Marktberichte

Abwarten vor der Bilanzsaison Nikkei-Anleger halten sich zurück

Erinnerungen an Japans Rolle im Zweiten Weltkrieg: Der Yasukuni-Schrein in Tokio.

Erinnerungen an Japans Rolle im Zweiten Weltkrieg: Der Yasukuni-Schrein in Tokio.

(Foto: REUTERS)

Der Rückenwind von der Wall Street trägt nicht bis nach Tokio: Im japanischen Aktienhandel warten die Anleger am zweiten Handelstag der Woche ab, bevor die wichtigsten Konzerne der Inselnation Zahlen vorlegen.

Angesichts der unsicheren Lage in der Ukraine haben sich die Anleger in Fernost am Dienstag weiter zurückgehalten. Zudem drückten Sorgen um den chinesischen Aktienmarkt auf die Stimmung. Weil in China 28 neue Firmen in den Startlöchern für einen Börsengang stehen, befürchten Anleger, dass ein Überangebot an Aktien die Kurse belasten könnte. Die US-Börsen hatten dagegen auch am Ostermontag zugelegt, nachdem unerwartet gute Quartalszahlen etwa von Morgan Stanley oder General Electric schon in der Vorwoche für kräftige Zuwächse gesorgt hatten.

In Tokio verlor der Nikkei-Index 0,85 Prozent auf 14.388 Punkte. Anleger hielten sich vor der anstehenden Bilanzsaison der japanischen Konzerne zurück, erläuterten Händler. In Shanghai gab der Index 0,5 Prozent nach. Dagegen verbuchten die Aktienmärkte in Taiwan und Südkorea leichte Kursgewinne. Der MSCI-Index für die asiatischen Börsen ohne Japan notierte nahezu unverändert.

Der Euro gab in Fernost leicht auf 1,3786 Dollar nach. Das Handelsvolumen sei wegen der Osterfeiertage dünn, sagten Händler. Zudem richteten die Anleger bereits ihren Blick auf eine Rede von EZB-Chef Mario Draghi, die am Donnerstag ansteht. Draghi hatte kürzlich betont, dass ein anhaltend starker Euro ein Grund für die Europäische Zentralbank für eine weitere Lockerung der Geldpolitik sein könnte. Der Dollar legte zur japanischen Währung leicht auf 102,69 Yen von 102,60 Yen im späten US-Handel zu.   

Belastet wird die japanische Währung von schwachen Handelsdaten. Das Handelsbilanzdefizit überstieg im März das befürchtete Ausmaß deutlich. Fallende Yen-Wechselkurse machen japanische Produkte im Ausland wettbewerbsfähiger und stützen daher sehr häufig die Börse in Tokio.

Dank des Aufwärtstrends an den US-Börsen und der anhaltenden Yen-Schwäche gebe es Spielraum für weitere Kursanstiege, sagte Analyst Yutaka Miura vom Handelshaus Mizuho. Zu den größten Gewinnern gehören Exportwerte wie der Autobauer Suzuki und der Weltmarktführer Toyota.

Kritik an Japan

Einen Schatten über die internationalen Beziehungen der Exportnation Japan dürfte erneut die traditionelle Ehrung der japanischen Kriegstoten werfen. Mehr als 120 japanische Abgeordnete und Innenminister Yoshitaka Shindo besuchten am Dienstag den umstrittenen Yasukuni-Schrein in Tokio.

Einen Tag zuvor hatte Japans rechtskonservativer Ministerpräsident Shinzo Abe mit einer Opfergabe für den Schrein erneut Empörung in den Nachbarländern ausgelöst. Abe bot dem Schrein zu Wochenbeginn ein religiöses Ornament mit seinem Namen und seiner Amtsbezeichnung dar.

Der Yasukuni-Schrein gedenkt der rund 2,5 Millionen, die in Kriegen für das Kaiserreich gestorben sind - darunter befinden sich 14 hingerichtete Kriegsverbrecher aus dem Zweiten Weltkrieg. Pilgergänge japanischer Politiker zum Yasukuni-Schrein werden in China, Südkorea und Taiwan als Glorifizierung der japanischen Aggression empfunden. Erst im Dezember hatte Abe den Schrein besucht. Im April hatten sein Staatsminister Keiji Furuya und Innenminister Shindo dort Opfergaben dargebracht.

Quelle: ntv.de, hvg/mmo/DJ/dpa/rts

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