Marktberichte

Balancieren auf dem Gipfel Dax rutscht knapp unter 9200

Wohin soll es jetzt gehen?

Wohin soll es jetzt gehen?

(Foto: REUTERS)

Gerüchte über ein Ende der lockeren US-Geldpolitik und die warnende Stimme einer Investorenlegende bremsen den Dax auf seinem Höhenflug abrupt aus. Auf historisch hohem Niveau müssen Anleger eine Richtungsentscheidung treffen.

Es ist ein Thema, dass den Markt nicht loslässt: Investoren spekulierten am Dienstag wieder einmal über eine baldige Drosselung der Fed-Konjunkturhilfen und verkauften vorsichtshalber Aktien. Der Dax, der zu Wochenbeginn im Verlauf ein Allzeithoch erreicht und auch auf Schlussbasis einen Rekord markiert hatte, lag zum Xetra-Schluss 0,3 Prozent im Minus bei 9193 Zählern.

Die Spekulationen um die Richtung der amerikanischen Geldpolitik gehen auf Aussagen des einflussreichen New Yorker Notenbankchefs zurück: William Dudley zeigte sich zuversichtlicher als bisher über die Aussichten der heimischen Wirtschaft. Dies dämpfte die Hoffnung auf eine Fortsetzung der Anleihekäufe der US-Notenbank noch bis März nächsten Jahres. "Vielleicht kommt es in den USA doch früher als bisher gedacht zu einer Drosselung der Geldflut", fasste ein Händler den Gesamteindruck zusammen.

Icahn drückt die Stimmung

Belastend wirkten sich auch Äußerungen des streitsüchtigen US-Milliardärs und Großinvestors Carl Icahn aus, der sich auffallend vorsichtig über die Perspektiven der Aktienmärkte geäußert hatte. Auf einer Reuters-Veranstaltung in New York hatte Icahn erklärt, die Kurse könnten tief fallen, da die Gewinnentwicklung vieler Unternehmen mehr durch die niedrigen Zinsen als durch die Strategie des Managements beflügelt worden sei. Thomson Reuters StarMine zufolge haben 48 Prozent der europäischen Unternehmen die Erwartungen im dritten Quartal verfehlt.

Auch hierzulande fürchten viele Experten, dass der Höhenflug an den Börsen ausschließlich auf die ultralockere Geldpolitik der großen Zentralbanken zurückzuführen ist. Nach dem Rekordlauf einiger Börsen sei die Bewertung von Aktien nicht mehr so günstig, erklärte ein Händler. "Um höhere Kurse zu sehen, müssen die Gewinne steigen", fügte Gerhard Schwarz, Aktienstratege bei der Baader Bank, hinzu.

Wenig Eindruck machte der vom Mannheimer Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung erhobene ZEW-Index für November. Das Konjunkturbarometer stieg um 1,8 Prozent auf 54,6 Punkte, das ist der höchste Stand seit Oktober 2009. Analysten hatten allerdings mit einem Anstieg auf 55 Punkten gerechnet.

K+S büßen kräftig ein

Schlusslicht im Dax waren die Aktien von K+S mit einem Abschlag von 3,3 Prozent auf 19,95 Euro. Vermutlich zweifelten einige Anleger daran, dass die Annäherung der Kontrahenten im russisch-weißrussischen Kali-Streit zu mehr Preisdisziplin führen werde, erklärte ein Händler. Der Salz- und Düngemittelkonzern leidet unter dem Zerplatzen eines Kali-Kartells, wodurch die Preise stark gedrückt wurden. Zudem hat die US-Ratingagentur Standard & Poor's dem Titel eine schlechtere Bonitätsnote verpasst.

Infineon-Titel setzten sich mit plus 1,7 Prozent an die Dax-Spitze. Händlern zufolge gibt es Spekulationen, dass Investoren auf eine Zerschlagung des Halbleiterunternehmens drängen könnten. Infineon kauft zudem für 300 Millionen Euro Aktien zurück.

Ansonsten standen Aktien aus der zweiten und dritten Reihe im Fokus. Die Aktien von Metro eroberten mit Kursgewinnen von 7,8 Prozent auf 35,77 Euro die MDax-Spitze. Börsianer verwiesen auf einen Medienbericht, wonach der Handelskonzern mit Banken über einen Börsengang der russischen Großhandelssparte verhandele.

Kuka legten um 2,7 Prozent zu, was Händler auf Spekulationen zurückführten, der Elektrokonzern ABB könnte eine Übernahme des Industrieroboter-Herstellers anstreben.

Die Aktien von Deutsche Wohnen verloren 1,4 Prozent, nachdem der Immobilienkonzern eine Wandelschuldverschreibung angekündigt hat. Im Zuge der Übernahme von GSW Immobilien will sich Deutsche Wohnen 250 Millionen Euro am Kapitalmarkt besorgen. Das Geld soll unter anderem dazu verwendet werden, eine noch sechs Jahre laufende Wandelanleihe der GSW über 182,9 Millionen Euro zurückzukaufen.

Im SDax trieb ein Gewinnanstieg in den ersten neun Monaten des laufenden Jahres die Aktien von Sixt zeitweise um drei Prozent in die Höhe, bis die Gewinnmitnahmen einsetzen. Zum Xetra-Schluss blieb lediglich ein Plus von 0,2 Prozent auf 23,97 Euro stehen.

Zu einem Plus von rund 38 Prozent auf 2,34 Euro schwangen sich die in keinem großen Index gelisteten Loewe-Aktien auf. Der taumelnde Fernsehbauer hat seinen Gläubigern einen weiteren Interessenten präsentiert.

Quelle: ntv.de, sla/DJ/rts/dpa

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