Marktberichte

Rabatt für asiatische Kunden Ölpreise beunruhigen - Gold profitiert

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(Foto: REUTERS)

Im Kampf um Anteile auf dem harten Ölmarkt räumt nach Saudi-Arabien nun auch der Irak einigen Kunden Ermäßigungen ein. Am Überangebot ändert dies nicht - im Gegenteil. Und so fällt der Preis weiter.

Der Irak will asiatischen Kunden künftig beim Ölpreis entgegenkommen und Rabatte gewähren. Mit dieser Linie folgt das Land Saudi-Arabien - und beschleunigt die Abwärtsspirale im Ölpreis nochmals. Von möglichen Förderkürzugen, die die Preise stützen könnten, ist dagegen weiter nichts zu hören. Der Preis für Nordseeöl der Sorte Brent notierte am frühen Nachmittag mit 66,57 Dollar je Barrel (159 Liter) zwar 0,6 Prozent höher als am Vorabend. Doch hatte er zuvor noch die vierprozentige Talfahrt vom Montag fortgesetzt und war um bis zu 1,4 Prozent auf 65,29 Dollar gefallen - dem niedrigsten Stand seit September 2009. Die US-Sorte WTI kostete 62,25 Dollar je Fass. Der Preis für beide Sorten war damit so niedrig wie seit mehr als fünf Jahren nicht.

Ein weiterer Grund für die Verschlechterung der Stimmung machte Aktienhändler Markus Huber vom Brokerhaus Peregrine & Black in China aus. Wie Reuters erfuhr, senkt China angesichts der mauen Weltkonjunktur voraussichtlich sein Wachstumsziel für 2015.

Normalerweise seien niedrige Ölpreise für die Weltkonjunktur gut, sagte Philippe Gijsels, Chef-Analyst von BNP Paribas Fortis Global Markets. "Die Geschwindigkeit des Verfalls macht Anleger aber nervös." Da sei es kein Wunder, dass viele ihre Gewinne der vergangenen Wochen einstrichen, fügte Aktienhändler Roger Peeters von Close Brothers Seydler hinzu. Neben der Überproduktion - vor allem in Nordamerika - machen Händler die schwache Konjunktur in Europa und China für den Preisrutsch beim Öl verantwortlich.

Experten werten die jüngst stark gefallenen Kurse im weltweiten Ölsektor offensichtlich als Kaufgelegenheiten. "Insider aus dem Energiegeschäft kaufen Aktien eigener Unternehmen so stark wie seit 2012 nicht mehr, als der Ölpreis unter 80 US-Dollar fiel", sagte Tobin Gorey von Global Markets Research. Der Stratege bezieht sich auf eine Untersuchung des Beratungsunternehmens Washington Service und von Bloomberg.

Macquarie rechnet mit Neubewertung des Preises

Derweil kommt Macquarie in einer Analyse des globalen Ölmarktes zu dem Schluss, dass die aktuelle Preisspanne für Brent nicht längerfristig Bestand haben wird. Wie es oft der Fall ist, hat der Rückgang der Ölpreise die Ansicht vermittelt, dass die globalen Ölpreise dauerhaft - oder zumindest für längere Zeit - in einer niedrigeren Spanne verharren werden. Eine weitverbreitete Einschätzung geht davon aus, dass die Rohölpreise für die nächsten Jahre in der Preisspanne zwischen 60 und 70 US-Dollar je Fass verharren werden.

Die Analysten rechnen jedoch damit, dass es am Rohölmarkt zu einer Neubewertung kommen wird, die Investitionen rechtfertigt, das heißt Preise zwischen 95 und 100 US-Dollar je Fass. Der Weg dahin dürfte jedoch lang und schwierig sein, was in den Preisprognosen der Analysten für 2015 und 2016 ausgedrückt wird. 2015 dürften die Rohölpreise noch durch ein zunehmendes Überangebot bestimmt werden. Damit dürfte sich der durchschnittliche Preis im ersten Quartal bei 70 US-Dollar und im zweiten Quartal bei 68 US-Dollar liegen.

Gold ist Ölpreis-Nutznießer

Von der Unsicherheit an den Finanzmärkten profitiert indes Gold. Der Preis für die Feinunze kletterte auf gut 1217 Dollar und liegt damit auf den höchsten Stand seit dem 1. Dezember, dem Montag nach dem Schweizer Nein zu höheren Goldreserven.

Am Markt treten nun die negativen Folgen des Ölpreis-Crashs wie höhere Refinanzierungskosten für die Ölausrüster in den Vordergrund. Experten hatten das erwartet und meinen, eine "kleine neue Kreditkrise" könnte die US-Notenbank von Zinserhöhungen abhalten. Hinzu kommt, dass die von der Ölindustrie aufgebauten neuen Arbeitsplätze nun tatsächlich schon wieder auf dem Prüfstand stehen.

"Solange die Marke von 1183 Dollar nicht unterschritten wird, bleibt die Erholung des Goldpreises in Dollar intakt", sagt Michael Riesner, Marktanalyst der UBS. Andere Marktteilnehmer erwarten neuen Schwung bei einem Übertreffen der Marke von 1222 Dollar je Feinunze.

Aus Indien berichten Marktteilnehmer, dass die Nachfrage seit der Lockerung der Importbeschränkungen nun wieder zunimmt. Die Nachfrage von Juwelieren ziehe mit Blick auf die kommende Hochzeitssaison an.

Quelle: ntv.de, jwu/DJ/rts

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