Marktberichte

Wall Street im Abgabemodus Problem-Cocktail kostet Dax die 10.000

Steil nach unten ging es mit dem Dax.

Steil nach unten ging es mit dem Dax.

(Foto: AP)

Das war es mit der 10.000er-Marke für den Dax. Nach einem Verlust von fast zwei Prozent ist der deutsche Leitindex wieder vierstellig. Zu viele Faktoren sprechen gegen steigende Kurse: Sorgen um Chinas Konjunktur, durchwachsene Quartalszahlen und ein erstarkter Euro.

Nur ein paar Wochen konnte der Dax sich oberhalb der 10.000er-Marke halten - damit ist es vorerst vorbei. Der Dax büßt am zweiten Handelstag 1,9 Prozent ein auf 9927 Punkte. Der festere Euro, teilweise enttäuschende Quartalszahlen einiger großer Unternehmen und schwache Konjunkturdaten aus China belasten am Dienstagnachmittag weiter die Stimmung an den Börsen.

Der Euro war deutlich über die Marke von 1,15 Euro gestiegen, am Vormittag hatte er erstmals seit August die Marke von 1,16 Dollar überwunden. Am Nachmittag kommt er 1,1545 Dollar zwar wieder etwas zurück, er belastete aber nach wie vor die Stimmung für die exportorientierten Werte. Vergleichsweise gut im Markt lagen binnenorientierte konjunkturresistente Werte.

Marktteilnehmer halten nach dem Sprung des Euro über den Widerstand bei 1,15 Dollar weitere Gewinne der Gemeinschaftswährung für möglich. Ein Analyst verwies auf zwei stützende Faktoren für den Euro. Erstens sei nach den zuletzt schwächeren US-Konjunkturdaten klar, dass sich die US-Notenbank mit Zinserhöhungen zurückhalten werde. An den Finanzmärkten wird inzwischen nur noch ein Zinsschritt in diesem und einer im kommenden Jahr eingepreist, ursprünglich lag der Fahrplan der Fed bei vier Schritten für dieses Jahr.

Zweitens akzeptiere die EZB mehr Euro-Stärke als in der Vergangenheit. Die Anleger dürften nun die Schmerzgrenzen der Zentralbanken austesten. Der Analyst rechnet nicht mit verbalen Interventionen der EZB, solange der Euro unter 1,20 Dollar notiere. Damit sei die Bahn nach oben für den Euro erst einmal frei.

Frankfurt: Commerzbank-Aktie erlebt Kurssturz

Der Dax schloss am Ende 1,9 Prozent tiefer und sank auf 9927 Punkte. Für den MDax ging es 1,1 Prozent nach unten auf 20.046 Zähler. Verluste auch beim TecDax, der ebenfalls 1,1 Prozent abgab auf 1615 Punkte. Auch der Euro-Stoxx-50 ließ Federn und verlor 1,8 Prozent auf 3033 Punkte.

Die Aktien der Commerzbank führten die Verliererliste im Dax mit einem Minus von 9,5 Prozent an. Zwar hat die Bank im ersten Quartal die Erwartungen von Analysten weitgehend erfüllt, allerdings belastet ein kräftiger Rückgang des Überschusses die Aktie. Zudem sollen laut einem Recherche-Verbund aus Handelsblatt, Bayerischem Rundfunk, Washington Post und dem New Yorker Recherchebüro ProPublica deutsche Banken mittels Aktiengeschäften ausländischen Anlegern geholfen haben, Steuern in Milliardenhöhe zu sparen. Die Commerzbank soll bei diesen Deals besonders aktiv gewesen sein, heißt es. Die Rechtmäßigkeit solcher Geschäfte ist umstritten.

BMW verloren 3,8 Prozent. Der Umsatz ist im ersten Quartal um 7 Prozent unter der Konsensprognose zurückgeblieben. Lufthansa büßten 5,1 Prozent ein. Der saisonübliche Verlust ging im Jahresvergleich zwar deutlich zurück, die Fluggesellschaft will die Kapazitäten in diesem Jahr aber weniger stark erhöhen als ursprünglich geplant. Aktien von ProsiebenSat.1 gaben trotz solider Quartalszahlen des Medienkonzerns um 0,8 Prozent nach. Infineon verloren 4,7 Prozent, nachdem der Halbleiterhersteller die Umsatzziele für 2016 leicht gesenkt hat.

Fresenius Medical Care (FMC) verloren 0,9 Prozent. FMC müsse den Gewinn in den kommenden Quartalen noch erheblich steigern, um das Jahresziel zu erreichen, sagt Sven Kürten von der DZ Bank nach den Erstquartalszahlen. Der Kurs der Muttergesellschaft Fresenius verloren nach Quartalszahlen des Gesundheitsdienstleisters 0,2 Prozent an Wert.

USA: Wall Street mit Konjunktursorgen

Die Wall Street schloss aufgrund von Konjunktursorgen tiefer. Der Dow-Jones-Index verlor 0,8 Prozent auf 17.751 Punkte. Der S&P-500 gab 0,9 Prozent nach auf 2063 Zähler. Der Nasdaq-Composite verzeichnete einen Abschlag von 1,1 Prozent auf 4763 Stellen.

Befeuert wurden die Sorgen um die Konjunktur zusätzlich von der immer mehr um sich greifenden Skepsis über die Wirksamkeit der geldpolitischen Lockerungen quer über den Globus. Der jüngste Dämpfer kam aus China, wo der Caixin- Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe die Erwartung verfehlt hat und zudem weiter im Kontraktion anzeigenden Bereich liegt. Erst am Montag hatte der ISM-Einkaufsmanagerindex aus den USA für April enttäuscht und in der Vorwoche in den USA das BIP-Wachstum im ersten Quartal.

Auf Unternehmensseite gab es wieder eine ganze Reihe von Quartalszahlen zu verdauen, unter anderem von Pfizer, Sprint und Molson Coors. Der Pharmakonzern Pfizer hat im ersten Quartal die Erwartungen mit einem kräftigen Gewinn- und Umsatzanstieg übertroffen und außerdem den Ausblick angehoben. Der Kurs stieg um 2,7 Prozent. Mit der Sprint-Aktie ging es 5,2 Prozent nach oben. Zwar hat der Telekomanbieter seinen Verlust auf über eine halbe Milliarde Dollar ausgeweitet, doch konnte er gegenüber dem Vorjahr die Kundenzahl deutlich steigern. Die Brauerei Molson Coors hat im ersten Quartal die Erwartungen der Analysten deutlich übertroffen. Der Kurs legte um 1,6 Prozent zu.

Asien: Börse in Shanghai zeigt sich unbeeindruckt

Shanghai Composite
Shanghai Composite 3.010,66

Das abflauende Vertrauen in die Durchschlagkraft der Notenbanken hat die Aktienmärkte in Fernost belastet. Immer mehr Investoren zeigten sich verunsichert, ob Zentralbanken mit ihrer expansiven Geldpolitik überhaupt in der Lage sind, das Wachstum anzukurbeln. Auf die Stimmung drückten zudem enttäuschende Konjunkturdaten aus China. Die Märkte in Japan waren wegen eines Feiertags geschlossen. Der MSCI-Index für asiatische Aktien außerhalb Japans lag 0,1 Prozent im Minus.

Investoren reagierten enttäuscht auf eine Umfrage, derzufolge die chinesische Industrie im April den 14. Monat in Folge geschrumpft ist. Der Caixin/Markit Einkaufsmanagerindex für den Sektor fiel auf 49,4 Punkte von 49,7 Zählern im März. Als Reaktion auf die Flaute beschleunigten die Fabriken den Stellenabbau.

Davon unbeeindruckt zeigte sich allerdings der Leitindex der Börse in Shanghai, der mehr als ein Prozent zulegte. Anleger setzten darauf, dass staatliche Konjunkturimpulse die Gewinne der Unternehmen erhöhen. Gegen den Trend legten die Kurse in Australien um rund zwei Prozent zu, nachdem die Zentralbank die Zinsen zur Abwehr einer Deflation überraschend gesenkt hatte. Dagegen fielen die Kurse in Taiwan und Hongkong um rund ein Prozent.

Rohstoffe: Ölpreis wieder auf dem Abstieg

Die Ölpreise haben nach zwischenzeitlichen Gewinnen ihren am vergangenen Freitag begonnen Abstieg fortgesetzt. Sie leiden unter den jüngsten Förderdaten der Opec, die fast auf Rekordhoch ausgefallen waren.

Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im Juli kostete am späten Nachmittag 44,98 US-Dollar - das waren 85 Cent oder 1,9 Prozent weniger als am Montag. Der Preis für ein Barrel der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) zur Lieferung im Juni fiel um 1,12 Dollar oder 2,5 Prozent auf 43,66 US-Dollar.

Devisen: Euro zeitweise über 1,16 Dollar

Der Kurs des Euro ist erstmals seit August 2015 über die Marke von 1,16 US-Dollar gestiegen. Allerdings gab er im Tagesverlauf einen Großteil seiner Gewinne wieder ab. Die europäische Gemeinschaftswährung wurde am Nachmittag mit 1,1525 Dollar gehandelt, nachdem der Kurs am Vormittag noch bis auf 1,1616 Dollar gestiegen war. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs auf 1,1569 (Montag: 1,1493) Dollar festgesetzt.

Der seit einigen Tagen anhaltende Höhenflug des Eurokurses wurde am Nachmittag durch Aussagen eines Vertreters der US-Notenbank Fed gebremst. Eine Leitzinsanhebung im Juni sei eine "reale Option", sagte Dennis Lockhart, Chef der regionalen Notenbank von Atlanta. Die Märkte würden die Chance für eine Zinserhöhung unterschätzen. Der Euro gab daraufhin seine Tagesgewinne fast komplett ab.

Quelle: ntv.de, kst/ppo/DJ/dpa/rts

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen