Marktberichte

Durchbruch oder "historischer Fehler"? Iran-Abkommen drückt Ölpreise

Pressekonferenz in Teheran Irans Präsident Hassan Rohani spricht nach der Einigung zu den Medien.

Pressekonferenz in Teheran Irans Präsident Hassan Rohani spricht nach der Einigung zu den Medien.

(Foto: dpa)

Die Einigung der fünf UN-Vetomächte und Deutschland mit dem Iran versetzt die Rohstoffmärkte in Aufruhr: Auf lange Sicht könnten sich dadurch fundamentale Veränderungen auf der Angebotsseite ergeben. Doch es gibt auch Skeptiker.

Die Einigung auf ein Übergangsabkommen zum iranischen Atomprogramm drückt den Ölpreis. Ein Fass Nordsee-Öl der Sorte Brent kostete mit 108,05 Dollar bis zu 2,7 Prozent weniger. Die Marktteilnehmer spekulierten langfristig darauf, dass iranisches Öl auf den Weltmarkt kommen werde, erklärten die Analysten der Metzler Bank. Am Abend zogen die Preise allerdings wieder an und notierten nur noch knapp im Minus bei 110,50 Dollar.

Ein Barrel der US-Sorte WTI kostet aktuell noch 94,11 Dollar, ein Abschlag von 0,8 Prozent zum Freitagsschluss. Anleger spekulieren nach der Einigung darauf, dass der Iran in Zukunft seine Produktionskapazitäten ausweiten wird und mehr iranisches Öl an die Märkte kommt.

IEA sieht keine schnelle Export-Anhebung

Dieser Sicht wollen die Rohstoffanalysten von Goldman Sachs jedoch nicht folgen. Obgleich die Sanktionen gegen das Land gelockert würden, bleibe die Mehrheit der Beschränkungen in Kraft, darunter diejenigen, die den Rohölexport sowie Banken- und Finanzgeschäfte beträfen, merken die Analysten an.

Nach Ansicht der Internationalen Energieagentur (IEA) wird der Iran seine Ölproduktion im Falle einer Lockerung internationaler Sanktionen nicht schnell wieder steigern können. Es sei unwahrscheinlich, dass die Exporte sofort wieder das gleiche Niveau wie vor Verhängung der Strafmaßnahmen erreichten, sagte IEA-Chefin Maria van der Hoeven.

Zugesagt wurde dem Iran die schrittweise Freigabe von gesperrten Geldern aus Ölverkäufen. Dies dürfte dem wirtschaftlich angeschlagenen Iran rund 4,2 Milliarden Dollar einbringen.

Indische Raffinerien erklärten, sie seien ab der kommenden Woche bereit, Gelder für iranisches Öl zu überweisen. Indien gehört zusammen mit China, Japan und Südkorea zu den größten Importeuren von iranischem Öl. Indien schuldet dem Iran Regierungskreisen zufolge insgesamt 5,3 Milliarden Dollar für Öllieferungen.

Goldpreis fällt

Die Türkei teilte unterdessen mit, sie könnte ihre Ölimporte aus dem Iran um bis zu 35.000 Barrel pro Tag (bpd) auf bis zu 140.000 bpd erhöhen, sollten die Sanktionen gelockert werden.

Teheran hat sich im Streit um sein Atomprogramm mit sechs Weltmächten auf ein Abkommen geeinigt. Es sieht für das Land gewisse Erleichterungen bei den verhängten wirtschaftlichen Sanktionen vor, im Gegenzug reduziert das Land seine Atomanreicherung auf ein Maß, mit dem sichergestellt ist, dass es keine Nuklearwaffen herstellen kann.

Der Vereinbarung zufolge muss Iran jene Anreicherung nuklearer Brennstoffe komplett stoppen, bei der annähernd kernwaffenfähiges Material entsteht. Außerdem muss Teheran seine Vorräte spaltbaren Materials aufgeben, die wahrscheinlich schon fast ausreichen würden, eine Atombombe herzustellen. Dafür werden die westlichen Länder ihre wirtschaftlichen Sanktionen lockern.

Unterdessen fällt der Preis für die Feinunze Gold auf das niedrigste Niveau seit Anfang Juli - erholt sich aktuell aber leicht auf 1.240 Dollar je Feinunze, am vergangenen Freitag waren noch 1.243 Dollar fällig gewesen. Da Gold vielen Anlegern immer noch als sicherer Anlagehafen in Krisenzeiten gilt, nimmt die Einigung dem Edelmetall einiges an Attraktivität. Auf den Goldpreis drückt aber auch der gestiegene Dollar. Da Gold in Dollar abgerechnet wird, macht ein anziehender Dollar das Edelmetall für Anleger außerhalb des Dollarraums teurer.

Quelle: ntv.de, mmo/jwu/AFP/DJ

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