Marktberichte

Abkühlung nach Post-Brexit-Rally Experten rechnen Verschnaufpause beim Dax

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Das Aufwärtspotenzial des deutschen Aktienmarktes könnte nach den jüngsten Kursgewinnen zunächst aufgezehrt sein. Allerdings steht der Höhepunkt der Berichtssaison an. Und die hat schon einige positive Überraschungen gebracht.

Trotz des Kurssprungs am Freitag sollten Anleger eine baldige Abkühlung des deutschen Aktienmarktes in Betracht ziehen. Denn nachdem der Leitindex Dax inzwischen seine Verluste nach dem Brexit-Votum komplett wettgemacht hat, stehen die Zeichen Experten zufolge eher auf Verschnaufpause.

Aktien hätten zuletzt etwas an Schwung verloren, schrieb Analyst Markus Reinwand von der Landesbank Helaba. Zudem zähle der August im langjährigen Durchschnitt grundsätzlich zu den schwächsten Börsenmonaten im Jahr. Ein starker US-Arbeitsmarktbericht hatte den Dax am Freitag angetrieben. Er schloss mit einem Gewinn von 1,36 Prozent auf 10 367,21 Punkte. Damit schaffte das Börsenbarometer trotz des Durchhängers am Dienstag noch ein Wochenplus von 0,29 Prozent.

Das allgemein positive Umfeld für den Aktienmarkt dürfte allerdings noch länger anhalten. In Europa ist seitens der EZB kein Ende der Liquiditätsschwemme in Sicht. Ganz zu schweigen von Großbritannien, wo die Bank of England gerade erst angefangen hat, die großen Geschütze aufzufahren.

Ölpreis sollte Berichtssaison nicht stören

Auch der zuletzt wieder als Bedrohung empfundene WTI-Ölpreis zeigt sich wieder in gemäßigten Bahnen über der 40-Dollar-Marke. Man erinnerte sich hier noch unangenehm an die Zeit von Winter bis Frühjahr, als die Aktien-Indizes quasi jeden Tick des Ölpreises nachvollzogen und sämtliche anderen Informationen ignorierten. Diese Gefahr dürfte aber nicht gegeben sein, solange das Öl zumindest die aktuellen Niveaus verteidigt. Als wichtiger Indikator hierfür werden die US-Rohöllagerbestände in der kommenden Woche gesehen.

Rohöl (Brent)
Rohöl (Brent) 89,14

Ohne Störungen vom Ölpreis und dem ihm folgenden Wellenschlag durch die Märkte können sich Anleger weiter auf die Berichtsaison konzentrieren. Sie erreicht in der kommenden Woche ihren letzten Höhepunkt. Im Dax berichten Henkel, Thyssenkrupp, Munich Re und Deutsche Telekom. Besonders im Blick stehen die beiden Versorger RWE und Eon. Im Max und anderen Nebenwerte-Indizes legt eine Fülle von Unternehmen Daten vor. Unter anderem Lanxess, Salzgitter, Schaeffler, K+S, Talanx und United Internet. Der Branchenschwerpunkt liegt diesmal auf den Immobilienunternehmen.

Anleger dürfen auf überwiegend gute Daten hoffen, denn die Berichtsaison in Europa ist besser als erwartet verlaufen. Wie eine Auswertung der Deutschen Bank zeigt, sind die niedrigen Erwartungen gut übertroffen worden. Rund 65 Prozent der Unternehmen im europaweiten Stoxx-600-Index hätten bislang ihre Ergebnisse vorgelegt. Der Gewinn je Aktie habe im Schnitt um 7,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr gefallen, allerdings hatten die Befürchtungen bei bis zu minus 21 Prozent gelegen.

Immobilienbranche: Boom oder Blase

Einen Anstieg beim Gewinn konnten sogar die Branchen der Industrie- und Autowerte vorweisen. Stark negativ habe sich nur der Ergebnisbeitrag der Energie- und Finanzwerte ausgewirkt. Denn ohne diese beiden Sektoren wäre der Gewinn im Stoxx-600 sogar um 3,8 Prozent gestiegen. Auch die Anzahl positiver Überraschungen heben die Analysten hervor: Sie seien von rund 22 Prozent der Unternehmen erzielt worden, was deutlich über dem langfristigen Durchschnitt von 11 Prozent liege. 

Einen Schwerpunkt unter den Berichts-Branchen stellen kommende Woche die deutschen Immobilienwerte. Hier legen zahlreiche Unternehmen ihre Daten vor, unter anderem Alstria, Deutsche Wohnen, Patrizia, Hamborner, TLG, LEG, TAG und Adler Real Estate. Die Analysten der Commerzbank dürften hier genau auf Zahlen und Ausblicke achten. Denn sie warnen nun davor, dass der Immobilien-Boom in Deutschland immer mehr die Züge einer Blase annimmt.

Die Häuserpreise würden sich mehr und mehr von den Fundamentalfaktoren abkoppeln, heißt es. An der Triebfeder, der expansiven Geldpolitik der EZB, dürfte sich zwar so schnell nichts ändern. Aber die Hypothekenzinsen dürften kaum noch weiter fallen; und die Erfahrung aus den USA lehre, dass damit mittelfristig die Gefahr einer deutlichen Korrektur zunimmt.

Quelle: ntv.de, mbo/DJ/dpa

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