Marktberichte

Wall Street schließt im Minus "Hexentanz" beschert Dax dickes Minus

Nach unten rutschte der Dax zum "Hexensabbat" - und erholt sich bis zum Handelsende nicht mehr davon.

Nach unten rutschte der Dax zum "Hexensabbat" - und erholt sich bis zum Handelsende nicht mehr davon.

(Foto: picture-alliance/ dpa/dpaweb)

In Wallung kommen die Kurse am deutschen Aktienmarkt zum "Großen Verfall". Allerdings ist das Ergebnis ein spürbares Minus für den Dax. Größte Verlierer sind nach einer Hiobsbotschaft Deutsche Bank. Auch in den USA kämpfen die Börsen mit Verlusten.

Deutlich unter Druck geriet der deutsche Aktienmarkt durch den "Großen Verfall", umgangssprachlich auch "Hexensabbat" genannt. Er hatte zum Aufbau neuer Absicherungen geführt und entsprechend hatten terminmarktorientierte Verkäufe stark auf die Kurse gedrückt. Am Ende betrug das Minus 1,5 Prozent, der deutsche Leitindex ging damit auf 10.276 Punkten aus dem Handel.

Dax
DAX 17.737,36

Verstärkt wurde der Abschwung von Stop-Loss-Verkäufen, die einsetzten, als der Dax unter 10.350 Punkte fiel. "Seitdem sind die Charts angeschlagen", sagt ein Marktanalyst. Bereits gegen Mittag ging es für den Dax bergab, bis zum Handelsschluss konnte er sich nicht mehr von seinen Verlusten erholen.

Eine gewissen Anteil an den Verlusten des Dax hatte auch die Aktie der Deutschen Bank, die um mehr als acht Prozent einbrach. "In der Nacht sorgt die Deutsche Bank mal wieder für einen Paukenschlag an den Kapitalmärkten", kommentierte n-tv-Börsenexpertin Katja Dofel. Hintergrund war ein Vergleichsvorschlag der US-Justiz über 14 Milliarden US-Dollar. Die Deutsche Bank äußerte in einer Mitteilung in der Nacht die Hoffnung, dass die Rechnung letztlich deutlich niedriger ausfallen werde. "Die Frage ist natürlich, wie viel Verhandlungsspielraum es hier gibt", so Dofel. Ob man auf den immer wieder angeführten Betrag von 2,6 Milliarden aus dem Fall Goldman Sachs herunterhandeln könne, sei fraglich.

Hexensabbat

Vom "Hexensabbat" oder "Großen Verfall" sprechen Börsianer, wenn der letzte Handelstag aller vier Derivate-Typen, also der Optionen und Terminkontrakte auf Indizes und einzelne Aktien, auf denselben Tag fällt. Das ist vier Mal im Jahr der Fall. Zu diesen Terminen können Aktienkurse und auch Indizes ohne wesentliche Unternehmens- oder Konjunkturnachrichten kräftig hin und her schwanken.

Zugleich rückte wieder die Frage in den Fokus, wann in Amerika wieder die Zinsen steigen werden, sagt Dofel. Die Konjunkturdaten vom Donnerstag seien eher schlecht gewesen, vor allem im Bereich Einzelhandel, und der private Konsum sei  wichtig als Triebkraft für die US-Wirtschaft. "Ökonomen und Marktteilnehmer gehen inzwischen mehrheitlich davon aus, dass bei der anstehenden September-Zinsentscheidung in der nächsten Woche die US-Zinsen noch nicht steigen werden", meinte die n-tv-Börsenexpertin.

Frankfurt: Deutsche Bank am unteren Rand im Dax

Der Dax ging am Ende mit einem Minus von 1,5 Prozent aus dem Handel und purzelte auf 10.276 Punkte herab. Für den MDax ging es 0,4 Prozent nach unten auf 21.028 Zähler. Um 0,4 Prozent zulegen konnte hingegen der TecDax, der auf 1768 Punkte stieg. Ein Minus von 1,3 Prozent verbuchte der Euro-Stoxx-50 und sank auf 2934 Punkte.

Deutsche Bank
Deutsche Bank 14,95

Größter Verlierer im Dax waren Deutsche Bank mit einem Minus von 8,5 Prozent. An "die zunächst einmal exorbitant klingende" Schadenssumme von 14 Milliarden Dollar will man im Handel nicht recht glauben. "Das ist immer ein erster Aufruf bei den US-Behörden, der echte Betrag sollte deutlich darunter liegen", so ein Händler.

Zweitgrößter Verlierer waren Eon mit einem Minus von 3,8 Prozent. Das Gewicht der Aktie im Dax fiel nach Börsenschluss von etwa 1,7 auf etwa 1,53 Prozent. Größter Gewinnern im Dax waren Vonovia mit einem Plus von 2,1 Prozent und Deutsche Telekom mit plus 0,3 Prozent.

VW Vorzüge
VW Vorzüge 121,20

Die VW-Aktie gab um 3,7 Prozent nach. Nur juristische Gründe sehen Händler hinter der jüngst nach oben geschnellten Zahl von Klagen gegen VW. Aktuell hätten sich Blackrock, Vanguard und State Street eingereiht und trieben die Klagesumme auf rund 2 Milliarden Euro, berichtete der Spiegel. "Es ist aber nicht zu befürchten, dass damit eine neue Klagewelle losgetreten wird", sagte ein Händler.

SAP fielen im Rahmen der Gesamtmarktentwicklung um 1,3 Prozent zurück. Keinen negativen Einfluss sehen Händler in den Zahlen von Oracle. Der US-Konkurrent hatte zwar mit seinem Gewinnausblick auf das zweite Quartal enttäuscht und die Aktien damit nachbörslich fast 2 Prozent gedrückt. "Der Markt hat aber zuletzt nur auf Marktanteilsverschiebungen zwischen den beiden und den generellen Verlauf im Cloud-Geschäft geschaut", so ein Händler.

Im TecDax waren Cancom besonders gefragt mit einem Plus von 6,1 Prozent. Grund sei der sehr erfolgreiche Verlauf einer Roadshow, hieß es. "Cancom hat einen sehr optimistischen Eindruck hinterlassen können", sagte ein Händler: "Das hat die Phantasie auf ein mögliches 'Mehr' bei Umsatz und Gewinn geweckt"

USA: Kursverluste belasten Wallstreet

Kursverluste bei Finanzwerten wegen der drohenden Mega-Strafe für die Deutsche Bank belasteten zum Wochenschluss die Wall Street. Dadurch kamen nicht nur Deutsche-Bank-Aktien unter die Räder, sondern auch die Titel der US-Konkurrenten Goldman Sachs und JP Morgan. Auf die Stimmung drückte zudem der niedrigere Ölpreis und die Nervosität vor der anstehenden Zinsentscheidung der US-Notenbank Fed in der kommenden Woche.

Der Dow-Jones-Index der Standardwerte notierte 0,5 Prozent im Minus bei 18.123 Punkten. Der breiter gefasste S&P-500 verlor ebenfalls 0,4 Prozent auf 2139 Zähler. Der Index der Technologiebörse Nasdaq gab 0,1 Prozent auf 5244 Punkte nach.

Bei Exxon ging es 1,2 Prozent nach unten. Die Behörden des Bundesstaates New York prüfen einer Zeitung zufolge, warum der Energiekonzern trotz des Einbruchs beim Ölpreis keine Abschreibungen vorgenommen hat.

Auch Oracle-Anleger zogen sich zurück, nachdem der US-Softwarekonzern mit seinem Zwischenbericht zum ersten Geschäftsquartal hinter den Erwartungen zurückgeblieben war. Die Aktien fielen um 4,7 Prozent. Dagegen gehörten die Anteilsscheine von Intel mit einem Plus von rund drei Prozent zu den Gewinnern. Der Chipkonzern hob seine Prognose für das dritte Quartal an, weil die Nachfrage nach PCs gestiegen ist.

Asien: Erleichterung über Zinspolitik

Nikkei
Nikkei 37.068,35

Die Aktienmärkte in Asien haben zum Wochenausklang zugelegt. Wie zuvor an der Wall Street gab auch in Fernost den Kursen Auftrieb, dass den Anlegern ein Zinsschritt der US-Notenbank Federal Reserve im September zunehmend unwahrscheinlicher erscheint. Hintergrund waren eine Reihe enttäuschender US-Wirtschaftsdaten. "Wer immer noch eine Zinserhöhung der Fed in der kommenden Woche fordert, wird sich ärgern", sagte Marktstratege Chris Weston vom Broker IG am Freitag. In China, Taiwan und Hongkong blieben die Aktienmärkte wegen eines Feiertags geschlossen.

Der 225 Werte umfassende Nikkei-Index schloss 0,7 Prozent höher bei 16.519 Punkten. Der breiter gefasste Topix-Index stieg um 0,8 Prozent und lag bei 1312 Punkten. Der MSCI-Index für asiatische Aktien außerhalb Japans stieg um 0,4 Prozent.

Bei den Einzelwerten in Tokio legten insbesondere die Zulieferer von Apple deutlich zu, nachdem der US-Konzern einem Ausverkauf der ersten Fuhre des neuen iPhone 7 Plus vermeldet hatte. Die Aktien von Murata Manufacturing stiegen um 4,2 Prozent, die Titel von Alps Electric um 6,3 Prozent und die Papiere von TDK um fast vier Prozent.

Rohstoffe: Ölpreis weiter auf Talfahrt

Am Ölmarkt ging es nach der Zwischenerholung am Donnerstag erneut bergab. Neben dem weiter vorhandenen weltweiten Überangebot und möglicherweise wieder vermehrt auf den Markt drängendem Öl aus Libyen drückte auch der festere Dollar auf die Preise. Zudem teilte das Ölunternehmen Baker Hughes mit, dass in der vergangenen Woche die Zahl der aktiven Ölförderanlagen um zwei gestiegen ist.

Daneben warnten Händler wegen der vorübergehenden Stilllegung einer wichtigen Nord-Süd-Pumpleitung in den USA für Benzin vor einem Erdöl-Lageraufbau, weil die Raffinerien deswegen weniger Rohöl nachfragen dürften. Die betroffene Pipeline dürfte erst in der kommenden Woche ihren Betrieb wieder aufnehmen. US-Leichtöl der Sorte WTI fiel auf Einmonatstiefs zurück. Im späten US-Handel kostete das Barrel nur noch 43,21 Dollar, 1,6 Prozent weniger als am Vortag. Brent verlor ähnlich stark. In der Wochenbilanz war das ein Minus von rund 6 Prozent. Energieaktien gehörten mit einem Minus von 0,9 Prozent zu den größten Verlierern.

Devisen: US-Inflation belastet Euro

Der Eurokurs litt deutlich unter den starken Inflationsdaten aus den USA und sank auf 1,1156 Dollar. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs auf 1,1226 (Donnerstag: 1,1254) Dollar festgesetzt. Der Dollar kostete damit 0,8908 (0,8886) Euro.

In den USA hatte sich der Preisauftrieb im August überraschend deutlich verstärkt und so den Dollarkurs gestützt. Die Verbraucherpreise hatten um 1,1 Prozent höher gelegen als vor einem Jahr. Im Vormonat hatte die Inflationsrate 0,8 Prozent betragen. Bankvolkswirte hatten einen Anstieg auf 1,0 Prozent erwartet. Der Dollarkurs legte zu allen wichtigen Währungen zu.

An den Finanzmärkten erwartet zwar weiterhin kaum jemand eine Leitzinsanhebung schon in der kommenden Woche, wenn die US-Notenbank ihre Zinssitzung abhält. Die Wahrscheinlichkeit für eine Leitzinserhöhung im Dezember ist allerdings etwas gestiegen.

Quelle: ntv.de, kst/mbo/rts/DJ/dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen