Marktberichte

Lahme Wall Street am "Black Friday" China-Crash beendet Dax-Rally

Zum Wochenschluss geht es am deutschen Aktienmarkt doch noch einmal nach unten.

Zum Wochenschluss geht es am deutschen Aktienmarkt doch noch einmal nach unten.

(Foto: picture alliance / dpa)

"Schwarzer Freitag" an Chinas Börsen, "Black Friday" an der Wall Street: Die Voraussetzun für einen weiteren Kurssprung am deutschen Aktienmarkt sind denkbar schlecht. Dennoch zeigen Dax und Co. Stärke - es reicht nur nicht.

Ein Crash an Chinas Börsen hat den Aufwärtstrend am deutschen Aktienmarkt zum Wochenschluss beendet. Zwar rechneten einige Marktteilnehmer nach den satten Gewinnen der Vortage mit Gewinnmitnahmen. Am Ende überwog aber die Verunsicherung, auch weil sich die Kurse an der Wall Street in einer am "Black Friday" verkürzten Handelssitzung nicht, wie zunächst angenommen, erholten.

"Geht es den Konsumenten und Firmen gut, dann geht es auch der Börse gut. So einfach ist die Gleichung", sagt Daniel Saurenz von Feingold Research in Bezug auf den Einkaufswahn der US-Bürger am "Black Friday". Hierzulande fielen die entsprechenden Daten des GfK-Konsumklimaindex nicht überzeugend aus. Der Index gab weiter nach, von 9,4 im November auf nunmehr 9,3.

Der Dax schloss mit einem Abschlag von 0,2 Prozent bei 11.294 Punkten. Die Handelsspanne hielt sich im Rahmen, das Tageshoch markierte der Leitindex bei 11.354 Zählern, das Tagestief bei 11.247 Stellen. Am Donnerstag hatte er knapp 150 Punkte und am Mittwoch mehr als 230 Zähler zugelegt - getrieben vor allem von der Aussicht auf weiter billiges Zentralbankgeld. Der MDax verabschiedete sich mit einem Minus von 0,2 Prozent und 21.421 Punkten. Der TecDax gewann dagegen 0,5 Prozent auf 1844 Zähler.

China schreckt, EZB lockt

Als Hemmschuh erwiesen sich die hohen Kursverluste in China. Dort drückten schwache Gewinne in der Industrie im Oktober und die fortdauernde Abwertung des Yuan den Leitindex Shanghai Composite um mehr als 5 Prozent nach unten. Dazu kamen Untersuchungen im Finanzsektor. Denn die zuständigen Behörden in Peking hatten ihre Razzien ausgeweitet, die wegen der Turbulenzen an den Börsen im Sommer eingeleitet worden waren. Nun im Visier: die größten Broker des Landes.

Die Ratssitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) in der kommenden Woche drängte bereits in den Vordergrund. Bei Anlegern gilt als sicher, dass die Währungshüter dabei die Geldschleusen weiter öffnen, um die drohende Deflation, eine Spirale fallender Preise und rückläufiger Investitionen, abzuwenden.

Dax: "Serientäter" weiter interessant

Nach den überraschend starken Quartalszahlen von Infineon hagelte es nun höhere Kursziele für die Aktien. Die Titel legten rund 3,5 Prozent zu - und waren damit wie bereits am Donnerstag größter Dax-Gewinner. Allerdings hatte sich der Aufschlag da auf 13 Prozent belaufen.

Merck-Aktien schlossen nahezu unverändert, hatten sich im Verlauf aber sowohl im Minus als auch im Plus bewegt. Kreisen zufolge erwägt der Pharma- und Chemiekonzern den Verkauf seines Allergiegeschäfts. Der Schritt könnte dem Unternehmen etwa 600 Millionen Euro in die Kasse spülen, meldet die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Personen.

VW-Serie endet

Mit einem Abschlag warteten VW auf: etwa 0,5 Prozent. Damit konnten die Titel ihre zehntägige Serie, an denen sie jeweils positiv aus dem Handel gegangen waren, nicht fortsetzen. Dennoch konnten die Anteilsscheine des sich seit nunmehr rund zwei Monaten in den Negativschlagzeilen befindenden Autobauers in zehn Tagen einen Kursgewinn von rund 30 Prozent erzielen.

Daimler bauten dagegen ihre Vortagesgewinne aus. Charttechnisch hatten die Titel die 200-Tage-Linie am Donnerstag übersprungen, sodass sie nunmehr als Unterstützung dient. Fast 1 Prozent betrug das Kursplus am Freitag.

Kein "fat finger" bei Hapag-Lloyd

Eine größere Kauforder trieb den Kurs von Hapag-Lloyd nach oben. "Auf dem Weg nach oben wurden im Xetra-System etwa 100.000 Stück gekauft", sagte ein Marktteilnehmer. Vorübergehend stieg der Kurs um etwa 12 Prozent auf den neuen Höchstkurs von 22,20 Euro, seitdem kommt der Kurs zurück. Schloss dann noch … Prozent im Plus. "Vermutlich hat ein Marktteilnehmer .eine größere Position aufgebaut", sagte ein weiterer Händler.

USA: Keine Impulse vom "Black Friday"

An der Wall Street bewegten sich die Indizes nach zwei Handelstagen weitgehender Stagnation und einem Börsenfeiertag kaum von der Stelle bewegt. Der Dow-Jones-Index büßte 0,1 Prozent auf 17.799 Punkte ein. S&P-500 und Nasdaq-Composite legten dagegen um 0,1 bzw. 0,2 Prozent zu.

Nach dem Feiertag "Thanksgiving" am Vortag wurde an der Wall Street nur verkürzt gehandelt. Die Umsätze blieben begrenzt, weil sich viele Marktteilnehmer bereits in ein verlängertes Wochenende verabschiedet hatten. Üblicherweise beträgt der Umsatz am Tag nach "Thanksgiving" weniger als die Hälfte eines normalen Handelstags.

Der Blick richtete sich auf Einzelhandelswerte, denn der "Black Friday" gilt als wichtigster Einkaufstag in den USA. Während die Umsätze übers Netz am Feiertag um 22 Prozent zulegten, nannten Analysten von SunTrust die Erlöse an "Thanksgiving" in den Ladengeschäften eine "eine Pleite".

Einige Einzelhändler hatten sich bereits zu Wort gemeldet - so Target. Das Unternehmen sprach von "unvorhergesehenen Gewinnen" an Thanksgiving, die besonders durch den Online-Handel angetrieben worden seien. Die Nachfrage im Netz sei deutlich besser ausgefallen als im vergangenen Jahr, hieß es. Analysten spielten die Ergebnisse jedoch herunter. Der Aktienkurs gewann 0,4 Prozent. Wal-Mart sprach von einem Besucheransturm auf der Webseite, ohne jedoch konkret die Umsatzentwicklung zu skizzieren. Der Kurs ermäßigte sich um 0,6 Prozent.

Asien: China schockt

Enttäuschende Industriedaten aus China belasteten zum Wochenausklang die Stimmung an den asiatischen Aktienmärkten. Aus Daten des Statistikamtes ging hervor, dass die chinesische Industrie im Oktober deutlich weniger verdient hat. Sie kämpfte unter anderem mit höheren Kosten. Schlecht lief es vor allem in der Öl-, Stahl-, Kohle- und Bergbau-Branche. Es war bereits der fünfte Rückgang in Folge. Die Anleger befürchten nun eine stärkere Abkühlung der chinesischen Wirtschaft. Das drückte auf die Kurse. Vor allem der Shanghai Composite kam unter die Räder, schloss mit einem Minus von 5,5 Prozent. In Hongkong verabschiedete sich der Hangseng mit einem Abschlag von 1,6 Prozent.

Für Verunsicherung sorgte auch ein neuer Vorstoß der chinesischen Regulierungsbehörden gegen mehrere Broker-Häuser. Aus dem Umfeld der Häuser verlautete, dass diese gedrängt würden, spezielle Finanzprodukte nicht mehr zu verkaufen, über die Anleger im großen Stil Aktien erhalten. Die Finanzaufsicht leitete Ermittlungen gegen den größten Broker Citic Securities und den Rivalen Guosen Securities ein. Die Aktien beider Institute fielen jeweils rund 10 Prozent.

In Tokio dominierten ebenfalls negative Vorzeichen. Das Handelsaufkommen war allerdings gering.  Der Leitindex Nikkei büßte vergleichsweise geringe 0,3 Prozent auf 19.883 Punkte ein. Der MSCI-Index für asiatische Aktien außerhalb Japans gab gut 1 Prozent nach.

Rohstoffe: Zu hohes Angebot drückt die Ölpreise

Die Ölpreise verloren ebenfalls weiter an Boden. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im Januar kostete am Abend 44,94 Dollar. Das waren etwa 1,5 Prozent weniger als am Donnerstag. Der Preis für ein Fass der US-amerikanischen Sorte WTI fiel 1,2 Prozent auf 42,01 Dollar.

Händlern zufolge spielten die aktuellen politischen Spannungen zwischen Russland und der Türkei nach dem Abschuss eines russischen Kampfjets mittlerweile nur eine unbedeutende Rolle am Ölmarkt. Nach einem ruhigen Handel an "Thanksgiving" rückte stattdessen das nordafrikanische Libyen in den Blick. Aus dem Land kommen Signale, dass die Produktion an zwei Ölfeldern wieder aufgenommen werden soll. "Wenn Libyen wieder produziert, trägt das zur weltweiten Ölschwemme bei", sagte Rohstoff-Analyst Hong Sung Ki von Samsung Futures aus Seoul. Generell sorgt ein zu hohes Angebot an Rohöl auf dem Weltmarkt schon seit Wochen für Preisdruck.

Mit den Preisen für Gold ging es auch abwärts. Die Feinunze kostete 1058 Dollar etwa 1,4 Prozent weniger als noch am Donnerstagabend. Ein tendenziell belastender Punkt ist die an den Märkten erwartete Zinserhöhung in den USA Mitte Dezember. Zwar hat dies mittlerweile etwas an Schrecken verloren, doch noch immer besteht die Sorge, dass Anleger mit einem steigenden Dollar Investitionen aus den Schwellenländern in die USA umschichten.

Devisen: Euro wieder unter 1,06

Der Euro geriet am Freitag wieder unter Druck. Am Nachmittag fiel die Gemeinschaftswährung bis auf 1,0569 Dollar und damit in die Nähe ihres siebenmonatigen Tiefstandes. Am Abend kostete sie mit 1,0585 Dollar einen halben Cent weniger als im Tageshoch. Die EZB hatte den Referenzkurs gegen Mittag auf 1,0580 Dollar nach 1,0612 Dollar am Donnerstag festgelegt.

Am Devisenmarkt war die Rede von einer allgemeinen Dollar-Stärke, ohne dass jedoch konkrete Gründe genannt wurden. Händler sprachen von einem geringen Handelsvolumen, auch weil Händler aus den USA wegen des traditionell verlängerten Wochenendes nach Thanksgiving dem Markt fernblieben. Die Wahrscheinlichkeit, dass die US-Notenbank Fed Mitte Dezember ihre lang erwartete Zinswende einleitet, wird von Marktteilnehmern seit einigen Tagen mit konstant 75 Prozent eingeschätzt.

Turbulenzen um Schweitzer Franken

Unter Druck geriet auch der Schweizer Franken. Am Vormittag wertete der Franken zum Euro schlagartig um etwa ein halbes Prozent ab. Die Devisenexperten der Commerzbank spekulierten über einen Markteingriff der Schweizerischen Notenbank SNB. Die Schweiz wäre von einer weiteren Lockerung durch die EZB, wie sie für kommende Woche erwartet wird, stark betroffen.

Obwohl die SNB den Frankenkurs Anfang des Jahres freigegeben hatte, hat sie aus wirtschaftlichen Gründen kein Interesse an einer starken heimischen Währung. Im Fall einer noch lockereren EZB-Geldpolitik könnte die SNB unter Zugzwang geraten. Möglicherweise habe sie vorsorglich «die Muskeln spielen lassen», hieß es von der Commerzbank.

Quelle: ntv.de, bad/DJ/dpa/rts

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