Marktberichte

Wenn die Börsen Trauer tragen Dax stoppt Fall erst kurz vor 9200 Punkten

"Raus aus Aktien" ist das Motto auf dem deutschen Börsenparkett. Die Korrektur dauert an, erinnert zeitweise an einen Ausverkauf und schickt den Dax erneut auf Talfahrt. Auf breiter Front hagelt es Kursverluste - mit einer Ausnahme.

Die fast beispiellose Flucht aus Aktien hat den deutschen Markt auch zum Wochenschluss fest im Griff gehabt. Nach dem Kurssturz vom Donnerstag rutschten Dax, MDax und TecDax erneut deutlich ab - und beschleunigten die Talfahrt sogar noch einmal. Händler sprachen von einer ausgeprägten Verkaufsbereitschaft der Investoren.

Mögliche Auslöser dafür gab es viele: die technische Zahlungsunfähigkeit Argentiniens, die Sanktionen des Westens gegen Russland, der Gaza-Konflikt, teilweise enttäuschende Geschäfts- und Konjunkturzahlen aus der Eurozone. "Was hoch steigt, kann tief fallen", kommentierte n-tv-Börsenexperte Frank Meyer. Der gestiegener ISM-Index aus den USA befeuerten die Aktien-Flucht zudem.

Letztlich verlor der Dax 2,1 Prozent auf 9210 Punkte - und schloss nur 16 Punkte über dem Tagestief. Im Wochenverlauf büßte er damit 4,5 Prozent ein. Einen solch kräftigen Wochenverlust hatte er zuletzt Mitte des Jahres 2012 erlitten. Der MDax gab 1,1 Prozent auf 15.616 Zähler nach. Der TecDax sackte 2,5 Prozent auf 1188 Stellen ab - auch hier fiel mit 1200 eine wichtige Marke. Der Eurozonen-Leitindex Eurostoxx 50 verlor 1,4 Prozent auf 3072 Stellen.

"8800 sind möglich"

Und Händler sehen noch kein Licht am Ende des Tunnels. "Die verhaltenen Bewegungen an den Rentenmärkten und bei den großen Devisenpaaren legen aber immerhin den Schluss nahe, dass wir noch nicht im Panikmodus sind", sagte Analyst Stan Shamu vom Broker IG. "Der Markt ist ordentlich angeschlagen, es vergeht fast kein Tag ohne enttäuschende Unternehmensberichte", meinte ein anderer.

Christian Kahler von der DZ Bank sprach von einer "temporären Abwertung. N-tv sagte er: "Die 200-Tage-Linie wurde gestern erstmals seit zwei Jahren wieder unterschritten." Das sei noch eine "normale Konsolidierung". Kahler hält es für möglich, dass die "8800 Punkte vielleicht noch einmal" kommen. Zum Jahresende sieht er den Dax wieder bei 10.200.

Von Einkäufern und Jobsuchern

Gute Wirtschaftsdaten aus China konnten den Markt nicht stützen. Umfragen unter Einkäufern in Unternehmen förderte dort im Juli mehr Zuversicht zutage als erwartet. Dagegen kam der Index für die Eurozone in der Zweitlesung leicht zurück. Analysten hatten dagegen mit einer Bestätigung gerechnet. Auch für Deutschland verschlechterte sich der Index leicht. Für Italien kamen erstmas Zahlen - und diese blieben unter der Schätzung. Zudem flammte in Portugal die Angst vor einer Wiederkehr der Euro-Bankenkrise auf. Der Kurs der Problembank Banco Espirito Santo halbierte sich beinahe.

Im Blick hatten Anleger am Nachmittag den Arbeitsmarktbericht der US-Regierung. Mit 209.000 neuen Stellen lag der Wert weit unter der Markterwartung. Allerdings wurde der Wert des Vormonats kräftig nach oben genommen. Die Arbeitslosenrate stieg leicht auf 6,2 Prozent.

Von der Entwicklung am Arbeitsmarkt dürfte auch das weitere Vorgehen der US-Währungshüter abhängen. Bislang rechnen Experten noch mit einer Zinswende im Jahr 2015. Eine vorgezogene Beendigung der fast sechsjährigen Niedrigzinsphase würde an den Märkten aller Wahrscheinlichkeit nach größere Bewegungen auslösen.

Von Telekom bis ThyssenKrupp

Auf dem Parkett standen Deutschen Telekom im Anlegerfokus: Die Titel waren mit einem Aufschlag von rund 0,1 Prozent einziger nennenswerter Gewinner im Dax. Grund dafür war das überraschende Gebot von Iliad für die US-Tochter T-Mobile US. Der Markt reagiere positiv darauf, heißt es. Das Gebot der Franzosen sei zwar finanziell nicht so attraktiv wie das von Sprint, meinte ein Händler. Dafür sei aber mit geringeren kartellrechtlichen Widerständen in den USA zu rechnen. Es könnte sich aber auch ein Bieter-Wettstreit anbahnen, darauf dürften vor allem die Aktionäre der Telekom hoffen.

Adidas rutscht weiter

Im Dax verloren Eon 3,8 Prozent. Linde büßten ebenfalls 3,8 Prozent ein. Nach der Gewinnwarnung am Vortag setzten Adidas ihren Kursrutsch fort und verbilligten sich um weitere 1,8 Prozent. In 30 Stunden büßte das Papier des Sportartikelherstellers rund ein Fünftel seines Börsenwerts ein. Für das Papier hagelte es Abstufungen. Viele Anleger fragten sich, ob der Millionenvertrag mit dem englischen Fußball-Erstligisten Manchester United wirtschaftlich gerechtfertigt sei, hieß es in Analystenkreisen. Auch sorgten sich viele Aktionäre um die Zukunft der Adidas-Golfsparte.

Konkurrenz macht Kurse

Die Zahlen der Societe Generale wurden in einer Einschätzung zwar positiv ausgenommen. Für die Titel der Deutschen Bank und der Commerzbank ging es dennoch nach unten: Deutsche Bank gaben 1,7 Prozent ab und Coba sogar 2,5 Prozent.

Die Papiere von L'Oreal verloren leicht. Europas größter Kosmetikkonzern ist auf dem wichtigen nordamerikanischen Markt im zweiten Quartal deutlich stärker gewachsen als erwartet. Dem stehen jedoch belastende Währungseffekte gegenüber. Beiersdorf notierten 1,0 Prozent im Minus.

Mit einer Gewinnwarnung wartete der Stahlkonzern ArcelorMittal auf. Der Branchenprimus erzielte im zweiten Quartal lediglich ein Siebtel des Gewinns, den Analysten erwartet hatten. Das drückte auf die Kurse von ThyssenKrupp und Salzgitter. Der Dax-Titel büßte 2,3 Prozent ein, Salzgitter 4,0 Prozent.

Aufwärts ging es am andere Ende allein für Infineon, die 1,2 Prozent stiegen.

Anleger machen bei Wacker Kasse

In der zweiten Reihe sanken Fuchs Petrolub um 1,0 Prozent. Der Schmierstoffhersteller wartete ebenfalls mit einer Gewinnwarnung auf. Die Titel hatten zeitweise neun Prozent verloren.

Trotz deutlicher Zuwächse im abgelaufenen Quartal mussten auch Wacker Chemie Federn lassen - minus 3,5 Prozent hieß es am Ende. Händlern zufolge nutzten die Anleger den soliden Zwischenbericht, um Kasse zu machen. Brenntag verloren fast 67 Prozent. Der Grund dafür lag aber in einem Aktiensplit von 1:3.

Im TecDax waren Stratec Biomedical mit einem Aufschlag von mehr als 5,2 Prozent der positive Leuchtturm. Auf der Gegenseite lagen Dialog Semiconductor, QSC und Aixtron deutlich im Minus.

In Hausselaune zeigte sich dagegen der Kurs der DAB Bank mit über 15 Prozent Plus. Die französische Bank BNP Paribas übernimmt 81,4 Prozent der Online-Bank von der HypoVereinsbank.

Quelle: ntv.de, bad/mmo/DJ/dpa/rts

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