Marktberichte

Wie steigt EZB aus Anleihekäufen aus? Geldpolitik hat Dax fest im Griff

Die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank ist der bestimmende Faktor für die Börsenkurse derzeit.

Die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank ist der bestimmende Faktor für die Börsenkurse derzeit.

(Foto: picture alliance / dpa)

Die Berichtssaison nimmt in der kommenden Woche auch in Deutschland Fahrt aus. Dazu kommen wichtige Konjunkturdaten aus den USA und China. Doch mehr als auf das alles warten die Börsianer auf Hinweise, wie es mit der Geldflut der EZB weitergeht.

Das Thema Geldpolitik wird die Börsen in der neuen Woche wieder einmal dominieren. Die Schlüsselrolle spielt EZB-Chef Mario Draghi, von dem sich Anleger am Donnerstag Hinweise auf die Zukunft des 1,74 Billionen Euro schweren Anleihe-Kaufprogramms der Notenbank erhoffen. "Die EZB wird versuchen, die Märkte zu beruhigen", sagt NordLB-Aktienmarktstratege Tobias Basse. "Wir halten daher Kursgewinne beim Dax für möglich."

In der alten Woche legte der Leitindex eine Berg- und Talfahrt aufs Parkett, er schloss am Freitag auf Wochensicht mit 10.580 Zählern 0,9 Prozent im Plus. Rabobank-Anlagestratege Elwin de Groot rechnet damit, dass die EZB ihr Wertpapierkaufprogramm um mindestens sechs Monate bis September 2017 verlängern wird. "Es ist zu früh, um den Stecker zu ziehen."

Allerdings könnte Draghi einen Einstieg in den Ausstieg aus dem sogenannten Quantitative Easing (QE), also dem breit angelegten Ankauf von Wertpapieren durch die Zentralbank, signalisieren. Spekulationen über den Zeitpunkt einer Drosselung der Geldflut - im Fachjargon Tapering genannt - haben die Investoren zuletzt immer wieder in Unruhe versetzt.

Deutsche-Bank-Konkurrenten legen Zahlen vor

Anleger lauern auch auf die neuesten Entwicklungen bei der Deutschen Bank, die noch immer um die endgültige Strafe des US-Justizministeriums feilscht, um den Streit um Tricksereien auf dem amerikanischen Immobilienmarkt beizulegen. Bislang steht eine Summe von 14 Milliarden Dollar im Raum. Das krisengeplagte Institut spielte Insidern zufolge einen weiteren Jobabbau durch, um die Kosten zu senken.

Bilanzsaison nimmt Fahrt aus Impulse erwarten Börsianer auch von der Fahrt aufnehmenden Bilanzsaison. Vor allem US-Unternehmen legen ihre Quartalszahlen vor, darunter die Deutsche-Bank-Konkurrenten Goldman Sachs und Bank of America. JP Morgan verdiente im Sommerquartal deutlich mehr.

An der Wall Street öffnen auch Technologiefirmen wie IBM, Intel und Microsoft  ihre Bücher. Am Freitag folgt Siemens-Rivale General Electric (GE). An diesem Tag läuten SAP und Daimler mit ihren Zwischenergebnissen die deutsche Bilanzsaison ein. Experten erwarten bei dem Stuttgarter Autobauer wegen der anhaltenden Absatz-Rekordfahrt ein robustes Quartalsergebnis. Die Walldorfer Softwareschmiede dürfte abermals vom zukunftsträchtigen Geschäft mit der Speicherung von Daten und Programmen im Internet profitieren.

Weltwirtschaft zittert vor China

Die Zahlenflut bei den Unternehmen drängt in den nächsten Tagen die Konjunkturdaten etwas in den Hintergrund. Dabei steht mit dem Bruttoinlandsprodukt (BIP) aus China ein Schwergewicht auf dem Terminzettel. Wie sehr die nach den USA weltweit zweitgrößte Volkswirtschaft die Märkte beunruhigen kann, zeigte sich in der alten Woche. Aktienmärkte rund um den Globus verzeichneten Verluste, weil die Exporte des Landes im September unerwartet stark eingebrochen waren. "China ist inzwischen so wichtig, dass die ganze Welt zittert, wenn es dort bergab geht", sagt NordLB-Experte Basse. Die Analysten der Commerzbank erwarten, dass das chinesische BIP im dritten Quartal um 6,7 Prozent gegenüber Vorjahr gewachsen ist. Dies wäre so viel wie in den beiden vorangegangen Quartalen.

Wie gut die Wirtschaft in den USA in Schuss ist, zeigt sich am Montag mit den Zahlen zur US- Industrieproduktion und Daten zum verarbeitenden Gewerbe. Vom Konjunkturbericht der US-Notenbank am Mittwoch erhoffen sich Anleger dann Hinweise auf das Tempo zukünftiger Zinserhöhungen.

Spannend wird es am Mittwoch auch im US-Wahlkampf, wenn sich Donald Trump und Hillary Clinton dem dritten und letzten TV-Duell stellen. In Umfragen liegt Clinton derzeit vorn. "Wenn die Finanzmärkte realisieren, dass Trump gar keine Chance mehr hat, könnte auch das zu einer Rally führen", sagt Marktanalyst Jochen Stanzl vom Brokerhaus CMC Markets.

Quelle: ntv.de, mbo/rts

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