit einem Plus von 2,8 Prozent, TWC gewannen sogar 7,3 Prozent.

Bewegung gab es zudem im Reisesektor: Ctrip verloren 3,1 Prozent. Am Freitag hatte das Unternehmen 38 Prozent am chinesischen Kooperationspartner eLong, der zuvor mehrheitlich zu Expedia gehörte, erworben. Expedia wird nun mit Ctrip kooperieren. Zudem geht nun auch Priceline eine Beteiligung an Ctrip ein durch eine Wandelanleihe. Bei Wandlung aller Anleihen im Besitz von Priceline läge der Anteil an Ctrip bei 10,5 Prozent. Priceline fielen um 1,1 Prozent.

Kann Athen fällige Raten zahlen?

Auch wenn es substanziell wenig Neues aus dem Griechenland-Drama gebe, laufe die Zeit inzwischen davon, sagte ein Marktteilnehmer. Mit Sorge wird deshalb auf den 5. Juni geschaut, dann muss Athen eine weitere Kredittranche von kna pp 300 Millionen Euro an den IWF zurückzahlen. Bislang sei völlig unklar, ob Griechenland das Geld aufbringen könne, sagte Commerzbank-Analyst Lutz Karpowitz. "Und innerhalb der linken Syriza werden die Meinungsunterschiede immer offensichtlicher, die Forderungen nach einer Einstellung des Schuldendienstes immer lauter."

Vor diesem Hintergrund warfen Investoren griechische Anleihen in hohem Bogen aus ihren Depots. Das trieb die Rendite der zweijährigen Titel um mehr als zwei Prozentpunkte in die Höhe auf 25,264 Prozent. Einige Investoren schichteten ihr Geld daraufhin in die als sicher geltenden Bundesanleihen um und verhalfen damit dem Bund-Future, der auf diesen Titeln basiert, zu einem Kursplus von 70 Ticks auf 154,70 Punkte.

Dax: Finanzwerte unter Druck, Henkel ziehen an

Die Verunsicherung der Anleger über die Lage in Griechenland setzte am deutschen Aktienmarkt vor allem den Fin anzwerten zu. Commerzbank verloren 2,4 Prozent und Deutsche Bank 2,6 Prozent. Unter Abgabedruck standen auch die Versorger. Eon und RWE büßten 3,5 und 2,9 Prozent ein. Die kurze Gewinnerliste führten Henkel an. Hier gab es Gerüchte über ein mögliches Interesse an einem Zukauf der Haarpflegetochter Wella von Procter & Gamble. Konkurrent L'Oreal hatte abgelehnt. Zudem stützte eine positive Analystenstimme. Henkel-Aktien schlossen rund 1 Prozent fester.

Das Bundeskartellamt hat Pläne des Internet-Dienstleisters United Internet gebilligt, zum größten Aktionär beim Mobilfunker Drillisch aufzusteigen. Drillisch-Papiere verbilligten sich um 0,3 Prozent. United Internet hielten sich lange im positiven Bereich auf, erlagen dann aber doch dem allgemeinen Markttrend und verabschiedeten sich 0,8 Prozent leichter aus dem Handel.

Devisen: Euro rutscht ab

Der Euro reagierte zunächst drastisch: Erstmals seit Ende April notierte er wieder unter der Marke von 1,09 Dollar. Am Nachmittag eroberte die Gemeinschaftswährung die Marke wieder zurück, gab sie am Abend aber wieder her: 1,0890 Dollar. Am Freitag hat die Devise in der Spitze noch an der Marke von 1,12 Dollar notiert.

Nach Ansicht der Devisen-Analysten der Commerzbank ist die Griechenland-Krise allerdings nicht der Hauptgrund für den Euro-Absturz. Denn wer sich die Euro-Dollar-Charts genauer ansehe, stelle fest, dass der Einbruch genau mit Bekanntgabe der US-Verbraucherpreise am Freitag begonnen habe, hieß es. Die Dollar-Stärke könnte sich der Commerzbank zufolge noch weiter fortsetzen.

Asien: Nikkei-Serie hält

Die Tokioter Börse hatte am Morgen bereits den achten Handelstag in Folge Gewinne verbucht. Es war die längste Gewinnserie seit August 2014. Für gute Stimmung sorgten starke Quartalszahlen, Optimismus über eine Erholung der Wirtschaft und die Erwartung, dass die US-Notenbank Fed sich mit der Erhöhung der Zinsen noch ein wenig Zeit lässt. Der Nikkei-Index schloss mit 0,1 Prozent im Plus bei 20.437 Punkten. Der breiter gefasste Topix-Index schloss bei 1659 Zählern nahezu unverändert. Der Index für asiatische Aktien außerhalb Japans tendierte mit knapp 0,4 Prozent im Plus. Auch die Börsen in Taiwan, Hongkong und Shanghai legten zu. Insgesamt war der Handel wie bereits am Montag dünn.

Rohstoffe: Ölpreise fallen

Der feste Greenback drückte derweil auf die Ölpreise. Auch die Sorge um das Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage bleibt präsent. So urteilen die Experten der Investmentgesellschaft CLSA, die Branche benötige eigentlich nur die Hälfte der aktuell aktiven US-Förderanlagen, um das dortige Angebot unverändert zu belassen. Ein Fass US-Leichtöl der Sorte WTI verbilligte sich um 2,8 Prozent auf 58,03 Dollar.

Quelle: ntv.de, bad/DJ/dpa/rts

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