Marktberichte

Highflyer pushen den Markt Dax vollführt zweiten Kurssprung in Serie

Während die Wall Street "Thanksgiving" feiert, zeigt der Dax eigene Stärke: Fast 400 Punkte gewinnt er an zwei Handelstagen. Charttechnisch ist nun weiter Luft nach oben. Ein Dax-Wert sticht besonders heraus.

"Alle wollen durch die gleiche Tür." So lautet das Fazit von n-tv-Börsenexperte Frank Meyer zum Donnerstagshandel am deutschen Aktienmarkt. Der Leitindex konnte dabei seine deutlichen Gewinne vom Mittwoch unerwartet deutlich weiterführen. Das Plus weitete sich nach Handelsbeginn kontinuierlich aus. Das Wort "Jahresendrally" kursierte wieder auf dem Parkett - ungeachtet dessen, dass die Wall Street wegen des Thanksgiving-Feiertags geschlossen blieb und auch am Freitag nur mit einem verkürzten Handel aufwarten wird.

Der Dax verabschiedete sich mit einem Aufschlag von 1,4 Prozent oder mehr als 150 Stellen bei 11.321 Punkten. Das Tageshoch markierte er bei 11.366, das Tagestief bei 11.177 Stellen. Am Mittwoch hatte der Leitindex 2,2 Prozent oder 236 Punkte zugelegt, getrieben vor allem von der Aussicht auf weiter billiges Zentralbankgeld. Der MDax schloss ebenfalls deutlich fester mit plus 1,0 Prozent und 21.466 Zählern. Der TecDax gewann 0,8 Prozent auf 1835 Stellen. Die Wall Street blieb feiertagsbedingt geschlossen. Die New Yorker Börse sollte am Freitag auch nur für wenige Stunden öffnen.

Die Dynamik im Dax nahm im Handelsverlauf stetig zu. "Der Anstieg überrascht, von daher gibt es Positionsanpassungsbedarf", sagte ein Händler. Das technische Kaufsignal mit dem Bruch von Abwärtstrend und 200-Tage-Linie sei stark. Der Umsatz sei zwar dünn, das Verkaufsinteresse sei aber extrem ausgedünnt. Zugleich treibe die Spekulation um die EZB die Kurse. "Sollten die Weihnachtseikäufe in den USA an diesem Wochenende stark ausfallen, dürfte der US-Markt am Montag positiv reagieren", sagte eine Marktteilnehmerin. Dann dürfte auch der Dax weiter laufen, erst einmal Richtung 11.450 bis 11.500 Punkte und dann an die Juli-Hochs bei 11.800 Punkten, führt sie weiter aus. "11.800 zum Jahresende sollten nicht überraschen", stimmte ein Händler zu.

Dax: Infineon pushen

Anlegerseitig schaute man genauer auf einige Unternehmen. So rückten Infineon mit Geschäftszahlen in den Fokus. Die kamen gut an: Per Saldo seien viele Analystenerwartungen übertroffen worden, die angesichts einer Abschwächung der Endabnehmermärkte schon zu skeptisch geworden seien. Dazu passe der leicht bessere Umsatzausblick für 2016, der einen Umsatzanstieg von 11 bis 15 Prozent vorsieht, hieß es von Marktteilnehmern. Auch die Gewinnkennziffern lägen auf adjustierter Basis leicht über den Erwartungen. Die Aktien legten rund 13 Prozent zu und waren damit klarer Top-Gewinner im Leitindex.

VW fährt Rally "in Serie"

Da konnte auch VW nicht mithalten, deren Titel sich um etwa 3 Prozent verteuerten. Die Papiere wiesen damit den zehnten Tag in Folge einen Gewinneauf. Rund 30 Prozent betrug in diesem Zeitraum das Kursplus. Händler sahen allerdings keinen Zusammenhang zwischen der Nachrichtenlage und der Kursbewegung. Die Nachrichtenlage war mit den geforderten Rückrufen in Südkorea und Kalifornien und anderen Meldungen eher negativ. "VW ist seit zwei Wochen konstant in einem Aufwärtstrend durch Short-Eindeckungen und völlig resistent gegen negative Nachrichten", kommentierte ein Händler. Die Eindeckungen hätten knapp unter 100 Euro eingesetzt, da nach einem Kursabsturz von über 30 Prozent kein zusätzliches Abwärtspotenzial mehr erkennbar gewesen sei.

"Verstärkt wird das durch Indexfonds und aktive Fondsmanager", erklärte der Händler: Die Fondsmanager hatten "Benchmarking-Angst", sie könnten es sich nicht leisten, eine Erholung in VW zu verpassen und dadurch gegenüber den VW-haltigen Indizes an relativer Performance zu verlieren. "Spiegelbildlich ist das der selbe Lemming-Effekt wie wenn bei Panikverkäufen alle auf einmal aussteigen wollen", ergänzte ein anderer Händler.

Auch K+S setzten ihre Erholung fort. Am Mittwoch berichtete der "Platow-Brief", die kanadische Potash könnte einen neuen Übernahmeversuch starten. Daneben hatte das Unternehmen mitgeteilt, dass Aufsichtsratsmitglied Andreas Kreimeyer am 24. November 4000 K+S-Aktien zum Stückpreis von 24,01 Euro erworben hat. K+S kletterten um rund 2,5 Prozent.

Für Daimler ging es mehr als 3 Prozent nach oben. Neben dem verbesserten Sentiment im Automobilsektor profitierten die Aktien nach Einschätzung eines Händlers vom Anstieg über die 200-Tagelinie bei 80,65 Euro. Fundamental sei die Daimler-Aktie im deutschen Autosektor die attraktivste, da am breitesten aufgestellt, hieß es.

Daneben sorgten vor allem Umstufungen für Kursbewegungen. So etwa bei Henkel, die von Goldman Sachs auf die Kaufliste genommen wurden. Der Kurs stieg mehr als 2 Prozent. Die Anleger unterschätzten bei dem Konsumgüterkonzern das Potenzial für künftige Margensteigerungen, schrieb Analystin Rosie Edwards und setzte das Kursziel auf 118 von 93 Euro nach oben. Die Beiersdorf-Aktien dagegen gaben leicht nach. Der Grund: Goldman-Analyst Mitch Collett blieb bei seiner Verkaufsempfehlung. JP Morgan hob MTU auf "Neutral", die Aktien legten fast 2 Prozent zu.

Devisen: Euro hält die 1,06

Der Euro konnte sich über der 1,06er Marke wieder etwas stabilisieren - nach den deutlichen Verlusten zur Wochenmitte. Die Gemeinschaftswährung notierte am Abend mit 1,0618 Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs am Mittag auf 1,0612 Dollar fest nach 1,0586 Dollar zur Wochenmitte.

Generell blieb die Geldpolitik in den USA und in der Eurozone das alles beherrschende Thema. Während die USA auf die erste Zinserhöhung seit neun Jahren zusteuern, was eine straffere Geldpolitik bedeuten würde, erwarten die meisten Experten von der EZB eine erneute Lockerung ihrer Geldpolitik.

Asien: Erneut uneinheitliche Tendenz

Die asiatischen Aktienmärkte wiesen sowohl Gewinne als auch Verluste auf. Die Ausschläge der Leitindizes blieben aber im Rahmen. Der japanische Nikkei-Index der 225 führenden Werte stieg 0,5 Prozent auf 19 944 Zähler. Der breiter gefasste Topix verbesserte sich ebenfalls um 0,5 Prozent auf 1602Stellen. Der chinesische Shanghai Composite schloss dagegen 0,3 Prozent schwächer bei 3636 Punkten.

Rohstoffe: Ölpreise fallen

Die Ölpreise gingen wieder in den Abwärtsmodus über: Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im Januar kostete am Abend 45,37 Dollar. Das waren knapp 2 Prozent weniger als zur Wochenmitte. Der Preis für ein Fass der US-amerikanischen Sorte WTI fiel 1,3 Prozent auf 42,64 Dollar.

Zuletzt hatte ein starker Anstieg des Dollars die Ölpreise belastet. Generell sorgt ein zu hohes Angebot an Rohöl auf dem Weltmarkt schon seit Wochen für Preisdruck.

Preise für Industriemetalle ziehen an

Spekulationen auf Produktionskürzungen in China trieben dagegen den Nickel-Preis deutlich nach oben. Das Industriemetall verteuerte sich in Shanghai in der Spitze um 8,7 Prozent. In London zog der Preis zeitweise um knapp 5 Prozent auf 9335 Dollar je Tonne an. Die Anleger setzten darauf, dass chinesische Nickel-Produzenten wegen der niedrigen Preise ihre Produktion zurückfahren werden, hieß es von Marktseite.

Nach oben ging es auch für die Preise der übrigen Industriemetalle. Kupfer und Zink verteuerten sich jeweils um rund 2 Prozent auf 4652 Dollar und 1606 Dollar je Tonne.

Quelle: ntv.de, bad/rts/DJ/dpa

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