Marktberichte

US-Börsen klar im Plus Griechen-Krise schüttelt Dax durch

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(Foto: REUTERS)

Ein Auf und Ab durchlebt der deutsche Aktienmarkt - geprägt vor allem von Nachrichten rund um die Schuldenkrise in Griechenland. Das Horror-Szenario der Anleger ist der "Grexit" - die Hoffnung, dieser könnte abgewendet werden, lässt den Dax am Ende steigen.

Eine Achterbahnfahrt durchlebte der deutsche Aktienmarkt am heutigen Dienstag - geprägt von den Sorgen um Griechenlands Schulden und eines möglichen "Grexits", also dem Ausscheiden des Landes aus der Eurozone. Gestartet mit leichten Verlusten, gaben Spekulationen auf eine Verlängerung der Hilfen für Griechenland dem Dax zwischenzeitlich Rückenwind. Am Ende blieb dem Leitindex ein gesundes Plus von 0,9 Prozent, das ihn auf 10.754 Punkte trug.

Der Nebenwerte-Index MDax legte um 1,0 Prozent zu auf 18.908 Zähler. Der technologielastige TecDax stieg um 1,4 Prozent auf 1500 Punkte, der Eurostoxx50 gewann 1,0 Prozent auf 3382 Punkte.

Die Nachrichtenagentur MNSI hatte unter Berufung auf ungenannte Quellen gemeldet, die EU-Kommission wolle eine sechsmonatige Verlängerung für die Griechenlandhilfe anbieten. Die Europäische Zentralbank (EZB) wäre unter solchen Bedingungen bereit, von griechischen Banken wieder Staatsanleihen des Landes als Sicherheiten für einen Kredit zu akzeptieren.

Griechenland-Frage dominiert das Börsen-Geschehen

"Die Märkte sind von dem Drama um Griechenland bestimmt worden und alles was nach Annäherung und Lösung aussieht, wirkt sich positiv aus", sagte Chef-Marktstratege Art Hogan von Wunderlich Securities. Die Anleger hofften vor allem auf die Abwendung des "Grexits": "Alles was uns glauben lässt, dass wir einen chaotischen Austritt Griechenlands aus der Euro-Zone vermeiden können, ist gut."

Vor allem Aktien und Anleihen aus Griechenland profitierten nach teilweise herben Verlusten in den vergangenen Tagen von den positiven Nachrichten: Während die Renditen der zehnjährigen griechischen Anleihen um 82 Basispunkte auf 10,45 Prozent zurückkamen, stieg die Börse in Athen um 8,2 Prozent. Allen voran waren es die Aktien der Banken, die haussierten. So stiegen Eurobank um 19 Prozent, National Bank um 20,8 Prozent und Piraeus Bank um 15,6 Prozent. Vergleichsweise bescheiden fielen die Kursgewinne an den anderen Börsen aus.

Ungeachtet dieser Meldung hing weiter die Furcht vor einer Eskalation der griechischen Schuldenkrise wie ein Damokles-Schwert über den Märkten. Zuletzt hatten sich die Fronten zwischen Griechenland und dessen Geldgebern wieder verschärft. Ministerpräsident Alexis Tsipras erklärte den von EU und IWF auferlegten Sparkurs für gescheitert. Um eine erneute Verlängerung des Ende Februar auslaufenden Hilfsprogramms will er nicht bitten und stattdessen die Reformauflagen zurückdrehen. Ohne Kompromiss steht das Euro-Land vor der Staatpleite. Verteidigungsminister Panos Kammenos drohte nun mit der Suche nach anderen Geldgebern.zurück.

Fraglich bleibt, welchen Weg die Eurozonen-Finanzminister auf ihrem Treffen am Mittwoch einschlagen. Sollte es beim bisherigen Fahrplan bleiben - Ausstieg aus dem Hilfsprogramm per Ende Februar - könnte die Risikoaversion an der Börse schnell wieder steigen.

US-Börse mit leichter Erholung, Asien uneinheitlich

Die Hoffnungen auf eine Entspannung im griechischen Schuldendrama und ein starker Quartalsbericht von Coca-Cola sorgten unterdessen für gute Stimmung an den US-Börsen. Der Leitindex Dow Jones beendete den Handel mit einem Aufschlag von 0,79 Prozent bei 17.868,76 Punkten und konnte damit seine seit Jahresbeginn aufgelaufenen Verluste wieder mehr als wett machen. Im Januar noch hatte der Dow wegen des Verfalls der Ölpreise und zunehmender Sorgen um Griechenlands politischen Kurs das größte Monatsminus seit August 2013 verbucht.

Der marktbreite S&P-500-Index legte im Dienstagshandel um 1,07 Prozent auf 2068,59 Punkte zu und schloss damit sogar auf dem höchsten Stand seit Jahresbeginn. Der technologielastige Auswahlindex Nasdaq 100 verbuchte ein Plus von 1,54 Prozent auf 4281,16 Punkte.

Keine eindeutige Richtung gaben die Märkte in Asien vor, die ebenso von der griechischen Schuldenkrise geprägt waren. Nur in Schanghai kauften die Investoren eifrig Aktien: Der Shanghai Composite stieg um 1,5 Prozent auf 3141 Punkte. In Tokio gab der Nikkei 0,3 Prozent auf 17.653 Punkte nach.

Brentpreis nach Belastung leicht im Plus, Euro im Rückwärtsgang

Die Angst vor einer schwächelnden Nachfrage in China belastete in der Ersten Tageshälfte den Ölpreis - Auslöser dieser Sorgen waren die jüngsten Verbraucherpreise. Nach einer kurzen Erholung am Nachmittag sanken die Kurse wieder: Die Nordsee-Sorte Brent verbilligte sich um 1,12 Dollar auf 57,22 Dollar je Fass. US-Leichtöl der Sorte WTI kostete mit 51,17 Dollar je Fass 1,69 Dollar weniger.

Der Euro notierte am späten Nachmittag nahezu unverändert zum Vortag, hielt sich aber über der Marke von 1,13 Dollar, unter die er am Vormittag gerutscht war. Aktuell kostet die europäische Gemeinschaftswährung 1,1322 Dollar. Die EZB hatte den Referenzkurs gegen Mittag auf 1,1297 Dollar festgesetzt.

Dax-Bilanzen im Fokus - BMW-Aktie steigt nach Job-Versprechen

Weit oben im Dax landeten BMW, die um satte 2,1 Prozent zulegten. Wegen der hohen Nachfrage wird der Automobil-Hersteller in diesem Jahr neue Arbeitsplätze aufbauen. Der stellvertretende Aufsichtsratschef und Betriebsratsvorsitzende Manfred Schoch nannte dem "Münchener Merkur" die Zahl von 5000 neuen Stellen.

Größte Gewinner im Dax waren jedoch die Aktien von Continental mit einem Plus von 3,2 Prozent. Ebenso wie BMW gehörten sie zu den Vortagsverlierern. Stark auch Infineon mit einem Zuwachs von 2,3 Prozent.

Heidelbergcement notierten 1,4 Prozent fester. Die gute Baukonjunktur weltweit und mildes Wetter haben dem Baustoffkonzern zu einem deutlichen operativen Gewinnanstieg verholfen.

Ganz hinten auf der Verliererseite landeten die Titel von Lanxess, die sich um 1,8 Prozent verbilligten. "Nach den Aufschlägen vom Montag, nehmen die Anleger Gewinne mit", sagte ein Händler. Das Papier hatte stärker auf Medienberichte reagiert, laut denen Lanxess Angebote für die kriselnde Kautschuksparte vorliegen.

BVB nach Reus-Vertragsverlängerung deutlich im Plus

Im MDax verloren Aurubis 3,5 Prozent, nachdem das Bankhaus Lampe die Aktie laut Händlern auf "Sell" von "Buy" gesenkt hat. Sie waren damit MDax-Schlusslicht.

Auch Hugo Boss standen im Blickpunkt. Als "Flucht aus der Beteiligung" bezeichnete ein Händler die beiden Platzierungen der Beteiligungsgesellschaft Permira vom Vorabend. Am Ende schloss die Aktie 2,4 Prozent ins Minus.

Großer Verlierer waren Metro mit minus 2,5 Prozent. Die Auswirkungen des Ukraine-Konflikts ließen beim stark in Russland engagierten Handelsriesen die Gewinne schrumpfen.

Weit oben im MDax landeten MTU Aero Engines, die 2,9 Prozent zulegten. Die französische Investmentbank Exane BNP Paribas hatte MTU aus Bewertungsgründen von "Underperform" auf "Neutral" hochgestuft und das Kursziel von 56 auf 80 Euro angehoben. Dax-Spitzenreiter waren Airbus mit 3,2 Prozent Aufschlag.

Gut lief es im SDax wieder für die Aktien des Bundesliga-Klubs Borussia Dortmund: Die Bekanntmachung der Vetragsverlängerung von Mittelfeld-Star Marco Reus schickte die Aktie 2,7 Prozent nach oben.

Quelle: ntv.de, kst/bdk/DJ/dpa/rts

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