Marktberichte

Schwacher Wochenstart in den USA Es läuft nicht rund beim Dax

"Es steht noch einiges an": An der New Yorker Wall Street und im Dax müssen sich Anleger auf eine turbulente Handelswoche einstellen.

"Es steht noch einiges an": An der New Yorker Wall Street und im Dax müssen sich Anleger auf eine turbulente Handelswoche einstellen.

(Foto: AP)

Am Freitag klettert der Dax fast 170 Punkte. Am Montag kann der Leitindex daran nicht anknüpfen, er reißt stattdessen sogar die 10.500er Marke. n-tv-Börsenexpertin Marggraf sagt eine "turbulente" Woche voraus.

n-tv-Börsenexpertin Sabrina Marggraf hat am Morgen eine "turbulente" Handelswoche vorhergesagt - und der Montag gibt ihr bereits recht: Der Börsenleitindex Dax wies eine Handelsspanne von 85 Punkten auf, er lag nur minimal im Plus, fiel im Tagestief aber unter die psychologisch wichtige 10.500er Marke. Auch positive Quartalszahlen aus den USA sowie eine zu Beginn verhalten positive Wall Street konnten daran nichts ändern. "Es steht noch einiges an", sagte Marggraf und verwies auf die Sitzung des Rates der Europäischen Zentralbank (EZB) am Donnerstag und den "kleinen Verfall" am Freitag.

Der Dax verabschiedete sich mit einem Abschlag von 0,7 Prozent und 10.504 Punkten aus dem Handel. In der Vorwoche war es auf- und abwärts gegangen, am Freitag stand dann ein Tagesgewinn von fast 170 Zählern in den Handelsbüchern. Der MDax verlor 0,4 Prozent auf 21.235 Stellen. Der TecDax büßte 0,8 Prozent auf 1763 Punkte ein.

Nachdem am Freitag die US-Banken überraschend gute Quartalsberichte veröffentlicht hatten, setzte sich dieser Trend fort: Bank of America schlugen die Analystenprognosen. Die Titel legten zu. Nach US-Börsenschluss wollten das IT-Schwergewicht IBM und der Streamingdienst Netflix noch ihre Geschäftsausweise veröffentlichen.

Daneben köchelte auch die US-Zinsdebatte weiter: Der Präsident der Federal Reserve Bank of Boston, Eric Rosengren, ist bereit, mit einer möglichen US-Leitzinserhöhung bis zum Dezember-Treffen zu warten. Das hieße auch, die Fed-Funds-Zielrate bei der nächsten Sitzung des Offenmarktausschusses (FOMC) Anfang November zu bestätigen. Der Geldpolitiker, der bei der Zinsentscheidung im September für höhere Zinsen gestimmt hatte, dabei aber von der Mehrheit des FOMC überstimmt worden war, sagte dem "Wall Street Journal", er könne gut damit leben, wenn die Fed unmittelbar von den US-Präsidentschaftswahlen am 8. November auf geldpolitische Aktionen verzichte und mit dem nächsten Schritt bis Jahresende warte.

Wall Street: Schwacher Wochenstart

Zweifel am konjunkturellen Aufschwung in den USA halten die Kurse an der Wall Street am Boden. Der Dow-Jones-Index gibt bis zum Abend 0,29 Prozent auf 18.086 Punkte nach. Der breiter gefasste S&P-500 schließt 0,30 Prozent im Minus bei 2126 Punkten. An der Nasdaq verabschiedet sich der Composite-Index 0,27 Prozent tiefer bei 5199 Punkten aus dem Montagshandel.

Zu Wochenbeginn seien die Anleger an der Wall Street auf der Suche nach Sicherheit, hieß es aus New York. Nachgebende Ölpreise, schwache Konjunkturdaten und die Aussicht auf höhere Zinsen ließ viele Investoren verzagen und führte die Indizes ins Minus. Auch die Sorge um eine schwache Bilanzsaison drückte, obwohl am Berichtstag Bank of America (BoA) gute Geschäftszahlen vorlegte.

"Es mehren sich Anzeichen, dass der Markt Schwierigkeiten hat, sich auf den aktuellen Niveaus zu halten", warnte Marktanalyst Craig Erlam von Oanda. "Die Bewertungen sind sehr hoch", ergänzte Mark Grant von Southwest Securities, der zudem darauf verwies, dass die Unternehmensgewinne in der angelaufenen Bilanzsaison rückläufig sein dürften.

Die Zins-Debatte bleibt in New York im Vordergrund: US-Notenbankchefin Janet Yellen hatte am Freitag erklärt, die Finanzkrise 2008/2009 habe gezeigt, dass die Fed künftig stärker beim Ankurbeln der Wirtschaft gefordert sein werde, um ein Ausschöpfen des wirtschaftlichen Potenzials sicherzustellen.

Neue Konjunkturdaten gaben den Börsianern keine Hinweise auf die künftige Geldpolitik. Das Konjunkturbarometer der New Yorker Fed für das verarbeitende Gewerbe im Oktober enttäuschte mit einem Minus von 6,80 Punkten. Die Industrieproduktion stieg im September nur leichte 0,1 Prozent. Ökonomen hatten mit 0,2 Prozent gerechnet. Die Kapazitätsauslastung war mit 75,4 Prozent ebenfalls einen Tick niedriger als erwartet.

Unter den Einzelwerten standen Bank of America im Vordergrund. Das Geldhaus profitierte vom gut laufenden Anleihehandel und steigerte erstmals seit drei Quartalen seinen Gewinn. Die Aktien legten 0,3 Prozent zu. Die Bank konnte im dritten Quartal trotz der anhaltend niedrigen Zinsen überraschend mehr verdienen als erwartet. Das zweitgrößte US-Finanzinstitut nach Vermögenswerten lieferte auch auf der Einnahmenseite mehr, als Analysten ihr zugetraut hatten.

Der Spielzeughersteller Hasbro machte mit seinem Quartalsbericht den Anlegern Freude: Die Titel kletterten gut 7,4 Prozent ins Plus. Der US-Spielzeughersteller versetzte Analysten mit überraschend starken Geschäftszahlen zum dritten Quartal in Erstaunen. Umsatz und Ergebnis stiegen deutlich stärker an als erwartet, allein im Kooperationsgeschäft kletterte der Umsatz um 19 Prozent.

Die Aktien von Tesla Motors sanken um 1,3 Prozent. Tesla-Chef Elon Musk hat eine Produktvorstellung des Elektroautomobilherstellers von Montag auf Mittwoch verschoben. Er benötige noch ein paar Tage für die Verfeinerung, twitterte Musk.

Der Chef des US-Baumaschinenherstellers Caterpillar, Doug Oberhelman, geht im März des kommenden Jahres in den Ruhestand. Nachfolger in der Rolle des CEO soll schon ab Januar Jim Umpleby werden. Umpleby arbeitet schon seit Jahren für Caterpillar und führt derzeit die Energie- und Transportsparte. Oberhelman hatte ganz auf die Expansion im Minensektor gesetzt. Das stellte sich mit dem Niedergang des Rohstoffgeschäfts aber als eine riskante Wette heraus. Der Konzern leidet deshalb seit vier Jahren unter fallenden Umsätzen. Der Kurs gab 0,4 Prozent nach.

Am globalen Rentenmarkt sanken die Notierungen zum Teil auf Mehrmonatstiefs. Zehnjährige US-Staatsanleihen legten dagegen zu, die Rendite sank um 3 Basispunkte auf 1,76 Prozent. Teilnehmer sagten, nach dem zweiwöchigen Ausverkauf hätten Investoren die gestiegenen Renditen zum Einstieg genutzt. Allerdings vermuten Experten, dass der Verkaufsdruck wieder zunehmen könnte.

Dax: Banken und Versorger

Bei den Einzelwerten schauten die Anleger zunächst auf Banken und Versorger, dann auf BASF. Commerzbank profitierten von einem Bericht der "Euro am Sonntag", wonach das Geschäft mit ETFs möglicherweise an die Börse gebracht werden soll. Die Bank hatte vor einigen Tagen bereits gesagt, sich davon trennen zu wollen. Commerzbank stiegen 0,4 Prozent, Deutsche Bank schlossen nahezu unverändert.

Bei der Deutschen Bank kamen die Verhandlungen über Milliardenstrafzahlungen in den USA offenbar voran. Das Finanzinstitut sei wohl bereit, einen Teil des US-Geschäfts zu opfern, um die Strafe zu reduzieren. hieß es. Bisher ging es um knapp 14 Milliarden Dollar. Das entspricht einem Großteil des derzeitigen Börsenwerts und hatte deshalb für Spekulationen über Staatshilfen und einen Kursrutsch gesorgt. "Die Stimmung ist weiterhin nervös", kommentierte n-tv Börsenexpertin Marggraf.

Explosion bei BASF

Am Nachmittag drängte sich dann ein Vorfall bei BASF in Ludwigshafen bei den Anlegern in den Vordergrund. Eine Explosion und ein Feuer forderten mindestens ein Todesopfer. Die Papiere gaben rund 1 Prozent nach.

Politik macht Kurse

Für VW-Titel ging es 0,6 Prozent abwärts. Hier sahen Marktteilnehmer einen Grund in einem Medienbericht, wonach die Bundesregierung die Möglichkeit von Sammelklagen wegen des Abgasskandals verhindert haben soll. In den USA muss Volkswagen nach Klagen von Verbrauchern und Behörden wohl eine zweistellige Milliardensumme zahlen.

Die deutschen Versorger litten dagegen unter Gewinnmitnahmen. Zum Wochenausklang waren die Entwürfe zum Atomkompromiss bekannt geworden und hatten sich als Kurstreiber für die Titel erwiesen. Die Pläne sehen vor, dass die vier Versorger 23,6 Milliarden Euro plus Zinsen zahlen sollen. RWE schlossen 0,5 Prozent im Minus, Eon 2 Prozent im Minus. 

Für Continental ging es 0,1 Prozent nach oben. Händler sahen hier jedoch nicht den Grund in der Übernahme von Oberflächenspezialist Konrad Hornschuch AG. Sie sei mit einem Umsatz von rund 410 Millionen Euro zu klein. Für Conti ist die Übernahme recht ungewöhnlich, da der Konzern zuletzt vor allem im Technologiebereich zukaufte. Conti stärkt mit Hornschuch das Geschäft der Marke Benecke-Kaliko, bei der Tür- und Seitenverkleidungen, Sitzbezüge und anderes für die Autoindustrie hergestellt werden.

MDax: Syrien-Politik als Belastungsfaktor

Bei den Nebenwerten legten Airbus 0,5 Prozent zu. Der Flugzeugbauer will den US-Konkurrenten Boeing bei den Auslieferungen 2020 wieder überholen. Das solle durch den Ausbau der Produktion des neuen Langstreckenjets A350 und des Mittelstreckenflugzeugs A320neo gelingen, kündigte der Chef der Airbus-Flugzeugsparte, Fabrice Bregier,  gegenüber der "Welt" an. Dabei zeigte er sich zuversichtlich, in diesem Jahr 50 A350 auszuliefern. Bis Ende September waren es lediglich 26. Das sei ambitioniert, aber machbar, so Bregier.

Vor dem Hintergrund weiterer möglicher Sanktionen gegen Russland standen Metro im Blick und büßten rund 1 Prozent ein. Sie gehören zu den Unternehmen, die stärker unter Umsatzeinbußen als andere leiden, wenn Sanktionen gegen ihre Handelspartner verhängt werden, wie es von Marktteilnehmerseite hieß. Nach Angaben der USA und Großbritanniens werden weitere Sanktionen gegen Syrien und seinen Verbündeten Russland erwogen, wegen der Belagerung des Ostens der umkämpften Stadt Aleppo.

Rheinmetall zogen 0,6 Prozent zu, nachdem die Londoner "Times" von einem möglichen 3-Milliarden-Pfund-Auftrag berichtet hatte. Das britische Verteidigungsministerium erwäge den Kauf von 800 gepanzerten Fahrzeugen, hieß es dort. Das Geschäft solle schnell vonstattengehen, da das Ministerium eine zukünftige Verteuerung über das schwächer werdende Pfund befürchtet.

SDax: Neuling startet

In den SDax stiegen Rocket Internet auf. Das Unternehmen mit diversen Internetbeteiligungen ersetzte die durch Übernahme herausgefallene Chorus Clean Energy. Rocket-Aktien gaben 0,6 Prozent nach.

Rohstoffe: Ölpreis gibt nach

Der Ölpreis drehte nach anfänglich uneinheitlicher Tendenz deutlich ins Minus. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent kostete am Abend 51,51 Dollar. Das waren 0,8 Prozent weniger als am Freitag. Der Preis für ein Fass der amerikanischen Sorte WTI sank 0,8 Prozent auf 49,78 Dollar.

Starke Impulse blieben zum Wochenstart aus. Etwas Preisdruck übten Zahlen aus den USA aus: Der Dienstleister Baker Hughes hatte am Freitagabend einen weiteren Anstieg bei der Anzahl der aktiven US-Bohrlöcher gemeldet. Die Tendenz der Vorwochen setzte sich damit fort. Fachleute argumentierten, dass der Ölpreisanstieg der vergangenen Wochen das in den USA weit verbreitete Fracking wieder lukrativer macht. Diese Entwicklung steht dem Bestreben des Rohölkartells Opec entgegen, die Förderung zwecks Preiskontrolle zu verringern.

Devisen: Euro kämpft, Yuan fällt

Der Euro versuchte, die 1,10 Dollar zurückzuerobern. Die Gemeinschaftswährung kostete am Abend 1,0996 Dollar und damit etwa 0,2 Prozent mehr als noch am späten Freitagabend. Zum Wochenausklang war der Euro erstmals seit Ende Juli unter 1,10 Dollar gefallen. Die (EZB setzte den Referenzkurs am Montagmittag auf 1,0994 Dollar fest nach noch 1,1002 Dollar am Freitag.

Die Aussicht auf eine baldige US-Zinserhöhung hilft weiterhin dem Dollar. Dabei markierte der Greenback zur chinesischen Währung mit 6,7345 Yuan ein Sechsjahreshoch. Börsianer warnten allerdings, dass eine weitere größere Aufwertung des Dollar nicht zu erwarten sei. Die chinesische Notenbank werde voraussichtlich ab einem Kurs von etwa 6,7350 Yuan mit Stützungskäufen beginnen. Der Yuan ist nicht frei handelbar.

Asien: Kursrutsch bei Tepco

Ohne einheitliche Tendenz zeigten sich die Börsen in Ostasien und Australien zum Wochenauftakt. Moderaten Kursverlusten in Hongkong, Sydney und Tokio standen kleine Gewinne in Schanghai und Seoul gegenüber. Der Nikkei-Index schloss 0,2 Prozent leichter. Der MSCI-Index für die Region Asien/Pazifik unter Ausschluss Japans fiel 0,6 Prozent.

Die Akteure warteten auf neue Impulse, wobei weiter die mehrheitlich noch in diesem Jahr erwartete Leitzinserhöhung in den USA die entscheidende Rolle spiele, hieß es. "Die meisten Anleger sind weiter zurückhaltend und warten auf neue Wirtschaftsdaten", sagte Research-Experte Castor Pang von Core Pacific-Yamaichi International.

In Tokio kam anfänglichem Rückenwind von gut ausgefallenen Ergebnissen der US-Banken am Freitag eine Schwäche von Aktien aus der Atomenergiebranche etwas in die Quere. Nachdem aus einer Regionalwahl ein ausgewiesener Atomkraftgegner als Sieger hervorging, standen besonders Tepco mit einem Minus von rund 8 Prozent unter Druck.

Quelle: ntv.de, bad/DJ/rts/dpa

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