Marktberichte

S&P lugt wieder um die Ecke Gerüchte bringen Dax zu Fall

(Foto: REUTERS)

Spekulationen über eine bevorstehende Abstrafung der Bonität großer Euroländer lösen einen Kursrutsch aus. Angeblich ist die Ratingagentur Standard & Poor's am Start. Treffen soll es Frankreich, Spanien, Belgien und Portugal. Eine Herabstufung Frankreichs hätte gravierende Auswirkungen auf die Rettungsbemühungen in der Schuldenkrise.

Spekulationen auf eine unmittelbare bevorstehende Herabstufung mehrerer Euroländer durch die Rating-Agentur Standard & Poor's (S&P) haben die europäischen Aktienwerte am Freitagnachmittag ins Minus gedrückt. Dazu belasteten neue Sorgen wegen Griechenland die Stimmung.

Es wird eng für Europa.

Es wird eng für Europa.

(Foto: Pixelio/Andrea Damm)

Der freundlich in den Handel gestartete Leitindex Dax verlor nach den Spekulationen um eine Herabstufungswelle auf einen Schlag ein Prozent. Bis Handelsschluss schaffte er es aber noch einmal sich auf minus 0,6 Prozent und 6143 Zähler hoch zu arbeiten. Damit blieb er immerhin deutlich über seinem Tagestief und rettete auf Wochensicht ein Plus von 1,41 Prozent ins Ziel - es war die vierte positive Woche in Folge.

Der MDax mittelgroßer Werte verlor 0,5 Prozent auf 9487 Punkte. Der TecDax büßte 0,6 Prozent ein auf 717 Punkte.

Auch an der Wall Street standen die Zeichen auf Verkauf.

Euroländern droht Herabstufung 

Börsianer verwiesen auf Gerüchte, die Ratingagentur Standard & Poor's (S&P) könnte die Kreditratings einiger europäischer Länder senken. S&P selbst kommentierte diese nicht. Finanzkreise bestätigten, konkret drohe Frankreich und Österreich eine Bonitäts-Abstufung. Die einflussreiche Agentur hatte am 6. Dezember den Ausblick für das Rating von 15 Euro-Ländern auf "negativ" gesetzt und damit eine Herabstufung binnen drei Monaten vorbereitet.

Zudem sind die Verhandlungen über einen Schuldenschnitt Griechenlands mit dem internationalen Bankenverband IIF am Freitag ohne konkretes Ergebnis geblieben, was laut einem Händler "wieder das Thema eines ungeordneten Bankrotts ins Spiel bringt".

Bei den Banken, die üblicherweise sensibel auf Nachrichten rund um die Eurozone reagieren, geriet vor allem die italienische Unicredit unter Druck. Die Aktien der Muttergesellschaft von Hypovereinsbank und Bank Austria rutschten um bis zu drei Prozent ab, nachdem sie zuvor zeitweise sechs Prozent im Plus gelegen hatten. Im Dax gaben Commerzbank und Deutsche Bank nach der Nachricht ihre Kursgewinne zunächst größtenteils ab, erholten sich aber wieder etwas und notierten am Ende 3,4 beziehungsweise 1,5 Prozent im Plus.

Italien-Auktion zu hoch gesteckt

Vor den Spekulationen um die Ratings von Euro-Staaten hatte bereits die als eher enttäuschend gewertete Emission italienischer Anleihen die Kauflaune der Investoren gedämpft. Nach den starken Ergebnissen der Platzierung vom Vortag seien die hoch gesteckten Erwartungen einiger Anleger enttäuscht worden, sagte Zinsstratege Marc Ostwald. Er wertete die Auktion trotz der mäßigen Nachfrage aber positiv.

Italien sammelte bei Investoren knapp fünf Milliarden Euro ein und musste den Investoren nicht mehr ganz so hohe Zinsen bieten wie zuletzt. Die dreijährigen Papiere waren allerdings nur 1,2-fach überzeichnet.

SAP runter, Lufthansa rauf

Zu den größten Gewinnern zählten SAP, deren Aktien sich nach Bekanntgabe eines Rekordergebnisses um 3,6 Prozent verteuerten. Umsatz und Gewinn des vierten Quartals hätten über den Erwartungen gelegen, sagte ein Analyst.

Lufthansa sackten vorübergehend um 3,6 Prozent ab. Börsianer verwiesen zur Begründung auf einen Agenturbericht, demzufolge das operative Ergebnis hinter den eigenen Zielen zurückbleiben werde. Die Lufthansa hatte ihre Gewinnerwartungen bereits im Herbst gesenkt. Diese Aussage wiederholte Konzernchef Christoph Franz in der Mitarbeiterzeitung "Lufthanseat". Eine Konzern-Sprecherin sagte dazu: "Die Aussagen von Herrn Franz spiegeln den Stand vom Oktober wider. Es gibt keine neuen Erkenntnisse zum Jahresabschluss 2011." Die Aktie grenzte daraufhin ihre Verluste ein und schloss 1,2 Prozent leichter.

In der zweiten Reihe gaben Brenntag um 2,7 Prozent nach. Die Lieferung von Industriesilikon für Schönheitsoperationen könnte den Chemiekalienhändler teuer zu stehen kommen, schreibt das "Handelsblatt". Anwälte bereiteten eine erste Klage auf Schadensersatz vor.

GSW Immobilien stiegen um 0,9 Prozent. Teilnehmern zufolge platziert Goldman Sachs 7,9 Mio. Aktien des Unternehmens. Die Bookbuilding-Spanne sei auf 21,63 zu 22,18 Euro von ursprünglich 21,40 Euro zu 22,18 Euro verengt worden. "Das deutet auf eine gute Nachfrage hin", so ein Börsianer.

Deutlich abwärts ging es mit SMA Solar: Die Aktien des Solartechnikkonzerns rutschten im TecDax um 10,5 Prozent ab. Das Unternehmen wagte für 2012 keinen Ausblick - die Auswirkungen der Schuldenkrise in Europa seien nicht absehbar, erklärte der Vorstand.

Quelle: ntv.de, ddi/DJ/rts

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