Marktberichte

Der stärkste Tag seit April Dax schließt 171 Punkte fester

"Temporäre, technische Gegenreaktion" oder "nachhaltige Trendwende"? Der Dax zu Wochenbeginn.

"Temporäre, technische Gegenreaktion" oder "nachhaltige Trendwende"? Der Dax zu Wochenbeginn.

(Foto: REUTERS)

Der erste Tag der neuen Börsenwoche beschert Anlegern Kursgewinne auf breiter Front: Der deutsche Leitindex marschiert ohne einen einzigen Verlierer in einen wohl verdienten Feierabend. Der unerwartet kräftige Auftrieb gibt Analysten zu Denken.

Der Montagshandel bietet Börsianern Anlass zur Freude: Der deutsche Aktienmarkt hat sich zu Wochenbeginn kräftig von seinen jüngsten Verlusten erholt.

Der Dax stoppte seine inzwischen fünfwöchige Talfahrt und verzeichnete mit einem Gewinn von 1,90 Prozent auf 9180,74 Punkte das größte prozentuale Tagesplus seit April. Für den MDax ging es um noch stärkere 2,43 Prozent auf 15.668,66 Punkte nach oben. Der TecDax stieg um 2,78 Prozent auf 1187,68 Punkte.

Auf der Suche nach dem Auslöser der unerwartet kräftigen Gegenbewegung verwiesen Beobachter überwiegend auf zarten Anzeichen einer Entspannung zwischen Russland und dem Westen. Moskau hatte vor dem Wochenende ein vom Westen kritisiertes Großmanöver unweit der ukrainischen Grenze planmäßig beendet. Positiv kam auch an, dass die neue Waffenruhe im Gaza-Konflikt andauert. Weltweit zogen die Kurse zu Wochenbeginn an.

Nach den Kursverlusten der Vorwoche waren im deutschen Handel die Nebenwerte deutlich stärker gefragt als die großen Namen aus der ersten Reihe: MDax und TecDax zogen um jeweils mehr als 2 Prozent an, der SDax verbesserte sich sogar um 2,7 Prozent auf 6933,83 Punkte.

Charttechnisch orientierte Beobachter argumentierten mit Blick auf den Dax, das Börsenbarometer habe am vergangenen Freitag bereits das zweite Mal in diesem Jahr an der Marke bei rund 8900 Punkten nach oben gedreht und damit eine tragfähige Basis für die Erholung gelegt. Sollte es keine neuen Hiobsbotschaften aus den geopolitischen Krisengebieten geben, sollte der Dax demnach eine gute Chance haben, noch etwas vom verlorenen Terrain aufzuholen.

Hält der freundliche Trend an?

Am Nachmittag hieß es, der Dax habe in Rekordzeit "sein erstes Ziel der Erholungsbewegung" erreicht. "Bei 9174 Punkten liegt der erste markante Widerstand", erklärte Martin Siegert, Charttechniker der LBBW. Sollte dieser mit Unterstützung der Wall Street herausgenommen werden, könnte die Fahrt in den kommenden Tagen weiter in Richtung 9341 Punkte gehen. Mit einem Schlusskurs von knapp 9181 Punkten stehen die Zeichen demnach auf Grün.

Deutsche Aktien sehen für UBS-Stratege Nick Nelson nach dem jüngsten Ausverkauf nach einem "Schnäppchen" aus. Voraussetzung ist für ihn allerdings, dass die Spannungen in der Ukrainekrise weiter nachlassen. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis in Deutschland weise einen relativen Abschlag von 10 Prozent zu Europa auf und liege damit nahe an seinem relativen Zehnjahrestief.

Der deutsche Leitindex beendete den Montagshandel geschlossen im Plus. Größter Kursgewinner im Dax waren die Aktien der Lufthansa, die um 4,3 Prozent auf 12,69 Euro zulegten. In der Vorwoche waren sie um 7 Prozent eingebrochen. Die Fluggesellschaft konnte zu Wochenbeginn solide Passagierzahlen und eine befriedrigende Auslastung im Frachtbereich vorlegen. In den vergangenen fünf Handelstagen hatten Lufthansa-Papiere belastet von Sorgen über die Folgen der Ebola-Epidemie in Afrika insgesamt rund 7,4 Prozent eingebüßt.

Besonders deutlich legten zudem all jene Dax-Papiere zu, die in der vergangenen Zeit übermäßig stark nachgegeben hatten, darunter auch die Aktien der Automobilzulieferers Continental oder die des Autobauers BMW. Sie zogen um rund 3,5 beziehungsweise knapp 3 Prozent an.

Einen guten Lauf hatte die Aktien des Düngemittelherstellers K+S: Die Titel gewannen um 3,5 Prozent auf 23,98 Euro. Analysten von JP Morgan zeigten sich hinsichtlich der Geschäftsaussichten des einzigen Rohstoffkonzerns im Dax sehr optimistisch. Ihr Kursziel von 33 Euro bietet noch jede Menge Luft nach oben.

Im MDax legte Bilfinger endgültige Geschäftszahlen für das zweite Quartal vor. Mit der jüngsten Gewinnwarnung und dem anschließenden Kurseinbruch waren die schwächeren Daten aber bereits eingepreist. Wie erwartet hatte der Bau- und Dienstleistungskonzern nach dem abrupten Abgang von Vorstandschef Roland Koch eine schwache Halbjahresbilanz vorgelegt. Den Aktien konnte dies daher nichts mehr anhaben. Sie setzten zur Erholung an und stiegen im MDax um mehr als vier Prozent, haben allerdings seit der ersten Gewinnwarnung Ende Juni rund ein Drittel an Wert eingebüßt.

Im MDax notierten zum Handelsschluss nur drei von 50 Unternehmen im Minus: Kabel Deutschland mit minus 0,2 Prozent, Rhön Klinikum mit minus 0,4 Prozent und Gerry Weber mit minus 0,97 Prozent.

Im SDax haussierten die Aktien von Jungheinrich um 7,4 Prozent, nachdem der Gabelstaplerhersteller im zweiten Quartal bei Umsatz und Gewinn zugelegt hatte. Die Analysten der DZ-Bank sprachen von guten Zweitquartalsergebnissen. Die Aktien von Catoil schossen an der SDax-Spitze getrieben von der Ukraine-Hoffnung um 13 Prozent ins Plus: Der österreichische Ölfeld-Ausrüster sieht sich von den Russland-Sanktionen bislang nicht betroffen. Die Aktien der österreichischen Raiffeisen Bank stiegen um rund 6 Prozent. Die Furcht vor Einbußen hatte Catoil in den vergangenen sechs Monaten um 27 Prozent und Raiffeisen Bank um 38 Prozent einbrechen lassen.

Im TecDax enttäuschte QSC dagegen mit einer vorsichtigen Prognose: Die Börse strafte die Aktie gegen den Trend mit einem Minus von 9,6 Prozent kräftig ab.

Börsianer mahnen zur Vorsicht

Politische Unruhen hatten die Risikobereitschaft der Anleger zuletzt deutlich gedämpft. Seit Anfang Juli hatte der Dax in der Spitze gut 1000 Punkte verloren und dabei vor dem Wochenende den tiefsten Stand seit Oktober 2013 erreicht. "Da mit Blick auf die Ukraine und den Nahen Osten die geopolitischen Risiken aber nach wie vor dieselben sind, bleibt abzuwarten, ob wir aktuell nur eine temporäre Gegenreaktion sehen oder ob bereits auf eine nachhaltige Trendwende gehofft werden darf", sagte Analyst Gregor Kuhn vom Broker IG.

Auf europäischer Ebene zog der Eurostoxx50 um 1,35 Prozent auf 3047,56 Punkte an. Paris und London verbuchten ebenfalls Gewinne. Am US-Aktienmarkt stand der Dow Jones Industrial zum Handelsschluss in Europa knapp 0,4 Prozent höher.

Am deutschen Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite börsennotierter Bundeswertpapiere von 0,86 Prozent am Freitag auf 0,88 Prozent. Der Rentenindex Rex fiel um 0,07 Prozent auf 137,25 Punkte. Der Bund Future stieg um 0,13 Prozent auf 149,37 Punkte. Der Kurs des Euro hielt sich stabil. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,3386 (Freitag: 1,3388) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,7471 (0,7469) Euro.

Quelle: ntv.de, mmo/kst/DJ/dpa/rts

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