Marktberichte

Trump macht's möglich Nasdaq schafft Rekordhoch

Der "Trump-Effekt" ist (noch) in vollem Gange.

Der "Trump-Effekt" ist (noch) in vollem Gange.

(Foto: AP)

Große Sprünge gibt es kurz vor Jahresende zwar nicht. Aber Trippelschritte können auch nach oben führen. Der Nasdaq Composite stößt in neue Sphären vor. Der Dow Jones kommt der 20.000-Punkte-Marke zeitweise sehr nahe.

Am deutschen Aktienmarkt lehnen sich die Anleger so kurz vor dem Jahresultimo nicht mehr allzu weit aus dem Fenster. "An den Märkten klingt die Weihnachtsruhe nach", sagte ein Händler am Dienstag.Viele Anleger sind in der Zeit zwischen den Jahren im Urlaub, Termine sind rar gesät. Weil die Börse in London geschlossen blieb, fehlten auch die Impulse von britischen Aktienhändlern.

Trotzdem lief die Jahresendrally auf kleiner Flamme weiter: Der Dax notierte zum Schluss bei 11.474 Punkten 0,2 Prozent höher. Damit schickt sich der deutsche Leitindex an, das fünfte Börsenjahr in Folge mit einem Plus zu beenden. Mit dem steilen Anstieg ab dem 2. Dezember sei die typische Weihnachtsrally bereits vorweggenommen worden, sagten die Marktexperten der DZ Bank.

Der MDax bewegte sich weiter auf Rekordniveau. Er legte 0,2 Prozent auf 22.140 Punkte zu. Der Technologiewerte-Index TecDax gewann 1,1 Prozent auf 1809 Punkte. Während die anderen Indizes der Dax-Familie seit dem Jahresbeginn im Plus notieren, handelt der TecDax noch im Minus. Wie es scheint, will er sich aber auch ins Plus retten.

Auch für den Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 ging es am Dienstag moderat um 0,1 Prozent nach oben.

Deutsche Bank
Deutsche Bank 14,95

Für Gesprächsstoff sorgte weiter der italienische Bankensektor. Aus den Depots flogen so auch vor allem Finanztitel - allerdings nicht nur wegen der Unsicherheiten über die italienische Bankenbranche. Größter Verlierer im Dax waren die Papiere der Deutschen Bank mit einem Minus von 1,2 Prozent.

Die ultralockere Geldpolitik der Notenbanken hat den Banken, die von Zinseinnahmen leben, in diesem Jahr schwer zugesetzt. Dazu kamen hausgemachte Probleme, wie beispielsweise die Tricksereien der Deutschen Bank am US-Hypothekenmarkt, die dem größten deutschen Geldhaus eine milliardenschwere Strafe einbrockte.

Die Anleger reagierten zwar erleichtert darüber, dass die Frankfurter weniger als ursprünglich gedacht zahlen müssen. Doch haben die Aktien in diesem Jahr mit einem Minus von rund 20 Prozent bereits ordentlich Federn gelassen. Am Freitag hatte die Erleichterung über die Einigung im Streit mit den US-Justizbehörden die Aktien zwar zeitweise um fünf Prozent angeschoben. Am Dienstag ging es dann allerdings wieder in die andere Richtung.

Die spanische BBVA und die französische Großbank BNP Paribas büßten 0,3 bzw. 0,9 Prozent ein. Die Aktien der Commerzbank  verloren 0,4 Prozent.

Banco Monte dei Paschi di Siena
Banco Monte dei Paschi di Siena 4,14

In Italien wird derweil die Rettung der angeschlagenen Traditionsbank Monte dei Paschi für den Staat teurer als gedacht. Die Europäische Zentralbank (EZB) bezifferte die Lücke im Kapitalpuffer des Geldhauses auf 8,8 Milliarden Euro. Insidern zufolge muss die Regierung in Italien rund 6,5 Milliarden Euro beisteuern.

Für Freude bei Anlegern sorgten dagegen die Titel von ProSiebenSat.1, die erst seit dem Frühjahr in der ersten deutschen Börsenliga notiert sind. Sie profitierten von Übernahmephantasien in der Medienbranche und waren mit einem Gewinn von 1,3 Prozent Top-Wert im Dax.

Der Rivale RTL gehörte mit einem Plus von 1,3 Prozent zu den größten Gewinnern im Nebenwerteindex MDax. Seit Tagen rätseln Börsianer über die Zukunft des italienischen Medienkonzerns Mediaset, an dem sich der Rivale Vivendi beteiligt hat. Die Franzosen stocken ihren Anteil stetig auf und halten inzwischen 28,8 Prozent. Mediaset gewannen an der Börse in Mailand 2,7 Prozent.

2016 war ein turbulentes Börsenjahr: Sein Jahresplus von etwa 6,5 Prozent machte der deutsche Leitindex Dax vor allem im Dezember. Noch im Februar war er unter die 9000er Marke gerutscht. Sein Jahrestief von 8699 Zählern ließ er inzwischen um über 30 Prozent hinter sich.

Die Anfang des Jahres noch schwelende chinesische Börsenkrise sei so gut wie vergessen, sagte ein Börsianer. Das gleiche gelte für den Brexit und die Sorge über die Politik der USA unter einem Präsidenten Donald Trump. Besonders erstaunlich sei "die Erkenntnis, dass Marktteilnehmer sich von solch überraschenden Ereignissen nicht haben nachhaltig aus der Ruhe bringen lassen", stellten die Analysten der Metzler Bank in ihrem Jahresrückblick fest. Sie vermuten, dass es 2017 einen Rückschlag geben könnte, wenn Trump seine Wahlversprechen nicht halten kann.

Zudem sei nicht auszuschließen, dass mit den Wahlen in den Niederlanden, Frankreich und Deutschland im Laufe des Jahres wieder über den Zusammenhalt der Euro-Zone diskutiert werde. Einer am Dienstag veröffentlichten Umfrage zufolge erwartet jeder fünfte Anleger generell den Zerfall der Währungsunion.

Griechenland hat bei den Eurokraten überraschend Gehör gefunden.

Griechenland hat bei den Eurokraten überraschend Gehör gefunden.

(Foto: REUTERS)

Klarer Gewinner in Europa war am Dienstag die Börse in Athen. Dort stand ein Indexplus von 0,9 Prozent auf der Kurstafel. Grund ist die sich abzeichnende Entspannung im Schuldenstreit zwischen Griechenland und seinen Gläubigern. Wie Eurogruppenchef Jeroen Dijsselbloem mitteilte, kann das Land mit Schuldenerleichterungen rechnen. Zur Begründung gab er an, einen Brief des griechischen Finanzministers erhalten zu haben, in dem sich dieser zu den zuvor getroffenen Vereinbarungen bekenne.

Der griechische Regierungschef Alexis Tsipras hatte unlängst mit Zuwendungen für bedürftige Rentner und der Verschiebung der von den Gläubigern verlangten Mehrwertsteuererhöhung auf griechischen Inseln für Ärger bei den Gläubigern gesorgt. Auf Betreiben Deutschlands waren wegen dieser Schritte die Griechenland zugesagten Erleichterungen beim Schuldenmanagement verschoben worden.

USA: Dow Jones auf Kurs 20.000

An der New Yorker Wall Street hat der Dow Jones nach Weihnachten seinen Endspurt zur Marke von 20.000 Punkten wieder aufgenommen. Bei dünnem Handel näherte sich das Barometer zeitweise bis auf 20 Zähler dem psychologisch wichtigen und seit Tagen erwarteten Wert.

Hoffnungen auf einen Wirtschaftsboom unter dem künftigen US-Präsidenten Donald Trump hoben die Stimmung. Investoren setzen darauf, dass eine Deregulierung und Investitionen in die Infrastruktur das Wachstum ankurbeln. "Wir sehen heute eine Nachholjagd bei den Branchen wie Gesundheit oder Technologie, die bislang noch nicht in vollem Ausmaß an der Rally beteiligt waren", sagte Eric Wiegand, Fondsmanager bei der U.S. Bank.

Der Dow Jones gewann 0,1 Prozent und schloss bei 19.945 Punkten. Der S&P500 -Index notierte mit 2269 Zählern 0,2 Prozent fester, der Nasdaq Composite stieg auf zu neuen Höhen und kletterte um 0,5 Prozent auf 5487 Stellen.

Jüngste Konjunkturdaten seien besser ausgefallen als erwartet, sagte Lou Brien, Stratege bei DRW Trading in Chicago. Bei den dünnen Umsätzen reiche dies aus, um die Kurse steigen zu lassen. "Es braucht in dieser Woche nicht viel, um Bewegung in die eine oder andere Richtung auszulösen." Die Stimmung der US-Verbraucher ist derzeit so gut wie seit August 2001 nicht mehr. Der private Konsum ist Eckpfeiler der amerikanischen Wirtschaft und macht etwa 70 Prozent des Bruttoinlandsprodukts aus.

Amazon legten 1,5 Prozent zu. Der Online-Händler hat allein an seine Prime-Kunden mehr als eine Milliarde Güter zur Weihnachtszeit ausgeliefert, es sei "das beste Weihnachtsgeschäft aller Zeiten" gewesen. Vor allem am 19. Dezember hätten viele Kunden noch ihre Weihnachtseinkäufe erledigt.

Biogen verteuerten sich um 2,7 Prozent. Die US-Arzneimittelaufsicht hatte am Freitag grünes Licht für ein Medikament des Konzerns gegen Muskelschwund gegeben.

Asien: Nikkei schließt unverändert

Gebremst hatte sich am Morgen der Handel in Ostasien präsentiert. An einigen Plätzen wurde wegen beweglicher Feiertage nicht gehandelt. Dazu gehörten Hongkong, Australien und Neuseeland. Neue Impulse kamen zwar von der Konjunkturseite, die Börsianer ließen sie aber weitgehend kalt.

Aus Japan wurden Verbraucherpreise gemeldet, die auf das niedrigste Niveau seit vier Jahren gesunken sind und das nur einen Tag, nachdem der Notenbankchef des Landes, Haruhiko Kuroda, angekündigt hatte, die Wirtschaft Japans werde im nächsten Jahr "einen großen Schritt"  machen, um aus der Deflation auszubrechen.

Der Nikkei-Index schloss in Tokio daraufhin unverändert bei 19.403 Punkten. Gestützt wurde er etwas vom Devisenmarkt, wo der Dollar auf breiter Front zulegte, unter anderem also der Yen an Wert verlor. Das verbessert die Wettbewerbsfähigkeit Japans. Einen Kurseinbruch erlebte die Toshiba-Aktie. Das Unternehmen hat einen Bericht bestätigt, wonach es eine Wertberichtigung über umgerechnet 854 Millionen Dollar vornehmen muss im Zusammenhang mit der US-Tochter Westinghouse, die weltweit im Nukleargeschäft tätig ist.

Der MSCI-Index für asiatische Aktien außerhalb Japans notierte in dem allgemein geringen Handel 0,1 Prozent höher. Die chinesische Leitbörse in Schanghai schloss leicht im Minus. Die südkoreanische Börse in Seoul legte dagegen leicht zu. Auch hier sorgten negative Konjunkturdaten für keine erkennbare Nervosität. In Südkorea ist das Verbrauchervertrauen auf den niedrigsten Stand seit sieben Jahren gefallen, wozu unter anderem der Korruptionsskandal von Staatspräsidentin Park Geun-hye beitrug.

Devise: Euro und Dollar stabil

Auch an den Devisen- und Anleihemärkten war das geplante Konjunkturprogramm von Donald Trump am Dienstag das zentrale Thema. Die Wirtschaftsmaßnahmen des neuen Präsidenten dürften die Inflation anheizen, befürchten Marktteilnehmer.

Eine höhere Inflation wiederum könnte die US-Notenbank dazu veranlassen, die Zinsen schneller und deutlicher anzuheben als bislang erwartet. Im Anschluss an ihre jüngste Zinssitzung in diesem Monat hatte die Fed für das kommende Jahr zunächst drei Zinserhöhungen in Aussicht gestellt.

Die Erwartung steigender Zinsen hat die Anleiherenditen in den vergangenen Wochen merklich steigen lassen. Am Dienstag legte die Rendite zehnjähriger Treasurys um 2 Basispunkte auf 2,56 Prozent zu.

Der Dollar, der in den vergangenen Wochen ebenfalls kräftig aufgewertet hat, zeigte sich zuletzt stabil. Ein Euro kostete am späten Abend mit 1,0453 Dollar etwa so viel wie am Freitag. Beobachter sehen die Gefahr, dass der starke Dollar die Wettbewerbsfähigkeit der US-Unternehmen auf dem Weltmarkt mindert. Viele Akteure warteten erst einmal ab, welche Maßnahmen die neue US-Regierung tatsächlich in die Tat umsetze, hieß es. Sollte Trump sich allerdings besorgt über den  Anstieg der US-Währung äußern, dürfte der Greenback einen Ausverkauf erleben.

Rohstoffe: Goldpreis zieht an

Gold erholte sich weiter von der zurückliegenden Talfahrt. Mit der Aussicht auf steigende Zinsen war das Edelmetall, das selbst keine Zinsen abwirft, uninteressant geworden. Außerdem verteuerte der festere Dollar Gold und andere Rohstoffe für Käufer aus dem Nicht-Dollarraum. Wenn aber die Teuerung wieder anziehen sollte, dürfte Gold als Inflationsschutz gesucht sein, hieß es. Zuletzt stieg der Preis für die Feinunze um 0,5 Prozent auf 1139 Dollar.

Die Ölpreise legten ebenfalls zu. Hier stützte die Erwartung, dass die jüngst von Mitgliedern und Nichtmitgliedern der Opec angekündigten Förderdrosselungen in die Tat umgesetzt werden. Der Preis für ein Barrel Rohöl der US-Sorte WTI stieg um 1,6 Prozent 53,87 Dollar.

Quelle: ntv.de, ddi/jwu/rts/DJ

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