Marktberichte

8000 so nah und doch so fern Dax steht wie angewurzelt

Wer will denn hier Wurzeln schlagen?

Wer will denn hier Wurzeln schlagen?

(Foto: picture alliance / dpa)

War's das mit der magischen "8"? Der deutsche Aktienmarkt kommt einfach nicht in Fahrt. Nur gut 40 Punkte trennen den Dax von der 8000. Dann der Rückstoß zur Erde. Das Zinsniveau bleibt laut EZB-Chef Draghi vorerst stabil. Da hatten sich mancher was anderes erhofft.

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Für den großen Sprung hat es wieder nicht gereicht. Noch während EZB-Präsident Draghi nach der Veröffentlichung des unveränderten Zinsniveaus auf der Pressekonferenz die Fragen der Journalisten beantwortete, kam der Dax deutlich unter Druck. Die Hoffnungen der Anleger, dass die EZB bald die Zinsen senken könnte, wurden enttäuscht.

Der deutsche Leitindex Dax gab alle Tagesgewinne preis und drehte sogar kurz ins Minus. Bis zum Handelsschluss erholte er sich aber wieder und notierte am Ende 0,3 Prozent höher bei 7939 Punkten. Das Tageshoch lag bei 7956, keine 50 Punkte von der magischen Marke 8000 entfernt. Am Vortag hatten sogar nur noch 22 Punkte gefehlt. Anders als der Dow-Jones-Index, der den dritten Tag in Folge ein Allzeithoch markiert, kommt der Dax nicht in Fahrt.

Kein Hinweis auf baldige Zinssenkung

Im Markt war zuletzt spekuliert worden, die EZB könnte die Zinsen bald weiter herunterschrauben. "Unseres Erachtens liefert der EZB-Chef keine Hinweise auf eine Zinssenkung", erklärte Helaba-Analyst Ralf Umlauf nach der Pressekonferenz.

Ein Ende der Zinssenkungsphantasien sieht HSBC-Trinkaus-Analyst Rainer Sartoris  deshlab aber noch nicht gekommen. Schließlich sei die Möglichkeit einer Zinssenkung in der Runde der EZB auch diskutiert worden.

Die Aussicht auf viel weiteres billiges Geld hatte zuletzt viele Anleger in die Märkte gelockt. Das Geld der Notenbanken, das die Weltwirtschaft schmieren soll, schmiert auch die Börsen. Allein die Spekulationen auf eine anhaltende Geldschwemme haben dem Dax seit Montag ein Plus von rund drei Prozent beschert.

Negativ kamen bei den Anlegern auch die jüngsten Zahlen zum Auftragseingang in der deutschen Industrie an. Zum Jahresauftakt sind die Zahlen überraschend eingebrochen. Das ist ein Dämpfer für Konjunkturoptimisten, und an der Börse wird bekanntlich die Zukunft gehandelt.

Berichte als Impulsgeber

Von der Zahlenfront prasselten Ergebnisse von Merck, Adidas, Linde und Hannover Rück auf die Anleger ein. Einer der größten Profiteure im Dax waren Merck, die 2,9 Prozent zulegen konnten. Der Darmstädter Pharma- und Spezialchemiekonzern hat seinen operativen Gewinn 2012 ausgebaut und weitere Zuwächse in diesem und im nächsten Jahr angekündigt.

Analysten bezeichneten die Ergebnisse von Merck als "durchweg solide". Alle Ergebnisse lägen leicht über den Konsensschätzungen. Die Dividende könne für Aktienkäufe sorgen, sie liege um fast 13 Prozent über der Konsensschätzung. "Der Ausblick nennt zwar keine Zahlen, die Tendenzprognosen für Umsatz, Gewinn und Margen decken sich aber mit den Erwartungen am Markt", sagte ein Händler. Die Aktie könne nun versuchen, über den Widerstand bei 110 Euro auf neue Rekordstände zu steigen.

Bei Adidas zeigten sich die Anleger wegen eines Gewinneinbruchs zunächst unentschieden: Die Probleme der US-Tochter Reebok haben den Gewinn im vergangenen Jahr schrumpfen lassen, der Überschuss sank um mehr als 14 Prozent auf 526 Mio. Euro. Dann griffen die Investoren aber doch kräftig zu. Die Aktien verteuerten sich im Dax um 6,6 Prozent. Die Dividendenpolitik gleiche die Negativnachrichten aus, erklärten Börsianer. Adidas will seine Ausschüttung um 35 Prozent auf 1,35 Euro je Aktie erhöhen. Analysten hatten eine Dividende von 1,25 Euro je Aktie erwartet. Die Titel des Konkurrenten Puma gaben im MDax hingegen um 2,5 Prozent nach.

Ausblick von Lanxess missfällt

Keinen guten Tag erwischten die Aktien von Lanxess, die mit einem Abschlag von 4,6 Prozent die Verliererliste im Dax anführten. Der Spezialchemie-Konzern Lanxess sieht im neuen Jahr bisher keine Verbesserung der schwachen Nachfrage. Der Trend aus dem zweiten Halbjahr 2012 setze sich auch in diesem Jahr in den meisten Geschäftsfeldern fort, teilte der Konzern mit.

Einer der größten Gewinner im MDax waren Hannover Rück. Der verdiente 2012 trotz der anhaltend niedrigen Zinsen und des Hurrikans "Sandy" so viel wie noch nie. Der Überschuss sei um 42 Prozent auf 858,3 Mio. Euro gestiegen, teilte der weltweit drittgrößte Rückversicherer mit. Die Aktionäre sollen eine auf insgesamt 3,0 Euro erhöhte Dividende erhalten, nach 2,10 Euro im Vorjahr. Die Gewinnbeteiligung beinhaltet einen Bonus von 40 Cent. Von der hohen Ausschüttung profitiert vor allem die Mutter Talanx, die seit kurzem ebenfalls an der Börse notiert ist. Die Anleger honorierten das mit einem Kursplus von 2,6 Prozent.

Klöckner & Co hielten mit einem Minus von 4,7 Prozent im MDax die rote Laterne. "Zeit für Gewinnmitnahmen", schrieben die Analysten von Exane BNP in einem Kommentar. Sie senkten ihre Anlageempfehlung für den Stahlhändler auf "Neutral" von "Outperform". Seit Mitte November ist der Kurs von Klöckner um rund 45 Prozent gestiegen.

Klagefront gegen Porsche bröckelt

Die Porsche-Aktie profitierte von einem Teilerfolg vor einem US-Gericht. Die Papiere legten 3,2 Prozent zu. Im Berufungsverfahren vor einem US-Gericht gegen die Porsche SE und ehemalige Vorstände haben 12 von 32 Hedgefonds aufgegeben. Wie das Unternehmen mitteilte, haben diese Fonds ihre Berufung gegen die Abweisung ihrer Klagen mit Zustimmung der Stuttgarter zurückgenommen. Damit bröckelt die Klagefront von Hedgefonds gegen die Porsche-Holding nach der Übernahmeschlacht mit VW in den USA.

Quelle: ntv.de, bad/ddi/rts/DJ/DPA

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