Marktberichte

Russlands Etatplanungen wanken Ölpreise rauschen ungebremst in die Tiefe

Hohe Angebot in den USA.

Hohe Angebot in den USA.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Der Fall der Ölpreise an den Terminmärkten setzte sich ungebremst fort. Sowohl Nordseeöl der Sorte Brent als auch US-Leichtöl der Sorte WTI rutschten bis zum frühen Nachmittag immer tiefer in den Keller und kosteten mit 96,72 Dollar und 90,43 Dollar je Fass (159 Liter) so wenig wie zuletzt im Juni 2012 und Mai vorigen Jahres. Noch im Juni hatte Brent über 115 Dollar notiert.

Nach Einschätzung der Internationalen Energiebehörde (IEA) stößt eine aufgrund der schleppenden Weltkonjunktur bröckelnde Nachfrage auf ein Überangebot an Öl, das vor allem aus Nordamerika auf den Markt fließt. Der jüngste Rückgang der Nachfrage sei bemerkenswert. Die Prognosen wurden entsprechend gesenkt.

In ihrem neuen Monatsbericht schreibt die IEA, dass die Nachfrage 2014 um 0,9 Millionen Barrel am Tag zunehmen dürfte - zur vorherigen Prognose sind dies 65.000 Barrel pro Tag weniger. Seit der Juli-Prognose hat sich die Zahl sogar um 300.000 vermindert. Der IEA zufolge hat der Öldurst im zweiten Quartal weltweit das geringste Wachstum seit zweieinhalb Jahren verzeichnet.

US-Fracking erschüttert den Markt

Zugleich rechnet die IEA zugleich damit, dass die Nicht-Opec-Länder ihre Förderung 2014 um 1,6 Millionen Barrel täglich und 2015 um 1,3 Millionen Barrel täglich erhöhen. Dies sei vor allem auf das Fracking in den USA zurückzuführen. Dabei wird Öl und Gas mittels Druck und Chemikalien aus dem Gestein gepresst. Daher werde der Bedarf an Öl aus den Opec-Ländern sinken, stellte die IEA weiter fest.

Im kommenden Jahr rechnet die Organisation mit einer Zunahme des Bedarfs um täglich 1,2 Millionen Barrel. Dies sind 100.000 Barrel am Tag weniger als noch im vergangenen Monat geschätzt wurde.

Unterdessen ziehen die Förderländer bereits Konsequenzen: So hat Saudi-Arabien als größter Ölproduzent unter den OPEC-Mitgliedern dem Bericht zufolge im vergangenen Monat den Ausstoß um 330.000 Barrel am Tag vermindert. Offenbar steckt die sinkende Nachfrage dahinter. Vermutlich ist der tägliche Export des Landes in den vergangenen vier Monaten auf unter sieben Millionen Barrel am Tag gefallen. Das ist so wenig wie seit September 2011 nicht mehr. Während die heimische Nachfrage im Sommer zugenommen habe, habe sich die Ausfuhr in die USA vermindert, sagt die IEA.

Russland kalkuliert mit 104 Dollar

Auch für Russland dürfte der Preisverfall Folgen haben, denn wie die arabischen Golfländer ist der Ölpreis für den russischen Haushalt entscheidend. Rund 40 Prozent der Einnahmen des russischen Staates stammen aus dem Export von Rohöl. Im Haushaltsplan für 2014 rechnet die Regierung in Moskau mit einem durchschnittlichen Preis von 104 Dollar je Fass.

"Ob die OPEC immer noch der Ansicht ist, dass der Ölpreis für Produzenten 'gut' ist und 'alle glücklich sind', wie es noch im Juni beim OPEC-Treffen in Wien hieß, darf angezweifelt werden", schrieben die Analysten der Commerzbank.

Die Experten der Deka weisen noch auf einen weiteren Aspekt hin: den Verfall der Rohstoffpreise allgemein. Über alle Rohstoffbereiche hinweg hätten sich die spekulativen Finanzanleger zurückgezogen und trügen damit zu den Preisrückgängen bei. Außerdem drücke der starke Dollar auf die Preise, die in der US-Währung angezeigt werden.

Das spiegelt sich zum Beispiel auch im Goldpreis, der im Grunde ganz anderen Gesetzen folgt als das Öl. Doch aktuell geht es hier wie da nur in eine Richtung, nämlich abwärts. So fällt der Preis für die Feinunze Gold um weitere 0,6 Prozent auf 1240 Dollar. So billig war das Gold zuletzt zu Jahresbeginn.

Quelle: ntv.de, jwu/DJ/rts

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