Marktberichte

Ruhiger Ausklang an der Wall Street EZB-Fantasien schieben Dax weiter an

Nach anfänglichen Schwankungen ging es ab Nachmittag kontinuierlich nach oben mit dem Dax.

Nach anfänglichen Schwankungen ging es ab Nachmittag kontinuierlich nach oben mit dem Dax.

(Foto: REUTERS)

Keine gewaltigen Sprünge macht der Dax zum Wochenausklang, legt aber den vierten Tag in Folge zu. Fantasien zu geldpolitischen Lockerungen beflügeln die Kurse. Nach und nach wird die vom Brexit-Crash hinterlassene Scharte ausgewetzt.

Wieder ein Stück seiner Post-Brexit-Verluste hat der deutsche Leitindex Dax am letzten Handelstag der Woche wettgemacht - und sich gleichzeitig mit einem ordentlichen Plus ins Wochenende verabschiedet. Der Dax schloss mit einem Aufschlag von 1,0 Prozent auf 9776 Punkten, nachdem er kurz zuvor sein Tageshoch bei 9806 Punkten markiert hatte. Es war gleichzeitig der vierte Gewinntag in Folge.

Dax
DAX 17.737,36

Die Erwartung bald anstehender geldpolitischer Lockerungen stützten. Spekulationen auf weitere Geldspritzen der europäischen Notenbanken stützen den Markt. "Mark Carney hat mindestens eine Zinssenkung angedeutet", schrieben die Analysten der ANZ Bank in einem Kommentar. Der britische Notenbankchef hatte am Donnerstagnachmittag gesagt, zur Abfederung der wirtschaftlichen Folgen des Brexit könne "eine Lockerung der Geldpolitik im Sommer" notwendig werden.

Börsianer rechnen damit, dass auch die Europäische Zentralbank (EZB) noch einmal nachlegt, um die heimische Konjunktur anzukurbeln. Die Frankfurter Währungshüter kaufen bislang Staatsanleihen im Volumen von 80 Milliarden Euro monatlich auf. An den Anleihemärkten der Peripherie der Eurozone ging es mit den Renditen überwiegend weiter leicht nach unten.

Im Blick stand zudem der Bankensektor. Die Europäische Kommission erlaubte Italien die Unterstützung seiner Banken. Ein EU-Vertreter sagte, das Stützungsprogramm beinhalte bis zu 150 Milliarden Euro an Staatsgarantien.

Besonders heraus stachen im Dax die Aktien von Volkswagen. Grund war wohl die im Rahmen des Diesel-Skandals erfolgte Einigung in den USA zu 2,0-Liter-Motoren und eine möglicherweise besser als erhofft ausfallende für 3,0-Liter-Motoren. Der Markt habe bei Letzterer die Möglichkeit einkalkuliert, dass für über 80.000 Fahrzeuge nochmals Kosten von über drei Milliarden Dollar anfallen könnten, sagte ein Händler. Tatsächlich habe man nun aber den Eindruck, dass die Lösung dieses Problems weit weniger kompliziert als befürchtet sei. "Das weckt natürlich die Hoffnung, dass es ohne große Strafzahlungen ausgehen könnte", so der Händler.

Die Blicke der Anleger waren auch auf Konjunkturdaten gerichtet. In der Eurozone fiel der Einkaufsmanagerindex für die Industrie etwas besser aus als erwartet. Am Nachmittag standen in den USA vor dem langen Wochenende ebenfalls Einkaufsmanagerindizes auf der Agenda. Der besser als erwartet ausgefallene ISM-Index für das Verarbeitende US-Gewerbe stützte die Märkte etwas.

Frankfurt: Autoaktien dominieren den Dax

VW Vorzüge
VW Vorzüge 121,20

Der Dax schloss am Ende mit einem Plus von 1,0 Prozent auf 9776 Punkten. Für den MDax ging es 1,3 Prozent nach oben auf 20.105 Zähler. Beim TecDax zeigte sich ein Plus von 1,2 Prozent auf 1621 Punkte. Der Euro-Stoxx-50 legte 0,6 Prozent zu auf 2882 Stellen.

Zu den größten Gewinnern im Dax gehörten die Autowerte: Volkswagen verbesserten sich um 4,9 Prozent. "Der Brexit-Einbruch hatte die US-Einigung mit den 2,0-Liter-Motoren vollkommen überlagert", sagte ein Händler. Die Aktie beginne daher, ihre Verluste wieder wettzumachen. "Hier gibt es auch für kurzfristige Trader ein hohes Kurspotenzial, weil wir vor dem Brexit-Freitag über 125 Euro waren und jetzt nur noch bei 112 Euro sind", so der Händler weiter. Zulieferer Continental legte 3,4 Prozent zu, BMW stiegen 3,0 Prozent und Daimler 2,3 Prozent.

Größter Gewinner im Dax waren Thyssenkrupp mit einem Plus von 5,6 Prozent. Schlusslicht im Dax waren Prosiebensat.1 mit einem Minus von 2,6 Prozent, allerdings kam hier der Dividendenabschlag von 1,80 Euro zum Tragen.

Im MDax waren Hugo Boss nach einem kritischen Analystenkommentar mit minus 1,4 Prozent Schlusslicht. Zu den Gewinnern im TecDax gehörten United Internet mit einem Kursplus von 2,9 Prozent. Der Internet-Anbieter will bis zu fünf Millionen eigene Aktien zurückkaufen.

USA: Wall Street tritt auf der Stelle

An der Wall Street macht sich nach einer turbulenten Handelswoche Entspannung breit. Am Ende recihte es zu einem kleinen Plus. Der Dow-Jones-Index stieg um 0,1 Prozent auf 17.948 Punkte. Der breiter gefasste S&P legte um 0,2 Prozent auf 2103 Stellen zu. Der Index der Technologiebörse Nasdaq gewann 0,4 Prozent auf 4863 Zähler. Ermutigende Konjunkturdaten sorgten für die kleinen Gewinne. "Die positive Wirtschaftsentwicklung in den Vereinigten Staaten war und ist weiter ein Sonnenstrahl", sagte Anlagestratege Daniel Kern vom Beratungshaus TFC Financial Management.

Viele Anleger gönnten sich allerdings eine Atempause, nachdem sie an den vergangenen Tagen den Schock des Brexit-Votums hinter sich gelassen hatten. Ihnen winkte ein verlängertes Wochenende, da die Märkte am Montag wegen des US-Unabhängigkeitstages geschlossen bleiben. "Alle sind schon am Strand", sagte Anlagestratege Brad McMillan vom Handelshaus Commonwealth Financial.

An der Wall Street startete Harley Davidson durch. Die Aktien des Motorradherstellers schossen fast 20 Prozent in die Höhe. Hintergrund waren Spekulationen, das Unternehmen könnte zu einem Übernahmeziel werden. Unter Druck gerieten hingegen die Micron-Papiere, die  9,1 Prozent einbrachen. Der Chipkonzern sieht sich wegen einer anhaltenden Marktschwäche zum Abbau von 2400 Stellen gezwungen.

Das Augenmerk der Investoren richtete sich auch auf den Elektroauto-Pionier Tesla, dessen Papiere nach anfänglichen Kursverlusten mit einem Plus von fast zwei Prozent schlossen. Die Verkehrsaufsicht untersucht einen tödlichen Unfall mit einem Tesla-Wagen, bei dem der Autopilot eingeschaltet war. Der Vorfall dürfte in der Autobranche für Unruhe sorgen, denn zahlreiche Hersteller setzen für die Zukunft auf das sogenannte autonome Fahren.

Asien: Nikkei legt weiter zu

Nikkei
Nikkei 37.068,35

Die asiatischen Börsen haben ihre Erholung vom Brexit-Schock vor einer Woche fortgesetzt. Die Furcht, dass das überraschende Votum der Briten für einen EU-Austritt zu einer globalen Finanz- und Wirtschaftskrise führen könnte, sei etwas abgeebbt, sagten Händler. Die Nervosität werde aber wohl noch anhalten. In Tokio ging der Leitindex Nikkei mit einem Plus von 0,7 Prozent auf 15.682 Punkte aus der Handelswoche. Ein wieder sinkender Yen gab Exportwerten Auftrieb.

Die Anteilsscheine von Toyota gewannen gut ein Prozent. Der breiter gefasste Topix-Index stieg um 0,7 Prozent auf 1254 Punkte. Der MSCI-Index für asiatische Aktien außerhalb Japans notierte 0,4 Prozent höher. Damit hat er fast komplett die Verluste wettgemacht, die er infolge des Brexit-Votums erlitten hatte.

Auch am südkoreanischen Markt in Seoul und an der chinesischen Börse in Shanghai ging es leicht aufwärts. In China gab es allerdings auch negative Impulse von neu veröffentlichten Konjunkturdaten. Der offizielle Einkaufsmanager-Index deutete darauf hin, dass die Industrie in der größten Volkswirtschaft Asiens im Juni wieder stärker ins Stottern geriet.

Devisen: Euro wieder über 1,11-Dollar-Marke

Der Euro überschritt am Nachmittag die Marke von 1,11 US-Dollar deutlich. Die Gemeinschaftswährung kostete zuletzt 1,1145 Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs auf 1,1135  (Donnerstag: 1,1102) US-Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,8981 (0,9007) Euro.

Rohstoffe: Ölpreise schwanken, Gold gefragt

Die Ölpreise erlebten zum Wochenausklang einen äußerst schwankenden Handel. Nach Gewinnen im asiatischen Handel büßten die Preise am Vormittag deutlich ein, nur um am späten Nachmittag wieder in die Gewinnzone vorzustoßen.

Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im August kostete zuletzt 49,99 Dollar und damit 28 Cent oder 0,6 Prozent mehr als zum US-Settlement. Der Preis für ein Fass der amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI) verbilligte sich um 27 Cent oder 0,6 Prozent auf 48,60 Dollar

Gut eine Woche nach der Entscheidung der Briten für den Brexit griffen Anleger erneut zu Gold. Das Edelmetall verteuerte sich um 1,0 Prozent auf 1336 Dollar je Feinunze. Damit steuerte es auf den fünften Wochengewinn in Folge zu. Das ist die längste Serie seit zwei Jahren.

Quelle: ntv.de, kst/ppo/dpa/DJ/rts

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen