Marktberichte

Erholung am Nachmittag Nordsee-Öl fällt unter 50-Dollar-Marke

Plattform vor Schottland: Auch der Preis für die Nordsee-Sorte Brent fällt immer weiter.

Plattform vor Schottland: Auch der Preis für die Nordsee-Sorte Brent fällt immer weiter.

(Foto: REUTERS)

So billig wie seit mehr als fünf Jahren nicht ist das Öl der Nordsee-Sorte Brent am Mittwoch - der Kurs sackt am Morgen erstmals wieder unter die Marke von 50 Dollar. Erst gegen Mittag erholt sich der Preis etwas, WTI wird sogar wieder teurer.

Der Absturz der Ölpreise setzt sich fort. Am Morgen fiel auch der Preis für die wichtige Sorte Brent seit Mai 2009 wieder unter die psychologisch wichtige Marke von 50 Dollar und markierte bei 49,66 Dollar seinen Tages-Tiefpunkt. Danach erholte sich der Preis etwas und stieg zur Tageshälfte wieder an. Aktuell kostet ein Barrel (Fass zu 159 Liter) 8 Cent weniger und steht bei 51,02 Dollar. Ein Fass der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) verteuert sich sogar um 43 Cent auf 48,36 Dollar.

Händler erklärten den vorausgegangenen Preisrückgang mit der Aussicht auf weiter steigende Ölreserven in den USA. Ein Anstieg der Lagerbestände an Rohöl in der größten Volkswirtschaft der Welt kann ein Hinweis für eine geringere Nachfrage sein. Die US-Regierung will die offiziellen Daten am Nachmittag veröffentlichen. Außerdem spiele eine Einschätzung von Experten der Citigroup eine Rolle, hieß es weiter. Demnach dürften sich die Ölimporte in der zweitgrößten Volkswirtschaft China im laufenden Jahr abschwächen.

Prognose: Überangebot steigt

Die Ölpreise sind seit dem Sommer auf dem Rückzug. Seitdem hat sich der Preis wegen eines weltweiten Überangebots bei gleichzeitig schwächelnder Nachfrage um mehr als die Hälfte verbilligt. Und eine Entspannung der Lage ist bislang nicht in Sicht: Einer Prognose der Internationalen Energieagentur vom Dezember zufolge wird sich das Überangebot in der ersten Jahreshälfte 2015 auf zwei Millionen Barrel täglich vergrößern. Gleichzeitig senkten die Experten ihre Prognose für das Nachfragewachstum um 230.000 auf 900.000 Barrel pro Tag.

Zu den Leidtragenden zählen die Förderländer, deren Haupteinnahme-Quelle der Export dieses Rohstoffs ist. Besonders hart trifft es Russland, dessen Wirtschaft zusätzlich unter den westlichen Sanktionen wegen dessen Rolle in der Ukraine leidet. Der Moskauer Aktienmarkt und der Rubel  brachen seit dem Sommer um etwa die Hälfte ein. Gleiches gilt für die nigerianische Währung Naira. Beide Länder benötigen zudem Ölpreise deutlich über 100 Dollar, um ihre Haushalte auszugleichen.

Venezuela bestreitet 96 Prozent seiner Deviseneinnahmen aus dem Rohstoff-Export. Wegen des Ausverkaufs bei den Staatsanleihen des südamerikanischen Landes liegen die Renditen etwa doppelt so hoch wie im Sommer. Gleichzeitig stürzt die venezolanische Währung ab.

Öl-Unternehmen leiden

An den Aktienbörsen der Opec-Staaten Saudi-Arabien oder Kuwait halten sich die Kursverluste in Grenzen, da diese beiden Staaten Rohöl relativ günstig fördern und immer noch Gewinn machen. Außerdem können die Regierungen in Riad und Kuwait City Einnahme-Ausfälle mit ihren dicken Finanzpolstern abfedern, betonen die Experten der DekaBank.

Auch den Förderunternehmen macht der Ölpreis-Verfall zu schaffen. Die im europäischen Branchenindex gelisteten Öl-Werte haben seit Jahresmitte zusammengerechnet mehr als 200 Milliarden Dollar an Börsenwert eingebüßt. Das entspricht in etwa der jährlichen Wirtschaftsleistung Portugals.

Dagegen wirkt der Ölpreis andernorts wie ein kleines Konjunktur-Programm. Zu ihnen zählen die Türkei oder Japan. Auch für Deutschland zahlt sich der Einbruch aus. Nutznießer sind ferner die Fluggesellschaften, für die Treibstoff ein großer Kostenfaktor ist. Die Aktien der Lufthansa, Air France, der British-Airways-Mutter IAG und des Billig-Anbieters Ryanair haben daher binnen drei Monaten zwischen 15 und 35 Prozent zugelegt. Und schließlich spüren auch die Verbraucher den Rückgang -  spätestens an den Zapfsäulen.

Quelle: ntv.de, jwu/dpa/rts/DJ

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