Marktberichte

China pusht Industriemetalle Goldpreis macht deutlichen Satz

Rohstoffgewinnung im Tagebau: Mit schwerem Gerät schürfen Arbeiter in der Silverstar-Mine goldhaltiges Gestein aus dem Boden Nevadas.

Rohstoffgewinnung im Tagebau: Mit schwerem Gerät schürfen Arbeiter in der Silverstar-Mine goldhaltiges Gestein aus dem Boden Nevadas.

(Foto: REUTERS)

Der sich immer zuspitzende Nahost-Konflikt hält die Rohstoffmärkte in seinem Bann. Abzulesen ist das vor allem am rasant steigenden Goldpreis.

Der Goldpreis hat am Donnerstag deutlich zugelegt und ist klar über die Marke von 1330 US-Dollar geklettert. Am Abend kostete die Feinunze 1338,40 Dollar nach rund 1328 Dollar im späten US-Handel am Mittwoch. Im Tagestief am Mittwoch ist Gold deutlich unter der Marke von 1320 Dollar gehandelt worden. Am Donnerstag markierte der Preis ein Tageshoch von 1344,30 Dollar. Neben dem steigenden Sicherheitsbedürfnis angesichts der sich zuspitzenden Krise im Nahen Osten und den Finanzproblemen in Portugal verwiesen Analysten vor allem auf das am Vorabend veröffentlichte Sitzungsprotokoll der US-Notenbank als fundamentale Stütze des Goldpreises.

Offenbar spielte aber auch die Charttechnik eine gewichtige Rolle für den Preisanstieg. Nachdem der wichtige Schlüsselwiderstand bei 1334,90 Dollar genommen worden sei, sei der Weg nach oben frei gewesen, hieß es im Handel. Laut Analysten der Commerzbank ist das Protokoll der Federal Reserve an den Finanzmärkten offenbar "taubenhafter" als erwartet aufgenommen worden, obwohl es wenig Neues enthalten habe. Gleichwohl hätten die Edelmetallpreise nach der Veröffentlichung zugelegt. Die Experten verwiesen zudem auf eine mögliche Aufhebung von Importrestriktionen bei Gold im wichtigen Nachfrageland Indien. Trete Indien wieder verstärkt als Nachfrager am Goldmarkt auf, sollte dies den Preis im Jahresverlauf unterstützen, so die Analysten.

Dass Indien die Importsteuer auf Gold aber aktuell nicht gesenkt hat, überraschte Marktteilnehmer. "Wir hatten eine Senkung der Importsteuern um 2 bis 4 Prozent bei Gold erwartet", sagte Edelmetallanalyst Victor Thianpiriya von ANZ Research in Singapur.

Marktexperte Jim Wyckoff von Kitco wendete derweil den Blick sorgenvoll gen Israel. Das Land bereitet eine Bodenoffensive im Gazastreifen vor, um der permanenten Raketenangriffe der radikalislamischen Hamas Herr zu werden. Gold profitiere angesichts der militärischen Eskalation im Nahen Osten von seinem Ruf als vermeintlich sicherer Hafen in Krisenzeiten, sagte Wyckoff. Andere Marktbeobachter nennen derweil die Vorgänge um Espirito Santo in Portugal als Stütze des Goldpreises. Es gehe die Sorge einer Ansteckung mit steigenden Renditen in der Euro-Peripherie und damit der Rückkehr der Eurokrise am Markt um, hieß es.

China-Daten pushen Industriemetalle

Enttäuschende chinesische Konjunkturdaten belasteten die Preise der Industriemetalle. Kupfer verbilligte sich um bis zu 0,6 Prozent auf 7082,50 Dollar je Tonne, Aluminium um 1,2 Prozent auf 1904,25 Dollar und Nickel sogar um 2,6 Prozent auf 19.015 Dollar. Allerdings sprachen Händler nur von einer zeitweiligen Verstimmung. "Die Daten haben lediglich Gewinnmitnahmen ausgelöst." Noch Anfang der Woche hatte Kupfer mit 7212 Dollar je Tonne ein Viereinhalbmonatshoch erreicht.

Im Juni waren die Ausfuhren Chinas nur um 7,2 Prozent gestiegen. Analysten hatten mit einem Plus von 10,2 Prozent gerechnet. Dies zeige, dass die chinesische Wirtschaft nur zögerlich in Gang komme, hieß es. Die Zollbehörde teilte zudem weiter mit, dass die Kupfer-Importe auf den niedrigsten Stand seit April 2013 gefallen seien. "Die chinesischen Händler haben sich offenbar mit Käufen zurückgehalten, nachdem chinesische Behörden seit gut einem Monat die Lagerhaltungspraktiken im Hafen von Qingdao untersuchen", erklärten die Analysten der Commerzbank. Dabei geht es um Berichte, wonach dieselben Lagerbestände mehrfach als Sicherheit für Kredite hinterlegt worden sein sollen.

Brentpreis gibt weiter nach

An den Rohstoffmärkten wurden aber - wie schon in den vergangenen Tagen - politische Risiken beim Öl ausgepreist: So hat der Konflikt im Irak die Ölexporte des Landes bislang nicht behindert. Gleichzeitig dürfte schon bald mehr libysches Öl auf den Markt kommen. Das drückte den Preis für die europäische Referenzsorte Brent, die als erste Ausweichsorte bei Lieferausfällen aus dem Nahen Osten gilt, auf 107,84 Dollar von 108,28 Dollar je Barrel. Die US-Sorte WTI ermäßigte sich auf 101,80 von 102,29 Dollar.

Für den US-Markt verwiesen Beobachter auf neue Lagerzahlen vom Mittwoch: Trotz des Beginns der Ferien- und Reisezeit waren die Benzinreserven in der vergangenen Woche gestiegen. Das brachte Preisabschläge am Ölmarkt mit sich.

Quelle: ntv.de, bad/DJ/dpa

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