Marktberichte

Dow Jones schließt im Minus G20, Öl und USA lassen Dax-Anleger jubeln

Mehr als zwei Prozent ging es für den Dax nach oben.

Mehr als zwei Prozent ging es für den Dax nach oben.

(Foto: imago/AFLO)

Mit einem starken Schlussspurt am letzten Handelstag legt der Dax doch noch eine positive Wochenbilanz hin. Die Gründe: Das G20-Treffen lässt Anleger auf Konjunkturprogramme hoffen, die Ölpreise steigen und die US-Wirtschaft wächst stärker als erwartet.

Mit einem ordentlichen Zuwachs verabschiedet sich der deutsche Aktienmarkt ins Wochenende. Starke Daten zur US-Wirtschaft ließen den Dax um 1,9 Prozent auf 9513 Punkte steigen. Mit dem kräftigen Schlussspurt am letzten Handelstag kann der deutsche Leitindex noch eine positive Wochenbilanz hinlegen: Dank der heute 182 dazugewonnen Punkte beträgt der Wochengewinn 125 Zähler.

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Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in den USA ist im vierten Quartal um annualisiert 1 Prozent gewachsen nach vorläufig 0,7 Prozent. Erwartet wurde eine Abschwächung des Wachstums auf 0,4 Prozent. Die Daten wurden mit Erleichterung von den Anlegern zur Kenntnis genommen, insbesondere mit Blick auf die im Hintergrund weiter schlummernden Wachstumsängste.

Bereits ab Handelsbeginn hatte der Dax zugelegt. "Die Risikobereitschaft der Investoren steigt mit dem Blick auf das G20-Treffen", sagte ein Aktienhändler. Die 20 wichtigsten Industrie- und Schwellenländer der Welt treffen sich in Shanghai, um die aktuelle Verfassung der Weltwirtschaft zu erörtern. Marktteilnehmer schließen nicht aus, dass dort Maßnahmen zur Ankurbelung der globalen Konjunktur beschlossen werden. Zu viele Hoffnungen sollten sich die Börsianer allerdings nicht machen. Finanzminister Wolfgang Schäuble hat bereits fiskalpolitische Maßnahmen zur Stimulierung der Weltwirtschaft abgelehnt.

Beruhigende Worte gab es am Morgen bereits aus China. Zhou Xiaochuan, Gouverneur der Notenbank Chinas, sieht keinen Grund für eine fortgesetzte Abwertung des Yuan und sprach zudem von einer weiter starken Konjunktur in seinem Land. Zudem betonte er, dass die Notenbank noch über Spielraum verfüge für weitere geldpolitische Maßnahmen. Am Markt werde das als Hinweis für eine mögliche weitere Zinssenkung verstanden, hieß es.

Stützend wirkte auch der weiter zulegende Ölpreis. Dieser näherte sich dem oberen Ende seiner einwöchigen Handelsspanne. Rohstoffnahe Aktien stellen damit die Hauptgewinner: Für den Index der Roh- und Grundstoffewerte ging es um 4,0 Prozent nach oben, Öl- und Gastitel stiegen im Schnitt um 3,8 Prozent.

Allerdings gibt es auch schon wieder vorsichtigere Töne am Markt: "Die Luft nach oben ist dünn", sagte ein Aktienhändler. Jüngst gab es verstärkte Abgabebereitschaft im Bereich zwischen 9500 bis 9600 Punkten im Dax. Diesen Bereich sieht er als Zielzone der aktuellen Aufwärtsbewegung an. "Sollte es kein greifbares Ergebnis aus Shanghai geben, geht es nächste Woche auch wieder nach unten", warnte er.

Frankfurt: BASF trotz sinkender Gewinne weit oben im Dax

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Der Dax legte munter zu und schloss am Ende 1,9 Prozent höher auf 9513 Punkten. Für den MDax ging es 0,9 Prozent nach oben auf 19.201 Zähler. Gewinne auch beim TecDax, der um 0,9 Prozent auf 1604 Punkte stieg. Ein Plus von 1,8 Prozent verbuchte der Euro-Stoxx-50, der auf 2930 Punkte kletterte.

Im Fokus des Marktes standen zudem Quartalszahlen. Positiv überrascht hatte zum Beispiel BASF, die Aktien stiegen mit 3,0 Prozent stärker als der Markt. Die Badener zeigten sich weniger konjunkturskeptisch als vom Markt erwartet. "Der Gewinnausblick ist zumindest besser als befürchtet", so ein Händler. Statt eines am Markt erwarteten deutlichen Rückgangs des Ebit vor Sondereffekten soll diese Kennziffer laut BASF 2016 im Vergleich zum Vorjahr nur leicht zurückgehen.

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Absoluter Spitzenreiter im Dax waren jedoch Deutsche Bank, die 5,8 Prozent zulegen konnten. Auch VW verbesserten sich deutlich und stiegen um 4,6 Prozent.

Besser als erwartet waren die Geschäftszahlen bei Rheinmetall im MDax ausgefallen. Die Aktien des Autozulieferers und Rüstungskonzerns stiegen um 3,7 Prozent. Auch Elringklinger konnte mit einem Umsatzwachstum überzeugen, die Aktie legte um 7,5 Prozent zu. Salzgitter stiegen um 4,7 Prozent, auch wenn die neue Jahresprognose nicht so gut ankam. Sie geht nur von einer stabilen Umsatzentwicklung aus.

GL Carbon brachen im SDax indes um 8 Prozent ein, nachdem im Rahmen der Jahreszahlen eine Sonderabschreibung vorgenommen wurde. Dies führt 2015 zu einem deutlichen Jahresverlust. Die Kürzung der Dividende und ein mit Enttäuschung aufgenommener Ausblick brachten auch Gerry Weber ins Taumeln. Die Aktien des Modekonzerns verloren mehr als 10 Prozent.

USA: Dow Jones dreht ins Minus

Die New Yorker Wall Street wurde zum Wochenausklang zunächst durch unerwartet starke US-Wirtschaftsdaten angetrieben. Die US-Notenbank hatte jüngst die Sorge geäußert, dass die Wirtschaft vom Weg abkommen könnte. Diese Bedenken rückten etwas in den Hintergrund, zugleich stieg die Erwartung, dass die Fed nun doch an ihrem Kurs weiterer Zinsanhebungen festhalten könne. Im Verlauf des Handelstages verloren die US-Indizes aber wieder ihre Gewinne.

Der Dow-Jones-Index der Standardwerte gab 0,3 Prozent ab und schloss bei 16.640 Punkten. Der breiter gefasste S&P-500 verlor 0,2 Prozent auf 1948 Zähler. Der Nasdaq Composite stieg dagegen um 0,2 Prozent auf 4590 Stellen.

Bei den Einzelwerten standen Papiere von J.C. Penney im Mittelpunkt, die 16,0 Prozent zulegten. Der Einzelhändler setzte mehr um als erwartet.

Fiat Chrysler stiegen um 6,3 Prozent. Händler führten das auf Spekulationen über eine mögliche Allianz mit Peugeot zurück. Der französische Autohersteller hatte am Mittwoch erklärt, für strategische Optionen offen zu sein.

Weight Watchers notierten 11,2 Prozent leichter. Der auf Produkte und Dienstleistungen rund ums Abnehmen spezialisierte Konzern hat im vierten Quartal überraschend rote Zahlen geschrieben und einen Umsatzrückgang von mehr als 20 Prozent hinnehmen müssen.

Aktien von Republic Air verloren gar 73,0 Prozent. Der Regionalflug-Anbieter mit seinen rund 6000 Mitarbeitern hatte zuvor Gläubigerschutz beantragt, will sich aber im laufenden Betrieb sanieren.

Asien: Warme Politiker-Worte lassen Börsen steigen

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Die asiatischen Aktienmärkte sind mit leichten Gewinnen aus der Handelswoche gegangen. Dabei spielten ermutigende Signale der Finanzminister und Notenbanker der 20 wichtigsten Industrie- und Schwellenländer eine Rolle. Insbesondere chinesische Spitzenpolitiker bekräftigten bei dem G20-Treffen in Shanghai, noch Spielraum für weitere Konjunkturstützen zu haben. Allerdings wurde nicht über konkrete Maßnahmen gesprochen. Deutschlands Finanzminister Wolfgang Schäuble betonte zudem, dass weltweit kaum Spielraum für weitere Staatsausgaben oder geldpolitische Schritte bestehe.

Der Nikkei-Index schloss 0,3 Prozent fester bei 16.188 Punkten. Die Börse in Shanghai legte ein Prozent zu, auch der Index für die wichtigsten Unternehmen in Shanghai und Shenzhen gewann ein Prozent. Auch an anderen Aktienmärkten legten die Kurse zu. Der MSCI-Index für die Region Asien/Pazifik unter Ausschluss Japans notierte 0,8 Prozent höher.

Schäuble forderte Strukturreformen, um das Wachstum anzukurbeln. "Über weitere Stimulierungsmaßnahmen zu sprechen, lenkt nur von den wirklichen Aufgaben ab, die sich uns stellen", sagte er. Die weltweite Wirtschaft hat zuletzt an Schwung verloren. IWF-Chefin Christine Lagarde hält es sogar für möglich, dass die Konjunkturprognosen weiter gekappt werden. Fachleute befürchten jedoch, dass auf dem G20-Treffen keine konkreten Konjunkturstützen beschlossen werden. "Es gibt weltweit zu viel Eigeninteresse, und das dominiert", sagte David Cannington, Volkswirt bei ANZ.

Rohstoffe: Ölpreise sacken wieder ab

Die Ölpreise konnten am Abend ihre Gewinne nicht mehr halten. Mit den Preisen ging es nach unten. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im April kostete zu US-Handelsschluss 35,15 US-Dollar. Das waren 0,4 Prozent weniger als am Vortag. Der Preis für ein Barrel der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) fiel um 0,8 Prozent auf 32,81 Dollar.

Am Ölmarkt richtet sich das Interesse weiter auf die von Russland und Saudi-Arabien angestrebte Begrenzung der Fördermenge auf das Niveau vom Januar. Dies hatte die Ölpreise zuletzt mehrfach gestützt. Der russische Energieminister Alexander Nowak hat die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass sich der Iran an der Vereinbarung der großen Ölmächte beteiligen könnte. Er sagte am Donnerstag, dass es hierzu in der kommenden Woche ein Treffen mit dem iranischen Ölminister geben könnte. Zuletzt hatte sich der Iran zurückhaltend zu den Plänen für eine Begrenzung der Fördermenge geäußert.

Devisen: Euro unter 1,10 Dollar

Der Euro geriet nach aktuellen Preisdaten unter Druck und wertete am späten Abend auf 1,0940 Dollar ab. Dazu kamen die besser als erwarteten Daten zum US-BIP, die dem Greenback Auftrieb verleihen. Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs auf 1,1006  (Donnerstag: 1,1027) US-Dollar fest.

Die deutschen Verbraucherpreise sind im Februar überraschend auf Jahressicht gesunken. Zusammen mit ebenfalls überraschend schwachen Preisdaten aus Frankreich und Spanien deutet dies darauf hin, dass auch die Inflationsrate im Euroraum negativ sein wird. "Die EZB hat bislang zu optimistische Prognosen, was die Inflationsentwicklung betrifft", hieß es von einem Händler. Damit nehme der Druck zu, dass die EZB auf der März-Sitzung ein größeres Paket von Maßnahmen anschiebt als bisher erwartet.

Quelle: ntv.de, kst/vpe/DJ/dpa/rts

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