Marktberichte

Britischer Kinnhaken Wirkungstreffer zwingt Dax in die Knie

Die Notenbanken machen die Kurse - in beide Richtungen.

Die Notenbanken machen die Kurse - in beide Richtungen.

(Foto: picture alliance / dpa)

Überall Zins-Debatten: Die britische Notenbank steht offenbar kurz davor, die Zinsschraube wieder anzuziehen. Daraufhin flüchten Händler vom Parkett. Zuvor hatte EZB-Chef Draghi noch gelockt - mit der Aussicht auf billiges Geld.

Der deutsche Aktienmarkt hält sich lange Zeit in der Gewinnzone: Doch mit Öffnung der US-Börsen und Äußerungen der britischen Notenbank bricht abrupt die Erholung ab. In nicht einmal zwei Stunden verliert etwa der Dax mehr als 100 Punkte.

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Am Ende stoppt der Fall erst bei minus 1,6 Prozent. Mit 9510 Punkten hielt sich das Börsenbarometer knapp über der 9500er Marke. Der MDax verlor 0,3 Prozent auf 15.927 Stellen. Der TecDax erhöhte sich um 0,1 Prozent auf 1242 Zähler. Der Eurozonen-Leitindex Eurostoxx 50 gab 1,3 Prozent auf 3202 Punkte nach.

Der Chef der britische Noten, Mark Carney, sagte, die Zeit für eine Zinserhöhung rücke näher. "Das hört der Markt nicht gerne", sagt ein Teilnehmer. Die historisch einmalige Geldschwemme der Zentralbanken der vergangenen Jahre hat die Börsen in vielen Fällen auf neue Allzeithochs geführt.

"Wir bauen derzeit die überzogene Euphorie von heute morgen ab", sagte ein Börsianer zum Einbruch am Nachmittag. Das wiederholte Versprechen des EZB-Chefs Mario Draghi, der schwächelnden europäischen Konjunktur mit weiteren milliardenschweren Geldspritzen wieder auf die Beine zu helfen, hatte Spekulationen auf baldige Anleihekäufe der EZB genährt. "Die Halbwertzeit solcher Notenbank-Meldungen wird immer kürzer", fügte der Börsianer hinzu.

Euro geht in die Knie

Die Spekulationen über EZB-Aktionen drückte den Euro zeitweise auf ein Zwei-Jahres-Tief. Sollte der Kursrutsch des Euro anhalten, könnten die Gewinne europäischer Unternehmen um drei bis sechs Prozent steigen, sagen Analysten und Fondsmanager. Ein fallender Euro verbilligt Exporte außerhalb des Währungsraums.

Im Dax büßten die Werte auf breiter Front ein. Allen voran ermäßigten sich BASF um 3,7 Prozent ein. ThyssenKrupp verloren 2,8 Prozent. Infineon fielen 2,6 Prozent. Henkel sanken im Sog enttäuschender Quartalszahlen des US-Wettbewerbers HB Fuller 2,2 Prozent. Sowohl die Zahlen für das dritte Quartal wie auch die Prognose für das vierte Quartal seien hinter den Erwartungen zurückgeblieben, sagte ein Händler. Das belaste die Stimmung in der Branche. Henkel produziert neben  Waschmittel und Schönheitspflegeprodukten auch Klebstoffe.

Commerzbank hielten sich mit einem Minus von 0,3 Prozent besser. Finanzminister Wolfgang Schäuble glaubt nicht, dass die deutschen Geldhäuser bei den Stresstests für Europas Banken große Probleme haben werden. Das wären besonders für die Commerzbank gute Nachrichten. Im Plus schlossen einzig Fresenius Medical Care.

Kursrakete Aixtron

In der zweiten Reihe sackten Gerresheimer 6,1 Prozent ab. Salzgitter und Klöckner verbilligten sich um 3,8 und 2,5 Prozent. Fielmann sanken um 2,3 Prozent.

Gegen den Trend verteuerten sich Wacker Chemie um 3,0 Prozent. Gea stiegen nach einer Hochstufung durch Barclays 2,5 Prozent. Airbus erhöhten sich um 2,2 Prozent. Der Flugzeugbauer sieht den Markt für Zivilflugzeuge in den nächsten 20 Jahren auf ein Gesamtvolumen von 4,6 Billionen US-Dollar wachsen. Damit gab Airbus einen Ausblick, der etwas optimistischer ist als der des Vorjahres.

Im TecDax sprangen Aixtron 15,6 Prozent in die Höhe und halten so den Index im Plus. Der angeschlagene LED-Ausrüster erhielt einen Großauftrag aus China. Damit habe der Spezialmaschinenbauer die Voraussetzungen für ein ordentliches Umsatzwachstum im nächsten Jahr geschaffen, sagte Analyst Fabian Süßenguth von der Landesbank Baden-Württemberg. Dies ist für Aixtron der größte Auftrag in der Unternehmensgeschichte.

Wirecard verteuern sich um 1,8 Prozent. Die Titel profitieren laut einem Händler von positiv aufgenommenen Präsentationen des Bezahldienstleisters in München, wo anlässlich des Oktoberfestes wieder Investorentreffen stattfinden. "Vor allem hilft wohl, dass Berenberg die Aktie nach hohen Kursverlusten als Gelegenheit zum Nachkaufen empfiehlt", sagt ein Händler. Dialog Semiconductor erhöhten sich 0,4 Prozent an. Hier wirkt die Zuversicht des Halbleiterherstellers Jabil Circuit. Beide Firmen beliefern Apple.

Quelle: ntv.de, kst/jwu/DJ

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