Marktberichte

Wall Street mit leichten Gewinnen Bayer versaut Dax den Wochenstart

Die Bayer-Aktie war fast für das komplette Dax-Minus verantwortlich.

Die Bayer-Aktie war fast für das komplette Dax-Minus verantwortlich.

(Foto: picture alliance / dpa)

Bewegung gibt es beim Dax nur im frühen Handel - danach setzt sich der Leitindex in der Verlustzone fest. Vor allem belastet das Minus beim Index-Schwergewicht Bayer. Auch der Handel an der Wall Street verläuft schwunglos.

Nichts zu holen gab es am ersten Tag der Handelswoche für den deutschen Leitindex: Nach einem schwachen Start holte der Dax die Verluste aus dem frühen Geschäft bis zum Mittag zwar zeitweise wieder auf, drehte dann aber erneut nach unten weg und behielt sein Minus bis Handelsschluss. Am Ende gab der Index 0,7 Prozent ab und schloss auf 9842 Punkten. Belastend wirkte für den Dax der Kursverlust bei Bayer - er steuert im Dax den Großteil des Verlustes bei. Aber auch die schwachen Auto-Aktien belasteten das Ergebnis.

Dax
DAX 17.837,40

Die insgesamt recht guten Einkaufsmanagerindizes aus Frankreich und Deutschland konnten Europas Börsen nur zwischenzeitlich stützen. In Deutschland waren bei den PMI sowohl der Index für das verarbeitende wie das nicht-verarbeitende über den Erwartungen ausgefallen. In Frankreich ist der wichtigere Service-Index stärker als prognostiziert gestiegen. Für die gesamte Eurozone sieht es nicht so rosig aus: Der gemeinsame Einkaufsmanagerindex für Dienstleister und Industrie fiel im Mai überraschend um 0,1 auf 52,9 Punkte

Als Belastung für den deutschen Leitindex erwies sich der Kursrutsch von Schwergewicht Bayer, dessen Aktie unter der Übernahmeofferte für den US-Agrochemiekonzern Monsanto litt. Die Leverkusener bieten 122 Dollar je Monsanto-Aktie in bar. Das entspricht einer Gesamtbewertung des Deals von 62 Milliarden Dollar (55,2 Milliarden Euro).

"Darüberhinaus geht der Markt nun zur Tagesordnung über", sagte ein Händler. Im frühen Geschäft sei noch der Optionsverfall vom Freitag abgewickelt worden, das habe zunächst zu Verkäufen geführt und die Kurse gedrückt. Übergeordnet bleibe es bei der großen Seitwärtsbewegung um 10.000 Punkte. Technisch habe sich die Situation etwas verbessert: In Europa habe die Seitwärtsbewegung wieder einen "positiven Touch" erhalten, sagte Achim Matzke, Marktanalyst der Commerzbank.

Der Index der Autoaktien führte die Verliererliste mit einem Minus von 1,2 Prozent an. Fiat verloren mit der Verwicklung in den Abgasskandal mehr als vier Prozent. Auch Fiat soll die Emissionen mittels Software geschönt haben. Im Sog von Fiat standen auch die anderen Branchentitel mit Abschlägen unter Druck.

Auf der Gewinnerseite in Europa standen wieder die Pharma-Aktien mit einem Index-Plus von 0,6 Prozent. Getrieben wurde der Branchenindex von Novartis, die um mehr als 2,5 Prozent stiegen. Ein US-Verband hat die Anwendung eines Herzmedikaments von Novartis für bestimmte Patientengruppen empfohlen. In London legten Ryanair um mehr als zwei Prozent zu, gestützt von guten Ergebnissen des Billigfliegers im vergangenen Geschäftsjahr. Allerdings blieb die Gewinnprognose für 2017 laut den Analysten von Davy Research hinter dem Marktkonsens zurück.

Frankfurt: Bayer sacken ans Dax-Ende

Bayer
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Der Dax schloss am Ende 0,7 Prozent tiefer auf 9842 Punkten. Auch der MDax ging nahezu unverändert auf 20.272 Zählern aus dem Handel. Leicht nach oben ging es um 0,4 Prozent auf 1675 Punkte für den TecDax, der Euro-Stoxx-50 sank um 0,8 Prozent auf 2940 Punkte.

Im Blickpunkt standen Bayer mit einer 62 Milliarden Dollar (55 Milliarden Euro) schweren Offerte für den US-Saatgutriesen Monsanto. Die Leverkusener bieten 122 Dollar je Aktie in bar. Händler bezeichnen das als "ziemlich hoch". Die Bayer-Aktie fiel um 5,8 Prozent auf 84,42 Euro. Weil Bayer sich zur Finanzierung der Übernahme von Beteiligungen trennen könnte, fiel auch der Kurs von Covestro um 2,4 Prozent. Bayer hält an dem Kunststoffhersteller, der vormals im Bayer-Konzern unter Material Science firmierte, knapp zwei Drittel der Aktien.

In Aussicht auf einen Käufer griffen Aktionäre beim defizitären Chip-Anlagenbauer Aixtron zu. Die im TecDax notierten Aktien sprangen um 16,2 Prozent nach oben. Aixtron teilte mit, die chinesische Fujian Grand Chip Investment habe ein Übernahmeangebot vorgelegt.

Mit Dialog Semiconductor und Infineon legten die Kurse zweier Halbleiterhersteller um 4,5 und 1,4 Prozent zu. Dialog Semiconductor profitierten auch von dem Optimismus, den Apple für sein neues iPhone zeigt. Apple plant offensichtlich mit deutlich höheren Verkaufszahlen als erwartet für das neue iPhone, das im September erwartet wird.

Nordex sanken um 1,7 Prozent. Es handelte sich um Gewinnmitnahmen: Der Hersteller von Windkraftanlagen hat den operativen Gewinn im ersten Quartal um rund 30 Prozent gesteigert. In den vergangenen drei Jahren hat die Aktie ihren Wert verdreifacht. Die Kursabschläge von Fraport, Lanxess und Wacker Chemie von 1,5 bis 2,9 Prozent waren den Dividendenauszahlungen geschuldet.

USA: Anleger scheuen das Risiko

Der Handel an der Wall Street verlief ebenfalls schwunglos. Eine allgemeine Risikoscheu und nachgebende Ölpreise bremsten die Kaufbereitschaft der Anleger. Stärkster Sektor waren die Rohstoffe, zu denen auch die Chemieunternehmen gehören. Hintergrund war die Übernahmeofferte von Bayer für Monsanto, die Fantasie in die Branche brachte. Der Materials-Sektor gewann 1,2 Prozent.

Der Dow-Jones-Index fiel um 0,1 Prozent auf 17.493 Punkte. Der S&P-500 verlor 0,2 Prozent und der Nasdaq-Composite 0,1 Prozent. Die Zahl der Kursgewinner belief sich mit 1.521 (Freitag: 2.471) in etwa auf dem Niveau der -verlierer, die mit 1.557 (606) angegeben wurde. Unverändert schlossen 100 (105) Titel.

Die Aktien von Monsanto legten zwar 4,4 Prozent zu, nachdem Bayer das Übernahmegebot für den US-Agrarchemiekonzern konkretisiert hatte. Doch der Kurs lag mit 106 Dollar noch deutlich unter dem Bayer-Gebot von 122 Dollar je Aktie. Offenbar gibt es Skepsis am Markt, sei es wegen der Haltung Monsantos, sei es wegen möglicher Regulierungshürden.

An US-Konjunkturdaten wurde lediglich der Markit-Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe veröffentlicht. Der Index erreichte in der ersten Veröffentlichung im Mai einen Stand von 50,5 Punkten. Volkswirte hatten mit einem zum Vormonat unveränderten Wert von 50,8 gerechnet.

Daneben äußerten sich diverse Vertreter der US-Notenbank. Der Chef der US-Notenbankfiliale von San Francisco, John Williams, sieht zwei bis drei Zinserhöhungen in diesem Jahr, wie er in einer Rede beim Council on Foreign Relation in New York sagte. Zwar hänge der Zeitplan für die Zinsschritte von den Konjunkturdaten ab, doch gebe es gute Fortschritte, was die angestrebte Inflationsrate von 2 Prozent angehe.

Asien: Tokio schließt etwas leichter

Nikkei
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Die Börsen in Fernost haben sich uneinheitlich präsentiert. Während in Tokio die negativen Vorzeichen dominierten, legte der MSCI-Index für asiatische Aktien außerhalb Japans 0,6 Prozent zu. In Japan drückten Medienberichte auf die Stimmung, wonach die Regierung trotz mauer Konjunktur an ihrem Plan festhalte, die Mehrwertsteuer im April 2017 anzuheben.

Auch gesunkene Export-Zahlen belasteten die Börse in Tokio. Der Tokioter Leitindex Nikkei der 225 führenden Werte schloss 0,5 Prozent tiefer bei 16.654 Punkten. Der breiter gefasste Topix gab 0,4 Prozent auf 1338 Zähler nach. Unter den Einzelwerten lagen die Papiere von Toyota ein Prozent im Minus, Nissan-Aktien verloren 0,5 Prozent. Toshiba-Titel legten dagegen 2,3 Prozent zu. Der Verlust im abgelaufenen Geschäftsjahr fiel etwas geringer aus als zunächst gedacht.

An den meisten übrigen Märkten in Asien ging es bergauf. Händler begründeten dies mit den positiven Vorgaben der Wall Street. Die chinesische Börse in Shanghai lag 0,5 Prozent höher, in Taiwan gab es ein Plus von 2,6 Prozent. Die südkoreanische Börse in Seoul gewann 0,4 Prozent.

Devisen: Euro rutscht unter 1,12 Dollar

Enttäuschende Stimmungsdaten aus der Eurozone haben den Euro belastet. Am Nachmittag sackte die Gemeinschaftswährung unter 1,12 US-Dollar auf ein Tagestief bei 1,1188 Dollar. Zuletzt stand der Kurs bei 1,12 Dollar und damit etwa einen halben Cent tiefer als am Morgen. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs gegen Mittag auf 1,1215 (Freitag: 1,1219) Dollar festgesetzt. Der Dollar kostete damit 0,8917 (0,8914) Euro.

Der marktbewegende Impuls erfolgte am späten Vormittag mit der Veröffentlichung von Konjunkturdaten aus der Eurozone. Im Mai hatte sich die Stimmung der Einkaufsmanager überraschend etwas eingetrübt.

Rohstoffe: Öl wieder billiger

Die Ölpreise setzten ihre Talfahrt vom Freitag fort. Der Preis für das Barrel der US-Sorte WTI fiel zum Settlement um 0,7 Prozent auf 48,08 Dollar. Anfang vergangener Woche hatten die Preise noch von Förder- und Lieferausfällen in Kanada und Afrika profitiert.

Anfang vergangener Woche hatten die Preise noch von Förder- und Lieferausfällen in Kanada und Afrika profitiert. Am Freitag hoben jedoch die kanadischen Behörden den Evakuierungsbefehl für einige von den Waldbränden gefährdeten Förderanlagen in der Provinz Alberta auf.

Auch aus Libyen dürfte bald wieder mehr Öl auf den Markt kommen. Nach Angaben der staatlichen libyschen Gesellschaft National Oil hat am Freitag ein mit 660.000 Barrel Oil beladener Tanker einen Hafen im Osten des Landes verlassen. In Libyen kämpfen zwei Regierungen um die Herrschaft. Die Vereinten Nationen unterstützen aber Ölexporte des Landes.

Quelle: ntv.de, kst/bdk/rts/dpa

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