Marktberichte

Nervös bis zum Ende Minus-Plus-Minus beim Dax

Volatilität ist derzeit die einzige Konstante am deutschen Aktienmarkt. Das beweist der Dax auch zum Wochenauftakt. Am Anfang deutlich im Minus kämpft sich der Leitindex am Nachmittag bravourös ins positive Terrain - dank guter Stimmung in der Industrie. Und dann die Wall Street ...

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Ein Wochenauftakt im Dax wie ihn sich Spekulanten wünschen: Im Minus eröffnet, dann bis zum Mittag das Schlussniveau vom Freitag wieder erkämpft. Dank guter Ordereingänge der Industrie sogar ins Plus gedreht, kommt dem Leitindex am Nachmittag die Wall Street in die Quere. Das Ergebnis: ein Minus von 0,6 Prozent und ein Schlussstand von 5905 Zählern. Der MDax büßt ein Prozent ein auf 7865 und der TecDax bricht 2,1 Prozent ein auf 731 Zähler.

Der Euro, der zwischenzeitlich bei 1,1980 Dollar notierte, drehte ebenfalls wieder und notierte nur noch bei 1,1950 Dollar. Die Gemeinschaftswährung hatte in Asien noch ein Tagestief von 1,1875 Dollar markiert.

Laut Bundeswirtschaftsministerium haben Deutschlands Firmen im April preis- und saisonbereinigt 2,8 Prozent mehr Bestellungen als im Vormonat erhalten. Analysten hatten im Schnitt nur mit einem Plus von 0,2 Prozent gerechnet, Das habe dem Markt neue Hoffnung gegeben, sagten Händler.

Butterweiche Stahlwerte

Stahlwerte gehörten dennoch zu den Hauptverlierern in Europa. Der US-Arbeitsmarktbericht am Freitag hatte Ängste bestärkt, die globalen Konjunkturhoffnungen seien übertrieben. In China und Asien brachen am Morgen die Commodity-Preise und damit auch die Kurse der rohstoffnahen Titel weiter ein. Der europäische Sektor der Basic Resources ist mit minus 2,2 Prozent bislang Hauptverlierer. "Auffallend ist aber, dass die Stahlwerte sogar noch schwächer als die Minen sind", sagt ein Händler. So verlieren ThyssenKrupp 3,7 Prozent. Salzgitter zeigten sich indes mit minus 1,3 Prozent noch relativ stabil. "Der Dax-Rauswurf war von allen erwartet worden", sagt ein Händler. Da historische Untersuchungen gezeigt hätten, dass Index-Absteiger nach der Entnahme oft im Kurs zulegen, gebe es relatives Kaufinteresse in der Aktie.

Karstadt-Gläubigerausschuss tagt

Der Karstadt-Gläubigerausschuss berät über die Angebote für das insolvente Handelsunternehmen. Einen Bericht der "Financial Times Deutschland", nach dem der Kaufhof-Eigentümer Metro in letzter Minute mit einer Offerte für lediglich einen Teil der Warenhäuser in den Poker eingreifen könnten, wollte der Sprecher nicht bestätigen: Das Unternehmen sei weiterhin lediglich an einzelnen Karstadt-Standorten interessiert. Metro-Titel gaben 0,8 Prozent nach - auch weil am Abend noch keine Entscheidung zu Karstadt gefallen war.

Adidas im WM-Fieber

In der ersten deutschen Börsenliga konnten sich am Mittag lediglich drei Werte im Plus halten. Die Aktien von Adidas legten nach einer Kaufempfehlung der Deutschen Bank 2,0 Prozent zu. Die Analysten des Institutes hatten ihre Gewinnprognose für Adidas um 21 Prozent angehoben. BASF verteuerten sich nach einer positiven Analystenstimme der Commerzbank um 0,4 Prozent und zogen auch Bayer ins positive Terrain.

Siemens und die Bahn

Bei Siemens drückten Aussagen über ein Stocken der Verhandlungen mit der Deutschen Bahn (DB) um die rund 6 Mrd. Euro teure Bestellung von bis zu 300 Fernzügen auf die Stimmung. Laut "Financial Times Deutschland" könnten sich die Gespräche bis in den August hinziehen. Bisher war Mitte Juni als Ziel angepeilt gewesen. Siemens-Titel bröckelten um 1,3 Prozent.

Lufthansa-Minus trotz positiver Nachrichten

Lufthansa konnten dagegen von positiven Markteinschätzungen nicht profitieren und verbilligten sich um 0,8 Prozent. Der Konzern selbst, der am Sonntagabend den Jungfernflug seines Super-Jumbos A380 mit der deutschen Nationalmannschaft und Shakira an Bord feiern konnte, bekräftigte zwar seinen Ausblick für das laufende Jahr. Und auch der Verband IATA sieht die Krise in der Luftfahrtbranche vor dem Ende, der Abgabedruck war dennoch höher.

G-20-Gipfel bewegt Finanzwerte

Keine klare Meinung zeigte sich zum Ergebnis des G20-Gipfels und der Auswirkung auf die Finanzwerte. Ein Teil der Händler sah das Ergebnis positiv, da keine Einigung zu einer globalen Bankenabgabe erzielt wurde. "Da dürfte einiges ausgepreist werden und die Finanzwerte stützen", sagte ein Händler. Eine zweite Gruppe wertet die Aussagen jedoch sehr negativ. "Beim Gipfel hat die Mehrheit der Regierungsvertreter betont, dass ein Ausstieg aus der Liquiditätsschwemme nötig ist, sogar trotz anhaltender Wirtschaftsschwäche", erklärte ein Händler. Dies betreffe direkt die Refinanzierung der Banken und die Höhe der Kredithebel im Investmentgeschäft. Die Eigenkapitalrenditen der Banken würden dann unter Druck geraten. "Die Aussicht auf gedeckelte Gewinnerwartungen sollten die Finanzwerte belasten", hieß es. Deutsche Bank verloren etwa 1,5 Prozent, Commerzbank 1,9 Prozent ab.

Stada kürzt und steigt

Der Generikahersteller Stada will mit harten Einschnitten profitabler werden und sich so der stärkeren Konkurrenz durch Großkonzerne wie Novartis und Teva erwehren. Rund 800 der rund 8000 Stellen im Konzern sollen bis 2013 gestrichen werden, teilte Deutschlands größter unabhängiger Hersteller von Nachahmermedikamenten mit. Der Aktienkurs sprang an, um 1,3 Prozent.

Gildemeister aus der zweiten Reihe

Erneute Gerüchte um eine Übernahme durch den japanischen Partner Mori Seiki haben Gildemeister zeitweise Auftrieb gegeben. Die Aktie des Werkzeugmaschinenbauers stiegen gegen den Trend um zeitweise mehr als drei Prozent, schlossen aber fast unverändert.

Trendwende bei BP?

Fortschritte bei der Bekämpfung der Ölpest im Golf von Mexiko gaben BP Auftrieb. Die Analysten der Credit Suisse sprachen von einer Trendwende, da nun offenbar ein Großteil des austretenden Rohöl aufgefangen werden könne. Die Aktien des Ölkonzerns setzten sich mit einem Plus von bis zu 3,4 Prozent auf 448 Pence an die Spitze des britischen Auswahlindex FTSE. Damit liegt der Wert des Papiers allerdings immer noch rund ein Drittel unter dem Niveau vor dem Untergang der Bohr-Plattform "Deepwater Horizon" im April. In Frankfurt kostete das BP-Papier zu Handelsende 5,25 Euro - ein Minus von 0,8 Prozent.

Quelle: ntv.de, bad/DJ/rts

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