Marktberichte

1000-Dollar-Marke in Gefahr? Goldpreis fällt unter 1200 Dollar

Der Glanz des Goldes verblasst 2013 etwas.

Der Glanz des Goldes verblasst 2013 etwas.

(Foto: picture alliance / dpa)

Der seit rund zwölf Jahren andauernde Bullenmarkt bei Gold neigt sich dem Ende zu. Allein 2013 kommt der Preis um fast 30 Prozent zurück. Erste Marktstrategen sagen bereits Notierungen unter 1000 Dollar vorher. Der Grund liegt bei der Fed.

Erstmals seit fast sechs Monaten hat der Goldpreis die Marke von 1200 Dollar je Feinunze unterboten. Damit verhält sich das Edelmetall wie nach dem Lehrbuch, denn der neue Kurs der US-Notenbank ist ein erster kleiner Schritt weg von der ultralockeren Geldpolitik. Am Mittwoch hatte die Fed mitgeteilt, ab Januar die Wertpapierkäufe zu reduzieren.

Am Abend kostete die Feinunze 1195 Dollar, ein Tagesminus von gut zwei Prozent. Am Mittwochvormittag wurden noch über 1220 Dollar bezahlt.

Fast 30 Prozent Jahresminus

Mit dem neuerlichen Rückschlag vergrößert sich das Jahresminus beim Goldpreis auf 28 Prozent. Damit scheint der zwölfjährige Bullenmarkt an ein Ende zu kommen. Im Zuge der Finanzkrise 2008 und dem darauf folgenden aggressiven Kurs der Federal Reserve hatten viele Investoren Gold als eine Form der Absicherung entdeckt. Einige Experten hatten gewarnt, dass die unkonventionellen Stimulierungsmaßnahmen der US-Notenbank Inflation und einen schwachen Dollar nach sich ziehen würden. Damit würden die positiven Folgen dieser Geldpolitik neutralisiert, so deren Vermutung.

Es kam anders. Die Teuerung blieb im Zaum, der Glanz des Goldes verblasste. Sein traditioneller Status als sicherer Hafen in Zeiten finanzieller und wirtschaftlicher Turbulenzen verfiel. Denn die Eurozone zeigte sich relativ stabil und der Streit um den Haushalt in Washington kühlte ab.

Gold 2014 unter 1000 Dollar?

Hinzu kamen noch die starken Gewinne am Aktienmarkt im laufenden Jahr. Das hat das Investment in Gold zusätzlich unterminiert, zumal das Edelmetall keine Rendite abwirft und in vielen Fällen sogar Geld für die Lagerung verschlingt. "Zum jetzigen Zeitpunkt will niemand Gold kaufen", sagt Adam Klopfenstein, Marktstratege bei Archer Financial Services. Er rechnet damit, dass der Goldpreis im kommenden Jahr unter 1000 Dollar fällt.

  Mit dem neuen Tief am Donnerstag bewegte sich der Goldpreis in der Nähe eines Dreijahrestiefs. Viele Investoren haben auch auf Aktien von Goldminen gesetzt, um von einem erhofften Anstieg des Goldpreises zu profitieren. Doch diese Aktien liefen ebenfalls nach unten und in manchen Fällen sogar noch mehr als Gold.

Experten gehen denn auch aus dem Edelmetall heraus. So sagt etwa Neil Gregson vom milliardenschweren JP Morgan Asset Management's Natural Resources Fund, er habe im Lauf des Jahres das Engagement in Gold und in Aktien von Edelmetallminen um die Hälfte gesenkt. Nach 30 Prozent am gesamten Portfolio machten diese Investments jetzt nur noch 15 Prozent aus.

"Gründe für unsere Besorgnis waren die Erholung in den USA, die Stärke der US-Aktien und das mögliche Ende des Quantitative Easing", sagt Gregson. Die aktuelle Entscheidung der US-Notenbank unterstreiche diese Sicht.

Auch andere Meinungen 

Allerdings gibt es eine Reihe von Händlern, die eine Stabilisierung des Goldpreises erwarten. Die niedrigen Preise könnten Käufer anlocken - sowohl aus den USA und Europa wie auch aus Asien, wo gewöhnlich Gold in Form von Schmuck, Barren oder Münzen gekauft wird.

"Ich glaube nicht daran, dass für den Goldmarkt schon alles vorüber ist", sagt zum Beispiel David Govett, Chef für Edelmetalle bei dem Broker Marex Spectron. "Ich vermute, dass wir noch mal eine Abwärtsbewegung sehen, aber ich würde kaufen, wenn der Preis unter 1200 Dollar fällt."

Kupfer folgt Gold

Der Kupferpreis fiel so stark wie seit rund drei Wochen nicht. Die Tonne des Industriemetalls verbilligte sich seit dem Fed-Entscheid am Vorabend um bis zu 0,6 Prozent auf 7136 Dollar. "Wie bei anderen Rohstoffen auch wirkt sich der makroökonomische Druck aus, der durch das Zurückfahren der Fed-Anleihenkäufe entsteht", sagte Analystin Joyce Liu von Phillip Futures in Singapur. Sie erwartete allerdings keinen weitergehenden Preisrutsch, da sich die konjunkturellen Aussichten spürbar verbessert hätten.

Ölpreise wägen die Lage

Der Ölpreis, der im Vorfeld des Fed-Entscheids spürbar angezogen hatte, hielt sich auf hohem Niveau. Ein Fass der europäischen Sorte Brent wurde am Mittag um 109,40 Dollar gehandelt. Am Vortag waren zur gleichen Zeit weniger als 108 Dollar gezahlt worden. US-Öl der Sorte WTI kostete 97,80 Dollar, einen Tag zuvor waren es 97,50 Dollar gewesen.

Händler verwiesen darauf, dass die Rohöl-Vorräte in den USA in der vergangenen Woche stärker gesunken sind als erwartet. Dies habe die Nachfrage nach dem Rohstoff angefacht.

US-Erdgas verteuert sich

Die Vorhersage eines Kälte-Einbruchs und Spekulationen auf eine deutlichen Rückgang der Lagerbestände trieben den Preis für US-Erdgas in die Höhe getrieben. Der Januar-Future stieg um zwei Prozent auf 4,34 Dollar je Million BTU.

Dem privaten Wetterdienst MDA zufolge muss nach den milden Temperaturen der vergangenen Tage in der Weihnachtswoche mit einer Kältewelle im Mittleren Westen und in der Region um die großen Seen an der Grenze zu Kanada gerechnet werden. Analysten gehen davon aus, dass sich die bereits unterdurchschnittlichen US-Erdgasreserven binnen einer Woche um weitere 258 Milliarden Kubikfuß verringert haben.

Quelle: ntv.de, bad/rts/dpa

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