Marktberichte

Charttechnik und Naher Osten Dax hält Anleger in Atem

Die 9800er Marke muss beim Dax zurückerobert werden - bis zum Handelsende.

Die 9800er Marke muss beim Dax zurückerobert werden - bis zum Handelsende.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Die deutlichen Verluste zu Wochenbeginn kann auch der Mittwoch nicht ausbügeln. Aber zumindest stimmt die Charttechnik beim Dax nun wieder. Zu verdanken hat der Leitindex das den Bankenwerten.

Das Positive: Nach zwei verlustreichen Tagen mit Abgaben allein beim Dac von 2,4 Prozent klettern am Mittwoch die Kurse am deutschen Aktienmarkt wieder. Allerdings fiel das Plus eher gering aus. Der Aluminiumkonzern Alcoa läutete zwar überraschend erfolgreich die Berichtssaison ein. Die Kämpfe zwischen Israel und den Palästinensern und die Gefahr einer neuen Finanzkrise in Portugal überlagerten jedoch diese gute Nachricht.

Der Dax schloss 0,4 Prozent fester bei 9808 Punkten - und damit nahezu auf Tageshoch. Das Tagestief hatte der Leitindex bei 9752,79 markiert. Der MDax zog 0,2 Prozent auf 16.431 Zähler an. Der TecDax gab dagegen 0,7 Prozent auf 1294 Stellen ab. "Die Kaufargumente fehlen. Die Anleger sind vorsichtig - auch mit Blick auf den Konflikt im Nahen Osten", resümierte n-tv-Börsenexpertin Sibylle Scharr. An der Wall Street kletterten die Kurse ebenso.

Naher Osten und Portugal

"Die Eskalation im Gaza-Konflikt lässt Konjunkturdaten in Hintergrund treten", merkte die Landesbank Baden-Württemberg an. Israel bereitet eine Großoffensive im Gazastreifen vor. Das israelische Sicherheitskabinett hat laut israelischen Medien die Armee dazu ermächtigt, 40.000 Reservisten zu mobilisieren.

An der Börse von Lissabon verlor der PSI-20-Index zeitweise mehr als 2 Prozent. Innerhalb eines Monats ist der Leitindex damit um mehr als 1000 Punkte oder 14 Prozent eingebrochen. Anlass der Kursverluste war ein Milliarden-Engagement von Portugal Telecom in Geldmarktpapiere einer Konzerneinheit der Banco Espirito Santo. Das Volumen des Investments beträgt mehr als 1,2 Milliarden US-Dollar, seine Rückzahlung zum Fälligkeitstermin am 15. Juli gilt nicht als sicher.

Charttechnisch angeknockt - und aufgestanden

Charttechnisches Ungemach konnte zunächst abgewendet werden: Die Unterstützungsmarke von 9800 Zählern, die am Dienstag durchbrochen worden war, konnte am Mittwoch zurückerobert werden. Zuletzt hatte der deutsche Leitindex im Mai unter der Marke von 9800 Zählern geschlossen.

Kaum Neues von Firmenseite

Unternehmensnachrichten waren dagegen eher dünn gestreut. Stützend für den Bankensektor wurde die Hochstufung der Deutschen Bank durch JP Morgan laut Händlern gesehen. Zudem gab es unterschiedliche Berichte zur Höhe der US-Strafzahlung der Citigroup. Sie soll bei 4 Milliarden oder 7 Milliarden Dollar liegen. "Das wäre positiv, weil es deutlich weniger als die letzte Woche genannten 10 Milliarden Dollar sind", so der Händler weiter. Deutsche Bank legten 2,1 Prozent zu, Commerzbank verteuerten sich um 1,9 Prozent.

Spohr will Lufthansa neu erfinden

Lufthansa-Aktien zogen kräftig an: 1,4 Prozent. "Die Lufthansa baut weniger Kapazitäten auf. Das ist genau die Nachricht, die Investoren hören wollten", sagte ein Händler. Die Lufthansa will das Angebot nur noch halb so stark ausweiten wie ursprünglich geplant. "Das bedeutet, dass die Renditen in der Passage und auch im Frachtgeschäft nicht so stark fallen wie befürchtet."

Auch die Bestätigung der Ziele für 2014 und 2015 sorge für mehr Sicherheit bei Anlegern und für Erleichterung. Short-Positionen, die Anleger am Dienstag nach der Gewinnwarnung von Air France-KLM auch in der Lufthansa aufgebaut hätten, dürfte nun eingedeckt werden, sagte der Händler weiter. Zudem stellte der neue Chef der Kranich-Airline, Carsten Spohr, die künftige Strategie der Fluglinie vor.

DFB-Triumph lässt Adidas kalt

Auf der Verliererseite fanden sich ThyssenKrupp und Adidas ganz oben. Adidas fielen 1,1 Prozent ab. Vom deutschen Finaleinzug bei der Fußball-WM konnte der deutsche Ausrüster nicht profitieren. Deutschland besiegte das von Nike ausgerüstete WM-Gastgeberland Brasilien im Halbfinale 7:1.

Denn gleichzeitig verdichteten sich die Gerüchte, dass Adidas-Konkurrent Nike bei Manchester United aussteigt und damit die Herzogenauracher den 20-fachen englischen Meister ausrüsten könnten. Laut Nachrichtenagentur Bloomberg bietet Adidas mehr als 100 Millionen US-Dollar (73,5 Millionen Euro) pro Jahr. Adidas wollte das nicht kommentieren. "Der Preis ist hoch, aber angesichts der Markenstärke ok", sagte ein Händler aber. Die Adidas-Quartalsdaten stehen am 7. August an.

Gerry Weber empfohlen

Anleger folgten zudem einer Kaufempfehlung der Berenberg Bank und griffen bei Gerry Weber zu. Die Aktien schlossen 4,3 Prozent fester und waren damit der mit Abstand stärkste Wert im MDax. Die Analysten sehen bei der Modefirma großen Spielraum für eine  Steigerung der Margen. Der Fokus von Gerry Weber liege auf Frauenmode ab 45, ein Bereich, in dem die Zahl der Konkurrenten begrenzt sei. Zudem arbeite das Unternehmen an einer Kostenoptimierung. Berenberg setzte die Titel auf "Buy" von "Hold".

Quelle: ntv.de, bad/sla/rts/DJ

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