Marktberichte

"Aber dann kam Herr Putin ..." Kreml-Chef rettet Dax-Plus

Politische Börsen haben kurze Beine, aber auch die können ins Plus laufen. Für das jüngste Beispiel sorgt Russlands Präsident Putin, der mit nur einem Satz für einen Kursaufschlag von 75 Dax-Punkten verantwortlich zeichnet. Schlechte BIP-Zahlen? Na und.

Rezession, Stagnation und Minuswachstum haben eigentlich genügend negative Impulse für den Donnerstagshandel am deutschen Aktienmarkt geliefert. "Aber dann kam Herr Putin ...", sagte n-tv-Börsenexpertin Corinna Wohlfeil, und der Markt drehte am Nachmittag ins Plus und hielt das positive Vorzeichen bis zum Handelsende.

Der Dax reagierte auf Putin mit einem Aufschlag von 75 Punkten binnen weniger Minuten, drehte aus dem Minus ins Plus und schloss am Ende 0,3 Prozent fester bei 9225 Punkten. Der MDax wies einen Aufschlag von 0,6 Prozent und einen Schlussstand von 15.747 Zählern auf. Der TecDax stand mit einem Gewinn von 1,6 Prozent und 1205 Stellen wieder über die psychologisch wichtige 1200er Marke. Ebenfalls stützend wirkten die weiter steigenden Kurse an der Wall Street.

Einem Medienbericht zufolge hatte Russlands Präsident Wladimir Putin gesagt, dass Russland alles tun werde, um den Konflikt mit der Ukraine zu beenden und sich nicht vom Rest der Welt isolieren dürfte. "Das hat die Stimmung etwas aufgehellt", sagte ein Händler. Laut Marktanalyst Kornelius Barczynski von GKFX befindet sich der Markt insgesamt aber nach wie vor in einer «brenzligen Situation», die jederzeit wieder kippen könne.

Wirtschaft stottert

Den Vormittagshandel hatte belastet, dass die Konjunktur in der Eurozone weiter schwächelt. Die gesunkene Wirtschaftsleistung in Deutschland und Italien im zweiten Quartal hat in der Eurozone insgesamt zu einer Stagnation geführt. In der größten und drittgrößten Volkswirtschaft innerhalb der Eurozone schrumpfte das BIP im Quartalsvergleich um 0,2 Prozent. Zudem verharrte in Frankreich, der Nummer zwei des Euroraums, das BIP auf dem Vorquartalsniveau.

Darüber hinaus ist die Jahresinflation in der Eurozone im Juli auf den niedrigsten Stand seit knapp fünf Jahren gefallen und hat damit die Sorgen über eine mögliche Deflation genährt. Diese werden noch verstärkt durch einen 0,7-prozentigen Preisrückgang gegenüber dem Vormonat. Es ist bereits die dritte negative Rate in diesem Jahr, wobei die im Januar ermittelten minus 1,1 Prozent der bisherige Höchstwert waren.

An der Börse wird nach diesen Daten verstärkt darauf gesetzt, dass die Europäische Zentralbank an einem Anleihekaufprogramm nicht vorbeikommen wird. Dies sorgte für kräftige Gewinne am Anleihenmarkt. Die Rendite für zehnjährige Bundesanleihen ist auf den tiefsten Stand aller Zeiten gefallen, die Titel rentierten zwischenzeitlich unter 1 Prozent. Anfang des Jahres warfen Bundesanleihen mit zehnjähriger Laufzeit noch 1,94 Prozent ab.

RWE-Zahlen ziehen nicht

Bei den Einzelwerten rückten drei Dax-Titel in den Vordergrund: Nach Eon veröffentlichte RWE seine Quartalszahlen. Sie seien gut ausgefallen, sagte ein Händler. Positiv überrascht habe der Umsatz, dagegen sei der Nettogewinn ein wenig unter dem Marktkonsens geblieben. "Es hat den Anschein, als fänden die Erträge der Stromversorger allmählich den Boden", so der Händler. RWE verloren dennoch 2,1 Prozent. Mit einem Aufschlag von mehr als 3 Prozent - im Fahrwasser von Eon - waren die Titel zur Wochenmitte aber einer der größten Gewinner gewesen. Eon, die am Mittwoch rund 5 Prozent angezogen waren, gewannen im Gegensatz zu RWE leicht: 0,2 Prozent.

Stahlriese entkriselt sich

Positiv wurde der Geschäftsbericht von ThyssenKrupp und die angehobene Prognose für das laufende Jahr angenommen. Zwar sei das Nettoergebnis unter den Erwartungen geblieben, die Anleger dürften sich aber auf das bessere operative Ergebnis konzentrieren, sagte ein Händler. ThyssenKrupp-Aktien gewannen zeitweise fast 2 Prozent. Am Ende zeigten sich die Titel 0,4 Prozent fester. "ThyssenKrupp ist eine Turnaround-Story", kommentierte n-tv.de-Börsenexperte Frank Meyer.

K+S operativ besser als erwartet

K+S habe beim Gewinn im zweiten Quartal von einem positiven Sondereffekt von 30 Millionen Euro profitiert, sagte ein Händler. Diesen herausgerechnet habe der Konzern aber operativ noch immer besser als erwartet abgeschnitten. Auch die Prognosespanne für operative Ergebnis sei positiv, meinte er. Zeitweise ging es für die Aktie mehr als 3 Prozent nach unten, am Ende stand ein leichtes Plus von 0,2 Prozent.

Infineon legten mit einer Kauf-Empfehlung der UBS rudn 1,5 Prozent zu.

Tui Travel schiebt Konzern an

Tui stiegen um rund 5 Prozent. Das Unternehmen habe vor allem dank Tui Travel beim bereinigte Spartengewinn im dritten Quartal deutlich besser abgeschnitten als erwartet, sagte ein Händler. "Mit einem Ebita von 163 Millionen Euro hat Tui die Erwartungen der meisten Analysten übertroffen."

Mit Gewinnmitnahmen begründete ein Händler die Abgaben von 0,5 Prozent in der Deutsche-Wohnen-Aktie. Die Geschäftszahlen seien solide ausgefallen, eröffneten nach der starken Entwicklung der Aktie in den vergangenen Wochen allerdings kein zusätzliches Aufwärtspotenzial. Einige Anleger machten daher Kasse, hieß es.

Versicherer unauffällig

Außer bei den Bruttoprämien und beim Kapitalanlagegewinn habe Talanx im zweite Quartal etwas schlechter abgeschnitten als erwartet, sagte ein Händler. "Das dürfte aber nach den Ergebnissen von Munich Re und Hannover Rück keine große Kursbelastung mehr sein", lautete seine Prognose. Er behielt Recht: Mehr als 1 Prozent zog der Aktienkurs nach oben.

Singulus abgestraft

Um rund 13 Prozent ging es für Singulus-Titel nach unten. Einen Umsatzeinbruch von 49 Prozent begleitete ein Ebit-Verlust von 7,4 Millionen Euro. Ein Blick auf den Auftragseingang zeigt, dass die Probleme nicht so schnell abgearbeitet werden dürften, hieß es am Markt. Während der Auftragseingang im ersten Halbjahr noch bei 25,2 Millionen Euro (Vorjahr: 48,8) lag, beschleunigte sich der Auftragsschwund. Der Auftragseingang lag im zweiten Quartal nur noch bei 11,1 Millionen Euro, nach 33,2 Millionen Euro im Vorjahresquartal.

Von soliden Ergebnissen sprach ein Händler mit Blick auf United Internet zwar: "Sowohl im Mobilfunkgeschäft als auch bei DSL ist das Kundenwachstum stark, im Mobilfunk noch stärker als bei DSL." Der Aktienkurs verbesserte sich dennoch um deutliche 7 Prozent.

"Unspektakuläres" Kursplus?

"Unspektakulär" nannte ein Marktteilnehmer die Quartalszahlen von Drillisch. "Die Kursgewinne der Aktie im nachbörslichen Handel erscheinen uns übertrieben", sagte der Händler. Der Anstieg der Kunden im Mobilfunkgeschäft liege mit 55.000 im zweiten Quartal etwas unter den Prognosen der meisten Analysten. Rund 1 Prozent gewinnt die Aktie.

Borussia nach dem Supercup

Fußball-Bundesligist Borussia Dortmund hat in der vergangenen Saison deutlich weniger Gewinn und Umsatz gemacht als im Rekordjahr 2012/2013. Der Reinerlös des börsennotierten Clubs sank während der abgelaufenen Spielzeit 2013/14 (30. Juni) von 51,2 auf zuletzt nur noch 12 Millionen Euro. Beim Umsatz erreichte der BVB 260,7 Millionen Euro und blieb damit um rund 44 Millionen Euro unter dem Bestwert aus dem vorigen Geschäftsjahr. Damals hatten das Champions-League-Finale und hohe Transfererlöse das Ergebnis beflügelt. Die BVB-Aktie spielte sich dennoch ins Plus: rund 1,5 Prozent.

2,5 Prozent verlieren dagegen die Bauer-Anteilsscheine. Umsätze wie auch die Ergebnisse lägen unter den Erwartungen, sagte ein Marktteilnehmer. Zwar sei der Auftragseingang besser, das dürfte aber nicht ausreichen, um die Aktie zu stützen. Neben den Zahlen dürfte der gesenkte Ausblick das Papier belasten. Wie andere Maschinenbaukonzerne auch bekommt Bauer die Auswirkungen der Russland-Krise zu spüren.

Aktien von Manz legten nach überraschend guten Zweitquartalszahlen rund 3 Prozent zu. "Der Umsatz liegt um satte 20 Prozent über unserer Schätzung", kommentierte ein Händler. Zwar rangiere die Umsatzprognose für 2014 von 280 bis 300 Millionen Euro bei einem positiven Ebit unter den Prognosen seines Hauses. Manz habe dazu jedoch angemerkt, dass der geplante Verkauf einer kompletten Produktionslinie für Dünnschichtsolarmodule in ihren Prognosen noch nicht berücksichtigt sei. "Rechnet man einen solchen Verkauf mit ein, dann düften Umsatz und Gewinn am Jahresende deutlich über den bisherigen Markterwartungen liegen", sagte der Händler.

Quelle: ntv.de, bad/kst/rts/DJ

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