Marktberichte

Gold wird wieder zum sicheren Hafen Fed-Sorgen schieben Dow ins Minus

(Foto: AP)

An der New Yorker Wall Street rechnen immer mehr Händler mit einem baldigen Ausstieg der US-Notenbank aus den Wertpapierkäufen. Anlass für die weiter an Fürsprechern gewinnende Überzeugung sind die zunehmend positiven Konjunktursignale. Das führt zu Aktienverkäufen und der Rückkehr ins Edelmetall.

Zinsängste sind am Donnerstag das beherrschende Thema an der US-Finanzmärkten gewesen. Die Konjunkturdaten des Tages reichten zwar nicht in allen Fällen an die Erwartungen der Volkswirte heran, zeugten aber doch davon, dass sich die US-Wirtschaft erholt. Damit dürfte die US-Notenbank keinen Grund mehr haben, die Konjunktur mit billigem Geld anzukurbeln. Die Abkehr von der lockeren Geldpolitik scheint unausweichlich. Das machte die Anleger nervös. Sie flüchteten aus Aktien und Anleihen und suchten ihr Heil im Gold.

Besonders deutlich zeigte sich die Erholung der Wirtschaft auf dem Arbeitsmarkt, der für die geldpolitischen Entscheidungen der Federal Reserve eine Schlüsselrolle spielt. In der vergangenen Woche beantragten so wenige Amerikaner erstmals Arbeitslosenhilfe wie zuletzt im Oktober 2007 vor der großen Finanzkrise.

In den Regionen New York und Philadelphia nahm die Wirtschaftsaktivität zwar langsamer zu als erwartet, aber sie blieb auf Wachstumskurs. Dazu kam ein gemessen an den Verbraucherpreisen geringer Inflationsdruck. Einziger Ausreißer in dem ansonsten recht positiven Bild war die Industrieproduktion, die im Juli bei einer etwas niedrigeren Auslastung stagnierte.

Der Dow-Jones-Index verlor 1,5 Prozent auf 15.112 Punkte. Der S&P-500 gab um 1,4 Prozent nach. Der Nasdaq-Composite büßte 1,7 Prozent ein. Das Umsatzvolumen war wieder lebhafter.

Markt rechnet mit Ende der Anleihe-Käufe

Am Anleihemarkt gaben die Notierungen ebenfalls kräftig nach. Die Rendite zehnjähriger Treasurys stand im späten Handel bei 2,77 Prozent. Bei 2,823 Prozent erreichte sie vorübergehend den höchsten Stand seit zwei Jahren. Am Markt setzt sich immer mehr die Überzeugung durch, dass die Fed ihre Anleihenkäufe schon ab September verringern wird.

Derzeit kauft die US-Notenbank jeden Monat Anleihen und Hypothekenpapiere für 85 Milliarden Dollar. Damit wollte sie die langfristigen Zinsen niedrig halten, um der Wirtschaft auf die Sprünge zu helfen. Trotz dieser Bemühungen sind die Zinsen in den zurückliegenden Monaten aber stetig gestiegen. Joseph LaVorgna, Chefvolkswirt bei der Deutschen Bank, hält es für sehr wahrscheinlich, dass die Rendite zehnjähriger Treasurys in den kommenden Monaten über 3 Prozent klettert.

Der US-Dollar profitierte nur vorübergehend von der Aussicht auf steigende Zinsen. Für einen Euro wurden zeitweise nur knapp über 1,32 Dollar gezahlt werden. Später erholte sich die Gemeinschaftswährung kräftig auf rund 1,3360 Dollar. Devisenhändler taten sich mit einer Erklärung schwer. Einige machten die Verluste an den US-Aktienmärkten für die Schwäche des Greenback verantwortlich. Anleger hätten Währungspositionen liquidieren müssen, um Verluste auf der Aktienseite ihrer Portfolios zu kompensieren, erklärte Masato Yanagiya, Leiter des Bereichs Devisen bei der Sumitomo Mitsui Bank in New York. Zwei andere Händler vermuteten Goldkäufe einer großen Bank hinter der Abwertung des Dollar. Diese habe entweder Wetten auf einen steigenden Dollar und einen sinkenden Goldpreis aufgelöst oder ganz einfach Dollar verkauft, um Gold zu kaufen.

Dazu passte, dass der Goldpreis nach anfänglichen Verlusten deutlich ins Plus drehte. Neben den Verlusten an den Aktienmärkten machten die blutigen Ausschreitungen in Ägypten das gelbe Edelmetall als sicheren Hafen begeht. Außerdem sei Gold nach dem jüngsten Preisrückgang billig, merkte ein Händler an. Die Feinunze verteuerte sich um zwei Prozent auf 1.360,90 Dollar. Im Sog des Goldes stieg der Preis für die Feinunze Silber um fünf Prozent auf 22,93 Dollar. Platin rückte um 1,8 Prozent auf 1.532,30 Dollar vor.

Cisco-Papiere sacken ab

Auch der Ölpreis wurde von der Lage in Ägypten gestützt, denn es gibt Befürchtungen, dass der Suezkanal geschlossen werden könnte und damit ein wichtiger Öltransportweg nicht mehr zur Verfügung stünde. Das Barrel Leichtöl der Sorte WTI stieg um 0,4 Prozent auf 107,33 Dollar. Der September-Kontrakt auf die europäische Referenzsorte Brent gewann an seinem letzten Handelstag 0,8 Prozent auf 111,11 Dollar. Der ab Freitag marktführende Oktober-Kontrakt auf Brent legte um 0,7 Prozent auf 109,60 Dollar zu.

An der Börse brachen Cisco-Aktien um 7,2 Prozent ein. Der Netzwerkausrüster hatte zwar in seinem Schlussquartal gut abgeschnitten, zeigte sich aber für die nahe Zukunft pessimistisch und will deshalb weltweit fünf Prozent seiner Belegschaft abauen. Auch Geschäftszahlen und Ausblick des Einzelhandelsgiganten Wal-Mart wurden mit Enttäuschung aufgenommen. Der Konzern klagt über die Konsumzurückhaltung seiner Kunden. Das ließ bei vielen Anlegern die Alarmglocken schrillen. Schließlich macht der Konsum 70 Prozent der US-Wirtschaft aus. Die Wal-Mart-Aktie verlor 2,6 Prozent.

Gesucht waren dagegen die Titel des Kosmetikkonzerns Estee Lauder, die um 3,4 Prozent zulegten. Das Unternehmen hatte seinen Gewinn im vierten Geschäftsquartal um 84 Prozent gesteigert.

Quelle: ntv.de, jwu/DJ

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