Marktberichte

US-Börsen kommen nicht vom Fleck Dax lässt viel Gewinn wieder sausen

Etwas enttäuschend schließt der Dax unter 11.600 Punkten - zwischenzeitlich liegt er deutlich drüber. Die Freude über das mögliche Ende des griechischen Schuldenstreits hält zwar an, ein weiterer Kurssprung bleibt aber aus. Der Euro lässt deutlich nach.

Die Euphorie der Anleger angesichts einer möglichen Einigung im griechischen Schuldenstreit hielt auch am zweiten Tag der Handelswoche weitgehend an. Der Dax schloss nach zwischenzeitlich deutlicheren Gewinnen und einem Abstecher über die  Marke von 11.600 Punkten am Ende doch darunter - gewann aber immerhin 0,7 Prozent. Auch an der Athener Börse stiegen die Kurse erneut: Der Leitindex Athex Composite legte um 6,1 Prozent auf 795 Punkte zu.

Weil nun alles auf eine Einigung im Schuldenstreit hinauszulaufen scheint, fließt Geld zurück in europäische Aktien. Wegen der Krise waren die Barreserven der Europa-Fonds zuletzt auf den höchsten Stand seit sechs Jahren gestiegen. "Wenn ein 'Deal' gemacht wird, stocken wir unsere Aktienpositionen auf", sagte Wouter Sturkenboom, Anlagestratege bei Russell Investments, einer Kapitalanlagegesellschaft, die derzeit 270 Milliarden Dollar verwaltet.

Zusätzliche Unterstützung kam vom Dollar, der auf breiter Front weiter anzog. US-Notenbanker Jerome Powell hatte für dieses Jahr zwei Leitzinserhöhungen in Aussicht gestellt, eine im September und eine im Dezember. Der Euro fiel daraufhin auf 1,1134 Dollar, das war der tiefste Stand seit zwei Wochen.

Unterstützung erhielten Aktien auch von der Konjunktur. Umfragen unter Einkäufern in Europa - die so genannte Einkaufsmanager-Indizes - hatten sowohl für das produzierende als auch für das Dienstleistungsgewerbe bessere Ergebnisse zutage gefördert als von Volkswirten erwartet. "Die Anzeichen für eine konjunkturelle Erholung Frankreichs mehren sich. Die deutschen Werte überzeugen ebenfalls", kommentierte Ulrich Wortberg von der Helaba. Der Index für das produzierende Gewerbe Frankreichs liege erstmals seit mehr als einem Jahr über 50 und deute damit Wachstum an.

Deutschland: BMW sind der Dax-Tagessieger

DHL Group
DHL Group 38,71

Der Dax schloss am Ende mit einem Zuwachs von 0,7 Prozent auf 11.543 Punkten. Für den MDax ging es 1,4 Prozent nach oben auf 20.305 Zähler, der TecDax gewann 1,9 Prozent auf 1703 Punkte. Beim Euro-Stoxx-50 zeigte sich ein Plus von 0,8 Prozent.

Größter Dax-Gewinner waren die Aktien von BMW, die um 2,0 Prozent stiegen. Deutsche Post legten um 1,8 Prozent zu. Equinet hatte die Aktien auf "Accumulate" von "Neutral" hochgenommen. Die Aktien von Daimler und Deutsche Bank schlossen 1,5 und 1,4 Prozent fester.

Die DZ Bank hatte die Bilfinger-Aktie um zwei Stufen von "Verkaufen" auf "Kaufen" erhöht, was den zuletzt arg gebeutelten Kurs des Baudienstleisters um 4,9 Prozent zulegen ließ.

Die so genannte Qualifizierung ihrer R6-Anlagen durch den taiwanesischen LED-Hersteller Epileds ließ den Aixtron-Kurs um 3,7 Prozent zulegen. "Das ist ein Mosaiksteinchen für das sich allmählich verbessernde Umfeld", sagt ein Branchenkenner. Der Aktienkurs hänge jedoch viel stärker von noch ausstehenden Details zu einem Großauftrag der chinesischen Sanan Optoelectronics vom September 2014 ab. Seit Jahresbeginn sind Aixtron um 30 Prozent gefallen.

Ein Austausch wurde im SDax vorgenommen. Die erst seit dem 6. Februar notierte Aktie des finnischen Anbieters von Kleinkrediten Ferratum nahm wie bereits angekündigt den Platz von Westgrund ein. Westgrund fielen wegen der Übernahme durch Adler Real Estate aus dem Kleinwerteindex heraus. Ferratum stiegen um 1,8 Prozent.

USA: Wall Street profitiert weiter von Griechenland-Hoffnung

Die US-Aktienmärkte legten am zweiten Handelstag der Woche eine Ruhepause ein. Neue Konjunkturdaten fielen durchwachsen aus und lieferten entsprechend wenig neue Erkenntnisse hinsichtlich der weiteren US-Geldpolitik. Auch die anhaltende Hängepartie um die griechische Schuldenproblematik wirkte eher dämpfend auf die Anlagebegeisterung der Investoren.

Der Dow-Jones-Index schloss mit einem Plus von 0,13 Prozent bei 18.144,07 Punkten. Der marktbreite S&P-500-Index gewann 0,06 Prozent auf 2124,20 Punkte. Der Auswahlindex Nasdaq 100 stieg um 0,10 Prozent auf 4548,74 Punkte. Der Nasdaq Composite kletterte um 0,12 Prozent auf 5160,09 Punkte und erreichte wie am Vortag ein Rekordhoch auf Schlusskursbasis.

Einen weiteren Dämpfer erhielt die Stimmung vom Auftragseingang langlebiger Wirtschaftsgüter. Dieser ist im Mai stärker gesunken als erwartet. Auch der Markit-Einkaufsmanagerindex im verarbeitenden Gewerbe verfehlte die Prognose des Marktes. Flankiert werden die Konjunktursignale von Fed-Gouverneur Jerome Powell, der eine erste Zinserhöhung bereits im September erwartet und für Dezember von einer weiteren ausgeht.

Devisen: Euro sinkt unter die 1,12-Dollar-Marke

Euro / US-Dollar
Euro / US-Dollar 1,07

Der Euro profitiert weder von soliden Konjunkturdaten noch von der Zuversicht am Aktienmarkt in Sachen Griechenland. Die Gemeinschaftswährung verliert im Laufe des Handelstages weiter an Wert und rutscht am Nachmittag sogar unter die 1,12-Dollar-Marke. Aktuell liegt der Euro bei 1,1171 Dollar. Goldman Sachs sieht den Euro im Verlauf der kommenden zwölf Monate bis auf 0,95 Dollar abwerten, belastet von der Entwicklung Griechenlands und der Geldpolitik der EZB.

Erklärt wird der schwache Euro aber auch mit dem Einstieg ausländischer Investoren am Aktienmarkt in Europa. Denn um nicht in das Währungsrisiko zu laufen, verkauften sie auf der anderen Seite den Euro. Eine solche Wechselwirkung sei bereits im ersten Quartal zu beobachten gewesen, als der Euro mit dem 20-Prozent-Anstieg im Dax in die Knie gegangen sei.

Asien: Japans Börse steigt voller Zuversicht

Nikkei
Nikkei 37.934,76

Die Hoffnung auf eine bevorstehende Lösung der griechischen Schuldenkrise hat für Schwung an den asiatischen Aktienmärkten gesorgt. Die Tokioter Börse sprang auf ein 15-Jahreshoch und ging mit einem Plus von 1,9 Prozent bei 20.809 Punkten aus dem Handel. "Die Mehrheit der Anleger handelt nach dem optimistischen Szenario, dass die Griechenland-Krise beendet werden kann", sagte Analyst Masashi Oda, von der Sumitomo Mitsui Trust Bank.

Gefragt waren in Tokio vor allem Bank-Aktien, die angesichts der Griechenland-Krise in den vergangenen Wochen deutliche Abschläge hatten hinnehmen müssen und vielfach als unterbewertet galten. So legten die Papiere der Mitsubishi UFJ Financial Group um 4,6 Prozent zu.

In Shanghai verlor der Leitindex SSE Composite im frühen Handel um bis zu 4,8 Prozent, machte seine Verluste aber vollständig wett und beendete die Sitzung mit einem Plus von 2,2 Prozent. Allerdings hatten sich die Börsen in Schanghai und Shenzhen in jüngster Zeit durch hohe Volatilität ausgezeichnet. Angst vor dem Platzen einer Spekulationsblase ließ viele Anleger auf Nummer sicher gehen und Aktien verkaufen. Dazu trug auch das andauernde Vorgehen Pekings gegen illegal kreditfinanzierte Aktiengeschäfte bei. Allein in der Vorwoche war der Index in Schanghai um 13 Prozent eingebrochen. Das zwischenzeitliche Plus seit Jahresbeginn von 55 Prozent ist mittlerweile auf 41 Prozent geschmolzen.

Rohstoffe: Iran-Gespräche machen Ölpreise nervös

Mit den Ölpreisen geht es indes ebenfalls leicht bergab: Deutliche Impulse im Handel gab es zunächst nicht. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im August kostete am Morgen 63,16 US-Dollar und damit 18 Cent weniger als am Montag. Der Preis für ein Fass der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) fiel um 32 Cent auf 60,06 Dollar.

In den Verhandlungen über das Atomprogramm des Iran, die am Ölmarkt genau verfolgt werden, gab es zuletzt rauere Töne. Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier hatte Teheran vor einem Scheitern der Gespräche gewarnt. Die Verhandlungsfrist endet am 30. Juni. Bis dahin wollen die fünf UN-Vetomächte sowie Deutschland und der Iran zu einem Abkommen gelangen.

Für den Ölmarkt wird entscheidend sein, ob Sanktionen gegen das Opec-Mitglied gelockert werden und damit zusätzliches Rohöl auf den ohnehin gut versorgten Weltmarkt fließen kann. Dies würde die seit Mitte 2014 im Schnitt stark gefallenen Ölpreise wohl weiter drücken.

Quelle: ntv.de, kst/jwu/DJ/rts

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