Marktberichte

"Schwarzer Montag" China-Crash sorgt für Dax-Kursrutsch

Den höchsten Tagesverlust seit acht Jahren weist der Shanghai Composite aus. Die Gründe dafür bereiten auch den deutschen Anlegern Sorgen. Zum Handelsende sackt der Dax erneut ab. Der Dow Jones fällt auf dem tiefsten Stand seit Februar.

Diesen Auftakt in die neue Handelswoche haben sich die Anleger am deutschen Aktienmarkt anders vorgestellt. Nach rund drei Prozent Verlust in der Vorwoche setzte sich der Abwärtstrend auch am Montag fort. Von einem "ziemlich nervösen Handel" sprach n-tv-Börsenexpertin Katja Dofel. Ihre Kollegin Corinna Wohlfeil sah den Grund dafür in China: "Die Sorgen überwiegen. Das Thema China hat sich noch nicht erledigt und scheint größer, als wir es bisher annehmen." Auch in den USA ist die Stimmung an den Börsen gedrückt.

Der Dax gab bis auf ein Tagestief von 11.053 Punkten nach. Am Freitag war er bei 11.347 Zählern aus dem Handel gegangen. Den damaligen Verlust von 1,4 Prozent toppte der Leitindex nun noch. Am Ende stand ein Minus von 2,6 Prozent bei 11.056 Stellen in den Handelsbüchern. Der MDax rutschte 2,6 Prozent ins Minus auf 20.103 Zähler. Der TecDax sackte 2,9 Prozent auf 1752 Punkte ab.

Konjunktur: Was macht die Fed?

Die instabile Lage an den Märkten in China und Sorgen um die weitere Entwicklung der Weltwirtschaft belasteten. Zudem rechnet die Mehrheit der Marktteilnehmer nun offenbar mit einer ersten Zinsanhebung der US-Notenbank Federal Reserve (Fed) bereits im September.

Stützend wirkten - zumindest vorübergehend - frische Konjunkturdaten aus Deutschland. Der Ifo-Geschäftsklimaindex kletterte - wie erwartet und liegt nun bei 108,0. "Die deutsche und die europäischen Wirtschaft befinden sich weiterhin auf einem soliden Wachstumskurs", sagte Dirk Gojny von der National-Bank.

Charttechnik: Lage trübt sich ein

Die jüngste Kursschwäche stimmt aber nun auch Analysten und Charttechniker vorsichtiger. Thematisiert wird vor allem der Mitte April begonnene Abwärtstrend des Dax. Aus diesem war der Index vor zwei Wochen dynamisch nach oben ausgebrochen. Nach den Kursverlusten der vergangenen Woche droht nun ein Rückfall in eben diesen Trend. "Die jüngste Entwicklung hat die Marktteilnehmer nervös gemacht", sagte Christoph Geyer von der Commerzbank.

Nur wenn der Dax die Haltemarke bei 11.244 Punkten verteidige, bleibe es bei der "konstruktiven Grundhaltung" für die kommenden Woche, so die Analysten der HSBC Trinkaus. Falls nicht, drohe ein Rückfall auf die gleitende Durchschnittslinie der vergangenen 200 Handelstage, die aktuell bei 10.739 Punkten verlaufe. Im schlimmsten Fall könne ein "Angriff der Aktienbären" den Dax sogar auf das markante Tief vom 8. Juli bei 10.653 Punkten drücken. Die Situation für die Restwoche erscheint damit nicht gerade rosig.

Einzelwerte: Börse und Banken

So oder so schauen die Anleger in den kommenden Tagen und Wochen auf die Quartalsausweise Hunderter Unternehmen. In Deutschland liefern Deutsche Börse bereits nachbörslich ihr Zahlenwerk ab. Am Mittwoch folgen etwa Volkswagen, am Donnerstag weitere sechs Konzerne, darunter die Lufthansa, die bereits mit einem neuen Preissystem aufwartete und für Gesprächsstoff unter den Anlegern sorgte. Für die Titel ging es indes dennoch bergab: Am Ende stand ein Minus von etwa 1 Prozent - das geringste aller 30-Dax Werte.

Bei den anderen Einzelwerten schauten die Marktteilnehmer in erster Linie auf die Titel der Deutschen Börse. Die gaben 2,5 Prozent ab. Dabei bewerteten Börsianer den Kauf des Entwicklers 360T relativ neutral. "Das war schon vor einem Monat vorab so berichtet worden und überrascht nicht", sagte ein Händler. "Störend ist nur der Preis, der am oberen Ende der damals genannten Spanne liegt."

Im Blick behielten die Börsianer auch die Anteilsscheine der Banken. Deutsche Bank verbilligten sich um rund 3,5 Prozent, Coba etwa 3 Prozent. Die Schweizer Großbank UBS hatte Zahlen veröffentlicht. Der Gewinn lag dabei deutlich über den Erwartungen: "Das ist ein ähnlich starker Quartalsbericht wie der der Credit Suisse", sagte ein Händler. Auch bei UBS sei die Sparte Vermögensverwaltung unterschätzt worden. Den Kursen im Finanzsektor half das aber nicht.

Während die Banken damit die Verliererliste im Dax anführten und auch die Chemiewerte kräftig an Boden verloren, hielten sich die Autowerte vergleichsweise "gut": VW und Conti büßten lediglich 1,7 und 2,1 Prozent ein. BMW und Daimler verabschiedeten sich etwa 2,5 und 2,7 Prozent leichter.

Im TecDax ging es für Qiagen und Morphosys nach Quartalszahlen abwärts. Morphosys enttäuschte dabei und führten mit einem Abschlag von am Ende rund 5,5 Prozent die Verliererliste an.

Devisen: Euro schaut auf die Fed

Der Euro machte dagegen weiter Boden gut und war damit ein weiterer Störfaktor für den Aktienmarkt. Mit 1,1112 Dollar erreicht er zeitweise ein Zweiwochenhoch. Am Abend pendelte die Gemeinschaftswährung um die 1,11er Marke. Am Mittag hatte die EZB den Referenzkurs auf 1,1058 Dollar festgesetzt. Am Freitag hatte der Euro im Schlussgeschäft in New York noch knapp unter 1,10 Dollar gelegen.

Händler verwiesen auf den Anstieg des Ifo-Geschäftsklima-Index. "Das hat den Euro eindeutig gestützt", sagte ein Händler.

Allerdings hat die Gemeinschaftswährung schon zuvor Anleger angelockt. "Viele Investoren haben wegen der für September erwarteten Zinswende in den USA sehr hohe Dollar-Positionen. Die wurden heute Morgen offensichtlich ein wenig abgebaut", erklärte ein Händler. Allerdings seien die Umsätze ferienbedingt sehr gering.

Der Offenmarktausschusses der Fed (FOMC) kommt in dieser Woche zusammen. Er wird nach Einschätzung der meisten Marktteilnehmer am Mittwochabend (MESZ) aber noch keine Zinswende verkünden. Es ist die letzte Zusammenkunft vor der September-Sitzung, bei der einige mit der ersten Zinserhöhung seit der Finanzkrise 2007/2008 rechnen.

USA: Negativtrend erfasst die Wall Street

Der erneute Kurssturz in China belastete auch die Wall Street. Die US-Börsen seien wegen der Sorgen um die Weltkonjunktur bereits Ende voriger Woche nervös geworden, hieß es am Markt. Der Dow-Jones-Index verlor 0,7 Prozent auf 17.441 Punkte. Der breiter gefasste S&P-500 sackte 0,6 Prozent auf 2068 Punkte ab. Der 100er Index der Technologiebörse Nasdaq gab sogar 0,8 Prozent auf 4519 Stellen nach.

Für Aufsehen sorgte die 40 Milliarden Dollar schwere Übernahme der Generikasparte von Allergan durch die israelische Ratiopharm-Mutter Teva. Allergan-Papiere gewannen 6,1 Prozent an Wert, die in New York gehandelten Aktien von Teva sogar 16,4 Prozent. Um 14,5 Prozent nach unten ging es dagegen für Mylan. Die ebenfalls 40 Milliarden Dollar schwere Offerte für Mylan zog Teva nämlich zurück.

Auf den Verkaufslisten der Anleger standen ebenfalls die Papiere von Fiat Chrysler, die sich um 4,9 Prozent verbilligten. Der Autobauer wurde wegen seiner Rückrufpolitik zu einer Rekordstrafe von 105 Millionen Dollar verdonnert.

Asien: Neue Turbulenzen an China-Börsen

Minuszeichen dominierten auch an den Kurs-Tableaus der Börsen in Ostasien. Der Tokioter Nikkei-Index schloss rund 1 Prozent tiefer bei 20.350 Punkten. An den chinesischen Börsen gab es einen erneuten Kursrutsch. Die Verluste des Shanghai-Composite weiteten sich systematisch bis auf ein Schlussminus von 8,5 Prozent aus. Auch in Shenzen und Hongkong sackten die Bewertungen ab. Damit sind die jüngst gezeigten Erholungstendenzen abrupt beendet.

Noch hätten die Aktienmärkte nicht wieder richtig Fuß gefasst, hieß es. Die schwach ausgefallenen Daten aus der Industrie verstärkten den Druck nach unten noch, meinte Gerry Alfonso, Handelsdirektor bei Shenwan Hongyuan Securities. Im Juni waren die Gewinne der Industrieunternehmen im Jahresvergleich um 0,3 Prozent gesunken.

Rohstoffe: Öl-Preisrutsch dauert an

Die Ölpreise setzten ihren Abwärtstrend der Vorwoche fort. Am Abend kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im September 53,73 Dollar. Das waren 1,6 Prozent weniger als am Freitag. Der Preis für ein Fass der amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI) fiel um 1,6 Prozent auf 47,39 Dollar.

Das Überangebot an Rohöl blieb dabei das beherrschende Thema am Markt. Zum Wochenauftakt habe ein Anstieg der Bohrlöcher in den USA für Preisdruck gesorgt, hieß es aus dem Handel. Seit Beginn des Monats geht es mit den Ölpreisen mehr oder weniger stark nach unten.

Der Goldpreis stabilisierte sich dank des etwas schwächeren Dollar und stieg um 7 Dollar gegenüber dem Settlementpreis vom Freitagabend auf 1094 Dollar je Feinunze.

Quelle: ntv.de, bad/kst/DJ/rts

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