Marktberichte

Rekordjagd vor EZB-Termin Dax knackt erstmals 10.300-Punkte-Marke

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(Foto: picture alliance / dpa)

Die Nerven der Anleger liegen einen Tag vor dem wichtigen EZB-Termin blank: Eine Nachricht zum erwarteten Anleihenkaufprogramm lässt den Index erst heftig schwanken und dann nach oben rasen. Am Ende prangt ein neuer Rekordstand auf der Kurstafel.

Spekulationen auf ein mögliches Ankaufprogramm für Staatsanleihen durch die Europäische Zentralbank (EZB) haben am Mittwochnachmittag heftige Kursschwankungen am deutschen Aktienmarkt ausgelöst. Das "Wall Street Journal" berichtete, der EZB-Rat plane Anleihekäufe von 50 Milliarden Euro monatlich über mindestens ein Jahr. Der Dax drehte zunächst ins Plus, anschließend fiel er aber wieder ins Minus zurück.

Danach holte der deutsche Leitindex dann nochmal richtig Schwung - und stieg - wie bereits in den Handelstagen zuvor - auf ein neues Rekordhoch bei 10.312 Punkten. Schlusskurs: 10.299 Zähler, was ein Plus von 0,4 Prozent bedeutet.

Auch der Nebenwerte-Index MDax war wieder erfolgreich auf Rekordjagd und stellte bei 18.022 Punkten eine neue Allzeit-Bestmarke auf - am Ende schloss er nur hauchzart darunter, was einem Zuwachs von 0,4 Prozent entspricht. Der TecDax hingegen ließ um 0,3 Prozent nach auf 1452 Punkte, der Euro-Stoxx-50 gewann 0,6 Prozent auf 3265 Zähler.

Die Kapriolen zeigten: Die Anleger blickten gespannt auf die EZB, von der am morgigen Donnerstag die Ankündigung der Staatsanleihekäufe erwartet wird. Die Geldflut der Notenbanken gilt seit Jahren als wichtigster Treibstoff für die Aktienmärkte.

Dax könnte weiter "überschießen"

Michael Riesner, Marktanalyst der UBS, meint, der Dax könnte bis in die kommende Woche hinein weiter "überschießen", vermutlich Richtung 10.600, möglicherweise sogar Richtung 11.000 Punkte. Für die Wochen danach rechnet der Marktanalyst an den Märkten aber mit einer starken Korrektur, ausgehend von den US-Vorgaben.

Was gab es sonst für börsenrelevante Nachrichten? Bei den Konjunkturdaten standen aus den USA die Wohnbaubeginne an, die eine positive Entwicklung zeigten, aber kaum Einfluss auf die Kurse hatten. Aus Großbritannien wurde am Morgen zudem ein leichter Rückgang der Arbeitslosenzahl gemeldet: Die nach der Methode der Internationale Arbeitsorganisation errechnete Quote sank von 6,0 auf 5,8 Prozent im Durchschnitt der Monate von September bis November. Ökonomen hatten eine Quote von 5,9 Prozent erwartet.

Draghis Geldflut

An den Finanzmärkten gilt es als ausgemachte Sache, dass die EZB am Donnerstag ein milliardenschweres Kaufprogramm für Staatsanleihen nach dem Vorbild der US-Notenbank Fed auf den Weg bringen wird. Wie das Programm aussehen wird, ist noch unklar. Es wird aber über ein Volumen von 500 Milliarden bis zu einer Billion Euro spekuliert. Banken könnten dann ihre Bonds abstoßen und die verfügbaren Mittel stärker für neue Darlehen verwenden. Das soll das Wachstum in der Eurozone ankurbeln und die Inflation anheizen.

Die Vorgaben aus Übersee waren gut, aber nicht berrauschend: An der Wall Street hatten die US-Indizes nach Börsenschluss in Deutschland ihre Verluste wettgemacht. Der Dow Jones beendete die Sitzung fast unverändert, während der Nasdaq 0,4 Prozent gewann. Der S&P500 stieg um 0,2 Prozent. In Tokio gab der Nikkei-Index um 0,5 Prozent auf 17.280 Zähler nach. Der chinesische Shanghai Composite stieg um 4,7 Prozent auf 3323 Punkte.

FMC und Heidelberg mit Abschlägen

Bei den Einzelwerten standen am Ende K+S ganz oben und legten um 3,5 Prozent zu. Gestern hatten das Analysehaus Warburg Research, die Equinet Bank und Barclays das Kurziel der Aktie jeweils angehoben - auf Werte zwischen 28 und 33 Euro.

Ebenfalls weit oben fanden sich Continental wieder, die 1,4 Prozent gewannen - das Papier hat damit in den vergangenen drei Monaten fast 30 Prozent zugelegt. Lufthansa und Commerzbank lagen mit einem Plus von 2,0 und 1,6 Prozent auf den Plätzen drei und vier.

FMC verloren nach einer Herunterstufung durch Barclays 2,3 Prozent und landeten ganz hinten im Dax. Heidelbergcement büßten nach einer Herunterstufung auf "Underperform" durch BNP Paribas 2,4 Prozent ein. RWE verloren 1,1 Prozent.

Auch zu Lanxess gab es einen negativen Analysten-Kommentar: Die Analysten der DZ Bank hatten ihre Kaufempfehlung für die Aktien gekippt und ihren Kunden den Verkauf empfohlen. Zugleich senkten sie das Kursziel auf 30 von 45 Euro. Die Neuausrichtung von Lanxess brauche Zeit, begründete DZ-Bank-Analyst Peter Spengler in einem Kurzkommentar seine Entscheidung. Die Aktie stieg dennoch um 1,2 Prozent.

Aurubis-Aktie erholt sich nach Kupferpreis-Schock

Im MDax verbuchten Osram solide Gewinne. Die im Nebenwerte-Index MDax gelisteten Aktien des Leuchtmittel-Anbieters stiegen im Laufe des Vormittags um bis zu 6,2 Prozent auf ein Neun-Monats-Hoch von 41,35 Euro und legten am Ende 1,1 Prozent zu. Sie hatten am Vortag bereits 4,2 Prozent gewonnen, nachdem Medien berichtet hatten, das Finanzinvestoren an der Beleuchtungssparte des niederländische Konzerns Philips interessiert seien.

Noch weiter oben im MDax standen die Papiere des Kupferproduzenten Aurubis, die 1,3 Prozent zulegten. Aurubis waren durch einen plötzlichen Preisverfall beim Kupfer in der vergangenen Woche kurzzeitig eingebrochen, nähern sich nun aber wieder dem Niveau von vor dem Absturz und schlossen bei 46,16 Euro.

Absoluter MDax-Spitzenreiter waren jedoch Metro mit einem Aufschlag von 3,1 Prozent. Auf Platz zwei und drei kamen Tui und Südzucker, die jeweils 1,5 Prozent zulegten.

Im TecDax standen United Internet mit einem Verlust von 1,9 Prozent und Freenet (minus 1,5 Prozent) stärker unter Druck, belastet von Verkaufsempfehlungen der Citigroup.

Quelle: ntv.de, kst/bdk/rts/DJ

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