Marktberichte

9800 heißt das erste Ziel Dax-Bullen retten Mini-Plus

Der Dax schaut über die Marke von 9800 Punkten, charttechnisch rückt er so einiges wieder zurecht. Am Ende schließt er darunter - und das sorgt nicht gerade f+r Entspannung. Die Nervosität bleibt.

Nach einem flauen Start in den Handelstag und einem mittäglichen Zwischenspurt haben sich die Gewinne am Mittwoch zum Handelsende hin wieder relativiert. Marktteilnehmer stellen aber fest:"Die Risikobereitschaft nimmt wieder zu." Dazu tragen gute Unternehmensergebnisse, das Niedrigzinsumfeld und das Ausbleiben einer weiteren Eskalation sowohl im Ukraine-Krise als auch im Gaza-Konflikt bei. "An der Börse ist man gern optimistisch. Man schaut sich deshalb die guten Geschichten an - und das sind überwiegend gute Unternehmenszahlen", sagte n-tv-Börsenexpertin Katja Dofel.

Der Dax verabschiedete sich mit einem Aufschlag von 0,2 Prozent und einem Schlussstand von 9754 Punkten aus dem Handel. Das Tageshoch hatte der deutsche Börsenleitindex am Mittag bei 9802 Punkten markiert. Der MDax ging bei 16.423 Zählern und einem Gewinn von 0,3 Prozent aus dem Handel. Der TecDax zog ebenfalls 0,4 Prozent an, auf 1266 Stellen. An der Wall Street hielten sich die Anleger am Vormittag (Ortszeit) noch zurück.

Für Ernüchterung im Handel sorgte die überraschend schwache Verbraucherstimmung in der EU. "Konsumbelebung wird gerne als die nächste Konjunkturstütze nach der Erholung der Unternehmensgewinne angeführt, aber davon ist hier nichts zu sehen", sagte ein Händler. Ganz im Gegenteil sei es drastisch gefallen. Anstelle eines erwarteten Minus von 7,5 verschlechterte sich der Indikator auf minus 8,4 Indexpunkte.

Ein anderer Händler sah das entspannter: "Der Dax war gerade ohnehin am 9800er-Widerstand gescheitert und kurz davor, zu korrigieren; im Euro-Stoxx sah es ähnlich aus. Als die Nachricht kam, hat das nur als fundamentale Ausrede gedient."

Korrektur vor dem Ende?

Das Überwinden der Gap-Oberkante bei 9744 Punkten sei ein weiteres positives Zeichen, hieß es am Markt; vom Tisch sei ein Rückschlag zur 200-Tage-Linie bei derzeit gut 9450 Punkten aber erst, wenn der Dax den Abwärtstrend bei knapp 9800 Punkten überwinde und damit auch das Korrekturtief von Ende Juni. "Ob 9600 Punkte letztlich als Tiefs dieser Konsolidierung in die Geschichte eingehen werden, wird erst mit einem Schlussstand von über 9800 Punkten bestätigt", sagte Holger Struck von hslive-Trading. Bei knapp 9800 Punkten verlaufen sowohl der Abwärtstrend als auch das Korrekturtief von Ende Juni.

"Gelingt den Bullen der Befreiungsschlag, wäre die Korrektur zu den Akten zu legen", sagte Jörg Scherer, Marktanalyst von HSBC Trinkaus. Dann rückten die bisherigen Rekordstände bei gut 10.000 Punkten wieder in Schlagdistanz.

Die Unsicherheit über die Ukraine-Krise halte allerdings an, sagte Marktanalyst Kornelius Barczynski vom Broker GKFX. Die Stimmung der Anleger könne daher auch schnell wieder kippen.

Knackpunkt Banken

Deutsche Bank-Papiere waren mit einem Aufschlag von 0,9 Prozent einer der stärksten Verlierer im Dax. In den USA hat die New Yorker Fed das Geldhaus etwa im Hinblick auf die "Reporting Struktur" gerügt.  Händlern zufolge dürfte die Erholung der Aktien mit dem Bericht um eine "schlampige Rechnungslegung" ins Stocken geraten. "Die Deutsche Bank kommt nicht aus den Schlagzeilen", sagte ein Marktteilnehmer. Ein weiterer Händler meinte, besonders in den USA werde der Bericht negativ aufgenommen. Eigentlich sei das Sentiment schon so schlecht, dass der Kurs reif für eine durchgreifende Erholung wäre. Nun sei aber eher eine Seitwärtsbewegung um 26 Euro wahrscheinlich. Commerzbank-Titel zogen dagegen 1,2 Prozent an.

Neue Mercedes zahlen sich aus

Von positiven Zahlen sprachen Marktteilnehmer bei Daimler. Der Kurs sprang zunächst entsprechend stark an und gewann zeitweise mehr als 2 Prozent, dann fiel er allerdings zurück und schloss 0,7 Prozent schwächer. "Die neuen Modelle zahlen sich aus", sagt Heino Ruland von Ruland Research. Die modernisierte E-Klasse komme gut an, die S-Klasse ebenso. Erstaunlich stark sei die Nachfrage nach dem CLK. Weitere positive Impulse dürften von der Erneuerung der C-Klasse ausgehen, sagte der Analyst. Er empfahl die Aktien mit einem Kursziel von 75 Euro zum Kaufen.

Die Kurse von VW und BMW kletterten dagegen. BMW legten 0,7 Prozent zu, VW 1,0 - und das, obwohl sich bereits deutliche Meinungsverschiedenheiten zwischen Konzernchef Winterkorn und Betriebsrat zum geplanten Sparkonzept abzeichnen.

Analysten preschen vor

Für die Aktien der Lufthansa ging es nach einer verhaltenen Analysteneinschätzung hingegen um 0,7 Prozent nach unten. Zudem streicht die Fluggesellschaft Flüge nach Israel.

Die Anteilsscheine des Rückversicherers Munich Re sowie des Chemiekonzerns Lanxess zogen nach Analystenkommentaren ebenfalls an: 1,5 und 1,7 Prozent. JP Morgan hat Munich Re von "Neutral" auf "Overweight" hochgestuft. Bei Lanxess spielte auch der Quartalsbericht von Akzo Nobel eine Rolle.

Akzo zieht auch BASF

Händler bewerteten den Zwischenbericht von Akzo Nobel positiv. Der Umsatz lag zwar etwas unter, der Gewinn aber über den Erwartungen. "Der Konzern hat die negativen Währungseinflüsse gut weggesteckt", sagte ein Händler. Den Ausblick habe das Chemieunternehmen bekräftigt. Auch die Aktien des Wettbewerbers BASF profitierten - wenn mit einem Aufschlag von 0,5 Prozent. Der Ludwigshafener Konzern legt seine Zahlen morgen auf den Tisch.

"Kopf einziehen bei Siemens", sagte dagegen ein Händler. Grund seien schwache Zahlen sowohl von ABB als auch von Alstom. "Beide Unternehmen haben mit ihren Zwischenberichten enttäuscht", so ein Händler. Ihre Kurse und auch die von Wettbewerbern wie Siemens dürften darunter leiden, erwartete er. Siemens zogen aber 0,4 Prozent an.

Boeing beflügelt Airbus

Airbus-Aktien flogen 0,8 Prozent höher. Ein Grund könnte der überraschend gute Quartalsausweis des US-Konkurrenten Boeing gewesen sein.

Quelle: ntv.de, bad/jwu/rts/DJ

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