Marktberichte

Wall Street im Aufschwung Dax eilt zum Last-Minute-Plus

Nach oben geht es mit den Kursen an der Wall Street - Europas Börsen steigen mit.

Nach oben geht es mit den Kursen an der Wall Street - Europas Börsen steigen mit.

(Foto: AP)

Nach einem überwiegend schwachen Handelstag steigert sich der Dax und legt noch einen versöhnlichen Handelsschluss hin. Schwache US-Konjunkturdaten am Nachmittag machen eine Zinswende in den USA immer unwahrscheinlicher - was den Aktienkursen hilft.

Im späten Handel gelang dem deutschen Aktienmarkt die Kurswende - nach leichten Verlusten stiegen die Indizes der Dax-Familie ins Plus. Am Ende schloss der deutsche Leitindex Dax mit einem Aufschlag von 0,5 Prozent auf 10.431 Punkten. Damit folgte er der Wall Street, die nach einem verhaltenen Start mächtig in Schwung kam.

Dax
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Eine Flut durchwachsener US-Konjunkturdaten sorgten für gute Stimmung unter Börsianern. Die schwächeren Daten zeichnetren zwar kein günstiges Bild der US-Wirtschaft, senkten zugleich aber den US-Zinserhöhungsdruck, was grundsätzlich positiv für Aktien ist. Unter den Erwartungen blieben die Einzelhandelsumsätze sowie die US-Industrieproduktion, während der Philadelphia-Fed-Index über der Prognose lag. Besonders der rückläufige Einzelhandel enttäusche, denn der Konsum stelle das Rückgrat der US-Wirtschaft dar, kommentierte die Helaba. Nach wie vor ist die Ungewissheit groß, ob die US-Notenbank Fed in der kommenden Woche die Leitzinsen anheben wird - die Währungshüter orientieren sich in ihrer Geldpolitik stark an der heimischen Wirtschaftsentwicklung.

Derweil hatte die geldpolitische Entscheidung der Schweizerischen Notenbank (SNB) keine Akzente an den Finanzmärkten gesetzt. Wie erwartet hatte sie ihre Politik bestätigt. Die Blicke richteten sich am Nachmittag auch auf die britische Zentralbank. Aber auch die Bank of England (BoE), die auf ihrer vorherigen Sitzung weitreichende Lockerungen beschlossen hat, ließ den Leitzins unverändert auf dem Rekordtief von 0,25 Prozent. Allerdings betonten die Währungshüter, dass an den Stellschrauben der Geldpolitik jederzeit weiter gedreht werden könne. Der befürchtete Crash nach dem Brexit-Votum ist bislang ausgeblieben.

Frankfurt: Kaeser-Aussagen treiben Siemens an die Dax-Spitze

Der Dax schloss am Ende mit einem Plus von 0,5 Prozent und stieg auf 10.431 Punkte. Für den MDax ging es 0,1 Prozent nach oben auf 20.106 Zähler. Ein Plus von 0,8 Prozent schob den TecDax auf 1761 Punkte. Nach oben ging es auch für den Euro-Stoxx-50, der 0,4 Prozent anzog auf 2977 Punkte.

Siemens
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Siemens waren Dax-Gewinner mit einem Plus von 3,0 Prozent. Auslöser waren Aussagen von CEO Joe Kaeser auf dem Business Investment Forum in Argentinien. Er sehe Aufwärtspotenzial für den Jahresgewinn, sagte Kaeser in einem Interview gegenüber Bloomberg in Buenos Aires. "Nach den überraschend starken Zahlen vom letzten Quartal hatte der Markt darauf gehofft, aber bisher gab es dazu noch keine direkte Äußerung aus dem Haus", sagte ein Händler.

Am Dax-Ende landeten Bayer mit einem Minus von 2,3 Prozent. Laut Händlern gibt es nach der Einigung mit Monsanto wegen der Übernahme derzeit keine Kursfantasie in dem Titel. Die Übernahme dürfte wegen der hohen kartellrechtlichen Hürden erst Ende nächsten Jahres formal abgeschlossen sein. Mit einem positiven Nachrichtenfluss sei bis auf Weiteres nicht zu rechnen.

Im TecDax gewannen Apple-Zulieferer Dialog Semiconductor weitere 2,6 Prozent. Die Apple-Aktie war mit guten Vorbestellungen für das neue iPhone am Mittwoch an der Wall Street auf ein neues Jahreshoch gestiegen.

Mit Abschlägen von 3,4 Prozent ging es im MDax für die Leoni-Aktie kräftig nach unten. Das Unternehmen hatte am Mittwoch eine Wertberichtigung von 40 Millionen Euro bekannt gegeben, was allerdings erwartet worden war. Ein Händler verwies indes auf die anhaltenden Unsicherheiten. Noch sei Leoni eine erfolgreiche Restrukturierung des operativen Geschäfts nicht gelungen. Nach der starken Kursentwicklung seit Anfang Juli sei das Papier auch nicht mehr so günstig.

Krones setzten ihre Talfahrt der vergangenen Tage fort. Die Aktien des Abfüllanlagenbauers fielen um 3,4 Prozent und zählten damit im MDax zu den größten Verlierern. Die Analysten von Kepler Cheuvreux hatten die Titel auf "reduce" von "hold" heruntergestuft.

Im SDax erhöhtt die Deutsche Beteiligungs AG das Kapital durch die Ausgabe neuer Aktien im Wert von knapp 40 Millionen Euro. Der Kurs verlor 2,4 Prozent und stürzt ans Index-Ende.

USA: Wall Street mit ordentlichem Plus

An der New Yorker Wall Street gaben nachlassende Spekulationen auf eine baldige Anhebung der US-Leitzinsen den Aktienmärkten Auftrieb. Börsianer werteten die Serie enttäuschender US-Wirtschaftsdaten positiv. "Sie sind genau richtig, um die US-Notenbank Fed an der Seitenauslinie und die Zinsen auf ihrem aktuellen Niveau zu halten", sagte Portfoliomanager Paul Nolte vom Vermögensverwalter Kingsview.

Die US-Einzelhändler nahmen im August 0,3 Prozent weniger ein als im Vormonat. Experten hatten lediglich mit einem Minus von 0,1 Prozent gerechnet. Gleichzeitig sank die Industrieproduktion überraschend stark um 0,4 Prozent.

In der kommenden Woche berät die Fed über ihre Geldpolitik. Seit längerem wird darüber spekuliert, ob sie am 21. September den Schlüsselsatz anhebt. Investoren sehen die Wahrscheinlichkeit hierfür derzeit bei zwölf Prozent.

Der Dow-Jones-Index der Standardwerte stieg um 1,0 Prozent und schloss bei 18.213 Punkten. Der breiter gefasste S&P-500 erhöhte sich um ebenfalls um 1,0 Prozent auf 2147 Zähler. Der Index der Technologiebörse Nasdaq legte 1,5 Prozent auf 5250 Stellen zu.

Bei den Einzelwerten setzten Apple ihren Höhenflug fort und stiegen um bis zu 3,4 Prozent auf ein Neun-Monats-Hoch von 115,51 Dollar. Die erste Fuhre des vor einer Woche vorgestellten iPhones 7 Plus ist dem US-Elektronikanbieter zufolge bereits ausverkauft. Smartphones tragen rund zwei Drittel zum Konzernumsatz bei. Apple-Papiere gewannen in den vergangenen Tagen rund zwölf Prozent und steuerten auf den größten Wochengewinn seit fünf Jahren zu.

Erfolgreiche Tests mit einem Augenmedikament bescherten Aerie Pharmaceuticals einen Kurssprung von 44,2 Prozent. Für die Biotechnologie-Firma Bluebird genügte die Kaufempfehlung durch Goldman Sachs, um die Aktie zehn Prozent in die Höhe zu treiben.

Die Erhöhung der Dividende kam bei den Aktionären des Conti-Rivalen Goodyear gut an. Die Titel stiegen um 5,2 Prozent. Der Reifenhersteller hob seine vierteljährliche Ausschüttung um 43 Prozent auf zehn Cent je Aktie an. Insgesamt will der Konzern seinen Investoren vier Milliarden Dollar zurückzahlen.

Asien: Japans Indizes verlieren spürbar

Nikkei
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Unsicherheit über die weitere Zinspolitik und gesunkene Ölpreise haben die Aktienmärkte in Fernost belastet. Die Sitzung der britischen Notenbank im Laufe des Tages und die Treffen der Bank of Japan und der US-Notenbank Fed in der kommenden Woche standen dabei im Fokus. Aber auch Fragen zur Geldpolitik in Japan bereiteten den Anlegern Kopfzerbrechen.

"Die Investoren sind in Sorge, dass die japanische Zentralbank sich mit einer effektiven Politik zur Ankurbelung der Wirtschaft schwer tut und scheuen daher das Risiko", sagte der Stratege Yoshinori Shigemi von JP Morgan Asset Management zu der Stimmung in Tokio. Auch ein Rückgang der Ölpreise am Vortag drückte auf die Stimmung. In China ruhte der Handel wegen eines Feiertags.

Der 225 Werte umfassende Nikkei-Index schloss 1,3 Prozent tiefer bei 16.405 Punkten. Der breiter gefasste Topix-Index sank um ein Prozent und lag bei 1301 Punkten. Der MSCI-Index für asiatische Aktien außerhalb Japans stieg um 0,1 Prozent.

Rohstoffe: Ölpreise legen zu

Am Ölmarkt ist die jüngste scharfe Abwärtsbewegung erst einmal gestoppt. Zuletzt war von verschiedenen Marktakteuren und Institutionen von einer fortschreitenden Überversorgung die Rede gewesen. Händler bleiben daher skeptisch.

In den USA ist die wichtige Pumpleitung Colonial Pipeline Line 1 für Benzin wegen eines Lecks vorübergehend stillgelegt worden. Dies dürfte zumindest kurzfristig zu einem Lageraufbau bei US-Erdöl führen, weil der Rohstoff nicht verarbeitet werden kann. Kurzfristig dürfte daher die Erdölnachfrage in den USA leiden, heißt es im Handel. Dennoch zogen die Ölpreise am Abend an. Ein Barrel der US-Leichtöl der Sorte WTI verteuerte sich zu US-Handelsschluss um 0,7 Prozent auf 43,87 Dollar, Brent zog um 1,4 Prozent auf 46,48 Dollar an.

Devisen: Euro seitwärts

Der Kurs des Euro hat zwischenzeitliche Gewinne nicht halten können. Am späten Abend kostete die Gemeinschaftswährung 1,1244 US-Dollar und notierte damit fast auf dem Stand des Vortages. Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs auf 1,1254 (Mittwoch: 1,1218) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,8886 (0,8914) Euro.

Nur zeitweise war der Eurokurs in Richtung 1,13 Dollar gestiegen. Auslöser der Gewinne waren die schwachen amerikanischen Konjunkturdaten. Sie verliehen dem Eurokurs aber nur kurz einen Schub. An eine Fortsetzung der Ende 2015 begonnenen Zinsstraffung durch die US-Notenbank in der kommenden Woche glaubt ohnehin kaum noch ein Anleger.

Unter Druck stand das britische Pfund. Zwar nahm die Bank of England nach ihrer regulären Zinssitzung keine weitere Lockerung ihrer Geldpolitik vor. Sie stellte aber eine zusätzliche Zinssenkung noch in diesem Jahr in Aussicht. Im August hatte die Notenbank auf das Brexit-Votum reagiert und ihre Geldpolitik stark gelockert. Damit will sie wirtschaftlichen Risiken vorbeugen, die sie in dem Entschluss der Briten sieht, die EU verlassen zu wollen.

Quelle: ntv.de, kst/mbo/rts/DJ/dpa

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